#28
Etwas beunruhigte Derricote. Etwas passte nicht mehr. Es war nur so ein Gefühl, welches ihn erfasst hatte. Projekt Black Moon verzögerte sich nicht nur deshalb, weil geeignetes Personal fehlte, sondern auch weil merkwürdige Zufälle jeden Fortschritt erheblich verlangsamten. Es schien fast so, als ob eine höhere Macht einen Sieg des Imperiums in dieser Sache verhindern wollte. Doch Derricote gab nicht auf. Das Imperium brauchte eine Waffe, die einen endgültigen Sieg sicherstellen würde. Einen Sieg, der perfekt war und diesen unsäglichen Krieg endlich beenden würde. Black Moon konnte eine solche Waffe sein, die alle Kriege beenden würde, da sie schlicht zwecklos waren. Der Verweser für die geheimen Massenvernichtungswaffen und Projekte hatte sich angemeldet oder zumindest war der General darüber informiert worden, dass dieser bald eintreffen würde. Zwar hatte er um weitere Ressourcen gebeten, mitunter auch um Hilfe für das Projekt, aber hatte nicht mit dem Großmoff höchstselbst gerechnet. Insofern fand sich der beleibte General in einer viel zu eng sitzenden Uniform auf dem Landefeld ein. Eine Eskorte von Sturmtruppen und Offizieren sicherte das Ehrengeleit. Derricote schwitzte, da er nicht nervös war aber der Weg aus den tiefen Ebenen der imperialen Anlage seinen Tribut forderte. Immerhin hatte diese Anlage knapp 41 Ebenen, tief bis in den Untergrund dieser Welt. Bunker reihten sich an Korridore, Räumlichkeiten an Labore und Wohneinheiten an Standardgebäude.

Schwere Abwehrgeschützte sicherten weite Bereiche ab und Derricote konnte von seiner Position auf einen Quad-Turbolaser blicken, der in den Himmel gerichtet war. Eine Luftlandung feindlicher Feindkräfte war fast ausgeschlossen, solange die Abwehrbatterien in Betrieb waren. Das Imperium hatte sehr viel in die Verteidigung dieser Anlage investiert. Die Verteidigung war auf einen direkten Großangriff ausgelegt und die Bunker, tief im Untergrund, konnten Monate auch schwersten Beschuss standhalten. Black Moon war Thron selbst höchste Priorität eingeräumt worden. Was der bald eintreffene Moff nicht wissen konnte, dass Derricote nicht nur für den Thron arbeitete, sondern auch für die Direktorin Isard, die eigene Pläne mit einer anderen Waffe verfolgte. In einem geschützten Bereich fanden auch Forschungen für diese andere Waffe statt, die auf eine andere Form der Zersetzung abzielte. Doch Derricote war vollkommen ausgelastet und hatte vorerst Black Moon Vorschub verliehen, da der Imperator erheblich Druck aufbaute. - Und Derricote war auch klar, warum dies so war. Das Imperium hatte nicht mehr viel Zeit, um die neue Ordnung zu retten. In Hauch fanatischer Eifer erfasste den General, der immer noch fest an eine abtruse Idee von Ordnung glaubte. Fehler der Vergangenheit sollten nicht jene Ordnung gefährden, der er sein Leben gewidmet hatte. Zudem versorgte ihn diese Ordnung recht gut.

Derricote blickte wartend am Geschütz vorbei, als schließlich das Shuttle des Moffs zur Landung ansetzte. Der Verweser stieg aus, begab sich direkt zum General und begann direkt mit seinem Interesse. Evir Derricote zögerte einen Moment mit einer Antwort. Er war nicht bekannt dafür, sofort zu antworten, sondern ließ sich oft Zeit, bevor er einen ausgewählten und berechnenden Redeschwall losließ. Dieser Mann spielte mit seiner Erscheinung und seinem Habitus, um seine Ziele zu erreichen. In gewisser Hinsicht lag eine Ironie darin, das weit entfernt von hier, ein Kriegsherr ähnlich handelte. Menschen wollten nur zu gerne ihren Augen glauben und vergaßen gerne, dass jeder Theater spielen konnte. "Verweser," grüßte Derricote mit einem schäbigen Lächeln, welches seine Backen erröten ließ, über denen glänzenden Schweiß klebte. "Natürlich," gab er sich unterwürfig, deutete sogar eine leichte Verbeugung mit seinem dicken Schädel an. "Black Moon erlebte einige Verzögerungen. Unser Personal ist mit der Struktur der Substanz noch überfordert. Zwar konnten wir das Produkt stabilisieren aber es fehlen noch entsprechende Faktoren. Der Imperator wird sicherlich zufrieden sein, dass Black Moon zumindest in einem unkontrollierten Zustand einsatzbereit ist aber es fehlt noch immer ein Trägersystem zum Ausbringen. Mir persönlich wäre es jedoch lieber ein kontrollierbares Produkt zu etablieren," erklärte der General hektisch und reihte die Worte schnell aneinander. Er wirkte unwirsch und dies sogar ganz bewusst.

"Ich werde ihnen gerne die aktuellen Ergebnisse innerhalb der Anlage präsentieren aber ich warne sie, dass die Situation innerhalb der Testkammern recht grotesk erscheinen mag," war Derricote insoweit ehrlich und deutete am Ehrengeleit vorbei in Richtung des übergroßen Sicherheitstores, welches den ersten Eigangsbereich absicherte. Es würden noch einige Portale, Schleusen und Tore folgen, bis man im Kern der Anlage war. "Wir brauchen dennoch noch etwas Zeit für Forschung und Entwicklung," meinte Derricote fast flehend und rang sich erneut ein schäbiges Lächeln ab.
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