#14
Koryn ließ es geschehen, dass Mytria seine Hand entlang fuhr und die Klaue an seiner Fingerspitze berührte. So etwas hatte nun wirklich noch niemand in seinem Leben getan. Doch er sah ein, dass er für ein menschenähnliches Wesen sehr exotisch wirken musste und die junge Frau auf diese Weise ihr Interesse bekundete. Umgekehrt war es schließlich genauso. Für jemanden, der auf einer rauen Welt aufgewachsen war, waren die Weichheit und Empfindlichkeit von Menschenhaut auch teilweise schwer zu begreifen. Ebenso das Konzept von Kopfbehaarung oder das Fehlen von Krallen, die einem Wehrhaftigkeit und besseren Halt ermöglichten. Doch Menschen und Humanoide hatten dafür andere Talente. Es war wichtig, die Unterschiede zwischen den einzelnen Spezies der Galaxis nicht als Grund zu nehmen, einander zu misstrauen oder auf andere herab zu sehen. Die Macht wählte schließlich auch aus allen Völkern ihre Schützlinge aus. Insofern freute sich Koryn sogar über die Möglichkeit, hier auf Naboo viele Dinge kennenzulernen, die ihm bisher fremd waren – obwohl ihn dieses neue Wissen teilweise auch überforderte.

Mytrias Kichern ließ sein dorianisches Lächeln noch etwas breiter werden. Es klang hell und fröhlich und war ein angenehmer Kontrast zu dem vorigen Mädchen, das mit den Tränen gerungen hatte. Doch die Blauhäutige schien seine Worte auch durchaus ernst zu nehmen und schloss die Augen, um die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Koryns Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie ihm mitteilte, dass sie die Ströme und Lichter der Macht tatsächlich sehen konnte. Er hatte das Gefühl, etwas sehr Gutes bewirkt zu haben. Doch dieses Gefühl verflog so schnell, wie es gekommen war. Plötzlich veränderte sich ihre Haltung, wurde wieder verkrampft und noch ehe Koryn etwas sagen konnte schrie Mytria plötzlich auf und verkrallte sich mit ihren Fingern regelrecht in ihren Haaren. Der Jedi-Schüler wich bestürzt zurück. Was war passiert? Was hatte er getan?! „Mytria?“, fragte er leise und besorgt. Streckte die Hand nach ihr aus, um sie anzufassen – unsicher, ob es das Richtige war und er damit nicht noch mehr Schaden anrichtete. Dann löste sich ihre Körperspannung und die Machtbegabte fiel – scheinbar ohnmächtig – zurück ins Gras. Wieder, ohne dass Koryn etwas dagegen tun konnte. Seine klauenbewehrte Hand erwischte nur noch eine violette Haarsträhne, die ihm wie Seidenfäden durch die Finger glitt. „Mytria!“

Fast schon panisch beugte der Kel Dor sich über sie. Sie atmete noch! Dann bewegten sich ihre Lippen – doch statt seine Nerven zu beruhigen, jagten ihre Worte ihm nur noch mehr Angst ein. „Was ist passiert?“ Bin ich daran schuld? Ich wollte doch nur, dass du siehst, was ich sehe. Dass es keinen Grund gibt, davor Angst zu haben. Er griff vorsichtig nach der Hand, die sie in seine Richtung streckte. Sie war kalt, doch im Augenblick gab es nichts, was er dagegen tun konnte. „Geht es dir gut?“ Den Umständen entsprechend. „Warte, ich helfe dir.“ Ebenso vorsichtig schob er seine andere Hand unter ihre Schulter, damit sie sich leichter aufrichten konnte. „Tut mir leid. Das wollte ich nicht.“ Erst jetzt drangen ihre Worte langsam zu ihm durch, nachdem der erste Schock abgeklungen war. Etwas Grausames… Weißt du wo? Sein Inneres war ein einziger Knoten. Die Macht hatte Mytria etwas offenbart, dessen war er sich sehr sicher. „Vielleicht sollten wir zurückgehen – sobald du wieder bei Kräften bist. Meister Skywalker sollte wissen, was gerade geschehen ist. Er… Er kann bestimmt helfen.“
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