#14
Litt er an Weltraumdemenz? Was war geschehen? Tiberius Vaash verlor diese letzte Bastion, als Isard, an ihm vorbeitrat, dann mit dem Rücken zu ihm stand. Nur ein wenig davon entfernt, durch jene Tür zu schreiten und Vaash zu erlösen. Sie offenbarte etwas, was er nicht glauben konnte. Gerade noch hatte er geglaubt, der Situation entkommen zu sein, als sie ihm signalisiert hatte, dass sie seine Ausführungen akzeptierte. Es war nicht nur die Gewissheit, dass eine Jedi ihm geholfen hatte, denn in seinem Herzen wusste er bereits, das es stimmte, sondern auch der kühle Unterton in den Worten der Direktorin. Sie verstand etwas nicht. Wenn sie etwas nicht verstand, bedeutete dies Gefahr, weil die Fallfrage Vaash ungeklärt war. Ungeklärte Zustände konnte das Imperium nicht ertragen. Alles musste seine Ordnung haben und Tiberius Vaash passte nicht mehr so ganz hinein, denn er wusste selbst nicht, warum eine Jedi einem Imperialen half. Immerhin hatte er selbst einst Jedi verfolgt, ihnen Schiffe hinterher gejagt und sie festsetzen lassen, alles auf Palpatines Befehl. Order 66 hatte immer noch Bestand. Es ergab keinen Sinn für den Offizier, der sich wankend zurückzog, um sich auf die Bettkante zu setzen. Teilnahmslos starrte er zum Rücken der bösen Direktorin, die ihr Spiel genüsslich zu Ende spielte. Lügen? Waren es vielleicht doch Lügen? Doch sein Herz verneinte dies mit einem kräftigen Ruck. Es war ein völlig diffuses Gefühl, dass etwas Wahrheit in diesen Worten lag. Er war gerettet worden. Durch eine Jedi. "Ich...Ich...", stammelte er wieder von der Bettkante aus, die Hände lieblos vor sich auf den Schoß geworfen, wie ein unfähiger alter Mann, der sich gerade an nichts erinnern konnte. Isard war nicht seine Feindin, denn er war kein Feind des Imperiums und doch war ihre Haltung offenkundig feindlich geworden. Ihre gesprochene Kälte zermalmte die gekeimte Hoffnung entkommen zu können. Vor wenigen Atemzügen schien sie zufrieden und nun wechselte ihre Haltung. Nicht nur, dass sie ihm den Rücken zuwandte, sich abwandte von ihm, sondern auch die Gesprächsführung, die nun mehr rein suggestiv war. Vaash nahm dies als Vorwurf war. Ein Vorwurf, den er nicht glauben wollte. Hatte er tatsächlich mit Jedi paktiert? Unhaltbar! Der alte Mann riss die Augen auf, in der Hoffnung, dass das helle Licht der Deckenbeleuchtung seinen Verstand erhellen würde. Das Kratzen der Finger auf dem Pad der Direktorin taten ihr Übriges zur Verunsicherung. Es gab kein Entkommen mehr. Er fühlte sich krank, nicht körperlich, sondern seelisch. Diese einstige Stärke, die ihn durch viele Schlachten getragen hatte, verschwand mit einem traurigen Seufzen. Er hauchte sie aus, wie den Überlebenswillen. Es galt hier nur seine Famlie zu retten. Nicht mehr ihn. Dabei war er doch immer loyal gewesen. Ein guter Offizier, der nicht nur hochdekoriert, sondern auch mutig als Kriegsheld gefeiert worden war. Nicht, dass es ihn wirklich kümmerte, als Held zu gelten, sondern viel mehr war es ein Schutzschild gewesen, nicht an diesem System zu scheitern. Und nun wollte das Eisherz eine Antwort auf eine Frage, die er nicht geben konnte. Es gab keine Antwort auf eine Frage, die er sich selbst nicht einmal stellen konnte, weil er nicht wusste, dass er derartig verletzt worden war. Er ahnte zwar, dass Nigidus ihm Gewalt angetan hatte aber nicht in welchem Umfang. Tiberius Vaash wäre verloren im Nichts, wenn eine Jedi nicht gewesen wäre. Einfach vergangen durch den kindischen Jähzorn einer Irren. Das Weltbild, welches seine imperiale Doktrin ausgemacht hatte, zerbröselte mit zwei Wimpernschlägen.

Jedi waren Terroristen, Abschaum und Mörder; alles Gewaltverbrecher gegen die Ordnung und doch hatte ihm eine Jedi geholfen. Es passte nicht mehr zusammen. Nichts passte mehr, während dieses Gefühl der Taubheit seine Zunge zu lähmen schien. Es wollte nichts mehr gelingen, so dass er sich nun ins Bett legte und schließlich einfach umkippte. "Ich... Ich...," wiederholte er monoton, während seine Augen zur Raumdecke starrten. Sein Verstand brach zusammen, wollte nicht verarbeiten, was Isard offenbart hatte. Nicht nur ihre Unzufriedenheit und Haltung zerstörten seine Zuversicht, sondern die einfache Erkenntnis, dass etwas mehr im Raume stand, was er nicht wahrhaben wollte. Tiberius Vaash kannte eine Jedi. Ein imperialer Offizier wurde von einer Jedi gerettet. Reiner Irrsinn! Es ergab nicht beim kleinsten Gedanken einen Sinn. Jedi waren böse. Sie waren immer böse. Es war so einfach und nun war es kompliziert, zu kompliziert für einen Militär, der alles für diese imperiale Ordnung geopfert hatte. Er wusste nicht mehr weiter. In Wahrheit wusste er garnichts mehr und sein immer noch beschädigter Geist konnte nicht mehr antworten, nur noch stammeln. Es blieb keine Parade, keine große Abwehr oder Hoffnung mehr für diesen Mann, der sich kümmerlich in sein Krankenbett zurückgezogen hatte; als letzten Fluchtpunkt in diesem Raum. Ein Ort, der irgendwie ihm gehörte und ihn zumindest ein Kissen und somit Schutz im Genick versprach. Hinter diesen Rücken konnte Isard nicht gelangen. Immer wieder versuchte er Worte zu finden, doch gelang es nicht mehr. Wie auch? Da war keine Erinnerung, kein Wunder und auch kein Bild, welches er wiedergeben konnte. Nur diese widernatürliche Verunsicherung, die eine gesamte Ideologie zerlegte, die einen Militär zusammengehalten hatte. Nein, er wurde nicht zum Verräter aber das Weltbild funktionierte absolut nicht mehr. Was hatte er selbst getan, so etwas zu verdienen? Er schämte sich, verachtete sich und wollte einfach vergehen, um nicht weiter in diesen gedanklichen Kreisen gefangen zu sein. Seine Atmung wurde flacher.

Mit seinen Händen suchte er eine der zusammengerollten Decken am Ende des Bettes, zog sie zu sich hinauf und deckte sich zu; immer noch die Augen weit aufgerissen und starrend. Eine hilflose Geste, so als ob eine Decke ihn schützen konnte. Eine Decke war hier etwas Magisches, was sein Geist aus Kindertagen kannte. Früher hatte ihm seine Mutter, als er sich vor der Nacht fürchtete, erklärt, dass eine Decke Schutz vor bösen Kräften war. In diese Erinnerung zurückgeworfen, tat der alte Mann etwas, was völlig irrational war aber in seiner Verunsicherung der letzte Halt war. Eine Decke bot Schutz- zumindest für den Geist, der völlig am Ende war. Die Ärzte hatten Recht behalten, dass diese Befragung zum falschen Zeitpunkt kam und sein lädiertes Gehirn nicht im Stande war diesem Druck stand zu halten.
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