#6
Allein, auf seinem Stuhl, im Shuttle, verlassen von sich selbst, betrachtete Vesperum monoton, leblos, die leeren Sitzreihen vor sich. Sein Blick starr auf diese gerichtet, bereitete er sich vor. Sinnleer waren die Momente, wie ein Rauschen, unrythmisch und verzerrt zogen sie vorbei. Gefühle unverkennbar verdorben waren in diesem Moment pulsierend, wie seine Schuld. Er, der dunkle Lord, sah sein Schicksal wachsen, wie ein Geschwür, welches die Galaxis verzehren würde. Dieser Sith war die Nemesis einer sterbenden Zeit. - Und bald würde er diesen Sterbeprozess zu einem Gegner bringen. Das Shuttle hatte sich bereits aus dem Hangar gelöst, sank, geleitet von einigen TIE-Abfangjägern in Ehrenformation, auf Onderon herab. Die typischen Schwingen klappten aus, wie Engelsflügel, eines fallenden Himmelsgeschöpfes; geleitet von dunklen Tränen mit ihrem brummend-kreischenden Antrieben. Es gab keine Rettung, nur eine Bewegung dieses Objektes, welches den Raum durchschnitt. Nicht nur mit seinem Metall, auch mit seiner Aura, welche von Vesperum umschlossen war. Seine Kälte, seine Präsenz drängte durch den Raum, wie ein blutiger Dolch, mordlustig, kalt und behäbig.

Kein Wort drang aus seinen Lippen. Nur seine Schuld sprach für sich und diese Schuld wuchs mit jedem Tag, wie Gift in einem Kreislauf. Es gab keinen Platz, der ihm Halt gewähren konnte. Ein Sith war verloren. Seine Existenz war gebunden an Prozesse, welche widernatürlich abliefen. Prozesse, die im Glauben der Selbstkontrolle, längst Illusionen waren und nicht mehr zu kontrollieren waren. Darth Vesperum war ein Geist, ein Dämon aus der Finsternis, welche immer weiter von dieser Galaxis abfiel. Das rythmische Surren der Antriebe bildete in diesem Augenblick einen starken Kontrast zum Rauschen des Momentes, welcher völlig losgelöst, weltfremd daher kam. Dieser Mann saß dort, ruhig, für sich und bereit zu morden, grausam sowie brutal. Perversionen eines sterbenden Herzen offenbarten sich in seinem Geist, wie Schreie aus der Macht selbst. Bilder wiederholten sich, während er auf die Sitze vor sich starrte; völlig leere Sitze. Niemand, außer die Piloten der Lambda-Fähre, begleiteten ihn. Das Schiff stieß hinab in die dunstigen Wolken von Onderon, durchschnitt diese und gierig sank es weiter, in seiner Aufgabe, den Gefallenen zu transportieren. Die Wolken bildeten warme Streifen aus Weiß an den Tragflächen der Maschine, die scheinbar endlos hinter dem Vehikel abfielen.

Die Bilder waren deutlicher als noch vor Monaten. Brutale Bilder von Gewalt, Horror und Perversion seiner eigenen Macht. Plötzlich geschah es. Ein Lächeln, finster und verdorben, wie der Moment, zeigte sich auf seinem Gesicht. Nicht mehr, das finstere Grinsen und der starre von Dämonen entzogene Blick. Er war die Waffe seiner eigenen Zerstörung, seiner willendlichen Gier. Sein Platz war überall und doch für immer vorbeiziehend, niemals gebunden. Darth Vesperum sah es, was er tun würde - mit seinem Willen und seinen knochigen Händen. Macht, schier bösartig in ihrer Reinheit, kalt und erhaben über allem. Die Sucht nach dieser hatte ihn wieder einmal gepackt, bei dem Gedanken, Curelis zu vernichten. Curelis hatte richtig gehandelt und die Führung übernommen, wie es Brauch war. Dennoch musste er als Sith wissen, dass man das verteidigen muss, was einem zusteht. Macht ohne Kampf war sinnlos. Nur die Dunkelheit machte stark, ihre unnatürliche Schönheit voller Verfall und Unendlichkeit. Das schwarze Meer floss wieder. Es lebte in ihm. Curelis würde begreifen, dass Dunkelheit immer das ultimative Finale der Galaxis und der gesamten Lebewesen darin war. Die Macht war nicht mehr hell für Vesperum, sondern ein finsteres Rauschen, wie das Scheppern der gerade aufheulden Antriebe, die den Sturz auf Iziz herab, abbremsten.

Die Unvermeidlichkeit trat ein. Doch etwas änderte sich im Wesen um den Sith als eine Welle aus Hoffnung, Angst und Sehnsucht durch den Raum um ihn trat. Das Grinsen fiel aus seinem Gesicht ab, mühsam gierten die Augen zu und die Wippern lagen sanft um sie. Es war eine Hilferuf in der Macht, ausgesendet von einer Welt, weit ab. Einer Welt voller Tod, umschlossen von der dunklen Seite. Vesperum sah sie vor sich, wie sie ihn rief; das schwarze Meer teilte sich in ihm und zeigte ihm den Ursprung, schrie ihn an. Eine Jedi. Ja, eindeutig eine Jedi. Doch da war etwas anders. Kein normaler Ort. Es verschwamm. Nur ein Wort drängte sich in seinen Mund und fiel aus diesem, rauschend, wie die Momente: "Firerre." Die dunkle Seite der Macht war eindeutig. Eine Jedi auf dieser sterbenden Welt, hatte sich offenbart, ob es Eigennutz oder wirkliche Hilfesuche war, interessierte den Lord nur peripher. Der Sith-Lord suchte in seinem Umkreis nach Halt, griff an seine Stuhllehne, um die Kräfte zu bändigen, welche ihm mehr und immer mehr von dieser toten Welt zeigen wollten. All das Leid, welches dort herrschte, drohte ihn zu übermannen. Die dunkle Seite nahm sich sein Fleisch. Mit seinem Willen brach er die Fluten des dunklen Meeres in sich. Das Meer hob die Teilung auf und floss erneut normal. Vesperum keuchte auf, atmete tief ein und aus.

Dann piepte es. Der Imperator riss die Augen, blickte auf den Schalter auf seinem Stuhl, der gelb blinkte. Mit einem kalten Druck aktivierte er diesen. "Mein Imperator," sagte die Stimme des Kommandanten des Shuttles. "Die Dies Irae meldet eine Kommunikation von der Abbadon. Inquisitorin Nigidus wünscht einem Jedi nachzugehen. Sie möchte Dxun sowie Onderon verlassen und erbittet insofern eure Erlaubnis." Der dunkle Lord wartete einen Moment mit seiner Anwort und sagte dann mit langsamer aber starker Stimme: "Ich werde mit ihr selbst kommunizieren." Der Offizier antwortete über das Kom: "Soll ich einen sicheren Kanal öffnen?" Der Imperator beugte sich dezent vor über die Kom-Anlage in seinem Stuhl. "Nein," dann deaktivierte er den Schalter und lehnte sich zurück.

Wieder schlossen sich seine Augen; nach Nigidus in der Macht forschend. Er kannte ihre Aura, wie jedwede, die er einmal real gesehen hatte. Nun konnte er sie im endlosen Meer der Macht finden, wie einen Leuchtturm, aufspüren, verfolgen und nach ihr greifen, wie ein dunkler Schatten. Dort war sie, direkt in der Nähe, nebem ihm in der Macht. Der Imperator trat ins schwarze Meer, sprang mental in dieses und schwamm zu diesem Ort; sein Wille dominierte die Zeit dieses Momentes und ein Schatten manifestierte sich um Nigidus, den nur sie sehen konnte. Eine Erscheinung eines dunklen Wesens aus schwarzen Nebeln, durchzogen von finsteren Blitzen, welche nach und nach verschwanden. Nach wenigen Sekunden, die diese Wolke in ihrem Blickfeld Bestand hatte, löste sie sich langsam auf; bis zu einem Punkt als in ihr ein Gesicht und eine Statur erkennbar wurde: Darth Vesperum in seiner schwarzen Robe. Sein Blick, mit den durchdringenden dämonischen Augen, lag auf Reah Nigidus. Er kommunizierte durch die Macht mit ihr; auf seine düstere Art. Es wurde spürbar kälter auf dem Schiff der Inquisitorin, dies spürte selbst die Besatzung, auch wenn sie die Erscheinung nicht sehen konnten. Manche wunderten sich, ob die Klimaeinstellungen defekt waren.

"Inquisitorin," hauchte die Stimme in ihren Verstand, entstellt, als auch okkult. "Ich verschwende nicht allzu viele Worte an euch. Geht der Sache nach und findet diese Jedi. Ich habe sie gesehen, wie ihr sie auch saht." Ja, Vesperum wusste, dass es ein weibliches Wesen war, denn die Silhouette hatte sich ins schwarze Meer gepresst. "Begebt euch nach Firerre und bringt mir diese Jedi oder vernichtet sie bei Widerstand." Es war nicht Sansa, da war sich der dunkle Sith sicher. Ihre Aura und ihre Silhouette kannte er nur zu gut. Diese Jedi war anders, weniger von Interesse.
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