#4
Gavin drehte sich auf dem Stuhl in Richtung Ria und sah sie einen Moment lang einfach nur an, ehe er sich mit dem Oberkörper nach vorne sinken ließ, sich dann mit beiden Händen über das Gesicht fuhr und anschließend über den Kopf. „Ich habe nie behauptet, dass es eine gute Idee ist“, sprach er mit ruhiger, aber doch ein wenig müder Stimme. Diese ganze Angelegenheit zerrte an ihm und auch wenn er es nur zu gerne überspielte, wie schwer die ganze Sache auf seinen Schultern lastete, so gelang ihm dies immer weniger. „Es ist lediglich die Idee gewesen, welche zumindest eine geringe Chance auf Erfolg versprochen hat.“ Und ja, es war wirklich nur eine Idee gewesen und in keinster Weise ein Plan. Ein Plan besaß eine Struktur, eine feste Vorgehensweise, festgelegte Parameter, doch hier basierte alles auf purer Reaktion und der Hoffnung zumindest ein wenig den Verlauf beeinflussen zu können. Hoffnung. Der große Leitspruch der damaligen Rebellenallianz und etwas, das sich die Republik noch heute fett auf ihre Fahnen schrieb, auch wenn sich ihre Maßstäbe mittlerweile gewaltig geändert hatten.

Gavin lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und sah zu Ria hinauf, welche auf ihn zugetreten war. Hätte ihm vor wenigen Wochen jemand gesagt, dass sie gemeinsam Zeit in einem Schiff verbringen würde, hätte er diese Person ausgelacht und doch taten sie gerade genau das. Andere Umstände wären ihm und mit Sicherheit auch ihr lieber gewesen, aber das Schicksal hatte eben seinen eigenen Kopf.
„Für ihr Verhalten fallen mir drei Gründe ein“, sprach Gavin und verschränkte leicht die Arme vor der Brust. „Erstens – Sie haben jemanden auf uns angesetzt und sind sich sicher uns bald zu haben. Zweitens – Sie haben Maßnahmen eingeleitet die mir das Leben zur Hölle machen werden und sie brauchen sich demnach nur zurücklehnen und beobachten wie es mich vernichtet und Drittens – Sie gehen davon aus, dass ich das Ding schon lange nicht mehr habe und nur versuche sie über den Tisch zu ziehen.“ Gavin erhob sich von seinem Platz, ging um den Stuhl herum und stützte sich nun mit den Unterarmen auf der Rückenlehne ab. „Und mein Instinkt sagt mir, dass in diesem Falle alle drei Gründe zutreffen.“ Seufzend richtete sich Gavin wieder auf und gab dem Stuhl einen kleinen Schubs, so dass er sich anfing zu drehen, während er anfing langsam auf und ab zu gehen. Es half ihm zwar nicht beim Nachdenken, so wie das vielleicht bei anderen sein mochte, sondern es war einfach nur der Unruhe zu verdanken, die er einfach nicht mehr los wurde. Vermutlich würde sie auch noch eine ganze Weile anhalten, selbst wenn diese Angelegenheit ein gutes Ende finden sollte.

„Was das Erste angeht, das ist der Grund warum wir uns von Jace und Tasha getrennt haben und nie lange an einem Ort verweilen. Immerhin habe ich keine Ahnung wen sie als Spürhund eingesetzt haben“, erklärte Gavin in gesenkter Stimme. „Was Zweitens angeht … Nun der Boss hat zwar deutlich klar gemacht, dass er mir nicht aktiv helfen wird, aber ich hoffe dennoch, dass die Organisation Informationen aufgeschnappt hat und sie mir nicht vorenthalten wird.“ Es war nicht so, dass er nicht auch über eigene Informationsquellen verfügte oder sich Zugang zu Informationen verschaffen könnte, aber das war alles mit Risiken verbunden. Risiken, die er zum aktuellen Zeitpunkt einfach nicht eingehen konnte. Jede Kontaktaufnahme, jede Landung, jeder Systemeintritt konnte seinen Aufenthaltsort verraten und das galt es unter allen Umständen zu verhindern. Natürlich wusste er nicht, ob man ihm im HQ überhaupt Gehör schenken würde oder ob er es überhaupt noch kontaktieren konnte. Alles was ihm blieb war die Hoffnung, dass er es konnte. Es fiel schwer positiv zu denken, aber wenn er es nicht weiterhin tat, dann würde der Misserfolg garantiert sein.

„Tja und was Drittens betrifft“, meinte Gavin und kurz fingen seine Mundwinkel an zu zucken. „Bis wir uns wieder mit Tasha und Jace treffen sind es ein paar Tage hin und somit ausreichend Zeit, um sich einen Plan auszudenken. Außer…“ Gavin vollendete den Satz an dieser Stelle nicht, sondern blieb in Rias Nähe stehen, legte seine Finger um ihr Handgelenk und zog sie zu sich. Er legte von hinten einen Arm um ihre Taille und hielt sie fest, aber nicht so fest, dass sie sich nicht ohne große Schwierigkeiten herauswinden konnte, wenn sie es vorhatte. „Außer natürlich“, fing Gavin wieder an und seine Stimme klang deutlich leiser und vielleicht auch ein klein wenig rauer. „Dir fällt etwas Besseres ein wie ich diese Zeit verbringen kann.“ Dieses Mal zuckten nicht nur seine Mundwinkel, sondern auf seinen Lippen hatte sich ein deutlich erkennbares Lächeln gelegt. Nun, vielleicht nicht nur ein Lächeln, sondern auch ein Grinsen. Aber so war er eben und das wusste Ria ganz genau.
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Weltraum in den Kolonien - von Protokolldroide - 21.02.2021, 22:39
RE: Weltraum in den Kolonien - von Gavin Benett - 21.02.2021, 22:44
RE: Weltraum in den Kolonien - von Elyria Sarin - 16.06.2021, 20:40
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