#8
"Es gibt einen keinen Ausweg," jappste der Lord, während er mit seinen staubigen Händen nach dem Wasser griff. Die Macht verriet ihm, dass es nicht vergiftet war, so denn er genüsslich einen großen Schluck hinunterstürzte. Im Anschluss reichte er Ilara das restliche Wasser. "Hier," sagte er knapp, während er grinste. "Du musst begreifen, dass es keinen Ausweg gibt." Seine Augen gifteten finster, welche direkt auf seine Dienerin gerichtet waren. Das fade Licht über seinem Schädel warf einen dunklen Schatten in sein Gesicht, während er sprach: "Die dunkle Seite ist Entscheidung und sobald man sich entschieden hat, gibt es kein Zurück, sondern nur ein Vorwärts." Mit der kalten Zunge leckte er sich einige Tropfen Wasser von den Lippen. "Ich sehe, ich spüre, dass du nicht begreifst und nicht begreifen willst." Nun kam der dunkle Dozent in ihm durch, welcher hier an diesem Ort eine Lehrstunde über Verfall hielt, wie passend im Angesicht des nahenden Todes. "Wie einst die ersten dunklen Jedi, die ihrem Willen und Emotion nachgaben, um keine Sklaven der Macht zu sein, geben wir nun auch der dunklen Seite nach, um zu dem zu werden, zu dem wir werden müssen. Es ist unser Schicksal," geiferte der Sith, der sich nun müde an den Tisch mit den Ritualien lehnte. "Du musst begreifen, dass dein altes Leben verloren ist und ein neues Leben beginnt, welches gezeichnet ist durch deinen Willen." Was erklärte er da? War das seine Absolution? Seine finstere Hoffnung? Er sprach davon, alles wegzuwerfen, was ihn als Mensch ausgezeichnet hatte und wollte freiwillig tiefer in die dunkle Seite eintauchen, die bereits seinen Körper verzehrte sowie seine Seele? Vesperum hob leicht seinen Kopf, so dass Ilara ihm noch einmal direkt in die finsteren Augen, tief in seinem Schatten, blicken konnte. "Existenz ohne Bestimmung ist nutzlos. Nur der Wille gibt dem Leben Form!" - Der Darth faselte weiter, obwohl sein Wille scheinbar den Irrungen der dunklen Seite erlegen wahr. "Auch du wirst begreifen, dass die dunkle Seite Heil und Rettung ist, da sie uns befreit," sagte er nüchtern im Anschluss an seine ausführenden aber, wie gehabt, okkulten Worten. Sein Blick schweifte durch den Raum, der immer noch seltsam surreal wirkte. Das Kratzen in den Wänden wurde lauter, scheinbar bewegten sich irgendwelche Wesen in ihnen, die seit Jahrtausenden ungeweckt waren und nun erwacht waren, um die Ankunft dieses Mannes zu begrüßen. Je mehr Vesperum sprach, umso lauter wurde das Krauchen, Schlingen und Beißen in den Wänden. Wer oder was wollte Kontakt aufnehmen? Das fade Licht flimmerte, während sich auch im Geist von Vesperum andere Gedanken breit machen konnten.

Er schwieg. Seine Lippen lagen still aufeinander, während sein Körper erschöpft an den Tisch lehnte. Kränklich schloss er seine Augen, die nur schwer zufielen, wie alte Tore. Der Sith fühlte die Präsenz der ersten Finsteris, des Bogan, welches die ersten Jedi verführte. Es war ein Gefühl von Macht das ihn umfing, auch wenn Teile seiner Seele sich immer noch gegen diese Wandlung sperrten. Ein Teil seines Herzens schrie laut - Nein - als er diesem Gefühl von Stärke nachgeben wollte. Was war das? Vesperum verlor sich in seiner wirren Seele. Verschiedene Facetten seines Geistes keimten auf. Amaranthine, seine Mutter, sein erster Mord und seine Flucht, seine Thronbesteigung und sein Anspruch, alles besser zu machen. All diese Erlebnisse begannen sich vor seinem inneren Auge zu manifestieren, wie reale Abbilder, bevor sie im dunklen Schlund dieses Ortes ertranken. Schuld, Sühne und Machthunger paarten sich in einer unheiligen Allianz, die Vesperum lachen und weinen ließ. Aus seinen geschloßenen Augen drangen salzige Tränen der Vergangenheit, während sein Mund ein irres Lachen bildete, welches seine Zukunft darstellte. Sein Gesicht war völlig psychotisch verstellt. Er lachte und weinte laut, ohne sich um Ilara zu kümmern. Der Wahnsinn schlich sich ein. Darth Vesperum war auf dem Weg sich völlig der dunklen Seite zu zuwenden, ohne das seine Hand etwas tun konnte. Sie konnte nur zusehen, wie dieser Mann oder, was von ihm übrig war, immer mehr zerfiel, um das zu werden, was er sich wünschte: ein Gebieter des Lebens und der Zeit.

Eine arkane Stimme drang aus dem Schatten des Raumes, welche alt und blechernd in die Stille drang. "Gut," sagte die Stimme, welche, wie ein kalter Windhauch an den Ohren vorbeistrich. Es war nur dieses eine Wort, welches erklang und dann wieder verschwand. Schlagartig ebbte das Kratzen in den Wänden ab. Es wurde still, absolut totenstill an diesem verfluchten Ort. Vesperum gefangen in sich selbst, geiferte, lachte und weinte, da ihm klar wurde, dass seine Entscheidung getroffen war.

In seinem Hintergrund fiel eine alte Steinwand zurück, offenbarte ein neues Portal, welches noch tiefer in die Höhlen führte. Es war ein großer Korridor, in dem sich dunkle Fackeln entflammten, wie von Geisterhand geführt. Dieser Korridor trieb einen großen, staubigen Windstoß durch die Vorhalle, welche im Staub zu etrinken drohte. Vesperum, durch das Staubproblem aus seinem Wahn gerissen, stieß sich sanft vom Altar ab, trat neben Ilara und blickte in den nächsten Schritt seines Lebens: der Weg in den wahren Abyss. Mit zittrigen Händen hob er seine Kapuze an, um diese wieder über seinen Schädel zu werfen. Dies tat er langsam und andächtig. Ein düsteres sowie leises Lachen drang aus seiner Kehle, welches zugleich seltsam traurig klang, wie die Erkenntnis bald sterben zu müssen. Sanft ließ er seinen Blick zu Ilara neben sich fallen. "Bist du bereit?" - versichterte sich der Lord, auch wenn er als Sith im Zweifel keine Rücksicht darauf nehmen würde. "Es geht nur vorwärts, meine Adeptin. Nur dort können wir uns aus diesem Gefängnis befreien," sagte er, bevor er seinen linken Arm hob, um in den dunklen Korridor zu zeigen. Es gab keinen Ausweg. Der Staub legte sich, während Vesperum seinen Mut suchte, weiter zu gehen. Er spürte, dass seine Schülerin zweifelte, gar fürchtete aber dieser Fakt war ihm egal; zeitweise genoss er sogar ihre Angst, da sie ihm zeigte, dass er auf dem richtigen Weg war. Ihre Zweifel ignorierend grinste er hämisch seinem eigenen Verfall entgegen.
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