#37
Von: Äußerer Rand | Thule

Ein Tag nach dem anderen verging. Saanza hatte schnell jegliches Zeitgefühl verloren. Unterbrochen wurde die Monotonie des Hyperraums nur von gelegentlichen neuen Sprungberechnungen, begleitet von den knappen Ansagen des RX-Droiden. Für die Jedi gab es während der Reise nicht viel zu tun. Sie hatte versucht, sich Zugang zum Schiffscomputer zu verschaffen, um vielleicht mehr über Routen und Passagiere des Shuttles zu erfahren. Doch das Imperium war gründlich gewesen und hatte Protokolle regelmäßig aus den Datenbanken getilgt. Somit blieben ihr nur die Nachrichten aus dem HoloNet – viele davon Schreckensberichte. Saanza wagte nicht, eine Botschaft an das Praxeum abzusetzen. Aus Furcht, dass das Imperium sie abhören oder die Republik sie für eine Fälschung halten würde.

Die Nervosität der Jedi-Ritterin wuchs mit jeder Stunde und weder Meditation noch ihre Übungen konnten etwas daran ändern. Noch immer befürchtete die Jedi, dass ihre Freilassung eine Falle war. Sie aß und schlief kaum, dennoch schien ihre körperliche Kraft nicht abzunehmen. In entbehrungsreichen Situationen konnte die Macht allein einen Jedi bei Kräften halten, das wusste Saanza. Doch wenn sie in sich hineinhorchte, brannten dort noch immer Spuren von Dunkelheit wie eine schwarze Kerze, deren Flamme sich von der Angst der Jedi nährte. Es war falsch. Die Dunkle Seite war nie ein Teil von ihr gewesen, nicht einmal auf Byss. Sie hatte oft ihre Klauen nach Saanza ausgestreckt, doch die Jedi hatte die entgegengereichte Hand nie angenommen. Immer wieder gingen ihr die gleichen Fragen durch den Kopf und hielten Saanza davon ab, wirklich Ruhe zu finden. Was würde passieren, wenn sie Naboo erreichte? Konnte sie durch ihre Rückkehr weiteren Schaden anrichten? Wie würde der Jedi-Orden sie empfangen und in welchem Zustand würde sie das Praxeum vorfinden? Trotz der Worte von Aidan– nein, Vesperum – konnte sie nicht einfach heimkehren, als wäre nichts geschehen. Als müsste sie nicht zumindest irgendeinen Trick des Imperiums vermuten.

* * * * * * *
Angespannt saß Saanza auf dem Pilotensessel und starrte auf die Anzeige des NavComs. In wenigen Minuten würde das Shuttle den Kira Run erreichen und war damit eindeutig im Gebiet der Republik. Der Moment war gekommen. Die Jedi strich ihre düstere Kleidung glatt, um ihre Haare geflochtenen nicht wieder in Unordnung zu bringen, und fühlte nach, ob sich Aidans Botschaft noch immer sicher unter ihrer Kleidung befand. Dann streckte sie die eben noch ertastende Hand in Richtung des Droiden, der sich auf den Sprung aus dem Hyperraum vorbereitete und keine Ahnung hatte, welches Schicksal ihn erwartete. Saanzas Machtgespür glitt durch die Metallteile und Schaltkreise wie zuvor und fand den Punkt, an dem sie die RX-Einheit deaktivieren konnte. Als aus silbernen Fäden wieder Sterne wurden, ließ die Jedi die Macht durch sich fließen und schaltete den Piloten mitten in seiner Durchsage ab. Sein Kopf sackte nach vorne, die Reflektoren verblassten und die drei Arme rasteten in einer hängenden Position ein.
„Es tut mir leid“, sagte Saanza zu dem regungslosen Droiden. „Du hast deine Sache gut gemacht.“ Die ersten republikanischen Schiffe kamen in Sicht und die Jedi wurde umgehend aufgefordert, sich zu identifizieren. „Mein Name ist Saanza Cyrodiell. Ich bin ein Mitglied des Jedi-Ordens und auf der Rückreise nach Naboo. Ich übermittle Ihnen meinen Identifikationscode.“ Es dauerte ein paar Moment, ehe sie eine Antwort erhielt. Noch immer trieb das Raumschiff, flankiert von einer Jägerstaffel, bedrohlich im Raum. Nach dem, was sie in der Macht gesehen und im HoloNet gelesen hatte, konnte sie es der Republik nicht verdenken.
„Der Code ist gültig. Was machen Sie an Bord eines imperialen Shuttles?“
„Das ist eine lange Geschichte“, sagte Saanza leise und fügte rasch hinzu: „Ich bin unbewaffnet und allein an Bord – von einem deaktivierten RX-Droiden abgesehen. Falls eine weitere Sicherheitsprüfung vonnöten ist, bin ich bereit, mich dieser zu unterziehen.“
„Docken Sie an unserer Schleuse an, aber bleiben Sie an Bord. Meine Männer werden zu Ihnen kommen.“
Eine kleine Gruppe republikanischer Sicherheitskräfte eskortierte sie auf das wartende Schiff. Nach einer kurzen Befragung erhielt sie die Erlaubnis zur Weiterreise nach Naboo. Die Jedi hatte vollstes Verständnis für die Skepsis und Vorsicht, die man ihr bis zu diesem Punkt entgegengebracht hatte. Schließlich hatte erst vor kurzem Lee Valen das Vertrauen der Republik in den Jedi-Orden erschüttert. Saanza würde tun, was sie konnte, um das Verhältnis nicht noch weiter zu trüben. Mit dem Segen des Captains setzte sich die Lambda-Fähre wieder in Bewegung. Zwei Etappen später kam endlich das wunderschöne Naboo in Sicht. Mit einem nervösen Lächeln startete die Jedi die Landesequenz. Ich komme nach Hause. Trotzdem klopfte ihr das Herz bis in den Hals hinauf.


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