#18
"Eine bissige Furie," sagte Sorzus Syn, als Ilara sich näherte. "In der Tat aber so ungelenkt und führungslos," kommentierte Darth Atrius böse, während sein Blick zu ihr hinüberglitt. "Sie könnte ein Problem sein," sagte Sorzus mit einem bissigen Lächeln, welches diabolisch ihr gesamten Gesichtszüge entstellte. Marka Ragnos schleuderte eine ungewöhnliche Macht auf Ilara, die im Schatten verschwunden war. Diese Welle hob sie an, wobei sie gleichzeitig ihr Lichtschwert durch die Macht verlor, hielt sie gefangen und in der Luft. Sie konnte sich nicht mehr rühren, nur noch zusehen. Ihre Klinge fiel klirrend auf den Boden, deaktivierte sich dort und rollte einige Meter gegen eine Statue. "Sieh und begreife," sagte Marka Raknos finster, während seine Geisterhand wieder unter Schattenrobe verschwand. Doch der Machtriff um Ilara war nicht fest oder direkt, sie konnte, wenn sie genug Willenskraft aufbachte entfliehen. Der Griff war auch nicht dazu ausgelegt, sie zu fesseln; er sollte ihr nur eines begreilich machen, dass es nicht ihr Spiel und ihre Aszension war. Die anderen Machtgeister erweiterten den Kreis um Darth Vesperum; Marka Ragnos schwebte neben Ilara, um auf sie zu achten. Seine kalte Präsenz umschloss die Hand des Imperators. Sie war ebenso ausgeliefert, wie Vesperum selbst. Sanft lockerte Marka Ragnos den Griff, um Ilara abzusetzen. Vorsichtig landete sie auf ihren beiden Beinen. "Warte hier," sagte der Sith-Geist mit einem wohlwollenden Nicken. Die Adeptin befand sich nun in direkter Sichtweite zum Geschehen.

Beide waren gleichermaßen Gefangene der selben Sache geworden, die von einem unvorsichtigen Darth initiert worden war. Es gab kein Entrinnen. Sein Weg zog sie mit herab, in diesen Strudel aus Wahnsinn, Vergeltung, Selbsthass und Gier. Alle die Finsternis in ihm, war Schlüssel und Schloss gleichermaßen. Ludo Kressh senkte sich auf den Boden ab, während Vesperum seine Klinge mutig atmend betrachtete. Die Zeit schien still zu stehen.

"Die dunkle Seite ist Stärke, die immer mit einem Preis kommt. Ihr werdet in diesem Kampf nicht nur euren Siegeswillen beweisen müssen, sondern auch einen Preis bezahlen. Es ist kein gewöhnlicher Kampf, der euch erwartet, viel mehr eine Prüfung eures Hasses," sprach der Sith-Lord Kressh im Angesicht von Vesperum. Seine alten Klinge locker in seinen toten Fingern haltend. Eine seltsame Aura erfüllte den Ort, wie eine seltsame kreiselnde Musik. Scheinbar entschied sich hier in diesem Augenblick ein Schicksal, welches seit Langem feststand. Die Zeit tickte gegen Darth Vesperum. Ein dunkler Schatten umschloss seine Seele, die immer mehr verdorben war, durch seine eigenen Selbstgerechtigkeit und Hass, welcher sein Herz vergiftet, wie schleichendes Blei in seinen Adern. Ein kurzer Blick zu Ilara, die von den seltsamen Energie des Ragnos in der Luft gehalten wurde. Dieses Bild war seltsam. Seine Augen fokussierten seine Dienerin in ihrer Hilflosigkeit aber war sie hilflos? Nein, er selbst war hilflos. Hilflos der dunklen Seite gegenüber, die ihm gerade seine Vergangenheit als auch seine Zukunft stahl. Das Monster erwachte stetig. Ludo Kressh hob die Klinge zum Angriff. Die Zeit verlängerte sich, wie eine langsam rinnende Sanduhr. Vesperum konnte die Sandkörner langsam verrinnen sehen, wie auch die langsamen Bewegungen des Angreifers. Alles verging langsam; leicht zu beobachtem und doch so fremd. Die rote Energie vor sich in Abwehrhaltung bringend, überlegte der Sith müde von seinem Leben. War das jetzt alles? War das sein Schicksal? Sein Blick wanderte über die rote Klinge hinüber zu Kresshs Geist, der in tanzenden Bewegungen auf ihn zueilte. Die Präsenz seiner Kälte umschloss seinen Hals, durchfuhr seinen Körper, wie das bleiernde Gift seiner Vergangenheit, welches seinen Hass weckte. "Amaranthine, Sansa, Mutter," hauchte er traurig in die Finsternis und Kälte. Diese drei Worte waren die Worte, die seine Seele vergifteten; Verluste, die er niemals akzeptieren konnte und die sein wahrer Fluch waren. Doch er hatte sich entschieden. Seine Entscheidung war bereits vor langer Zeit getroffen als er Crudelis getroffen hatte, nach seinem ersten Mord an einem wütenden Vorarbeiter. Die Gedanken und Visionen gingen zurück an seinen Anfang, während die Zeit um ihn herum stehen blieb. Die Figuren in diesem Spiel verharrten regungslos. Es war die dunkle Seite selbst, die sich ihm nun offenbarte, in ihrer grausamen Endlosigkeit. Das Nichts tat sich auf.

Sein geschundener Geist löste sich vom Körper, wie ein Falke und betrachtete sich selbst von Oben. Ein surreales Erlebnis von fast heiliger aber tödlicher Eindruckskraft. Sein Wille, sein Ich, wohl auch Seele, kreiste über dem Geschehen, bevor es im Nichts verschwand; eine Zeitreise begann. Dunkle Wolken, neblige Schwaden, bildeten einen Tunnel für diesen schwarzen Vogel, der aufstieg in eine Welt, wo Nichts von Dauer aber in alle Ewigkeit exisitierte; ein ständiger Sturz und Aufstieg gleichermaßen. War das sein Weg? Seine Augen, gefangen in diesem gleitenden schwarzen Licht, im Tunnel des Nichts, sein Abyss, suchten Halt, fanden aber keinen. Der Kampf war Nebensache, sein Tod selbst ohne Bedeutung. Diese Vision, nein, diese Offenbarung, war das, was er suchte. Nicht die Anerkeunng der Lords oder die Macht über das Weltliche, sondern die tiefe Erkenntnis, dass alles verloren ist, außer sein Wille wurde Teil des Nichts, konnte ihm gebieten und den Tod, als auch Verlust, besiegen. Hass war der Schlüssel zum Portal des Nichts, der reinen Dunkelheit. Weiter stieg seine Seele auf, weiter in diesen dunklen Strudel aus finsteren Gedanken. Bilder zeigten sich in den Wolken, in den Rändern, wurden hinabgerissen und zerbrachen vor seinen Augen in kleinere Teile. Bilder seiner Liebe, ihrer elendigen Leiche. Bilder seiner Mutter im Sterbebett und freudige Tage mit Sansa, die ihm auch verloren war; ihre Briefe zeigten sich und ihre Stimme verlas diese. "Kehre um und wir finden das Licht," sprach sie im Licht dieses Strudels, welcher mehr Zwielicht als Licht war. Doch am Ende des Abgrundes gab es kein Licht mehr. Er stürzte ab, fiel in den Strudel aus seinen Emotionen. Er wollte es. Vesperum wollte diesen Sturz, in der Hoffnung den Verlust zu besiegen, diesem Leben Sinn als auch Fügung zu geben.

Kein Widerstand, nur ein Nachgeben war von Nöten. Nur ein gedankliches "Ja" brauchte es, um diesen Strudel zu überleben; ein "Nein" bedeutete unvermeidlichen Untergang. Es war zu spät; viel zu spät. Der schwarze Falke tauchte ein in das schwarze Meer am Ende des Weges; des Abgrundes. Mit dem Kopf tief in die schwarzen Fluten eindringend, das bittere, wie auch salzige, Wasser schluckend, bis auf den Grund des Nichts. Der Vogel erhob sich aus den Fluten, er schwamm. Kraftlos schlug er mit den Flügeln ins Wasser, bis sich seine Flügel in Hände verwandelten; sein Körper wurde menschlich; Vesperum war im schwarzen Meer angekommen und er schwamm mit aller Kraft auf dieses Leuchtfeuer am Ende zu. Ein großer Leuchturm auf einer weit entfernten Insel, wo schemenhafte Gestalten standen, die ihn zu erwarten schienen. Sie winkten abwesend, immer und immer wieder. Im Meer vor ihm zeigten sich Bilder, Stimmen hallten auf, durch die Macht getragen. Zukünfte sowie Vergangenheit verschmolzen zu einem Punkt, dem finsteren Horizont, vor dem dieser Leuchtturm stand und sein schwarzes Zwielicht entsandte. Darth Vesperum wollte weiter. Immer weiter. Doch da packte ihn eine Welle, spülte ihn zurück in die Realität des Augenblicks.

Ludo Kressh erreichte seine Klinge, die Zeit verging wieder rasend schnell, holte auf und war im Jetzt angekommen. Der Sith wehrte sich mit einem sanften Hieb gegen die alte Klinge. Es zischte, bohrte und kreischte metallisch. Der dunkle Lord schloss seine Augen, sich auf die dunkle Seite verlassend, die seinen Hass weckte. Wütend riss er die Augen auf, ganz weit. Mit wütenden Antworten seines Lichtschwertes, schlug er auf die Waffe seines Gegenübers ein. Der Kampf hatte begonnen, getragen von der dunklen Seite selbst.


Aszension des Darth Vesperum: Musik
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