#12
„Code Red! Ich wiederhole Code Red!“, erklang plötzlich Dereks Stimme aus dem Komlink und das Lächeln, welches eben noch auf Wedges Lippen gelegen hatte verschwand.
„Was ist los?“, fragte er und ein ernster Ausdruck legte sich auf sein Gesicht.
„Sturmtruppen und zwar zu viele davon“, antworte Feylis, die er am westlichen Perimeter stationiert hatte und was ihm somit verriet, dass sich das Imperium von zwei Seiten auf sie zubewegte.
„Tycho? Report!“
„Hier ist alles sauber Wedge“, antwortete Tycho, der von Wedge die Anweisung erhalten hatte den Raumhafen und den großen Markt davor im Blick zu behalten. „Sie müssen schon die ganze Zeit hier gewesen sein.“
Deutlich hörbar atmete Wedge aus, während er sich mit den Fingern über die Stirn strich. Hatte ihn sein Bauchgefühl die ganze Zeit über also doch nicht betrogen. Es war eine Falle gewesen und nun saßen sie hier wie auf dem Präsentierteller.
„Befehl an alle! Sofortiger Rückzug zum Sammelpunkt. Jegliche Konfrontationen sind zu vermeiden. Ich wiederhole – Keine Konfrontation!“
Wedge schaltete das Kom stumm und sah zwischen Wes und Luke hin und her. Er brauchte ihnen nicht zu erklären, was los war, so hatten sie es doch gerade beide ganz hervorragend selbst hören können.
„Kriegsbeeinflussende Informationen“, spuckte Wes die Worte beinahe aus. „Die Nachricht, dass Mitglieder der Sonderstaffel entweder tot oder in imperialer Gefangenschaft sind, ist in der Tat eine Krieg-beeinflussende Information.“ Sie waren zwar nur eine X-Wing Staffel, eine von vielen, aber im Gegensatz zu den anderen war ihre überall bekannt und von manchen Piloten auch gefürchtet. Sie hatten sich die Bezeichnung 'Sonderstaffel' durch Können und Leistung verdient und sie auszuschalten würde gewiss auf die Moral der Truppen schlagen.

Luke hatte seit dem Erklingen der Nachrichten aus Wedges Kom noch kein Wort zu der Lage gesagt, stattdessen zog er sein eigenes Kom hervor.
„Han? Bitte kommen“, versuchte er seinen Freund zu erreichen, der sich irgendwo hier in der Stadt aufhalten musste.
„Gut dass du dich meldest, ich wollte gerade -“, begann Han freudig zu sprechen, wurde jedoch von Luke unterbrochen.
„Han schnapp dir Chewie, gehe zurück zum Falken und verschwinde von Velmor“, kam Luke ohne Umschweife direkt auf den Punkt.
„Luke was ist los?“, fragte Han nach und seine Stimme war schlagartig wachsam geworden.
„Keine Zeit für Erklärungen. Tue einfach was ich dir gesagt habe und - Vertraue mir.“
Für einen kurzen Moment war nur statisches Rauschen aus dem Kom zu hören und Luke war sich nicht sicher, ob Han nicht gleich zu einer seiner Reden ansetzen würde.
„Verstanden“, erklang es dann jedoch kurz und knapp aus dem Kom und Luke konnte sich ein leises und erleichterndes Ausatmen nicht verkneifen.
„Und Kleiner?“, erklang Hans Stimme ein weiteres Mal aus dem Kom. „Möge die Macht mit dir sein.“
Mit einem schwachen Lächeln schaltete Luke das Kom in seiner Hand aus und sah zu Wedge und Wes.
„In Ordnung Jungs, wie ist unsere Lage?“


Wedge und Wes wechselten nach Lukes letzten Worten für einen winzigen Moment fragende Blicke, ehe Wedge das Wort ergriff.
„Aus westlicher, wie auch aus östlicher Richtung bewegen sich Sturmtruppen auf unseren Punkt zu“, fasste er die Lage zusammen. „Sie schneiden uns die Fluchtwege ab, so dass uns nur der Weg zum Raumhafen als Fluchtweg zur Verfügung steht. Vor diesem allerdings befindet sich der große Platz. Von allen Seiten einsehbar und ungeschützt was freies Schussfeld bedeutet. Ich bin mir sicher, dass sie sich dort bereits passend stationiert haben.“ Er war überzeugt davon, dass die sich nähernden Sturmtruppen nicht die Aufgabe hatten sie zu töten oder zu stellen, sondern sie wie Vieh in Richtung Raumhafen zu treiben. Dort würde man sie einkreisen und sie auffordern sich zu ergeben und ihnen drohen, dass wenn sie es nicht tun man das Feuer eröffnen würde. Ein Kreuzfeuer auf einem öffentlichen Platz, auf dem sich gerade dutzende von Personen aufhalten mussten. Unschuldige, die mit dieser Sache absolut nichts zu tun hatten. Doch dem Imperium würde es vollkommen gleich sein. Vermutlich würden sie, so wie viele Male zuvor, ihr Handeln damit rechtfertigen, dass man ihnen keine andere Wahl gelassen hatte.
Luke nickte leicht mit dem Kopf. Er hatte jedem Wort von Wedge aufmerksam gelauscht, auch wenn sein Blick ein wenig abwesend wirkte.
„Ja, es ist davon auszugehen, dass sie ihre Falle bereits ausgelegt haben“, stimmte Luke Wedge zu. „Aber ihr werdet nicht in diese Richtung verschwinden, sondern in die entgegengesetzte.“
„In die Entgegengesetzte? Wie sollen wir das denn anstellen?“, fragte Wes und warf Luke einen unverständlichen Blick zu. „Die Cantina hat keinen Hinterausgang, das haben wir bereits überprüft.“
„Die Gedanken des Wirts haben mir gerade verraten, dass es einen solchen gibt und zwar“, meinte Luke und auch wenn sein Blick abwesend wirkte, so sah man ihm dennoch an, dass er sich konzentrierte. „Ein Tunnel... Keller... Südwestlich führend.“ Lukes Blick fokussierte sich wieder auf die zwei ihm gegenübersitzenden Männer. Unter normalen Umständen nutzte er seine Fähigkeiten nicht in die Köpfe anderer einzudringen, doch diese Situation hatte ihm keine andere Wahl gelassen, wenn er das Leben seiner beiden Freunde retten wollte.
„Selbst wenn es diesen Tunnel tatsächlich geben sollte“, warf Wedge ein. „Was hindert sie daran uns zu folgen? Außerdem, sobald sie von dem Tunnel wissen, wird man an seinem Ausgang auf uns warten und da haben wir noch weniger Chancen, als auf einem offenen Platz.“
Wedge sah Luke mit ernstem Blick an. Sicherlich war der Tunnel eine Fluchtmöglichkeit, zumindest auf den ersten Blick, aber die Verteidigungsmöglichkeiten waren einfach nicht gegeben. Selbst wenn am Ausgang am Ende nur 5 Sturmtruppler standen, lagen ihre Chancen dennoch bei 'nicht vorhanden'. So ein Tunnel bot ja wohl nicht gerade die beste Deckung um sich gegen Blasterfeuer zu schützen. Doch je länger er Luke ansah, der ihm schweigend gegenüber saß, desto mehr regte sich in ihm ein Verdacht.
„Oh nein Luke! Schlag dir das aus dem Kopf!“, kam es etwas lauter als beabsichtigt über Wedges Lippen, der Luke einfach lang genug kannte, um sich auch ohne jegliche Macht vorstellen zu können was in dessen Kopf vor sich ging.
„Sag jetzt bitte nicht er hat vor den Lockvogel zu spielen“, meinte Wes und warf Luke einen zweifelnden Blick zu. Es war ja nicht so, dass man den Mitgliedern der Sonderstaffel nicht eine gewisse Verrücktheit unterstellte, aber das war dann doch zu verrückt.
„Es sind zu viele, auch für jemanden wie dich“, sprach Wedge weiter und bestätigte somit Wes Befürchtungen ohne direkt darauf geantwortet zu haben. „Du kannst sie nicht alle besiegen und das weißt du.“
„Ja das weiß ich und deswegen habe ich es auch nicht vor“, antwortete Luke und sein Tonfall ließ durchschimmern, dass er sich von seinem Plan nicht würde abbringen lassen. „Ich werde euch einfach nur so viel Zeit wie möglich verschaffen und mich dann aus dem Staub machen.“
„Das ist blanker Wahnsinn Luke“, meinte Wedge und schüttelte den Kopf.
„Nicht mehr, als mit einem X-Wing in den Reaktor eines Todessterns zu fliegen“, konterte Luke und ignorierte den bösen Blick, dem ihm Wedge dafür schenkte. Schweigend starrten sich die beiden Freunde in die Augen, bis Wedge den seinigen schließlich senkte und seufzte.
„Du hast es dir in den Kopf gesetzt und ich bin nicht mehr in der Position dir einen Befehl zu erteilen“, sagte Wedge mit schwerer Stimme, dem dieser Plan so überhaupt gar nicht schmeckte. Es war einfach nicht richtig, dass Luke ihnen jetzt aus der Patsche half. Luke, der eigentlich gar nicht hätte da sein dürfen und für einen winzig kleinen Augenblick kam ihm der Gedanke, ob es vielleicht die Macht gewesen war die Luke heute hier her geführt hatte. Allerdings verschwand der Gedanke genau so schnell wieder wie er gekommen war, denn das Konzept der Macht war einfach zu hoch für ihn.
„Und solltest du dich gefangen nehmen lassen – Ich hol dich persönlich raus, selbst wenn ich mir dafür den Weg, nach wohin auch immer, frei schießen muss.“ Es war ein Versprechen und eine Drohung zugleich.
„Warnung angekommen“, meinte Luke und musste trotz der ernsten und bedrohlichen Lage auflachen. „Und jetzt verschwindet, sonst brauchen wir gleich keinen Plan mehr.“
Wes und Wedge erhoben sich von ihrem Platz, wenn auch nicht ohne dennoch leise zu murren. Es gefiel ihnen beide nicht, aber sie konnten nun nicht mehr tun, als Luke zu vertrauen. Während Wes direkt auf den Besitzer der Cantina zusteuerte, immerhin musste er ihnen den Weg weisen, hatte sich Wedge nur ein paar Schritte entfernt und war stehen geblieben.
„Pass auf dich auf Luke und möge die Macht mit dir sein“, verabschiedete sich Wedge, mit dem innigen Wunsch im Herzen, dass es nicht das letzte Mal gewesen war, an dem sich ihre Wege im Leben gekreuzt hatten.

Luke wartete, bis seine beiden Freunde verschwunden waren, ehe er sich von seinem Platz erhob und die Kapuze seines Umhang über den Kopf und tief ins Gesicht zog. Ohne auf die weiteren Gäste zu achten, die ihm durchaus neugierige Blicke zuwarfen, verließ er die Cantina. Mit leicht gesenktem Kopf blieb er mitten auf der Gasse stehen und warf einen kurzen Blick nach rechts und nach links. Den Richtungen, aus denen die Sturmtruppen ruhigen, aber zügigen Schrittes herankamen. Sein Blick glitt die Gasse entlang, welche seinen Freunden als einziger Fluchtweg hätte dienen sollen und ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er am Horizont die vertrauten Umrisse des Falkens erkennen konnte, der gerade dabei war die Atmosphäre des Planeten zu verlassen. Er schloss die Augen und ließ die Macht durch sich fließen. Die Macht, die durch jeden lebenden Organismus auf diesem Planeten floß und begann langsam seine Hände zu heben. Seine Handflächen deuteten in Richtung der nahenden Sturmtruppen und er wirkte beinahe wie jemand, der sich ergeben und zeigen wollte, dass er unbewaffnet war. Tief und konzentriert atmete Luke ein und in dem Moment, an welchem er ausatmete, streckte er seine Arme zur Seite und auf beiden Seiten der Gasse wurden Soldaten von einer unsichtbaren Kraft von ihren Füßen gerissen und durch die Luft nach hinten geschleudert. Hinter ihnen stehende Soldaten wurden entweder umgeworfen oder aus dem Gleichgewicht gebracht. Luke ließ seine Arme sinken und während eine Hand die Kapuze nach hinten zog, griff die andere Hand nach dem Lichtschwert an seinem Gürtel.

„Ich bin Luke Skywalker“, sagte er mit kräftiger Stimme und öffnete die Augen. „Und ihr habt euch den falschen Tag für einen Besuch auf Velmor ausgesucht.“ Mit einem elektrischen Sirren aktivierte er die grün schimmernde Klinge seines Lichtschwerts, bereit für alles was kommen möge.
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Nachrichten in diesem Thema
Velmor - von Protokolldroide - 18.02.2018, 16:27
RE: Velmor - von Luke Skywalker - 08.12.2019, 17:35
RE: Velmor - von Wedge Antilles - 22.12.2019, 17:16
RE: Velmor - von Luke Skywalker - 05.01.2020, 16:54
RE: Velmor - von Luke Skywalker - 06.01.2020, 22:56
RE: Velmor - von Luke Skywalker - 11.01.2020, 02:50
RE: Velmor - von Luke Skywalker - 19.04.2020, 00:25
RE: Velmor - von Wedge Antilles - 26.07.2020, 02:53