#5
Bereits im Shuttle hatte der Imperator viele Dinge durchdacht. Viele Dinge waren ihm durch den Kopf gegangen, bevor er am Ort der Hinrichtung, jenem Monumentplatz, landete. Diese Galaxis war komplizierter, als er angenommen hatte. Nicht, dass er von einem einfachen Weg ausgegangen war aber nicht nur die metaphysische Ansicht war komplex, sondern auch die weltliche Galaxis. Darth Vesperum war inzwischen ein Getriebener. Er wurde nicht mehr nur durch Gier und eine morbide Hoffnung getrieben, sondern auch von reiner Furcht. Die dunkle Seite machte ihn abhängig von diesem wahnhaften Antrieb. Seine Motive wandelten sich stets um jenen Pol im Zentrum seiner eigenen Ängste. Nicht mehr nur Gier war der Schlüssel, sondern auch Todesfurcht. Was wäre, wenn sein Leben bedeutungslos war? Alle Opfer könnten vergebens sein? Es musste gelingen. Alles musste gelingen. Es gab kein Zurück, einen Weg an jenen Ort, den er suchte und wiederherstellen wollte. Dieser Ort musste entrissen werden. Aus dem Gefüge der Zeit selbst entnommen werden. Eine unmögliche Aufgabe, die aber keine Schwäche erlaubte. Wie sollte er noch umkehren? Ja, es wuchsen Zweifel. Niemals würde er diese Zweifel mitteilen. Niemals wirklich offenbaren, dass auch er sich fürchtete. Es war dieses Gefühl und diese schreiende Gewissheit, dass es für ihn nur diese Chance gab. Danach wäre alles verloren. Mit welchem Wunsch trat er bei dieser Rede an? Was wollte er erreichen? Vesperum wollte sich sicher wiegen, sich daran ergötzen, dass er zumindest auch weltliche Macht besaß. Eine Macht, die er stets hingenommen hatte aber auch stets als weniger wertvoll betrachtet hatte. Nun änderte sich dies. Beide Faktoren seiner Lebenswelt: die religiöse Macht und die weltliche Macht verbanden sich. Die weltliche Macht musste ihn sichern; absichern gegen Verräter und Personen, die seine Erlösung verhindern wollten. Das Imperium war wieder wichtig. Mehr als das: Es war für diese Zeit seiner steten Korrektur unterworfen. Die Aufmerksamkeit des Imperators lag in diesem Moment bei seinen Bürgern. Sein finsteren Griff erstreckte sich nun noch fester um die Welten, die ihm geblieben waren. Die Höllenrealitäten, die Visionen, und die Erscheinungen machten ihn mürbe aber nicht kraftlos. Mit eleganten Bewegung hatte er sein Shuttle mitsamt seinen Gardisten verlassen. Er war festen Schrittes zur Bühne gegangen. Die Emotionen, jene Wahrnehmung aus der Menge, schwappte aus der Macht zu ihm. Dieser Fanatismus, diese Hingabe und diese Emotionen voller Leben bebten in der Macht und ließen die dunkle Seite wachsen. Nicht nur in ihm. Die Angst der Gefangenen, der bald Hinzurichtenden, donnerte und zerbrach das Licht in Pein. Der Imperator schüttelte seinem Handlanger Ishin-Il-Raz kalt die Hand, der jenes Frösteln als Wärme fehlinterpretierte. In seiner Hörigkeit wollte er ein guter Meister der Propaganda für seinen Erlöser sein. Diese Rede, die er von seinem Imperator verlangt hatte, würde auch ihm neuen Mut geben. Es war die Aufgabe des Imperators im geretteten Imperium Kraft zu zeigen. Einheit zu zeigen. Anders als Palpatine erschuf Vesperum einen neuen Personenkult, der nicht nur ihn selbst, sondern auch das Imperium verband. Großadmiral Ishin-Il-Raz zeigte sich eifrig und begeistert, während der Imperator den Platz der Rede einnahm. Vesperum holte Luft. Er ließ die Emotionen und Eindrücke auf sich wirken, während die fanatisierten Anhänger jubelten. Der Jubel galt ihm. Sein Name schallte über den Platz. Der Sith Lord genoss es. Nicht nur ein wenig, sondern sehr, denn hier fühlte er sich aufgehoben. Es verdrängte die Todesfurcht für einen Moment, denn hier war bereits Ewigkeit. Er hatte seinen historischen Platz erarbeitet und diese armen Seelen in seine Hände getrieben. Sie waren ihm hörig und abhängig. Ihre Emotionen kochten und Vesperum musste nicht einmal mit der Macht auf sie einwirken. Die Propaganda wirkte auch ohne Mystik oder arkane Wunder.

"Ihr," begann Vesperum mit lauter Stimme, die durch dunkle Mächte verstärkt, in jeden Schädel drang und sich dort, wie eine Schlange wand. "Ihr," wiederholte er und zeigte mit seiner linken Hand in die Menge der jubelnden Bürger. Die schwarze Robe wehte im Wind und auch die tiefgezogene Kapuze verhüllte sein Angesicht. Seine Erscheinung hatte etwas Heiliges. Diese schlichte schwarze Robe war leer, kein modisches Element, sondern sie war schlicht und einfach. Er brauchte keine aufwendige Kleidung, sondern strahlte durch die bewusste Schlichtheit Dienstbarkeit aus. Es war unnötig den Imperator herausgehoben zu kleiden. Er war heilig durch sich selbst. Der Jubel wurde leiser, da die Bürger lauschen wollten. Nur die Gefangen in ihren Ketten wankten monotonen Schrittes weiter; hier und da murrten sie und ächzten nach Erlösung von diesem Schicksal. "Seid alles. Alles, was zählt, seid ihr, mein Imperium," zeigte er sich und nahm die Kapuze dann mit einer flüssigen Bewegung zurück, bevor die Arme wieder leblos von seinen Schultern hingen. "Ich habe mich geopfert, opfere mich für euch auf, damit dieser schreckliche Krieg bald endet und wir alle den Frieden finden, den wir verdienen. Ihr verdient aber noch mehr," erklärte er mit kraftvoller Absicht. "Ihr verdient Rache. Eine schnelle und aufrichtige Rechtssprechung für euch. Das Imperium wird sich nicht kampflos zeigen, nicht mehr schwach und die Zeit der Gnade ist vorbei," erklärte er. "Es ist eure Zeit und ich werde nicht zulassen, dass man sie euch nicht gewährt. Es ist eure Gerechtigkeit. Es ist eure Stunde der Rache," blickte er in die Menge, suchend und fand bald die gewünschten Regungen in den Gesichtern. Fanatischer Eifer machte sich breit, angestachelt durch einzelne Akteure, die Ishin-Il-Raz installieren konnte. "Ich verspreche euch Heilung von der Spaltung, von diesem Krieg und diesen Gedanken, doch ihr müsst mit mir und uns stehen, dass wir diese Rebellion und mit ihr die Republik endgültig überwinden können. Nie wieder soll ihr Wahnsinn über uns herrschen, denn das Imperium ist durch euch größer als die Republik. Das Imperium ist das Volk, eure Gesellschaft, nicht nur eine Herrschaft," sprach der Imperator ohne große Geste weiter. "Ich verkünde hiermit vor der Geschichte, dass wir diesen Krieg mit aller Härte beenden werden und wir werden siegen. Es gibt nur einen Sieg, denn einen Frieden, der auf euren Rücken ausgetragen wird, wird es nicht geben. Doch dies ist die Stunde der Rache für ihren Verrat." Der Imperator deutete zu den Galgen. "Beginnt," schrie er dann lautstark mit niederträchgier Genugtuung und aus der Menge hörte man urplötzlich Rufe, die sich Vesperum anschlossen. "Beginnt," schallte es aus dem Jubel, so dass die ISB-Henker die jeweiligen Gefangenen zu den Schlaufen führten, um diese um die Hälse der armen Seelen zu legen. Die Trommler begannen wieder zu Trommeln. Ein langsamer aber beständiger Rythmus, welcher langsam anstieg. "Verrat ist Tod! Vollziehen," sagte Vesperum und ließ die Hand herabsinken, die zu den Galgen deutete. Ein Offizier mit schwarzer Maske zog an einem großen Hebel, so dass die Bodenplatten, welche den Gefangenen noch Stand geboten hatten, wegfielen und danach die Opfer des Galgens in der Luft baumelten. Vesperum wandte sich dezent in Richtung der Galgen, um zu erblicken, wie sich der Tod ausbreitete. Die dunkle Seite ließ ihn genüsslich frösteln. Der Sith war berauscht von dieser Stunde.
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