#11
Da war es wieder. Diese beständige Angst, die mit jedem Gedanken an sie wuchs. Es war der fatale Horror einer einsamen Seele, die einmal ausgegrenzt war. Jede Grenze oder auch nur der Horizont begannen die junge Frau zu ängstigen. Sie zitterte unmerklich, während der kalte Hauch langsam um ihre Kehle kroch. Dabei wollte sie dieses Gefühl nicht mehr. Ihre Jugend war eine Qual, eine ständige Verstellung, um nicht allein zu sein. Nein, sie hatte mit niemanden darüber in einer Tiefe gesprochen, wie es notwendig gewesen wäre. Mytria hatte Andeutungen gemacht aber fürchtete sich ebenfalls davor, von denn Jedi verurteilt zu werden. Luke Skywalker beruhigte sie stets und verwies stets auf die Jedi Lehren, die sie einfach nicht verstand. Selbst Koryn tat dies. "Nein," antwortete sie trotzig, zog ein unstimmiges Gesicht und wollte die Nähe zum Schüler wieder brechen. Doch etwas hielt sie zurück. Es war die zarte Berührung seiner groben Hand auf ihrer Schulter. Mytria suchte seine Augen mit ihren, während die Kälte immer noch kroch. Auch wenn er nicht verstand, was das Schicksal von beiden verlangte und warum gerade Mytria an den Kel'dor geraten war, wirkte die Macht fürsorglich auf beide ein und selbst Mytria wollte nicht mehr weichen. Sie war oft genug geflüchtet: in falsche Bilder, in Lügen und Selbstbetrug. - Und nun auch praktsich als sie im Sturm ihrer eigenen Angst die Akademie verlassen hatte. Beide wussten nicht, dass genau jene Flucht beide vor einem schlimmen Ereignis bewahrte, was sie hätte töten können. Koryn musste Zeit mit der instabilen Anwärterin verbringen, was auch ihn bewahrte, zeitnah ins Praxeum zurückzukehren. Es fügte sich, wie es sich fügen musste, wenn man an die Macht glaubte.

Unwissend über ihr eigenes Schicksal verweilte Mytria einen Moment, die Worte des jungen Mannes auf sich wirken lassend. Etwas hielt sie an, nicht erneut zu flüchten. Es war nicht einfach für sie, denn die kalte Angst vor sich selbst, vor der Macht und allem, was noch folgen konnte, blieb. Es war so, als ob sie sich selbst durch eine Glasscheibe betrachtete. Auch Koryn schien dahinter versteckt zu sein. Nein, sie erwartete keine einfache Antwort auf sich selbst. Mytria fühlte eine Ewigkeit in diesem Gefühl, welches sich zu wandeln begann. Mit jedem Wort des eifrigen Schülers lauschte sie nicht mehr der Angst, sondern ihm. Es war genau das, was sie wollte. Zeit im Vertrauen verbringen. Seine Worte waren ungeschliffen, nicht stolzierend, wie Luke gelegentlich seine Worte wählte, wenn er über die Macht sprach. Mytria war keine Philosophin, die einen Zugang über Worte fand, sondern musste fühlen. "Ich möchte dieses Geschenk nicht," trotzte sie noch einmal der Einsicht, dass sie keine Wahl mehr hatte. Die Macht war mit ihr, auf die eine oder andere Art. Die Frau in ihren unruhigen Gedanken wollte nicht einfach einknicken und doch tat sie es augenblicklich danach. Sie war einsam gewesen - bis zu diesem Punkt als Koryn ihre Schulter berührt hatte. Es war dieses Vertrauen, welches ihr den Mut gab, sich ihrer eigenen Angst zu stellen. Auch seine Warnung über die Begegnung mit der Macht aus Furcht heraus, ließ sie nachdenklich zurück. Sie fand noch keine klare Antwort aber ihr Herz fühlte ein neue Emotion. Endlich offenbarte sich ihr, dass die Macht eine Möglichkeit war, keine Schaufensterpuppe mehr zu sein; eine Puppe der Gesellschaft, die von kleingeistigen Narren geformt wurde, nur um nicht einsam zu sein. Mytria hatte sich selbst degradiert und verbogen, um zu passen. Ihre gefundene Stärke war eine Lüge und der merkwürdige Koryn offenbarte ihr in wenigen Worten, was Luke ihr nicht vermitteln konnte. Die Macht war alles. Und sie war ein Teil davon. Der Wind huschte vorbei, während sie vorsichtig ihre Lippen öffnete, um eine Antwort zu formulieren. Es dauerte bis die Anwärterin die passenden Worte gefunden hatte.

"Ich danke dir," stammelte sie dann doch, da ihr eine erneute Frage unpassend erschien. Noch immer erschien ihr vieles verschlossen, doch die Hoffnung wuchs in ihr, dass dort mehr war. Der dunkle Schatten, diese Kälte, verzog sich mit einem Lächeln, was ihr Gesicht nun zierte. Es war ein Lächeln von Herzen, was ganz Koryn galt. Es war merkwürdig, dass gerade Vertrauen die Brücke zur Macht war. Man musste schlicht vertrauen, um erlöst zu werden. Es war der Zwietracht zwischen Geist und Macht, die zerstörte. Mytria wollte mehr fragen, da sie sich nun geöffnet hatte und die Flucht sich zur Heimkehr gewandelt hatte. Ihre Stimme erhob sich freudig, fast tänzelnd drang dieser Satz aus ihrem Mund: "Hast du die Macht bereits erfahren?" Ihre großen Augen waren nun weit geöffnet, so dass die strahlende Augenfarbe hervorgehoben wurde. Mytria beugte sich erneut vor, seine Hand nehmend, da sie begierig darauf war, mehr zu erfahren.
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