Wütend riss die junge Frau an den einfachen Wandschränken herum, um die Schubladen zu öffnen. Auf ihrem Bett lagen bereits einige Kleidungsstücke, die wild durcheinander gewirbelt waren. Die Tränen rannen über ihr Gesicht, während ihre Hände die Schubladen eine nach der anderen aus den Schienen rissen. Sie fielen dumpf auf den Boden, verloren ihren Inhalt, den Mytria mit jeweils beiden Händen aufsammelte, um diese auf den Berg an Kleidung zu werfen, den sie einst mit in die Akademie gebracht hatte. Die Kleidungsstücke, in verschiedenen bunten Farben, schimmerten im Licht der Deckenbeleuchtung. Den Türsummer ignorierte sie erst, denn sie wollte fliehen. Nur weg von hier. Sie dachte nicht wirklich nach. Diese junge Frau war verloren in diesem Gefühl, auch hier nicht angekommen zu sein. Ein schreckliches Heimweh nach ihrer Familie umfasste ihr Herz, welches pulsierend schlug, während die Tränen nicht wirklich versiegten. Schließlich waren auch die Schuhe auf dem Berg an Kleidung gelandet, den sie nun Stück für Stück in zwei Schalenkoffer einsortierte, die in Plastoid gehalten waren. Mit kräftigen Griffbewegungen warf sie die Kleidung in die Koffer, bis sie Koryns Stimme durch ihr eigenes Geschluchze vernahm. Er war tatsächlich zu ihr gekommen. Etwas ließ sie Inne halten. Etwas hinderte sie daran, einfach mit dem Bewegunsmuster des Einpackens weiter zu machen. Mit einer fallenden Bewegung ließ sie sich auf dem Bett nieder, schob mit ihrem Hintern dabei einige Schuhe zur Seite, die vom Bett fielen und ein plumpes Geräusch beim Aufschlagen auf dem Boden erzeugten. Das Geräusch erschreckte sie kurz, bis sie ihren Verstand auf Koryns Worte lenkte, die sie einholten. Nein, ihm konnte sie nicht entkommen. Denn er stand direkt vor ihrem Fluchtweg. Wenn sie nun die Tür öffnen würde, würde er dort stehen. Dort, wo sie lang musste, um diesen Jedi Albtraum zu entkommen. Es waren aber nicht nur diese Gedanken, die sie in die sitzende Position an der Bettkante fesselten. Koryn hatte Recht. Ihr Herz wollte es nicht wahrhaben aber ihr Verstand sah das Problem, welches Koryn schilderte. Zudem schien auch ihr Herz einzulenken, denn ihr vertrauter Koryn war zu ihr gekommen, gab sein Versagen zu und stand treu vor ihrer Tür. Er ließ sie nicht gehen. Die zickige Diva in ihr genoss diesen Triumph, während die mitfühlende Frau an Koryn dachte. Mytria war zerrissen zwischen der gewünschten Flucht und ihrer Zuneigung zu Koryn, dem sie bis vor einigen Momenten vollens vertraut hatte. Die Macht spielte ein seltsames Spiel mit ihr. "Du willst mich nicht verstehen," blaffte sie dann doch unbeherrscht zurück. Eigentlich wollte sie das garnicht sagen aber die Emotionen überregelten ihren Verstand. Sie wollte dieses Misstrauen zu ihm überwinden. Es war kein Vorwurf, sondern eher ein Versuch die ursprüngliche Ausgangslage wieder herzustellen, wenn auch ein denkbar ungünstiger Versuch. Mytria war nicht geschickt in sowas. Sie war es nie gewesen. Einige sagten über sie, dass sie eine Zicke war aber dort war weitaus mehr. Sie war eine verletzte Seele, die mit aller Macht nach dem suchte, was sie verloren glaubte. Mytria wollte nicht so sein, war es aber nun. In wenigen Stunden würde sie ihr Verhalten bereuen. "Ich gehe," schimpfte ihre brechende, fast überdrehend laute, Stimme, während sie sich mit beiden Händen vor dem Gesicht, zusammen kauerte. Es war alles so furchtbar. Alles schien so undurchdringlich für, so dass sie einfach nur noch Stille wollte. Diese Emotionen, die ihr Herz heftig schlagen ließen, der Schmerz und die Ängste, welche in einer Sekunde mit jedem Atemzug kamen und dann wieder gingen. Doch dann geschah etwas, was sie selbst nicht mehr geglaubt hatte. Etwas in ihr, was sie nicht kannte; niemals erlebt hatte, betätigte ohne ihre wirkliche Kontrolle den Türöffner, wie von Geisterhand. Koryn konnte eintreten, fand eine, neben Kleidung, eingekauerte Mytria, die sich versteckte. Es war die Macht, die ihr half oder doch sie selbst? Erstaunt darüber, blickte sie mit trockenen Tränen von ihren Händen auf, als Koryn ins Blickfeld rückte. Jetzt war es zu spät. Wirklich zu spät. Sie musste sich etwas eingestehen. Luke und Koryn hatten Recht. Selbst jetzt konnte die Macht durch sie Dinge wirken. Wenn sie nicht anfing daran zu arbeiten, würde ihr Leben noch weitaus schlimmer werden. Mit wölfisch-schönen Augen blickte sie Koryn an. "Komm' herein," sagte sie nun halblaut, fast vorsichtig in seine Richtung. Es tat ihr so furchtbar leid aber dennoch konnte sie sich noch nicht entschuldigen. Mytria verweilte einfach in der Position, trat mit einer Hacke einen störenden Schuh zur Seite, der mit einem Schlag an der Wand endete.