#14
Die Twi’lek fühlte sich von dieser Erkenntnis und dem erneuten Lob ihres Lehrmeisters wie elektrisiert. Wie kleingeistig sie bisher gedacht hatte… Doch nun sah sie die Galaxis und auch sich selbst mit anderen Augen. So viele Wege, die sie plötzlich beschreiten konnte – und von denen sie nicht wusste, welcher unter ihren Füßen einbrechen mochte. Ihre unbestimmte Suche nach Freiheit hatte ein neues Ziel gefunden. Grenzen überschreiten… Es war nicht weniger greifbar als ihre bisherige Sehnsucht, sich von ihrer Existenz als Unterworfene loszulösen. Doch Vesperum hatte es in schöne Worte eingebettet und wie einen erreichbaren, erstrebenswerten Pfad klingen lassen. Wenn sie nichts mehr in ihre Schranken weisen konnte, nicht einmal ihr eigener Körper, dann musste sie wahrhaft frei sein. Doch am Ende dieses Weges würde die gleiche Leere warten, die sie auch jetzt in sich spürte. Eine hohle Gier, die nicht befriedigt werden konnte und doch immer nach mehr verlangte. Eines Tages würde Ald’ana begreifen müssen, dass sie noch immer an einer Kette lag und diese ein Ende hatte. Doch heute kostete Rifta den süßen Geschmack von Bestimmung, von Aufmerksamkeit und verdrehter Fürsorge – selbst wenn diese nur einem eigennützigen Zweck diente.

Der Dunkle Lord schloss sie in seine Arme und erstickte sie beinahe mit der von ihm ausgehenden Finsternis. Der Körper der frisch erhobenen Sith spannte sich an – dann merkte sie, wie ihr Herz scheinbar zu schlagen aufhörte. Die Dunkle Seite war allgegenwärtig und umnebelte ihre Wahrnehmung. Das Raumschiff um sie herum zerbrach in unzählige Scherben und ließ nichts als Schwärze zurück, in der die beiden sich bewegten. In gewisser Weise war selbst diese Dunkelheit blendend, doch längst waren ihre Machtsinne das einzige, das sie in dieser Umgebung noch kontrollieren konnte. Es war, als würde sie unaufhörlich fallen. Von einem Strom mitgerissen, der nirgendwo begann und nirgendwo endete. Fühlte eine weitere Berührung auf ihrer Stirn, die irgendetwas in ihr öffnete. „Denke an etwas und es wird hier sein“, waren seine Worte gewesen. Es war schwer, sich überhaupt auf etwas zu fokussieren. Diese Welt war alles und nichts zugleich. Endlos und doch auf einen winzigen Punkt beschränkt. Keine Grenzen, versuchte sie sich zu erinnern. Nur Wille. In diesem Rausch versuchte sie sich selbst auszumachen. Das, was sie definierte. Das Monster, das sie noch immer fest umfangen hielt, wisperte von endlosen Möglichkeiten, die ihr offenstanden.

Doch bevor sie sich von ihrem kümmerlichen Selbst lösen konnte, gab es etwas, das sie tun musste… Hass und Erniedrigung hatten sie ihr Leben lang geprägt. Jede Zukunft, die sie sich erhofft hatte, war wie Sand durch ihre Finger geronnen. Ald’ana kanalisierte ihre Wut in ihren Gedanken. Die Männer in Weiß, deren Schutz in einem Wimpernschlag zu Unterdrückung geworden war. Das Gefühl von Hoffnung, das genau so leicht wie Knochen zerschlagen worden war. Und Tal… In ihren Gedanken war sie gleichzeitig in der sengenden Hitze von Ryloth und den eisigen Stürmen von Mygeeto. Riftas ganze Gestalt schien nun aus glühendem Hass zu bestehen, der so gut zu ihrer dunklen Haut passte. Bahnte sich mit Vesperums Hilfe einen Weg durch ihre Venen und ließ die Schwärze in einem Machtblitz aufflammen. Begleitet mit einem Aufschrei der Sith, der in einem Keuchen endete. Numa… Es war nicht wichtig, woher der Imperator von ihrer Schwester wusste. Er hatte den Nerv getroffen, der ihren Hass in sichtbare Energie wandelte. Eine Technik, an der sich die Twi’lek bisher erfolglos versucht hatte. Beinahe ekstatisch war dieser Moment. Und doch fühlte sie sich… ausgebrannt. Das Bildnis von Tal’ana verschwand – ein Kind, da sich Ald’ana nur in dieser Form an sie erinnerte – und aus den knisternden Energieblitzen wurden einige verlorene Funken, die um ihre Hand tanzten.

Der Dunkle Lord ließ aus der Finsternis wieder das Schiff entstehen und löste sich von seiner Schülerin. Seine Kälte wich aus ihren Gliedern, doch das berauschende Gefühl blieb und bündelte sich in ihrer Hand. Funken leckten ihre Finger hinauf, versuchten sich einen Weg zu ihrem Herzen zu bahnen. Brennender Hass floss ihnen entgegen. Wie gebannt blickte Rifta auf ihre Hand, dann stahl sich ein finsteres Lächeln in ihr Gesicht. Die Sith war allzu bereit, den Worten ihres Imperators Folge zu leisten. Sie schloss die Augen, visualisierte Renatas süffisantes Lächeln nach ihrer Rückkehr von Mygeeto und schleuderte ihren Hass aus ihrer linken Hand mit einem wütenden Laut hinaus. Tatsächlich zuckten kleine Blitze aus ihren Fingern, fanden ihr Ziel in einer der Transportkisten und hinterließen dunkle Spuren auf dem Metall. Der Strom aus ihrer Hand riss ab und ein betäubendes Prickeln blieb zurück, doch die Twi’lek starrte mit einem unbeirrten Gefühl des Triumphes auf die versengten Stellen. Es war ihr gelungen, einen Machtblitz einzusetzen! Er war schwach gewesen und nur von kurzer Dauer, doch endlich schien sie einen Zugang zu dieser Machtfähigkeit gefunden zu haben! Rifta rieb die Finger ihrer linken Hand aneinander, bis das Gefühl vollständig zurückkehrte. Dann konnte sie nicht mehr an sich halten und lachte – gleichermaßen froh und hämisch darüber, wie sehr sich das Blatt doch zu ihren Gunsten gewendet hatte.
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