Der Flottenadmiral machte klar, dass er auf Cassios Anwesenheit bei dem Dienstessen in der Tat bestand. Das empfand der ehemalige Stabschef als durchaus überraschend. Es war beinahe verdächtig deutlich. Hätte Cassio wirklich etwas zu verlieren gehabt, wäre ihm diese erzwungene Einladung vermutlich seltsam und geradezu verschwörerisch vorgekommen. Schließlich sah er selbst nicht den geringsten Sinn darin, aber seine Anwesenheit war gleichwohl als zwingend erforderlich angesehen. Vielleicht war Cassio aber auch nur von der Nähe zu den vielen Ränkespielen der politischen Elite im Reich paranoid geworden. Vermutlich sagte es auch schon sehr viel über die letzten Jahre aus, wenn man in dieser Geste Vaashs zunächst sofort eine Falle oder sonst eine Form von negativen Hintergedanken vermutete. Aber wahrscheinlich war es eben immer so, ob nun Imperium oder Republik oder wie auch immer sich die Menschen miteinander sozialisierten. Es gab Rancors und es gab Nunas. Schlussendlich musste man sich immer entscheiden.
Auf die klare Anweisung hin nickte Cassio lediglich. In der derzeitigen Situation hatte er keine Alternativen, sich dem zu entziehen und musste es dann wohl hinter sich bringen, auch wenn er sich nicht als übermäßig gute Gesellschaft herausstellen würde – für die, die das nicht eh schon wussten. Aber Cassio hatte auch kein Interesse daran, mit all diesen Leuten Bekanntschaften zu schließen. Wozu auch? Stimmten die Kräfteverhältnisse zu Grunger annähernd, war vermutlich ein Drittel davon binnen weniger Tage gefallen. Er stellte fest, dass ihn das beinahe zu erheitern wusste. Die sinnlose Sozialisierung von Menschen, die von anderen ohnehin nur für die Schlachtbank vorgesehen waren. Wenn er darüber nachdachte, musste er wohl zugeben, noch immer einen völlig anderen Blick auf das Kriegsgeschehen zu haben als die Personen, mit denen er sich nun umgeben musste. Schlussendlich hatte wohl keiner von ihnen je im Stab gedient und daher einfach keine Vergleichsmöglichkeit, doch aus Cassios Sicht war all das, was hier war – der Sternenzerstörer, das Geschwader, die Flotte – eben immer noch primär Material. Alles hier wirkte für ihn wie aus der Froschperspektive. Er fand keinen Bezug dazu, wollte er aber auch gar nicht. Es brachte nichts, jetzt noch irgendwelche Tugenden zu lernen. Dann wiederum war aber auch nachvollziehbar, dass keiner dieser Offiziere wirklich von seinem Schicksal wusste. Ithor und die anliegenden Sektoren waren praktisch ohne Kämpfe seit der Niederlage über Endor gewesen. Vermutlich rechnete ein großer Teil der Soldaten und Offiziere nicht damit, dass sich dies wirklich in nächster Zeit ändern könnte. Vielleicht nicht einmal Vaash. Und vielleicht kam es am Ende auch ganz genau so.
Natürlich war Cassio bewusst gewesen, dass die Frage auf den Gesundheitszustand eine potentiell schwierige war. Nichtsdestotrotz schien es wie ein Gebot der Höflichkeit, sie dennoch zu stellen. Der Admiral machte rein optisch keinen besonders schlechten Eindruck, aber dies konnte in der Tat täuschen. Cassio kümmerte sich nicht um die saloppe Wortwahl seines Gegenübers, schien darauf auch nicht in irgendeiner Form nach außen hin Anstoß zu nehmen. Schlussendlich war auch Cassios gelegentlich grober Umgang kein Geheimnis, weshalb er hierin kein Problem sah. Umso weniger in privater Atmosphäre. Stattdessen nickte er also Vaash auf dessen Antwort hin grimmig zu, die Augenbrauen ein Stück nach unten gezogen.
„Ich verstehe gut, was Sie meinen.“
Etwas stach in Cassios Herzen, führte zu einem kurzen Moment innerer Desorientierung, als er das sagte. Narben vermochten sich in vielerlei Hinsicht zu bilden, äußerlich wie auch innerlich. Nun verstand Cassio wenig von körperlicher Verwundung – er hatte, vielleicht abgesehen von der Schlacht von Coruscant, eigentlich nie in Gefahr gestanden, körperlich verletzt werden zu können in seiner Dienstzeit. Der Militärsperrbezirk des Zentrums war mit dem Palast der vermutlich am besten geschützte Komplex des gesamten Imperiums. Doch es gab andere Formen der Verwundung – jeder davon war gemeinsam, dass sie mit Verlust einhergingen. Damit kannte er sich gut aus. Noch besser jedoch mit Verdrängung. Während er zunächst nur zögerlich genippt hatte, leerte Cassio anschließend das restliche Glas in einem Zug, verzog im Anschluss kurz die Lippen und sah dann zu Vaash hoch.
„Wahrscheinlich tragen wir am Ende dieses Krieges alle unsere Narben, jeder auf seine Art.“
Schließlich wurde die Unterhaltung durch das Erscheinen einer weiteren Person vorzeitig unterbrochen. Als die Frau in den Raum hineintrat, stellte Cassio das Glas wieder auf dem Schreibtisch ab und erhob sich kurz und überließ seinem Vorgesetzten zunächst das Wort, bis dieser ihn in direkt einbezog. Er sah Sloane einen Moment lang ohne weitere Regung an, ihren Blick zu deuten versuchend.
„Admiral Sloane“, entgegnete er dann ebenso distanziert und nickte knapp, machte überdies aber keine Anstalten, sich mit der Frau ansonsten zu beschäftigen, so dass er sodann auch wieder auf seinem Stuhl Platz nahm und erwartete, dass sie sich auf dem Stuhl daneben niederließ. Es war in der Tat auffällig, dass gerade in den letzten Monaten mehr und mehr weibliche Flottenoffiziere in höhere Positionen strebten – Sloane, Zen, mit Cassios Stellvertreterin und nun Nachfolgerin Kallice war jetzt sogar eine Frau Flottenstabschefin. Dies wäre vor einigen Monaten vermutlich nicht in dieser Form möglich gewesen – es zeigte aus Cassios Sicht aber auch, dass das imperiale Offizierskorps in der Tat ausgedünnt sein musste. Die Sternenflotte war nicht unbedingt dafür bekannt, es Frauen leicht zu machen, vermutlich war es hier sogar schwieriger als andernorts. Die Vorbehalte schienen eher willkürlich aufgetaucht zu sein – doch im Endeffekt würden vermutlich die nächsten Monate zeigen, wie viel davon der Wahrheit entsprach. Gelegentlich konnten sich Krisen auch für manche zu Chancen entwickeln.
Auf die klare Anweisung hin nickte Cassio lediglich. In der derzeitigen Situation hatte er keine Alternativen, sich dem zu entziehen und musste es dann wohl hinter sich bringen, auch wenn er sich nicht als übermäßig gute Gesellschaft herausstellen würde – für die, die das nicht eh schon wussten. Aber Cassio hatte auch kein Interesse daran, mit all diesen Leuten Bekanntschaften zu schließen. Wozu auch? Stimmten die Kräfteverhältnisse zu Grunger annähernd, war vermutlich ein Drittel davon binnen weniger Tage gefallen. Er stellte fest, dass ihn das beinahe zu erheitern wusste. Die sinnlose Sozialisierung von Menschen, die von anderen ohnehin nur für die Schlachtbank vorgesehen waren. Wenn er darüber nachdachte, musste er wohl zugeben, noch immer einen völlig anderen Blick auf das Kriegsgeschehen zu haben als die Personen, mit denen er sich nun umgeben musste. Schlussendlich hatte wohl keiner von ihnen je im Stab gedient und daher einfach keine Vergleichsmöglichkeit, doch aus Cassios Sicht war all das, was hier war – der Sternenzerstörer, das Geschwader, die Flotte – eben immer noch primär Material. Alles hier wirkte für ihn wie aus der Froschperspektive. Er fand keinen Bezug dazu, wollte er aber auch gar nicht. Es brachte nichts, jetzt noch irgendwelche Tugenden zu lernen. Dann wiederum war aber auch nachvollziehbar, dass keiner dieser Offiziere wirklich von seinem Schicksal wusste. Ithor und die anliegenden Sektoren waren praktisch ohne Kämpfe seit der Niederlage über Endor gewesen. Vermutlich rechnete ein großer Teil der Soldaten und Offiziere nicht damit, dass sich dies wirklich in nächster Zeit ändern könnte. Vielleicht nicht einmal Vaash. Und vielleicht kam es am Ende auch ganz genau so.
Natürlich war Cassio bewusst gewesen, dass die Frage auf den Gesundheitszustand eine potentiell schwierige war. Nichtsdestotrotz schien es wie ein Gebot der Höflichkeit, sie dennoch zu stellen. Der Admiral machte rein optisch keinen besonders schlechten Eindruck, aber dies konnte in der Tat täuschen. Cassio kümmerte sich nicht um die saloppe Wortwahl seines Gegenübers, schien darauf auch nicht in irgendeiner Form nach außen hin Anstoß zu nehmen. Schlussendlich war auch Cassios gelegentlich grober Umgang kein Geheimnis, weshalb er hierin kein Problem sah. Umso weniger in privater Atmosphäre. Stattdessen nickte er also Vaash auf dessen Antwort hin grimmig zu, die Augenbrauen ein Stück nach unten gezogen.
„Ich verstehe gut, was Sie meinen.“
Etwas stach in Cassios Herzen, führte zu einem kurzen Moment innerer Desorientierung, als er das sagte. Narben vermochten sich in vielerlei Hinsicht zu bilden, äußerlich wie auch innerlich. Nun verstand Cassio wenig von körperlicher Verwundung – er hatte, vielleicht abgesehen von der Schlacht von Coruscant, eigentlich nie in Gefahr gestanden, körperlich verletzt werden zu können in seiner Dienstzeit. Der Militärsperrbezirk des Zentrums war mit dem Palast der vermutlich am besten geschützte Komplex des gesamten Imperiums. Doch es gab andere Formen der Verwundung – jeder davon war gemeinsam, dass sie mit Verlust einhergingen. Damit kannte er sich gut aus. Noch besser jedoch mit Verdrängung. Während er zunächst nur zögerlich genippt hatte, leerte Cassio anschließend das restliche Glas in einem Zug, verzog im Anschluss kurz die Lippen und sah dann zu Vaash hoch.
„Wahrscheinlich tragen wir am Ende dieses Krieges alle unsere Narben, jeder auf seine Art.“
Schließlich wurde die Unterhaltung durch das Erscheinen einer weiteren Person vorzeitig unterbrochen. Als die Frau in den Raum hineintrat, stellte Cassio das Glas wieder auf dem Schreibtisch ab und erhob sich kurz und überließ seinem Vorgesetzten zunächst das Wort, bis dieser ihn in direkt einbezog. Er sah Sloane einen Moment lang ohne weitere Regung an, ihren Blick zu deuten versuchend.
„Admiral Sloane“, entgegnete er dann ebenso distanziert und nickte knapp, machte überdies aber keine Anstalten, sich mit der Frau ansonsten zu beschäftigen, so dass er sodann auch wieder auf seinem Stuhl Platz nahm und erwartete, dass sie sich auf dem Stuhl daneben niederließ. Es war in der Tat auffällig, dass gerade in den letzten Monaten mehr und mehr weibliche Flottenoffiziere in höhere Positionen strebten – Sloane, Zen, mit Cassios Stellvertreterin und nun Nachfolgerin Kallice war jetzt sogar eine Frau Flottenstabschefin. Dies wäre vor einigen Monaten vermutlich nicht in dieser Form möglich gewesen – es zeigte aus Cassios Sicht aber auch, dass das imperiale Offizierskorps in der Tat ausgedünnt sein musste. Die Sternenflotte war nicht unbedingt dafür bekannt, es Frauen leicht zu machen, vermutlich war es hier sogar schwieriger als andernorts. Die Vorbehalte schienen eher willkürlich aufgetaucht zu sein – doch im Endeffekt würden vermutlich die nächsten Monate zeigen, wie viel davon der Wahrheit entsprach. Gelegentlich konnten sich Krisen auch für manche zu Chancen entwickeln.