#3
Mühsam kam Beskhar wieder zu sich. Sein Kopf dröhnte, die Umgebung war verschwommen und alles, was er hörte, war ein dumpfes Rauschen, das von gelegentlichen Rufen durchzogen war.
Wo bin ich? Was ist passiert?
Schemen liefen immer wieder hektisch an seinem Sichtfeld vorbei, die er nicht genau ausmachen konnte. Einige trugen reglose Gestalten oder stützten sich auf ihre Begleiter.
Wurden wir angegriffen? Nein…
Der Krieg lag schon viele Jahre zurück. Das Gefühl kehrte in seine Glieder zurück. Er konnte spüren, dass sein Arm auf etwas ruhte, das wie ein Krankenbett aussah.
Ein Lazarett… Wurde ich verwundet? Auch nein…
Systematisch versuchte der Klon, wieder mit der Realität in Einklang zu kommen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klarer denken zu können. Plötzlich flammte ein scharfer Schmerz in seinem Nacken auf – doch wenigstens erfüllte er seinen Zweck. Die Umgebung wurde wieder scharf gestellt und der Sanitäter wurde sich bewusst, wo und wann er war.

Das hier war die Krankenstation der Descryer – dem Lazarettschiff, auf dem er seit einigen Monaten arbeitete. Doch im Augenblick glich sie ganz und gar nicht dem Bild, das er gewohnt war. Menschliches und mechanisches Personal war in Aufruhr – soweit es Droiden eben sein konnten – und schien auch teilweise verletzt zu sein. Medizinische Utensilien lagen auf dem Boden verstreut und selbst das Licht wirkte diffuser als sonst. Mit einem Stöhnen veränderte Beskhar seine Position und tastete vorsichtig nach der schmerzenden Stelle an seinem Hinterkopf. Seine Fingerspitzen kamen rot gefärbt wieder zum Vorschein und nun spürte er auch, wie ihm ein Blutfaden langsam in den Nacken lief. Auf die Beine, Soldat. Eines hatte er im Laufe seines Lebens gelernt: Solange er noch stehen konnte, war eine Verletzung nicht so schlimm.
Beskhar stützte sich mit der nicht blutigen Hand am Krankenbett ab, da er noch immer etwas wackelig auf den Beinen war, und sah sich um, um die Lage aus seiner neuen Position in Augenschein zu nehmen. Eine dunkelhäutige Krankenschwester, die gerade den Arm eines anderen Pflegers verbunden hatte, begegnete seinem Blick und kam kurz darauf mit einem behelfsmäßig gefüllten Medi-Kit zu ihm herüber. Der Inhalt war bereits arg dezimiert, aber für seine kleine Kopfwunde würde es reichen. „Braucht jemand medizinische Versorgung?“, meldete sich der pflichtbewusste Sanitäter und erhielt als Antwort einen sehr nachsichtigen Blick. „Abgesehen von mir“, fügte Beskhar hinzu und konnte doch nicht anders, als sich umzusehen. Doch die kritischen Fälle, soweit es welche gab, waren bereits notdürftig versorgt worden.

„Setzen Sie sich hin, damit ich mich darum kümmern kann.“ Ihr Tonfall war nicht unfreundlich, aber aufgewühlt – sehr verständlich in dieser Situation. Beskhar tat, wie man ihn angewiesen hatte und bemerkte erleichtert, dass die Kraft langsam in seine Muskeln zurückkehrte. Die Krankenschwester desinfizierte die Wunde, entfernte das Blut aus seinem Nacken, so gut sie konnte, und versiegelte die Platzwunde mit einem kleinen Pflaster. „Was ist passiert?“, fragte er, während sie an seinem Hinterkopf hantierte. „Ich dachte, wir wären auf einer Hilfsmission nach Firrerre unterwegs. Hat man uns angegriffen?“ In der Stimme des Klons schwang eine leise Wut mit. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Imperium sein Wort gebrochen hätte.
„Das weiß keiner so genau“, entgegnete die Krankenschwester leise und reichte ihm ein Tuch, um auch seine Hände zu reinigen und zu desinfizieren. „Plötzlich gab es einen Ruck und danach waren viele von uns eine Weile ohnmächtig.“
„Was sagt die Brücke?“
„Nicht viel… Die interne Kommunikation ist ausgefallen.“
„Fantastisch“, entgegnete er trocken.
„Ihnen ist sicher auch aufgefallen, dass wir derzeit mit Notbeleuchtung arbeiten. Aber wenigstens funktionieren die Bacta-Tanks noch einwandfrei.“

Beskhar atmete tief durch, bedankte sich bei der Krankenschwester mit einem Nicken und stand auf. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, merkte, wie sie schmerzhaft unter der Berührung wegzuckte und ließ den Arm betreten wieder sinken. „Sobald wir die Lage hier wieder unter Kontrolle haben, schicken Sie einen der Pfleger als Laufburschen zur Brücke. Ich will wissen, was passiert ist, ob es nochmal passiert und mit wie vielen Verletzten wir zu rechnen haben. Vor allem, ob es Notfälle gibt, die nicht zu uns auf die Krankenstation gebracht werden können.“ Sie nickte und wandte sich rasch ab, um dem Pfleger mit einer Armverletzung seinen Spezialauftrag mitzuteilen und anschließend weitere Utensilien vom Boden aufzuklauben und ihr Medi-Kit damit aufzufüllen. Wenn es hier schon so aussieht, wie ist es dann erst anderen Stationen ergangen? Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie es derzeit im Frachtraum aussah. Rutee… Er wollte wirklich nicht darüber nachdenken, wie es derzeit im Frachtraum aussah!
Die Arbeit brachte Ablenkung. Das hatte sie schon immer getan. Nachdem er sich revanchiert und die Prellung der Krankenschwester versorgt hatte, ging Beskhar die Bacta-Tanks ab, welche das bisher unbekannte Ereignis tatsächlich relativ unbeschadet überstanden hatten. Die heilsame Flüssigkeit hatte auch verhindert, dass einige ihrer schweren Fälle mit voller Wucht gegen den Transparistahl geprallt waren. Längst nicht alle waren gefüllt und das war auch gut so. Wir werden einige von ihnen sicherlich bald brauchen. Eigentlich waren die Betten und Tanks für die Bewohner von Firrerre vorgesehen. Nun brauchte die Crew der Descryer sie für sich selbst. Stang! Wann kam endlich Nachricht von der Brücke?

Bei einem der Tanks hielt Beskhar inne und zum ersten Mal seit seiner Ohnmacht stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Endlich mal eine gute Nachricht! Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, den man auf Alui aufgelesen hatte. Der Verletzte hatte eine schwere Schussverletzung erlitten. Doch wie es schien, hatte er seine Zeit im Bacta hinter sich. Seine Werte waren stabil und im normalen Bereich, sodass Beskhar seine ‚Verlegung‘ in ein normales Krankenbett verantworten konnte. Die Flüssigkeit wurde abgepumpt und der noch immer ohnmächtige Mann auf eine Repulsortrage gelegt, die einer der Droiden zu einem freien Bett brachte. Gemeinsam hievten sie den Verwundeten aufs Bett, ehe Beskhar den Droiden mit knappen Worten wegscheute. Die Schusswunde war noch nicht vollständig verheilt, doch zumindest nicht mehr kritisch. Den Rest würden Zeit und Ruhe erledigen. Zur Sicherheit versiegelte der Sanitäter die verbliebenen Wundränder mit einem Bacta-Pflaster und würde, wenn sich der Zustand des Patienten in den nächsten Stunden nicht verschlechterte, anschließend auf Kolto umsteigen. Nicht jeder war stolz auf sein Narbengewebe und so war die Chance gegeben, dass die Verletzung rückstandslos verheilen würde.
Während er sich mit den Verwundeten befasste, waren die ersten Crewmitglieder von anderen Stationen eingetroffen – darunter auch Mitglieder der Brücke. Deren Versorgung hatte jedoch Vorrang vor der Beantwortung ihrer Fragen. Inzwischen war genug Zeit verstrichen, dass er nicht glaubte, dass was-auch-immer noch einmal passieren würde. Das eine Mal war schon genug. Er deckte den Verletzten von Alui gründlich zu, damit er nach seiner Zeit im temperierten Bacta nicht auskühlte, und widmete sich dem nächsten Verletzten…
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