#4
Vor dem Tank des verwundeten Offiziers stand ein Mann und betrachtete den Bacta-Tank einige Momente lang, ehe er weiterschrieb. Er trug die helle Kleidung eines medizinischen Pflegers, hatte ein elektronisches Klemmbrett in einer Hand und notierte einige der Daten darauf, die auf der Anzeigefläche neben dem Bacta-Tank ausgewiesen wurden. Allerdings nur, bis sich die Gleittüre hinter ihm wieder schloss und den Blick nach außen versperrte. Oder eben auch den Blick von außen nach innen. Unmittelbar nach Zugleiten der Türe legte der Mann das Gerät auf dem Tisch ab und trat näher an das Glas, in dem sich der angesehene Offizier befand. Das war also Tiberius Vaash, der Mann, der über Eriadu bis zum Umfallen gekämpft hatte. Und dabei war sein Opfer ein völlig Sinnloses. Nicht nur das, er hatte dabei den Klienten des Mannes verärgert. Unwillkürlich fielen seine Augen auf die zahlreichen Schläuche, die er mit einer simplen Bewegung hätte kappen können, um die Luftzufuhr in das Innere des Tanks zu kappen. Ein Erstickungstod wäre die logische Konsequenz gewesen. Doch das war nicht die Aufgabe, dafür wurde er nicht bezahlt. Im Gegenteil, er würde sich Ärger zuziehen. Zwar hätte die Beseitigung Vaashs für klüger gehalten, aber das war nicht seine Entscheidung. Sein Klient hatte andere Vorgaben und er würde sich nun nicht mehr Arbeit machen als das, was von ihm erwartet wurde. Es war ohnehin eine der leichtesten Jobs gewesen, für die er jemals bezahlt wurde. Einfach, schnell, gut bezahlt. Eine sinnvolle Kombination für ihn.

So trat der Mann wieder weg von dem Bacta-Tank und wandte sich dem Tisch zu. Einige Besserungsschreiben der Veteranen von Eriadu und sogar ein paar kleinere Geschenke hatten dort bereits Platz gefunden. Man konnte wohl nicht behaupten, dass Tiberius Vaash bei seinen Soldaten unbeliebt war. Beinahe interessiert nahm der Mann ein paar der Schreiben und blätterte sie flüchtig durch, ehe er sie schulterzuckend wieder auf dem Tisch verteilte. Anschließend entnahm er aus seiner Tasche ein annähernd quadratisches, für seine geringe Größe verhältnismäßig schweres Metallstück und platzierte es ebenfalls am Rande des Tischs. Es war nicht einfach gewesen, ein Stück der Panzerung der Veneratio nach ihrem Absturz von Eriadu aufzutreiben, doch wer schnell genug und interessiert genug daran gewesen war, hatte während des Abwracksvorgangs auf der Planetenoberfläche vielleicht noch ein Stück ergattern können. Die graue, blankpolierte Panzerplatte glänzte hell in den Lichtern des Krankenzimmers und schien die übrigen Gegenstände darauf direkt zu überschatten. Ob es bewusste Symbolik seines Klienten war oder eine rein zufällige Begleiterscheinung des polierten Metalls konnte der Mann nicht sagen – und es interessierte ihn auch nicht. An das Metallstück lehnte er eine schlicht weiße, in der Mitte gefaltete Karte, die zu öffnen ihm seitens des Klienten nicht gestattet gewesen war. Er hatte es dennoch getan.

Ich hätte es tun können. Doch in Ihrem letzten Moment sollen Sie sehen können, dass ich meine Versprechen zu halten gedenke. Möge Ihre Genesung daher nicht lange auf sich warten lassen.
S. D.


Ohnehin würde er seinen Klienten niemals wiedersehen – ebenso wenig wie Tiberius Vaash. Und so verschwand der Mann bald wieder aus seinem Zimmer, verließ das Krankenhaus unbemerkt und ging seinen weiteren Weg in der Galaxis.
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