#27
Mytria hielt an. Warum verschwand dieses Gefühl nicht? Warum ging es nicht einfach. Mytria wollte, dass es verschwindet und je mehr sie es sich wünschte, umso stärker wurde es. Es schien nicht zu enden, als dieser selbstgerechte Zorn langsam seine Ketten zerbrach und ihr durch den Körper fuhr. Es war diese geschundene Seele, die sich missachtet fühlte. Wieder belehrte er sie. Wieder wollte er besser sein. Und alles, was sie bisher erreicht hatte, war nichts weiter als erneut in die Außenseiterrolle zu fallen. Wieder war sie die Verlierin. Mytria wollte einfach aufgeben, verschwinden und nie wieder mit einem intelligenten Lebewesen sprechen; sich verstecken und ihre eigene Welt errichten. Doch tat sie es nicht, dennoch war dort dieser zürnenden Drang zur Flucht. "Bist du etwas Besseres? Der Klügere?" - schimpfte sie leise und biss sich erbost auf die Unterlippe, um etwas Schmerz zu spüren, der sich gegen dieses kriechende Gefühl in ihr wandte. Dieser Biss gab ihrem Gesicht einen widernatürlichen Zug als ihre Augen dabei leicht hervortraten. Mytria, eine echte Wroonian, war unbeherrscht im Umgang mit ihren Gefühlen und war kurz davor, diesen vollständig zu erliegen. Doch etwas hinderte sie daran. Die Lust zur Gewalt, zum schnellen Schlag gegen den Verräter Koryn; doch tat sie es nicht. Gerne hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben, um sich zu rächen für seine markante Art der Belehrung. Er war nicht besser als sie. Niemand war besser sie, denn eigentlich sollten sie doch alle gleich sein? Das Rauschen in der Macht bebte dezent, wie brechender Kies unter ihrer Aura. Die Macht kreiste um Mytria, wollte sie zu sich ziehen, um vergessen zu machen, was sie fühlte. Doch ihr verbohrter Wille tanzte im eigenen Tanz um die eigenen Erfahrungen. Zorn war eine kalte Antwort, die zu süßlich schmecken konnte. Der Biss löste sich und doch blieb dieser Frost in ihren Augen, als sie beide Hände erhob, um Koryn schubsen zu wollen. Doch auch dies tat sie nicht. So schnellten die Arme hinauf, um dann wieder lustlos herab zu fallen. Mytria war so unsicher im Umgang, was hier wichtig war, so dass sie schlicht nichts mehr tat und jeglichen Versuch einer Erklärung abbrach. Weinen wollte sie, den Zorn ableiten aber selbst der Schmerz, welche einst so groß gewachsen war, wollte nicht mehr aus den störrischen Augen brechen. Stur war Mytria und verbohrt auf ihre eigene Betrachtung bezogen. Doch, insgeheim trotz aller Darstellung ihrer selbst, war dort mehr in ihr. Vergraben unter all dem emotionalen Dreck, dem Jähzorn und der neidvollen Arroganz.

Etwas lag dort, was so zart und mitfühlend war, dass es selbst die Engel weinen lassen würde. Koryn konnte es sehen, als sie sich mit beiden Händen ins Gesicht griff, um ihre Augen zu verdecken. Mytria war hier, gefangen durch all das, was sie mit sich brachte. Ein Fluch lag auf ihr, wie auf vielen Seelen, die die Macht kannten. Mit beiden Händen presste sie gegen ihre Augen, um diese furchtbaren Geistesblitze zu vertreiben, die schmerzend durch ihren Geist zogen. Nein, sie wollte nicht mehr so denken. Das wollte sie nicht mehr. Mytria wollte nicht mehr so sein und doch war sie es. Der Widerspruch zerfraß ihren Verstand, weil nicht mehr viel Bestand haben wollte. Selbst die guten Jedi waren nun kein Leuchtfeucher mehr, sondern eine kleine Gemeinschaft aus selbstgerechten Persönlichkeiten. Jeder hatte seine eigene Idee vom jedi-Sein und vertrat unterschiedliche Ansichten. Nichts war hier sicher, wie Lee Valen eindringlich bewiesen hatte. Hier war alles möglich und nicht einmal verlässliche Handlungslehren, die sie einst als Cheerleaderin erworben hatte, wollten funktionieren. Nichts funktionierte mehr. Der Druck gegen ihre Augen half ihr, den Zorn einzusperren, in jene entrückten Gedanken, die neben dem Licht in ihr wuchsen. irgendwann würde sie sich zwischen Licht und Dunkelheit entscheiden müssen. Die dunkle Seite erhob bereits Anspruch auf ihre Seele, mit jenem Gifttropfen Stolz und Zorn, der begierig strahlte. "Wir sind alle gleich," sagte sie nun deutlich weniger mit Zorn in der Stimme. Mytria nahm die Hände von den Augen. Die junge Frau erhob ihren Blick gegen Koryn, verweilte dort mit ihrem Augenlicht und suchte die verdeckten Augen. Es war so furchtbar, dass er kein echtes Gesicht hatte, sondern diese Maske. "Wir alle müssen unsere Befindlichkeiten zurückstellen, auch du!"

Mytria trat wieder auf ihn zu, mit kleinen aber beständigen Schritten. Etwas war geboren, doch wollte keinen Namen haben. Es war ein neues Gefühl, was sie noch nicht kannte. Selbstsicherheit brannte in ihr auf. Nicht gegen die Umwelt oder andere, sondern die Macht half ihr, Vertrauen zu haben. Die Macht sang für sie und vertrieb die Krallen des Zorns vorerst. Mytria entschied sich abermals gegen sich selbst aber für eine Hoffnung. "Ich will nicht mehr kämpfen," meinte sie fast flüsternd gesprochen als mit jedem Schrittgeräusch ihm wieder näher kam. Bald stand sie wieder nah vor ihm. "Wenn du mich nicht verloren gibst," sagte sie nun lauter und wollte verstehen, was er meinte. Ja, sie machten Fehler aber endlich hatte sie Hoffnung, dass sie beide ausbrechen konnten. "Ich sehe...," wollte sie sagen und brach dann ab. Mit vorsichtiger Bewegung legte sie eine Hand auf seine Brust, um sich seiner Gegenwart sicher zu sein. "Ich sehe uns," meinte sie und lächelte ängstlich, da sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte, ihm ein alleiniges Versagen vorzuwerfen. Verdammt. Jetzt grummelte erneut ihr Magen und dies so laut, dass selbst Koryn es hören musste. Der Hunger wollte befriedigt werden und so nahm Mytria jene Hand, die gerade noch Koryns Brust berührt hatte, zurück und legte diese auf den unruhigen Magen. "Wollen wir Essen gehen?" - ein vorsichtiger Versuch der Einladung und Wiedergutmachung der jungen Jedi.
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