→ von: Einöde von Korriban (S. 8)
Ein Weg, am Ende der Welt letztlich. Zwischen zwei hoch aufragenden, braunen Felsreihen schlängelte sich ein Korridor, eine Zuflucht vor der stärker brennenden Hitze einer aufsteigenden Sonne. Die Schlange des Weges zischte immer wieder, wartete im Untergrund des bequemen Schattens, als der Wind Dutzende Meter oben über die Felsreihe fegte und Sandkörner gegen eine Seite der Felsen prasseln ließ. Irgendwann senkte sich der Weg hinab, offenbarte den Blick in ein großes Tal, das sich um die Felsen schlang und in dessen Mitte der große Schlund eines Abgrunds in die Tiefe führte. Ein Heulen aus der Schwärze des Grunds, unklar, ob ein bloßes Klagen der Luft oder ein absonderliches Tier, das sich hunderte Meter unter der Oberfläche am Unlicht speiste.
Über dem Unlicht blickte die Sephi hinab in den Abgrund, der sich auftat und der nicht endete. Neugierig schob sie einen Stein mit einem Fuß in die Leere, doch er wurde lediglich vom Nichts verschlungen und hinterließ niemals ein Geräusch. Was mochte ein kleines Objekt schon gegen die Dunkelheit ausrichten können? Es verschwand darin, wurde selbst ein Teil davon, wenn auch nicht richtig – sondern nur, weil die Abwesenheit von Licht dafür sorgte. Doch selbst mit Licht bestrahlt würde er dort unten liegen bleiben und nie wieder zu dem werden, was er einst gewesen war. Sobald es fort war, fand er sich wieder in der sorglosen Umarmung des Abgrunds; bis zur nächsten Störung. Sedrael betrachtete das Loch vor sich eine Zeit lang, vielleicht zu lang. Aber der Ort hatte etwas Faszinierendes, gerade auf einer Welt wie dieser. Es war nicht einfach nur eine Wolke der Dunkelheit, der Schatten abseits des Lichts. Vielmehr schien es so als pulsiere sie bereits in sich selbst, funkelte, glitzerte. Beinah lebendig. So anders als der kalte, tote Kadaver, der die Dunkelheit sonst war. Wo sonst Licht Bedingung für die Existenz von Leben war und dafür sorgte, dass es weiter leben konnte, schien es hier genau das Gegenteil zu sein. Es war eine eigentümliche Erfahrung, wenn auch ein Rätsel, das sehr lange zu entschlüsseln benötigen würde. Aber es sprach auch, teilte mit ihr dieses Wissen, nämlich, dass sie ganz nahe an ihrem Ziel, nahe an Reah war. Auch wenn irgendetwas an ihr nicht stimmte, anders schien als sonst. Was war es? Abwesenheit? Apathie? Der Tod, ohne wirklich tot zu sein? Ein Frösteln zuckte durch Sedraels Körper und auf einmal spürte sie eine zwingende Eile, die schiere Notwendigkeit, sich weiter zu bewegen, dort hin. Zu ihrem Glück fühlte sie ihre Beine und ihre Muskeln wieder besser, in ihrem Kopf pulsierten die Adern wild, spürbar. Das Medikament verdrängte alle weiteren Gedanken, ließ sie funktionieren, wenn auch ihr Blick einem Tunnel glich und sie abseits des Fokus Schlieren wahrnahm. Dennoch hatte sie nicht mehr diesen Eindruck, sich voranschleppen zu müssen wie auf ihrem Weg zurück in das Lager, schwankte nicht mehr und auch die wackeligen Beine wirkten standfester, jedenfalls für den Moment. Wenn das Mittel abklang, hatte sie keinen Zweifel daran, dass sich das rasch wieder änderte. Sie verließ das Heulen des Abgrunds unter ihr, blickte auf das in Stein gehauene gewaltige Tor zu ihrer Linken. Ein Monument, würdig denen eines altertümlichen Königs, oder vielleicht eines Despoten, Tyrannen. Möglicherweise auch ein Mausoleum, die letzte Ruhe für Dinge, die Vergangenheit bleiben und niemals wieder entdeckt werden sollten. Und dennoch, war es, wie es sein musste. Der Zwang, den sie verspürte und sie dorthin lenkte, war der Ruf der Macht; wie eine Hand, die sie sanft am Oberarm nahm und in diese Richtung führte. Kaum war sie durch das große, geöffnete Tor geschritten, schienen seltsame Zeichen auf den Wänden entlang einer Treppe, die in eine große, vor Dunkelheit kaum erkennbare Haupthalle zu führen schien, aufzuleuchten – nichts, was sie bislang gesehen hatte und so wie es aussah auch nichts, was sie so bald wieder sehen würde. Sie verengte die Augen, während sie weiter die Stufen hinab trat, blickte die Symbole an Wänden und schließlich auch an der Decke an, die sich wie ein feines Gespinst adernartig durch das Gemäuer zu arbeiten schien. Die seltsamen Runen glommen vibrierend, schimmernd, dunkelblau bis gesättigt lila. Ein finsteres, kaltes und beinahe totes Licht, das nur wenig Strahlkraft besaß und nicht viel des Weges beleuchten konnte. Sie strich mit der Hand über eine leuchtende Fläche, doch nichts. Kalt wie die Wand, rauer als Stein. Faszinierend auf seine ganz eigene Art, wenn auch schier künstlich und gleichermaßen abstoßend. Doch dann landete einer ihre Schritte in der Leere anstelle auf einer Stufe. Sie verlor sofort das Gleichgewicht, als ihr Fuß keinen Halt auf der zu erwartenden Stufe fand, stattdessen herabsank und ihren außer Balance geratenen Körper mit sich hinunterriss. Reflexartig suchten ihre Hände nach Halt am Rande des Lochs, nicht völlig erfolgreich, doch rasch genug, um zumindest Geschwindigkeit aus dem Fall zu nehmen, so dass sie eine Ebene tiefer nur mit der Schulter gegen die Wand prallte, ehe sie seitwärts auf dem Boden ankam und dort ächzend liegen blieb. Klirrend landete der gespitzte Metallstab auf dem Boden neben hier, wo er kurz umhertanzte und vereinzelte Lichtsplitter matt reflektierte.
„Verfluchte Sterne…“, knurrte sie auf dem Boden mit zusammengebissenen Zähnen. Ein Loch in einer Treppe? Wer konstruierte diesen Mist? Irgendwoher strich wenigstens Licht aus mehreren Ritzen zwischen verwitternden, schiefen Steinen in der Wand hindurch, von denen einige kleinere herausgebrochen waren und nutzlos in Schutt lagen. Es war nicht viel Licht, doch wenigstens genug, um zumindest den Raum grob überblicken zu können. Sie spürte einen seltsamen Geschmack auf ihrer Zunge, vielleicht Staub, kleine Kieselsteinchen, spuckte auf den Boden, um das unangenehme Gefühl in ihrem Mund loszuwerden. Und jetzt? Langsam raffte sie sich mit verstaubter, immer noch zerschlagener Robe wieder auf, ihr Blick richtete sich instinktiv zunächst nach oben, dann auf die unebene, schiefe Wand darunter. Vermutlich war es möglich, wieder hinauf zu klettern, mit etwas Geschick jedenfalls mochte es machbar sein. Dann aber stach irgendetwas in ihr Hirn, ließ sie auf der Stelle einfrieren, wissend, dass es nicht der richtige Weg. Etwas anderes war hier, in ihrem Rücken. Die so ureigene Furcht den Schrecken in der Dunkelheit, die sich ungeschützt von hinten heranpirschten, wie das Kind, das in jedem Schatten seines Zimmers dämonische Wesen wähnte. Ihre blauen Augen wanderten langsam nach links in ihren Augenwinkel, kurz lähmte die Angst dieser wuchtigen Erkenntnis ihren Körper völlig, erst nach einigen Momenten, in denen sie nur ihre eigenen raschen, lauten Atemzüge hörte, drehte sie sich vorsichtig und ohne rasche Bewegung herum. Irgendetwas lag dort in den Schatten, lebte, ein wenig zumindest. Ein… Mensch. Rote Flüssigkeit glitzerte an der Wand in der Nähe, frisch offenbar, einige Spritzer verteilt am Boden. Sedrael blinzelte ein paar Mal mit geöffnetem Mund, näherte sich mit trägen Schritten dem Menschenkörper vorsichtig. Erst dann setzte die Erkenntnis ein.
„Was… Reah?“, keuchte sie überrascht, auch wenn sie vielleicht gar nicht derart überrascht davon sein sollte. Aber dieser Nebel, der in ihren Kopf sickerte, machte das Denken anstrengender, komplizierter, als wollte er jeden Gedanken zerfasern. Sie schob sich weiter in Reahs Nähe, die dort regungslos auf dem Rücken lag und in Richtung der Decke starrte. Ein Blick, der völlig ins Nichts ging, unfixiert. Die Sephi blieb kurz stehen, als müsse sie diese Beobachtung noch einmal genauer bestätigen, aber nichts änderte sich. Ungezählte Sekunden später stolperte sie über Deckenschutt und abgeplatzten Mörtel, versuchte den pochenden Schmerz in ihrer Schulter zu ignorieren, den sie jetzt überraschenderweise doch spürte und der ihr den Schädel zermarterte. Ihre Knie versagten schließlich den Dienst, vielleicht auch in dem Moment, weil dort, so verstörend der Anblick war, doch zum ersten Mal wieder irgendetwas Vertrautes lag, etwas, das dieser Planet sonst nicht feilbieten konnte. Die Anspannung flutete aus ihrem Körper hinaus, kein… phantasiereiches Dämonenwesen, bloß… Reah. Trotz allem. Nur Reah. Wie auch immer das bereits ein Fortschritt sein konnte. Sie kroch weiter, bis ihre weiße Hand den Körper berühren konnte. Er war warm, zerbissen von dunklen Mächten, die danach zu greifen suchten, aber etwas war noch dort unter der Hülle. Ihre Hand packte das Kinn der Frau, drehte den Hals in Sedraels Richtung, so dass die scheinbar toten Augen sie ansehen mussten.
„Reah!“, nuschelte sie, mehr oder weniger verständlich, klopfte mit den Fingerspitzen der anderen Hand mehrfach gegen die Wange ihrer Begleiterin, eine Reaktion einfordernd, mit jedem Mal mutiger und etwas fester, um das Wesen aus seinem Delirium zu lösen, aus der Schockstarre, in die sie hier gefallen war, vielleicht weil sie tatsächlich gefunden hatte, was sie gesucht hatten – um festzustellen, dass sie es niemals hätten finden sollen.
Ein Weg, am Ende der Welt letztlich. Zwischen zwei hoch aufragenden, braunen Felsreihen schlängelte sich ein Korridor, eine Zuflucht vor der stärker brennenden Hitze einer aufsteigenden Sonne. Die Schlange des Weges zischte immer wieder, wartete im Untergrund des bequemen Schattens, als der Wind Dutzende Meter oben über die Felsreihe fegte und Sandkörner gegen eine Seite der Felsen prasseln ließ. Irgendwann senkte sich der Weg hinab, offenbarte den Blick in ein großes Tal, das sich um die Felsen schlang und in dessen Mitte der große Schlund eines Abgrunds in die Tiefe führte. Ein Heulen aus der Schwärze des Grunds, unklar, ob ein bloßes Klagen der Luft oder ein absonderliches Tier, das sich hunderte Meter unter der Oberfläche am Unlicht speiste.
Über dem Unlicht blickte die Sephi hinab in den Abgrund, der sich auftat und der nicht endete. Neugierig schob sie einen Stein mit einem Fuß in die Leere, doch er wurde lediglich vom Nichts verschlungen und hinterließ niemals ein Geräusch. Was mochte ein kleines Objekt schon gegen die Dunkelheit ausrichten können? Es verschwand darin, wurde selbst ein Teil davon, wenn auch nicht richtig – sondern nur, weil die Abwesenheit von Licht dafür sorgte. Doch selbst mit Licht bestrahlt würde er dort unten liegen bleiben und nie wieder zu dem werden, was er einst gewesen war. Sobald es fort war, fand er sich wieder in der sorglosen Umarmung des Abgrunds; bis zur nächsten Störung. Sedrael betrachtete das Loch vor sich eine Zeit lang, vielleicht zu lang. Aber der Ort hatte etwas Faszinierendes, gerade auf einer Welt wie dieser. Es war nicht einfach nur eine Wolke der Dunkelheit, der Schatten abseits des Lichts. Vielmehr schien es so als pulsiere sie bereits in sich selbst, funkelte, glitzerte. Beinah lebendig. So anders als der kalte, tote Kadaver, der die Dunkelheit sonst war. Wo sonst Licht Bedingung für die Existenz von Leben war und dafür sorgte, dass es weiter leben konnte, schien es hier genau das Gegenteil zu sein. Es war eine eigentümliche Erfahrung, wenn auch ein Rätsel, das sehr lange zu entschlüsseln benötigen würde. Aber es sprach auch, teilte mit ihr dieses Wissen, nämlich, dass sie ganz nahe an ihrem Ziel, nahe an Reah war. Auch wenn irgendetwas an ihr nicht stimmte, anders schien als sonst. Was war es? Abwesenheit? Apathie? Der Tod, ohne wirklich tot zu sein? Ein Frösteln zuckte durch Sedraels Körper und auf einmal spürte sie eine zwingende Eile, die schiere Notwendigkeit, sich weiter zu bewegen, dort hin. Zu ihrem Glück fühlte sie ihre Beine und ihre Muskeln wieder besser, in ihrem Kopf pulsierten die Adern wild, spürbar. Das Medikament verdrängte alle weiteren Gedanken, ließ sie funktionieren, wenn auch ihr Blick einem Tunnel glich und sie abseits des Fokus Schlieren wahrnahm. Dennoch hatte sie nicht mehr diesen Eindruck, sich voranschleppen zu müssen wie auf ihrem Weg zurück in das Lager, schwankte nicht mehr und auch die wackeligen Beine wirkten standfester, jedenfalls für den Moment. Wenn das Mittel abklang, hatte sie keinen Zweifel daran, dass sich das rasch wieder änderte. Sie verließ das Heulen des Abgrunds unter ihr, blickte auf das in Stein gehauene gewaltige Tor zu ihrer Linken. Ein Monument, würdig denen eines altertümlichen Königs, oder vielleicht eines Despoten, Tyrannen. Möglicherweise auch ein Mausoleum, die letzte Ruhe für Dinge, die Vergangenheit bleiben und niemals wieder entdeckt werden sollten. Und dennoch, war es, wie es sein musste. Der Zwang, den sie verspürte und sie dorthin lenkte, war der Ruf der Macht; wie eine Hand, die sie sanft am Oberarm nahm und in diese Richtung führte. Kaum war sie durch das große, geöffnete Tor geschritten, schienen seltsame Zeichen auf den Wänden entlang einer Treppe, die in eine große, vor Dunkelheit kaum erkennbare Haupthalle zu führen schien, aufzuleuchten – nichts, was sie bislang gesehen hatte und so wie es aussah auch nichts, was sie so bald wieder sehen würde. Sie verengte die Augen, während sie weiter die Stufen hinab trat, blickte die Symbole an Wänden und schließlich auch an der Decke an, die sich wie ein feines Gespinst adernartig durch das Gemäuer zu arbeiten schien. Die seltsamen Runen glommen vibrierend, schimmernd, dunkelblau bis gesättigt lila. Ein finsteres, kaltes und beinahe totes Licht, das nur wenig Strahlkraft besaß und nicht viel des Weges beleuchten konnte. Sie strich mit der Hand über eine leuchtende Fläche, doch nichts. Kalt wie die Wand, rauer als Stein. Faszinierend auf seine ganz eigene Art, wenn auch schier künstlich und gleichermaßen abstoßend. Doch dann landete einer ihre Schritte in der Leere anstelle auf einer Stufe. Sie verlor sofort das Gleichgewicht, als ihr Fuß keinen Halt auf der zu erwartenden Stufe fand, stattdessen herabsank und ihren außer Balance geratenen Körper mit sich hinunterriss. Reflexartig suchten ihre Hände nach Halt am Rande des Lochs, nicht völlig erfolgreich, doch rasch genug, um zumindest Geschwindigkeit aus dem Fall zu nehmen, so dass sie eine Ebene tiefer nur mit der Schulter gegen die Wand prallte, ehe sie seitwärts auf dem Boden ankam und dort ächzend liegen blieb. Klirrend landete der gespitzte Metallstab auf dem Boden neben hier, wo er kurz umhertanzte und vereinzelte Lichtsplitter matt reflektierte.
„Verfluchte Sterne…“, knurrte sie auf dem Boden mit zusammengebissenen Zähnen. Ein Loch in einer Treppe? Wer konstruierte diesen Mist? Irgendwoher strich wenigstens Licht aus mehreren Ritzen zwischen verwitternden, schiefen Steinen in der Wand hindurch, von denen einige kleinere herausgebrochen waren und nutzlos in Schutt lagen. Es war nicht viel Licht, doch wenigstens genug, um zumindest den Raum grob überblicken zu können. Sie spürte einen seltsamen Geschmack auf ihrer Zunge, vielleicht Staub, kleine Kieselsteinchen, spuckte auf den Boden, um das unangenehme Gefühl in ihrem Mund loszuwerden. Und jetzt? Langsam raffte sie sich mit verstaubter, immer noch zerschlagener Robe wieder auf, ihr Blick richtete sich instinktiv zunächst nach oben, dann auf die unebene, schiefe Wand darunter. Vermutlich war es möglich, wieder hinauf zu klettern, mit etwas Geschick jedenfalls mochte es machbar sein. Dann aber stach irgendetwas in ihr Hirn, ließ sie auf der Stelle einfrieren, wissend, dass es nicht der richtige Weg. Etwas anderes war hier, in ihrem Rücken. Die so ureigene Furcht den Schrecken in der Dunkelheit, die sich ungeschützt von hinten heranpirschten, wie das Kind, das in jedem Schatten seines Zimmers dämonische Wesen wähnte. Ihre blauen Augen wanderten langsam nach links in ihren Augenwinkel, kurz lähmte die Angst dieser wuchtigen Erkenntnis ihren Körper völlig, erst nach einigen Momenten, in denen sie nur ihre eigenen raschen, lauten Atemzüge hörte, drehte sie sich vorsichtig und ohne rasche Bewegung herum. Irgendetwas lag dort in den Schatten, lebte, ein wenig zumindest. Ein… Mensch. Rote Flüssigkeit glitzerte an der Wand in der Nähe, frisch offenbar, einige Spritzer verteilt am Boden. Sedrael blinzelte ein paar Mal mit geöffnetem Mund, näherte sich mit trägen Schritten dem Menschenkörper vorsichtig. Erst dann setzte die Erkenntnis ein.
„Was… Reah?“, keuchte sie überrascht, auch wenn sie vielleicht gar nicht derart überrascht davon sein sollte. Aber dieser Nebel, der in ihren Kopf sickerte, machte das Denken anstrengender, komplizierter, als wollte er jeden Gedanken zerfasern. Sie schob sich weiter in Reahs Nähe, die dort regungslos auf dem Rücken lag und in Richtung der Decke starrte. Ein Blick, der völlig ins Nichts ging, unfixiert. Die Sephi blieb kurz stehen, als müsse sie diese Beobachtung noch einmal genauer bestätigen, aber nichts änderte sich. Ungezählte Sekunden später stolperte sie über Deckenschutt und abgeplatzten Mörtel, versuchte den pochenden Schmerz in ihrer Schulter zu ignorieren, den sie jetzt überraschenderweise doch spürte und der ihr den Schädel zermarterte. Ihre Knie versagten schließlich den Dienst, vielleicht auch in dem Moment, weil dort, so verstörend der Anblick war, doch zum ersten Mal wieder irgendetwas Vertrautes lag, etwas, das dieser Planet sonst nicht feilbieten konnte. Die Anspannung flutete aus ihrem Körper hinaus, kein… phantasiereiches Dämonenwesen, bloß… Reah. Trotz allem. Nur Reah. Wie auch immer das bereits ein Fortschritt sein konnte. Sie kroch weiter, bis ihre weiße Hand den Körper berühren konnte. Er war warm, zerbissen von dunklen Mächten, die danach zu greifen suchten, aber etwas war noch dort unter der Hülle. Ihre Hand packte das Kinn der Frau, drehte den Hals in Sedraels Richtung, so dass die scheinbar toten Augen sie ansehen mussten.
„Reah!“, nuschelte sie, mehr oder weniger verständlich, klopfte mit den Fingerspitzen der anderen Hand mehrfach gegen die Wange ihrer Begleiterin, eine Reaktion einfordernd, mit jedem Mal mutiger und etwas fester, um das Wesen aus seinem Delirium zu lösen, aus der Schockstarre, in die sie hier gefallen war, vielleicht weil sie tatsächlich gefunden hatte, was sie gesucht hatten – um festzustellen, dass sie es niemals hätten finden sollen.