Die zahlreichen schwebenden Kameras der HoloNetz-Sender fuhren über den hell ausgeleuchteten Platz der Monumente im Imperialen Zentrum. Scheinwerfer sorgten für indirektes Licht an den nahegelegenen Gebäuden und Statuen, die im Abendwind tänzelnden zahlreichen Flaggen des Galaktischen Imperiums flackerten beinahe wie Fackeln in der künstlichen Beleuchtung, während im Hintergrund die Sonne Coruscants hinter den Gebäuden zu verschwinden begann. Das Imperium hatte sich hübsch gemacht. Am Beginn des Boulevards war eine große Bühne aufgebaut, auf der das noch unbesetzte Rednerpult stand. Der Rest des Boulevards war hoffnungslos überfüllt, selbst in einigen eigentlich gesperrten Winkeln waren zeitweise Besucher vorzufinden, die keinen anderen Platz mehr erhalten konnten. Bis zum Ende der Straße, von wo aus man das Pult nur noch erahnen konnte, zog sich die interessierte Menschenschlange. Unbegehbare Bereiche links und rechts des Boulevards boten Platz ausschließlich für Sicherheitskräfte und ISB-Sturmtruppen. Es dauerte nur wenige Sekunden, ehe sich der Vorhang hinter dem Pult lichtete und eine vergleichsweise kleine, schmächtige Gestalt in weißer Militäruniform mit Epauletten das Rampenlicht betrat. Sofort brandete erster Applaus auf und Ishin Il-Raz streckte dem Volk grüßend seine Handfläche entgegen, während er sich hinter das Rednerpult stellte und das Mikrofon mit der anderen Hand aktivierte.
„Meine lieben Freunde, ihr Männer, Frauen und Kinder des Imperators“, begann der Großadmiral sofort, ohne den Anschein zu machen, sich für die Rede sammeln zu müssen und zunächst versehen mit einem geradezu väterlichen Lächeln, während er seinen Blick über die neugierige Masse aus Zuhörern schweifen ließ. Es mussten zehn-, nein, hunderttausende Menschen sein, die sich auf dem großen Prachtboulevard versammelt hatten. Beinahe ausschließlich Zivilisten. Nur wenige der Soldaten waren offen zu sehen, auch wenn davon auszugehen war, dass eine große Zahl von versteckten Schützen jede Bewegung in den Reihen aufmerksam verfolgte. Ishin-Il-Raz scheute die Öffentlichkeit jedoch nicht, im Gegensatz zu anderen hohen Offizieren. Bewusst wählte er einen volksnahen und ungewöhnlich persönlichen Ton in seinen Auftritten und Inszenierungen. Der Mann des Volkes und des einfachen Mannes. Dafür waren rein rhetorische Winkelzüge ungeeignet, die Il-Raz ansonsten zur Perfektion beherrscht hätte. Simplere Stilmittel waren dagegen zur Einprägsamkeit für einfache Bürger von enormer Wichtigkeit.
„Es ist mir eine große Freude, heute wieder vor euch treten zu dürfen. Selten in diesen Tagen war meine Zuversicht so groß und so allumfassend, dass ich je ernsthafter hätte behaupten können, dass ich mit der Stimme der Gelassenheit zu euch sprechen kann.“
Tatsächlich wirkte der Großadmiral geradezu glücklich und erfreut darüber, nach längerer Zeit wieder einen großen öffentlichen Auftritt abhalten zu können. Und es war sogar anzunehmen, dass er nicht nur so wirkte, denn Ishin-Il-Raz war durchaus die Art von Person, die diese Bühne genoss und sie zu nutzen wusste. Mochte auch seine Ernennung zum Großadmiral militärisch wertlos gewesen sein, so war sie doch aus anderen Gründen zweifellos eine durchaus intelligente Entscheidung Palpatines gewesen. Viele Militärs wussten das indes nicht zu verstehen. Für Il-Raz war es inzwischen einerlei. Er hatte versucht, sich militärisch zu betätigen und war daran gescheitert. Daraus hatte er gefolgert, dass sein Territorium ein anderes war. Und dies war eines, das er besser beherrschte als jeder der übrigen Großadmirale. Zweifellos hätte keiner seiner Kollegen mit seiner Präsenz eine auch nur annähernd so große Ansammlung an Menschen bei einem Auftritt hervorgerufen.
„Das hat seinen Grund. Meine Freunde, ich habe mich gestern mit einem Offizier aus der ehemaligen Flotte des Verräters Pitta unterhalten. Der junge Offizier sagte zu mir: ‚Herr Großadmiral, Corellia hat mir die Augen geöffnet. Es wäre meine Pflicht als Soldat gewesen, gegen Pitta vorzugehen und ihn der gerechten Strafe zuzuführen. Heute schäme ich mich, es nicht getan zu haben‘.“
Il-Raz ließ die Worte des Offiziers eine Zeit lang auf die Menge wirken, die zunächst mit Entsetzen wegen der Erwähnung eines ehemaligen Feindes und anschließend mit Überraschung reagiert hatte. Der Großadmiral spielte bewusst mit genau diesen Emotionen.
„Wisst ihr, was meine Reaktion darauf war? Ich habe diesen Mann befördert. Er befehligt nun einen Sternenzerstörer in unseren Kolonien. Nein, ich hege keine Bedenken gegen diesen jungen Mann. Ich weiß, dass viele Offiziere ohne Schuld in Flotten von Abspaltern geraten sind und das Imperium wird jeden honorieren, der diesen Fehler einsieht. Unser Imperium wird jeden wieder in seinen Schoß aufnehmen, der uns wieder dienen will. Dem Beispiel dieses Offiziers mögen viele folgen und sich an ihren in aller Ehre geleisteten Eid als Soldaten erinnern.“
Die Menschenmasse unter dem Rednerpult applaudierte eindringlich. Viele nickten entschlossen. Inwieweit die Geschichte, die beinahe zu schön klang, um wahr zu sein, der Wahrheit entsprach, war wohl letztlich irrelevant, obwohl vermutlich nur wenige der Anwesenden die Glaubwürdigkeit des Großadmirals in Zweifel ziehen würden. Der Appell Il-Raz‘ hatte so oder so eine klare Intention, die auch unabhängig von einem konkreten Beispiel funktionierte. Es war ein Wink an die vielen mittleren Offiziere, die sich per Zufall nach Endor in den Abspalterflotten vorgefunden hatten, sich aber wegen ihres Gehorsams an ihren Vorgesetzen gebunden sahen, nun aber vielleicht angesichts des erstarkten Imperiums wieder zu hadern begannen.
„Ich habe mich heute auch mit Großadmiral Grant...“
Plötzliche Jubelstürme erfassten die Masse, als Il-Raz den Namen des sogenannten „Helden von Corellia“ in den Mund genommen hatte und so wurde er dabei unerwartet unterbrochen. Er schürzte die Lippen und ließ seinen Blick erneut durch die Reihen wandern, die jauchzte und erneut zu klatschen begann. Die unverhoffte Unterbrechung kostete der Inszenator genüsslich aus und er passte den exakten Moment ab, in dem die Euphorie abzuklingen begann, um seine rechte Handfläche beruhigend in die Menge zu heben und sie so scheinbar zur Ruhe aufzurufen. Nahezu sofort herrschte wieder Stille.
„Ich habe mich heute auch mit Großadmiral Grant unterhalten“, fuhr er nach erneuter Einkehr der Stille sorgfältig fort. Sein Tonfall wurde merklich ernster, er zog die Brauen sichtbar zusammen. „Mein Kollege sagte: ‚Corellia war nur der Anfang. Der Anfang vom Ende all derer, die uns den Rücken kehrten.‘ Und ich sage euch: Ja, meine Freunde, aber uns kehrt nicht nur den Rücken, wer gegen uns die Waffe erhebt – nein, unser Feind ist nun vielmehr der, der nicht mehr an unser Imperium glaubt!“
Il-Raz pochte mit beiden Händen gegen seine Brust und holte tief Luft. Es folgte eine anstrengende Passage seiner Rede, die höchste Konzentration erforderte.
„Lasset den Feind in uns nicht stärker werden. Unsere Ideen, unsere Ideale, sie sind es wert, dafür zu kämpfen. Ja, sie sind es wert, notfalls dafür zu sterben. Ich weiß - die Zeiten, die wir durchmachen, sind schwierige, aber seid gewiss: Es ist die ultimative Prüfung für unsere Gesinnung. Diejenigen, die reinen Herzens sind, können dieser Prüfung nur mit Zuversicht und mit dem Glauben an die gerechte Sache entgegensehen. Wir, meine Freunde, wir sind das Imperium! Wir können Dinge schaffen, von denen andere nicht einmal zu träumen wagen. Wir sind die Kämpfer der Einheit. Wir sind die, die vor der Geschichte sagen können, dass sie nur den Krieg beenden wollen und ihn nicht begonnen haben. Dafür müssen wir nur zusammenstehen und an unsere Überzeugungen glauben. Dann wird uns niemand in dieser Galaxis aufhalten können!“
Nach seinen voller Inbrunst vorgetragenen Worten schnaufte Il-Raz kurz durch, während die Menschenmasse unter ihm zum ersten Mal zu toben begann. Die enorme Entschlossenheit des so unscheinbar wirkenden Großadmirals verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung wieder einmal nicht. Der Großadmiral fühlte bereits, wie sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Hohe Konzentration und Ausdauer waren für eine sichere Rede dieser Art entscheidend. Vorsichtshalber räusperte sich Il-Raz ein Mal, ehe er fortzufahren gedachte.
„Diese Rebellen...“
Empörte Buhrufe schnitten Il-Raz jedoch bereits wieder das Wort ab. Schon die Erwähnung der Rebellen hatte die gewünschte Reaktion zur Folge gehabt. Er nutzte die Zeit, um seine Atmung noch einmal zu normalisieren und seine Stimme dadurch wieder fest werden zu lassen, die in seinem vorigen Monolog etwas in Mitleidenschaft gezogen worden war. Vereinzelt vernahm er Rufe mit der Forderung, die Rebellen alle aufzuhängen. Die Menge hatte Blut geleckt. Er verkniff sich ein zufriedenes Lächeln, das das derzeitige Bild seiner Entschlossenheit aufgeweicht hätte. Der Abschnitt der Rede, in dem er den väterlichen Mann mimte, war schließlich bereits vorüber. Erst langsam ließen die Buhrufe und Zwischenbemerkungen wieder nach, bis der Großadmiral fortfuhr.
„Die Rebellen glauben, dass unser Kampfeswille gebrochen sei. Aber ich sage euch: Wir werden nicht zulassen, dass unsere Opfer vergebens waren!“
Der Großadmiral deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung der riesigen Palpatine-Statue zu seiner Linken, danach schob sich sein Finger weiter südlich, wo er bei der Vesperum-Statue hängenblieb. Die Prachtstraße war als Ort der Rede zweifelsohne sehr gezielt gewählt worden.
„Wir werden ebenso nicht zulassen, dass ihr Opfer für uns vergebens war. Sie beide ließen ihr Leben für unser Imperium. Im Kampf für Einheit und gegen Terror und Anarchie. Damit wir noch die Chance haben, unser Imperium so zu erschaffen, wie wir es alle wünschen: in Ordnung, in Gerechtigkeit und in Frieden. Und wenn Palpatine und Vesperum von oben auf uns herabblicken können, so sollen sie uns als Bürger unseres Imperiums sehen, die mit ihrem Tod nur noch enger zusammengeschweißt wurden. Dieses großartige Band ist es, das uns stark macht und das uns von allen Söldner, Verbrechern, Terroristen, Kriminellen unterscheidet. Wir sind auf der Seite der gerechten Sache – und die Geschichte lehrt uns: Wer gegen die Gerechtigkeit seine Waffe erhebt, der wird untergehen. Die Wahrheit, meine Freunde, wird ans Licht kommen. Und wenn sich der Schleier der Lügen um die Rebellen erst gelichtet hat, wird endlich jeder in der Galaxis die wahre Natur ihrer Abartigkeit entdecken können. So wie einst die Separatisten dachten, sie könnten durch Verrat und Lügen unseren Staat stürzen, so werden nunmehr auch die Rebellen daran scheitern. Unser Militär wird unsere Feinde zerschmettern!“
Zufrieden sah Il-Raz die Reflexionen in den Augen der Menschen in den vorderen Reihen und das Entgleiten ihrer Gesichtszüge, als sie ihm voller Zuversicht entgegenriefen. Die Bürger waren stolz auf ihr Militär und derart patriotische Floskeln waren ein sicherer Garant für Emotionalisierung. Es war Zeit für den letzten Akt, sein Finale. Der Großadmiral streckte den Zeigefinger demonstrativ in Richtung der Menschenmenge.
„Und zu unseren Helden, die allen widrigsten Umständen zum Trotz verbissen und tapfer den Orbit von Eriadu halten: Ich weiß, dass Anstrengungen unternommen wurden, um es euch zu ermöglichen, diese Rede vor Ort verfolgen zu können. Daher seid euch gewiss: Das Imperium ist hier. Wir werden niemals weichen. Wir werden niemals kapitulieren. Wir werden euch niemals zurücklassen! Ihr dort draußen, ihr seid die unbesungenen Helden dieses Imperiums und daher lasset uns hier im Imperialen Zentrum einen Rausch herbeiführen, dessen Echo bis nach Eriadu tönt!“
Die aufgestachelte Menge begann nun völlig auszuflippen. Außer einigen Wortfetzen war von Il-Raz‘ Rednerpult erwartungsgemäß nichts mehr zu verstehen, außer ein lautes Dröhnen der gesammelten Stimmen, das wohl noch in kilometerweiter Entfernung zu hören sein würde. Die brutale Stimme des Volkes bedurfte nur noch der Regulierung. Ishin-Il-Raz wischte sich rasch über die verschwitzte Stirn, während er die imperialen Anhänger einige Zeit lang so gewähren ließ. Doch irgendwann, mitten in die Jubelstürme, ballte er die rechte Faust und reckte sie dominant nach vorne, der Menge entgegen und erlangte erneut Aufmerksamkeit.
„E-ri-a-du!“, brüllte er in die Menschenmasse hinaus und schüttelte dabei die Faust mit jeder Silbe.
„E-ri-a-du!“, wiederholte die euphorisierte Menge unter seinem Rednerpult mit nahezu einer einzigen Stimme, während hunderttausende entschlossene Fäuste in den Himmel ragten.
„E-ri-a-du!“, tönte Ishin-Il-Raz von oben nochmals und wiederholte dabei seine entschlossene Kampfesgeste. Die Masse donnerte es ihm gleichsam erneut entgegen, zwei Mal, drei Mal, vier Mal, bis ein Kanon daraus wurde. Der Großadmiral hob prophetisch beide Arme in die Luft und sonnte sich im Triumph der Rufe, die nun überhaupt kein Ende mehr zu nehmen schienen. Erst jetzt gestattete er sich das lange verkniffene Lächeln.
„Meine lieben Freunde, ihr Männer, Frauen und Kinder des Imperators“, begann der Großadmiral sofort, ohne den Anschein zu machen, sich für die Rede sammeln zu müssen und zunächst versehen mit einem geradezu väterlichen Lächeln, während er seinen Blick über die neugierige Masse aus Zuhörern schweifen ließ. Es mussten zehn-, nein, hunderttausende Menschen sein, die sich auf dem großen Prachtboulevard versammelt hatten. Beinahe ausschließlich Zivilisten. Nur wenige der Soldaten waren offen zu sehen, auch wenn davon auszugehen war, dass eine große Zahl von versteckten Schützen jede Bewegung in den Reihen aufmerksam verfolgte. Ishin-Il-Raz scheute die Öffentlichkeit jedoch nicht, im Gegensatz zu anderen hohen Offizieren. Bewusst wählte er einen volksnahen und ungewöhnlich persönlichen Ton in seinen Auftritten und Inszenierungen. Der Mann des Volkes und des einfachen Mannes. Dafür waren rein rhetorische Winkelzüge ungeeignet, die Il-Raz ansonsten zur Perfektion beherrscht hätte. Simplere Stilmittel waren dagegen zur Einprägsamkeit für einfache Bürger von enormer Wichtigkeit.
„Es ist mir eine große Freude, heute wieder vor euch treten zu dürfen. Selten in diesen Tagen war meine Zuversicht so groß und so allumfassend, dass ich je ernsthafter hätte behaupten können, dass ich mit der Stimme der Gelassenheit zu euch sprechen kann.“
Tatsächlich wirkte der Großadmiral geradezu glücklich und erfreut darüber, nach längerer Zeit wieder einen großen öffentlichen Auftritt abhalten zu können. Und es war sogar anzunehmen, dass er nicht nur so wirkte, denn Ishin-Il-Raz war durchaus die Art von Person, die diese Bühne genoss und sie zu nutzen wusste. Mochte auch seine Ernennung zum Großadmiral militärisch wertlos gewesen sein, so war sie doch aus anderen Gründen zweifellos eine durchaus intelligente Entscheidung Palpatines gewesen. Viele Militärs wussten das indes nicht zu verstehen. Für Il-Raz war es inzwischen einerlei. Er hatte versucht, sich militärisch zu betätigen und war daran gescheitert. Daraus hatte er gefolgert, dass sein Territorium ein anderes war. Und dies war eines, das er besser beherrschte als jeder der übrigen Großadmirale. Zweifellos hätte keiner seiner Kollegen mit seiner Präsenz eine auch nur annähernd so große Ansammlung an Menschen bei einem Auftritt hervorgerufen.
„Das hat seinen Grund. Meine Freunde, ich habe mich gestern mit einem Offizier aus der ehemaligen Flotte des Verräters Pitta unterhalten. Der junge Offizier sagte zu mir: ‚Herr Großadmiral, Corellia hat mir die Augen geöffnet. Es wäre meine Pflicht als Soldat gewesen, gegen Pitta vorzugehen und ihn der gerechten Strafe zuzuführen. Heute schäme ich mich, es nicht getan zu haben‘.“
Il-Raz ließ die Worte des Offiziers eine Zeit lang auf die Menge wirken, die zunächst mit Entsetzen wegen der Erwähnung eines ehemaligen Feindes und anschließend mit Überraschung reagiert hatte. Der Großadmiral spielte bewusst mit genau diesen Emotionen.
„Wisst ihr, was meine Reaktion darauf war? Ich habe diesen Mann befördert. Er befehligt nun einen Sternenzerstörer in unseren Kolonien. Nein, ich hege keine Bedenken gegen diesen jungen Mann. Ich weiß, dass viele Offiziere ohne Schuld in Flotten von Abspaltern geraten sind und das Imperium wird jeden honorieren, der diesen Fehler einsieht. Unser Imperium wird jeden wieder in seinen Schoß aufnehmen, der uns wieder dienen will. Dem Beispiel dieses Offiziers mögen viele folgen und sich an ihren in aller Ehre geleisteten Eid als Soldaten erinnern.“
Die Menschenmasse unter dem Rednerpult applaudierte eindringlich. Viele nickten entschlossen. Inwieweit die Geschichte, die beinahe zu schön klang, um wahr zu sein, der Wahrheit entsprach, war wohl letztlich irrelevant, obwohl vermutlich nur wenige der Anwesenden die Glaubwürdigkeit des Großadmirals in Zweifel ziehen würden. Der Appell Il-Raz‘ hatte so oder so eine klare Intention, die auch unabhängig von einem konkreten Beispiel funktionierte. Es war ein Wink an die vielen mittleren Offiziere, die sich per Zufall nach Endor in den Abspalterflotten vorgefunden hatten, sich aber wegen ihres Gehorsams an ihren Vorgesetzen gebunden sahen, nun aber vielleicht angesichts des erstarkten Imperiums wieder zu hadern begannen.
„Ich habe mich heute auch mit Großadmiral Grant...“
Plötzliche Jubelstürme erfassten die Masse, als Il-Raz den Namen des sogenannten „Helden von Corellia“ in den Mund genommen hatte und so wurde er dabei unerwartet unterbrochen. Er schürzte die Lippen und ließ seinen Blick erneut durch die Reihen wandern, die jauchzte und erneut zu klatschen begann. Die unverhoffte Unterbrechung kostete der Inszenator genüsslich aus und er passte den exakten Moment ab, in dem die Euphorie abzuklingen begann, um seine rechte Handfläche beruhigend in die Menge zu heben und sie so scheinbar zur Ruhe aufzurufen. Nahezu sofort herrschte wieder Stille.
„Ich habe mich heute auch mit Großadmiral Grant unterhalten“, fuhr er nach erneuter Einkehr der Stille sorgfältig fort. Sein Tonfall wurde merklich ernster, er zog die Brauen sichtbar zusammen. „Mein Kollege sagte: ‚Corellia war nur der Anfang. Der Anfang vom Ende all derer, die uns den Rücken kehrten.‘ Und ich sage euch: Ja, meine Freunde, aber uns kehrt nicht nur den Rücken, wer gegen uns die Waffe erhebt – nein, unser Feind ist nun vielmehr der, der nicht mehr an unser Imperium glaubt!“
Il-Raz pochte mit beiden Händen gegen seine Brust und holte tief Luft. Es folgte eine anstrengende Passage seiner Rede, die höchste Konzentration erforderte.
„Lasset den Feind in uns nicht stärker werden. Unsere Ideen, unsere Ideale, sie sind es wert, dafür zu kämpfen. Ja, sie sind es wert, notfalls dafür zu sterben. Ich weiß - die Zeiten, die wir durchmachen, sind schwierige, aber seid gewiss: Es ist die ultimative Prüfung für unsere Gesinnung. Diejenigen, die reinen Herzens sind, können dieser Prüfung nur mit Zuversicht und mit dem Glauben an die gerechte Sache entgegensehen. Wir, meine Freunde, wir sind das Imperium! Wir können Dinge schaffen, von denen andere nicht einmal zu träumen wagen. Wir sind die Kämpfer der Einheit. Wir sind die, die vor der Geschichte sagen können, dass sie nur den Krieg beenden wollen und ihn nicht begonnen haben. Dafür müssen wir nur zusammenstehen und an unsere Überzeugungen glauben. Dann wird uns niemand in dieser Galaxis aufhalten können!“
Nach seinen voller Inbrunst vorgetragenen Worten schnaufte Il-Raz kurz durch, während die Menschenmasse unter ihm zum ersten Mal zu toben begann. Die enorme Entschlossenheit des so unscheinbar wirkenden Großadmirals verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung wieder einmal nicht. Der Großadmiral fühlte bereits, wie sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Hohe Konzentration und Ausdauer waren für eine sichere Rede dieser Art entscheidend. Vorsichtshalber räusperte sich Il-Raz ein Mal, ehe er fortzufahren gedachte.
„Diese Rebellen...“
Empörte Buhrufe schnitten Il-Raz jedoch bereits wieder das Wort ab. Schon die Erwähnung der Rebellen hatte die gewünschte Reaktion zur Folge gehabt. Er nutzte die Zeit, um seine Atmung noch einmal zu normalisieren und seine Stimme dadurch wieder fest werden zu lassen, die in seinem vorigen Monolog etwas in Mitleidenschaft gezogen worden war. Vereinzelt vernahm er Rufe mit der Forderung, die Rebellen alle aufzuhängen. Die Menge hatte Blut geleckt. Er verkniff sich ein zufriedenes Lächeln, das das derzeitige Bild seiner Entschlossenheit aufgeweicht hätte. Der Abschnitt der Rede, in dem er den väterlichen Mann mimte, war schließlich bereits vorüber. Erst langsam ließen die Buhrufe und Zwischenbemerkungen wieder nach, bis der Großadmiral fortfuhr.
„Die Rebellen glauben, dass unser Kampfeswille gebrochen sei. Aber ich sage euch: Wir werden nicht zulassen, dass unsere Opfer vergebens waren!“
Der Großadmiral deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung der riesigen Palpatine-Statue zu seiner Linken, danach schob sich sein Finger weiter südlich, wo er bei der Vesperum-Statue hängenblieb. Die Prachtstraße war als Ort der Rede zweifelsohne sehr gezielt gewählt worden.
„Wir werden ebenso nicht zulassen, dass ihr Opfer für uns vergebens war. Sie beide ließen ihr Leben für unser Imperium. Im Kampf für Einheit und gegen Terror und Anarchie. Damit wir noch die Chance haben, unser Imperium so zu erschaffen, wie wir es alle wünschen: in Ordnung, in Gerechtigkeit und in Frieden. Und wenn Palpatine und Vesperum von oben auf uns herabblicken können, so sollen sie uns als Bürger unseres Imperiums sehen, die mit ihrem Tod nur noch enger zusammengeschweißt wurden. Dieses großartige Band ist es, das uns stark macht und das uns von allen Söldner, Verbrechern, Terroristen, Kriminellen unterscheidet. Wir sind auf der Seite der gerechten Sache – und die Geschichte lehrt uns: Wer gegen die Gerechtigkeit seine Waffe erhebt, der wird untergehen. Die Wahrheit, meine Freunde, wird ans Licht kommen. Und wenn sich der Schleier der Lügen um die Rebellen erst gelichtet hat, wird endlich jeder in der Galaxis die wahre Natur ihrer Abartigkeit entdecken können. So wie einst die Separatisten dachten, sie könnten durch Verrat und Lügen unseren Staat stürzen, so werden nunmehr auch die Rebellen daran scheitern. Unser Militär wird unsere Feinde zerschmettern!“
Zufrieden sah Il-Raz die Reflexionen in den Augen der Menschen in den vorderen Reihen und das Entgleiten ihrer Gesichtszüge, als sie ihm voller Zuversicht entgegenriefen. Die Bürger waren stolz auf ihr Militär und derart patriotische Floskeln waren ein sicherer Garant für Emotionalisierung. Es war Zeit für den letzten Akt, sein Finale. Der Großadmiral streckte den Zeigefinger demonstrativ in Richtung der Menschenmenge.
„Und zu unseren Helden, die allen widrigsten Umständen zum Trotz verbissen und tapfer den Orbit von Eriadu halten: Ich weiß, dass Anstrengungen unternommen wurden, um es euch zu ermöglichen, diese Rede vor Ort verfolgen zu können. Daher seid euch gewiss: Das Imperium ist hier. Wir werden niemals weichen. Wir werden niemals kapitulieren. Wir werden euch niemals zurücklassen! Ihr dort draußen, ihr seid die unbesungenen Helden dieses Imperiums und daher lasset uns hier im Imperialen Zentrum einen Rausch herbeiführen, dessen Echo bis nach Eriadu tönt!“
Die aufgestachelte Menge begann nun völlig auszuflippen. Außer einigen Wortfetzen war von Il-Raz‘ Rednerpult erwartungsgemäß nichts mehr zu verstehen, außer ein lautes Dröhnen der gesammelten Stimmen, das wohl noch in kilometerweiter Entfernung zu hören sein würde. Die brutale Stimme des Volkes bedurfte nur noch der Regulierung. Ishin-Il-Raz wischte sich rasch über die verschwitzte Stirn, während er die imperialen Anhänger einige Zeit lang so gewähren ließ. Doch irgendwann, mitten in die Jubelstürme, ballte er die rechte Faust und reckte sie dominant nach vorne, der Menge entgegen und erlangte erneut Aufmerksamkeit.
„E-ri-a-du!“, brüllte er in die Menschenmasse hinaus und schüttelte dabei die Faust mit jeder Silbe.
„E-ri-a-du!“, wiederholte die euphorisierte Menge unter seinem Rednerpult mit nahezu einer einzigen Stimme, während hunderttausende entschlossene Fäuste in den Himmel ragten.
„E-ri-a-du!“, tönte Ishin-Il-Raz von oben nochmals und wiederholte dabei seine entschlossene Kampfesgeste. Die Masse donnerte es ihm gleichsam erneut entgegen, zwei Mal, drei Mal, vier Mal, bis ein Kanon daraus wurde. Der Großadmiral hob prophetisch beide Arme in die Luft und sonnte sich im Triumph der Rufe, die nun überhaupt kein Ende mehr zu nehmen schienen. Erst jetzt gestattete er sich das lange verkniffene Lächeln.