#15
Ein mächtiges Wort, aber ein wahres. Das hatte sie schon früh erkannt, auch wenn sie immer wieder versuchte, es zu verdrängen oder zu negieren. Sie war wohl dazu bestimmt, hier zu sein, das zu tun, was von ihr verlangt wurde- zumindest gerade. Verloren waren die beiden wirklich, je tiefer sie kamen. Nur war Vesperum der Anführer der Verlorenen. Und eigentlich war die Gefolgschaft noch mehr zu verachten als der Anführer, der die Befehle gab. Sie glaubte nicht an Allwissen noch an einen einzigen Herrscher. Das aber schien es gerade, was der Lord hier suchte. Ob es das wirklich gab? Sie sah die Sache etwas anders. Natürlich konnte jemand herrschen, über alles vielleicht sogar, aber das machte ihn noch lange nicht absolut. Er hatte geschickt gehandelt, das war alles. Er hatte Glück, das war der Zusatz. Er hingegen suchte hier wirklich nach einer Absolution, wie er bereits gesagt hatte, die zum Greifen nahe war. Das konnte sie in jeder Faser spüren. Es war sogar so, dass dieses Gefühl sie leicht beflügelte. War er der Führer, den sie alle brauchten? Ihr Blick glitt zu ihm, seiner zerschlissenen Kleidung, seiner fahlen Haut und dem Wahnsinn. Der König der Wahnsinnigen…

„Ich scherze nicht.“, das tat sie eigentlich nie. Humor war nicht ihre Stärke. „Ich hoffe, Ihr findet vollends, was Ihr begehrt.“, sonst war die Tortur umsonst gewesen. In noch so einen Kerker folgte sie nicht! Doch… sie müsste folgen. Die nächsten Worte machten ganz klar, was er begehrte. Ilara nickte nur. Sie hatte es sich ja denken können. Düster, irgendwo. „Ihr werdet darin aufgehen.“, flüsterte sie. So determiniert wie er vorging, so sicher wie er war musste das hier einfach sein Weg sein. Sein Weg. Ihrer war es nicht. Sie fühlte es… sie war noch immer weglos, ziellos. Die Fackeln um sie herum gingen an um Vesperum zu empfangen. Ilaras Blick ging über jeden Vorsprung, suchten nach Bewegung und Anwesenheit einer festkörperlichen Macht. Das war das Einzige, was sie bekämpfen konnte. Sie stand hinter ihm und ging in seinem Schatten, liess sich seine Worte durch den Kopf gehen. Das war unselig. Sie fühlte gerade etwas in sich aufkeimen. Sie musste ihn töten… er würde doch alles zerstören. Aber das konnte sie nicht. Nicht, weil sie nicht den Mut hätte sich zu erheben sondern weil sie eben nicht konnte. Er war der Erste, der sie irgendwie erkannt hatte, ihr eine Chance, eine faire, gegeben hatte, wo sie sich alleine hocharbeiten konnte. Er reichte ihr nicht die Hand, er überliess sie sich selbst und das war es, was sie brauchte. Es ging einfach nicht. Als sie ihren Namen hörte schreckte sie auf und fühlte eine grobe Hand an ihrer Schulter. Sie waren scheinbar angekommen. Neugierig glitt ihr Blick über die neue Umgebung. Es war nicht anders als in den vorigen Höllen. Es floss kein Gold, kein Licht durchströmte den Raum und gab ein wohliges Gefühl. Aber was erwartete sie? Das Ziel war Dunkelheit. Dunkelheit, in der sie sich tarnen konnte, versinken konnte.

Auf sein Geheiss nickte sie nur und machte sich auf den Weg hinter die Säulen. Ihre Schritte klangen auf dem harten Boden. Sie rechnete mit neuen Wesen und wollte ihnen einen Schock entgegenwerfen, das bekam sie sicher noch irgendwie hin, wenn es sein musste. Gerade stand sie hinter einer Säule und leuchtete mit ihrer Klinge vor, als neben ihr ein Feld von bekannten, dunkelblauen Blitzen aufging. Sie war sofort in Angriffsposition, analysierte die Umgebung. Von wo konnte sie am besten abspringen und mit Wucht auf einen Gegner los? Sie sah nach oben. Angriffe von oben waren immer gut. Aber das hier war nicht manifest. Es war die pure Dunkelheit, die sich im Licht gebar. Das waren wohl Worte, wie sie Vesperum benützen würde. Ihr Blick ging zu ihm. Er stand in der Mitte und bekräftigte sein Vorhaben. Sie seufzte leise. Stärker als das Leben.. das waren gute Worte, starke Worte, Worte, die Realität werden sollten. Es war gut, wenn all dieser Abschaum hier einen Gegenspieler hatte. Aber er? Sie ging weiter, sicherte den Raum ab.

Magisch angezogen trat sie hinter einer Säule vor, als sie sich sicher war, dass wenigstens momentan nichts zu fürchten war. Sie versank in dem Schatten der Säule. Sie waren die Ersten? Von was? Die hier waren? Vermutlich, sonst wäre die Beute ja weg! Nur das wir war falsch. Er war der Erste. Es gab kein Wir. Es gab kein Wir bei den Sith. Auch wenn es manchmal das wäre, was sich so mancher wünschte. Sie sah zu den Blitzen, merkte aber, dass sie an ihrem Platz blieben. Der Staub zog sich in die Mitte wie zu einem schwarzen Loch. Ein schwarzes Loch der Macht. Vesperum schien abgedriftet, je mehr der Staub und der Sand ihre distinkten Formen erreichten und schwebten. Er war kurz vor der Vollendung seines Wunsches. Und dann? Ging es dann weiter mit einem Siegeszug, der seinesgleichen suchte? Sie lächelte leicht, fühlte, wie von der Mitte eine unbändige Kraft erwachte, von der sie sich einnehmen liess. Es war nur der Abglanz von dem, was in der Mitte geschah. Aber es reichte ihr… sie musste hier bleiben, falls etwas schief ging. Ihre wachsamen Augen glitten zum Eingang.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema