#4
Der zerschließene Robenmantel wehte müde auf, während der kriechende Wind um die beiden floh, wahrscheinlich im Angesicht der Finsternis, die die beiden verfolgte. Ohnehin war Vesperum schon lange auf der Flucht vor sich selbst; es war seine Entscheidung gewesen sein Herz mit der Dunkelheit zu vergiften, so denn er nun mehr Monster als Mensch war. Vielleicht war er auch aus diesem Grund so begierig darauf, mehr Gift zu trinken, um die Macht selbst zu beherrschen. Was war seine Hoffnung? Amaranthine zu retten, die längst tot war? - Oder seine Mutter? Auch unmöglich. Es war diese beharrliche Leugnung, dass die Dinge verloren waren und diese Lüge führte zu mehr Lügen, bis die Lüge Wahrheit wurde und die Wahrheit Lüge. Immer wieder fielen seine dämonischen Augen in den Schatten hinter ihnen. Ja, es war ihr Gesicht dort: Amaranthine. Ihr Gesicht erzeugte keine Angst, sondern Freunde im kalten Fleisch des Gierigen. Seine Erinnerungen waren wirrer Wahnsinn, die seine Füße, auch nach Tagen ohne Nahrung weiter trieben. Es war reiner Wahnsinn, der Ilara mit sich zog.

Die alten Sith-Symbole und Hieroglyphen an den Wänden leuchteten sanft blau, während man ihnen vorbeiging. Scheinbar reagierten sie auf die Macht, die von beiden ausging. Das dunkle Leuchten war das einzige was ihren Weg erhellte und immer nur ein paar weitere Stufen offenbarte. Immer mehr Stufen in den Abgrund. Es war seltsam symbolisch. Eine Parabel für den Verfall, wenn man so wollte. Dennoch sah dies Vesperum nicht. Er sah nur ein Ziel: die dunkle Quelle, aus deren Mitte er das süße Gift trinken wollte, um das zu erhalten, was ihm zustand: Freiheit. Seine Freiheit die Galaxis zu bestimmen. Seine Freiheit, seine Schmerzen zu ertränken. Seine Freiheit zu herrschen. Gierig fiel sein Mund auf, dessen gelbe Zähne wie Gold im dunklen Licht glänzten, während der trockene Speichel über sie floss und in den Mund zurücktrieb. "Ja, es wird Zeit." Der dunkle Lord wandte sich nicht um, niemals; immer nur weiter. Die Stimmen wurden lauter und klarer. Es waren alte Stimmen in vielen alten Sprachen, die nicht mehr gesprochen wurde aber dennoch in der Dunkelheit existierten. Es gab nur den Abgrund vor ihnen, doch da zeigte sich am Ende der steilen Treppe ein Portal, neben dem ein seltsam schwarzes Feuer in einer Art Fackel brannte. Die Fackel war gebildet aus einem seltsamen Metall, welches eine Kralle symbolisierte. Noch einige Schritte dann wären sie da. Der Griff um Ilara wurde schwerer. Seine toten Hände gruben sich tief in den Stoff von Ilaras Kleidung. Sie konnte seine Kälte spüren, die mit jedem Schritt zunahm. Dieser Ort veränderte Vesperum. Nicht der Schatten hinter ihnen, gemacht aus Furcht war die Bedrohung, sondern Vesperum selbst, dessen Geist einer diabolischen Macht verfallen war, die nur eines auszeichnte: Verfall. Der Sith war ihr verfallen. Mühsam erreichte man das Portal auf dessen Stein prangend geschrieben war, in altem Sithese: - Ilat Maltak aht Boghd arahn - ("Wer den Anspruch erhebt, muss dafür zahlen.") Vesperum stolperte vor das Portal, fuhr gierig mit seinen Händen darüber. Er streichelte den alten Stein förmlich und entzifferte gebrochen die Schrift. Er las sie vor und übersetzte nur für sich. Ilara hatte er vergessen. Sein dunkles und gieriges Grinsen wurde breiter. Mit der Macht öffnete er das Portal, welches sich knochend-knackend aufschob und eine Staubwolke entließ. Dahinter war es noch dunkel.

Der dunkle Schatten hinter ihnen blieb stehen, keuchte merkwürdig und löste sich dann auf. Scheinbar war es sein Ziel gewesen, die beiden an diesen Ort zu treiben. Vesperum selbst war dies egal. Seine Gier bemächtigte sich seines Verstandes. All seine Wünsche lagen hier. All das, was er brauchte, war zum Greifen nah. Das Portal war geöffnet. Mutig wandte sich der Sith-Lord um, ließ Ilara los. "Wir sind da." Seine stierenden Augen fielen auf seine Dienerin und so konnte die Hand des Imperators deutlich seine Fratze erkennen, wie sehr es diesen Ort wollte. Er war besessen davon. Mit einer dezenten Bewegung nahm er seine Kapuze zurück, um diesen Ort vollens in seiner Pracht zu genießen. Dann wandte er sich um und trat ein. Nun war es an Ilara, freiwillig hinterher zu gehen oder zu warten, denn der Meister hatte nicht gesprochen.
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