An Bord des Shuttles Tanaran
„Roger, Rancor 5-7-5: Ankunft bei Yavin bestätigt. Erreichen erste Nav-Boje für weiteren Sprung über Celanon nach Naboo. Nächster Sprung in T minus Zwei.“
Flight Captain Lac griff nach oben an das Kontrollterminal seiner Raumfähre, betätigte nacheinander vier Knöpfe. Die Fähre passierte den roten Gasriesen des Systems mit hoher Geschwindigkeit und flog den vorgegebenen Weg zum Sprungpunkt in der Nähe des Dschungelmondes.
„Ein seltsames Gefühl, hier zu fliegen“, brummte sein Co-Pilot auf dem Sitz neben ihm, während er aus dem Sichtfenster auf die letzten Teile des Gasriesen blickte.
„Was meinst du?“
„Hier war es also. Der Anfang vom Ende.“
Lac wandte seinen Blick ebenfalls kurz vom Sternenhimmel ab und sah auf den namensgebenden Riesen des Yavin-Systems. Ja, hier war es passiert. Etwas, das Lac damals, wie vielleicht jeder andere, für unmöglich gehalten hatte. Er erinnerte sich noch daran, wie das Imperium damals eine Zeit lang versucht hatte, Propaganda zu betreiben und den Todesstern als „Planetaren Erz-Extraktor“ zu bezeichnen. Dies war schon damals schwer zu glauben gewesen, wie auch die Monate darauf und das Erstarken der Rebellion im Anschluss gezeigt hatten. Nun hatte sich seither viel geändert. Doch Lac zuckte zunächst nur mit den Schultern.
„Das Ende schlechter Bezahlung.“
Der Co-Pilot blickte kurz zur Seite, schien aber zunächst nicht weiter zu reagieren, daher fuhr Lac nach einer kurzen Pause fort.
„Zsinj zahlt mir beinahe das Doppelte wie das Imperium damals für die gleiche Arbeit.“
Dafür erntete Lac zunächst ein Seufzen seines Kameraden. „Mal sehen, wie lange noch.“
„Ist mir egal. Der Familie tut es im Moment gut, gerade mit der Kleinen. Allein dafür lohnt es sich schon.“
Die Sicht von Lac wurde einen Moment lang unscharf und er spürte auf beiden Ohren ein vereinnahmendes Fiepen. Er kniff kurz die Augen zusammen, griff nach seiner Tasse Caf und nahm einen tiefen Schluck. Sicher, es war auch viel Arbeit. Gerade dieser Transfer war von der Rancor Basis als prioritär angesehen worden – man wünschte einen schnellen, aber ruhigen Flug. Ausgerechnet in republikanisches Gebiet. Doch er hatte die Garantie vom Kommando bekommen, dass man ihn mit seinen Codes passieren lassen würde, vielleicht also eine Art Gefangenenaustausch. Das würde erklären, warum man ihren Passagier ruhig gestellt hatte.
Erneut ein Fiepen. Aus dem Weltraum blickte Lac ein menschlicher Schädel an. Beim nächsten Blinzeln war er verschwunden. Irritiert blickte er zur Seite, wo sein Kollege den Bildschirm betrachtete und die Lippen bewegte, auf dem die Distanz zum Sprungpunkt angezeigt wurde. Als Lac ihm nicht antwortete, blickte der Co-Pilot fragend zu ihm auf. Die Haut auf seinem Schädel löste sich wie Säure vom Schädel des Mannes ab und die toten Augen seines Gegenübers blickten ihn an. Lac spürte seinen Herzschlag im Kopf. Ein weiteres Blinzeln später schien der Mann wieder genesen zu sein.
„Lac?“, fragte der Mann skeptisch und beobachtete ihn intensiv. Etwas rüttelte kurz an seiner Schulter.
„Nein!“, kreischte Lac panisch und zuckte von der Berührung zusammen, drückte sich schutzsuchend in den Stuhl.
„Okay, okay. Ganz ruhig“ Der Co-Pilot hob irritiert beide Arme vorsichtig und löste damit die Berührung auf. Lac blinzelte wieder. Als er aus dem Sichtfenster sah, flogen sie gerade über eine tote, rötliche Wüste – neblig, modrig, von steinernen Gräbern und Monumenten durchzogen. Eine Frauenstimme flüsterte in fremder, alter Sprache. Er wusste plötzlich, dass er in den Passagierraum gehen musste. Er wusste, dass man es von ihm verlangte, aber er konnte es nicht. Etwas rief ihn, aber er glaubte nicht, dass es wirklich da war. Panische Angst stieg in ihm auf, zwang ihn dazu, seine Finger in die Armlehnen zu bohren. Aber es war nicht seine Panik. Ein Sturm aus Sand und scharfkantigen Steinen prasselte gegen das Sichtfenster, hinterließ aber keine Spuren. Vor dem Fenster stand ein funkelndes Geisterwesen in finsterer Robe.
Ein Blinzeln. Neben ihm saß eine mumifizierte Leiche, regungslos, in altertümliche Kleidung gehüllt, während aus starren Augenhöhlen Käfer umher liefen. Ein riesiges grollendes Monster vor ihm, ein abstürzender Sternenzerstörer, der in Richtung der Wüste driftete und dort schließlich donnernd zu Boden krachte. Lac konnte nicht sprechen. Er rüttelte an seinem Gurt, es gelang ihm aber nicht, den Mechanismus zu öffnen. Stattdessen knickte er den Joystick zur Seite ab, was die künstliche Gravitation aufgrund der ruckartigen Bewegung kurzzeitig überforderte und Lac hälftig aus dem Sitz schleuderte. Die Fähre knickte seitwärts ab. Im Cockpit schlugen die Instrumente Alarm.
Blinzeln. Eine geschundene einarmige Frau streckte ihm in einem Gefängnis die verbliebende Hand entgegen, die Lumpen an ihr zerfetzt. Ein flehender Blick, doch bevor die Hand gegriffen werden konnte, wurde alles schwarz.
Lac schmeckte kupferartigen Geschmack in seinem Mund. Er vermochte kaum zu atmen, zwang sich jedoch zu tiefen Atemzügen, beinahe hyperventilierend. Dutzende menschliche und anderweitige Schädel bedeckten den Boden der Fähre, stießen klappernd aneinander und sorgten dadurch für eine bizarre Melodie. Ein Baum riss den Steuerbordflügel der Fähre ab und schickte die Tanaran auf ihren letzten Flug in Richtung des Bodens.