#11
Es stimmte. Die Zeit war unwichtig geworden im Anblick der Angst und des Schreckens sowie beim Anblick Vesperums. Ilara rechnete damit, dass der Lord alleine den Gang durchschreiten wollte. Natürlich würde sie folgen! Aber erst, wenn er als Vortester die Gefahren ausgeschaltet hatte und sie seinem Weg folgen konnte. Sie traute dieser angespannten Ruhe nicht. Es war eine Ruhe vor dem Sturm, die in ihr alles verkrampfen liess. Als sie sich umdrehte und zum Portal gehen wollte um es mit der grossen Kiste zu sichern, denn sie rechnete damit, dass sich die Tür wieder schliessen würde, hörte sie einen Namen. Sansa? Wer war Sansa?! Seine ewige Liebe, die er verloren hatte und weswegen er so düster geworden war? Nein, oder? Ein Schmunzeln trat auf ihr Gesicht, als sie die massige Kiste mit heftigen Tritten zur Tür bringen wollte. Seltsamerweise war die Kiste nun gar nicht mehr so schwer wie sie glaubte. Natürlich musste sie sehr viel Kraft aufwenden, aber es ging. Ilara fühlte, was für Tode im wohl Herzgebrochenen vorgingen. Ob es ihr Leid tat? Ein bisschen vielleicht, aber sie wollte keine Darstellerin eines Liebesdramas sein. Irgendwie war es aber doch bemerkenswert, dass er nun an seine Verflossene dachte. Dachte man an dem Punkt, an dem er nun war daran, was im Leben wichtig gewesen war? Was würde da bei ihr auftauchen? Sie überlegte. Ihre Schwester wohl, das wäre auch das Einzige. Sie runzelte ihre Stirn und buxierte die Kiste in die Türe, nahm noch den restlichen Proviant heraus und schob auch einige Knochen als Verankerung an die Portalhälften. Nun würden sie wenigstens zweieinhalb Sekunden länger Zeit haben um die Tür irgendwie aufzuhalten. Sie musste die Umgebung sichern, wenn Vesperum im Delir vor sich hinfaselte und seine Philosophien von sich gab. Natürlich waren die wahr, natürlich waren sie geistreich, richtig und brauchbar, aber sie war die Praktikerin. Prüfend besah sie sich die Statuen. Hatten die den Laut von sich gegeben? Sollte sie ihnen den Kopf abschlagen? Ihr Blick ging zum neu aufgetanen Untergrund, der ihr wie ein weiterer Abstieg zur Hölle vorkam.

Sie war mürbe. Mürbe diesen Mist durchzustehen, weil er verrückt werden wollte. Prüfend fasste sie eine Statue an und zog die Hand gleich wieder zurück. Sie schien irgendwo nicht ganz so tot zu sein, wie sie wirkte. Sie wurden tatsächlich von diesen Dingern beobachtet. Als er sprach sah sie gleich zu ihm. Die Hände des Schicksals? Seine? Dann wollte sie nicht in der Haut derer stecken, die von ihm abhängig waren. Moment… ein heisser Gedanke durchfuhr sie. Sie zuckte beinahe zusammen und starrte seinen Rücken an. Sie war abhängig. Und falls er dahinter wirklich die absolute, reine, dunkle Macht fand, dann war keiner mehr sicher. Sie schluckte trocken, wandte sich aber gleich wieder ab, da sie den Anblick nicht ertrug. Er, so entstellt, dunkel, glimmende Augen, trockene, entstellte Haut, tote Hände- das war sein Preis, nicht ihrer. Konnte er nicht mal stark genug sein, dem zu trotzen? Er konnte doch so viel, und daran scheiterte er? Sie wollte gerade, trotz aller Vorsichtig, eine ihrer Klingen lösen und sie probeweise in eine dieser Statuen stecken, als sie ihren Namen hörte. Man nannte sie nicht oft beim Namen, da ihn kaum einer kannte, noch war es ihr besonders wichtig, einen Namen zu haben. Sie war sowieso nicht viel als Mensch, warum dann noch die Mühe um einen passenden Namen? Sie eilte jedoch sofort herbei und hörte den typischen Laut, der ihr signalisierte, dass es nun darum ging, sich bis aufs Blut zu verteidigen. Schnell löste sie ihre Doppelklingen und kam in den dunklen Korridor und erkannte das Übel, was angekrochen kam. Ihre Augen weiteten sich. Dieser Ort war verflucht. „Was zur Hölle…“, entkam ihr noch, als sie neben ihm ankam. Diese Kreaturen waren so ziemlich das Schlimmste, was sie bisher gesehen hatte. Ihre Laute waren widerlich, abstossend, ebenso ihre Bewegungen. Langsam, aber stetig, dann wieder schneller.
Nun war sie es, in der keine Panik aufstieg sondern der blanke Überlebenswille.

Der Kräfte wegen konnte sie sich keine Gedanken machen, auch nicht, woher sie kamen. Sie mussten nur aus dem Weg und das elegant und vor allem schnell, da sie wirklich keine Kraft für einen langwierigen Kampf hätte. Sie spannte sich an und warf sich erst mal ins Getümmel. Ihre Angriffsform lebte von der Bewegung und starb mit dem Stillstand. Ohne zu zögern ging sie im Krampf auf. Im nächsten Moment flogen einige Körperteile der Untoten durch die Gegend, die auch an Ilara beinahe kleben blieben. Mit einem gezielten Sprung stiess sie sich von der Wand ab, kam hinter den Skeletten zu stehen und wollte sie am Aufstieg hindern. Vesperum würde schon fertig mit den Angreifern, während sie das Feld zu dezimieren suchte. Da Ataru sehr kräftezehrend auf sie wirkte und ihre Kondition ob der langen Reise nicht mehr die beste war hoffte sie auf eine schnelle Abnahme der Gegnerzahl. Vesperum war mit seinem Kampfstil gerade besser dran als sie, die sich eigentlich auf einen Gegner konzentrierte. Diese Monster wollten nicht au hören und je mehr sie von ihnen sterben sah, desto übler und schwächer fühlte sie sich. Aber sie würde nicht sterben, nicht hier verdammt! Als sie von Vesperum einen Laut hörte biss sie sich auf die Unterlippe, sprang mit einem Machtsprung, wohl dem letzten, der möglich war im Moment, wieder neben ihn. Sie versuchte mit beiden Seiten ihres Laserschwerts möglichst viele Mumien aufs Mal zu erlegen. „Entweder wir rennen jetzt weiter… oder Ihr macht den verdammten Boden zu!“, er war doch ein Master der Levitation, oder? Das sollte er doch hinkriegen! Deckel auf die ekligen Mumien, die in ihr bald wirklich einen Würgreiz hervorriefen, vor allem, da ihr jetzt Augen entgegenflogen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema