#29
Vesperum fühlte es. Dieses Gefühl war dort. Eine Gewissheit, dass seine Zeit ablief. Unweigerlich, gnadenlos und unaufhörlich, schien ihm das Schicksal zu entgleiten. Irrsinnig klammerte er sich an seine Idee, an seine Überzeugung, die ihm ebenso leer erscheinen musste, wie sein Thron. Alles, was er immer wollte, war zum Greifen nah und doch so fern. Die wohlige Kälte fühlte sich seit langem wieder frostig an. Mit zitternden Händen hielt er sich gebrochen am Terminal fest. Der mächtige Vesperum war gefangen. Vesperum war Gefangener seiner eigenen Absicht und die Verdammnis lag längst in der dunklen Seite. Das Gesicht der Direktorin zeigte sich. Eine Vertrauensperson des Imperators, die gleichsam gefährlich war. Vesperum brauchte einen Moment, um die Worte zu finden. Einen winzigen Moment, um seine Gedanken zu sortieren, die längst in einer anderen Welt lagen. Schmerzhaft presste sich Blut durch seine Adern, drückte gegen das verottende Gewebe seiner aschweißen Haut an und ließ ein Pulsieren zurück. Sein Körper wollte diesem Leben entfliehen, frei sein von der Qual, die sein verbohrter Wille anrichtete.

Die dunkle Seite war in seiner Erscheinung manifestiert. Eine Ewigkeit bedeutete für Vesperum stets Wiederholung. Immer und immer wieder das Gleiche tun zu müssen. Der Sith fürchtete sich davor. Die Geheimdienstchefin blickte wartend mit verschränkten Armen zu Vesperum auf. "Direktorin," grüßte er erneut. "Ich brauche eure Hilfe." Ein Eingeständnis. Darth Vesperum, trotz seiner Rituale, seines Ordens und der Sith, war nur ein Relikt eines Herrschers, der tot war. Seine Macht war geliehen, geborgt von anderen, die ihm dienten. Vesperum war längst klar, dass er nicht mehr lange herrschen konnte. Vielleicht noch Monate, vielleicht noch Jahre aber das Ende lag vor ihm. Egal, wie er sich anstrengte, die Macht arbeitete gegen ihn. Er hasste diese Galaxis. Einen jeden, der sich an seinem Schicksal erfreute. "Die Jedi müssen aufgehalten werden. Etwas geschieht. Etwas...," versuchte er seine Bilder, die er sah, in Worte zu fassen. Worte zu finden, für etwas, was nicht geschehen war. Nicht geschehen dürfte aber geschehen könnte. "... von Bedeutung für uns alle," erklärte der dunkle Herrscher. "Ich möchte, dass ihr einen jeden Jedi ausfindig macht. Ich möchte, dass ihr einen jeden überzeugten Jedi töten lasst. Insbesondere Luke Skywalker. Er muss sterben! Die gebrochenen und abgefallenen Jedi bringt zu mir," forderte der böse Untote mit aufgerissenen Augen, in denen neben Horror auch Angst stand. Die Zeit lief ab. "Weiterhin bringt Machtsensitive, welche nicht Jedi sind, nach Byss," sagte der Sith-Lord gleichsam fordernd. Er musste seine Reihen auffüllen, seinen Orden vergrößern, damit das Licht nicht seine Nacht vertreiben konnte. Die ewige Nacht würde kommen und er würde endlich das Schicksal neuschreiben, dem er so herzzerreißend entkommen wollte. - Und doch konnte er es nicht. Wieder war dort dieser Gedanke, dass auch sein Schicksal, des finsteren Sith-Lords, bereits vorher bestimmt war. Dieser Gedanke schmerzte, da es ihm jedwede Mitwirkung entzog. Egal, was er tat, es war bereits durch die Macht bestimmt. Hass brodelte in ihm und der Zorn ließ seine Krallen ins blanke Metall der Konsole kratzen. Metall verborg sich leicht und das Holobild flackerte. Hilflos trat Vesperum von dem Terminal zurück.

"Direktorin tut es. Die Jedi dürfen uns nicht aufhalten. Wir können das Imperium retten." Wahrscheinlich wollte Vesperum nur sich selbst und sein Ritual retten. Doch der Imperator log inzwischen ohne Willen oder Absicht. Er log immer, selbst wenn er glaubte, die Wahrheit zu sprechen. Die dunkle Seite, in ihm verwirklicht, verhinderte jedwede wahre Absicht und jede echte Hoffnung. Der Zorn und Hass endeteten in diesem bösen Eifer, welcher in tiefer Angst seinem Schicksal entkommen wollte. Vesperum war verloren, wie sein Herz. Einsam sanken seine Augen in ihre Höhlen zurück. Der mächtige Meister war allein und selbst der gierige Geist von Syn wollte nicht mehr Gegenwart schenken. Es wurde kalt um seine Seele, die Reste, die davon übrig waren. "Erstattet mir Meldung," sagte er mit leiserer Stimme, bevor er den Kanal schloss. Der Projektor stellte sein Brummen und Rauschen ein.

Das Bild verschwand und der Imperator fuhr sich über sein Gesicht, fast so, als ob er seine Gedanken wegwaschen wollte. Nichts geschah. Alles verblieb. Syns unholder Geist huschte vorbei, kreiste um ihren Schützling, der auch mit ihr einsam war. Das Monster, welches sie geschaffen hatte, erkannte seine Ketten und war unfähig sie zu sprengen. Denn diese Verdammnis, jener Abyss, war alles, was er noch hatte. Das ständige Streben nach mehr, nach mehr Erlösung und mehr Macht. Es gab kein Entkommen und Vesperum in seinem Schmerz spürte die dunkle Seite, welche durch seine Adern pulsierte. Ein Wunsch von ihm, konnte Personen töten. Eine Erinnerung unendliche Qualen beschwören. Und doch war er nichts als ein Schatten einer vergangenen Zeit, die sich weigerte, endlich zu enden. Die Sith mussten enden und doch taten sie es nicht. Vesperum wollte ihr Erbe und nachdem er es endlich hatte, zerbrach er daran; wie all jene, die sich Sith nannten. Denn das Erbe der Sith war ein Fluch der Macht. "Erlösung," jappste der Imperator sehr leise aber flehend, während er auf seinen Thron kroch, um in die Ferne seiner Halle zu blicken. Vor ihm schloss sich das Portal und ließ ihn mit seinem Albtraum zurück.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema