#15
Man hatte nach ihm schicken lassen. Ihm, dem Schattenmeister, derjenige Meisterspion, welcher allein sich selbst diente und bei Gelegeneheit seine Loyalitäten verschob, bis die Galaxis wieder ein Ort für ihn war. Sein Triumph lag nicht im Sieg einer Ideologie, sondern allein im Spaß daran, dass er überlebte und das Theater weiter lenken konnte. Ihm gefiel das Imperium, die imperiale Idee war von Wert, da sie die Bühne verschönerte, mit Konflikt, Macht und einer guten Geschichte. Die Republik war auf einen Frieden ausgerichtet, auf einen Staat der Teilhabe, welcher mitunter auch seinen Reiz hatte, es jedoch dem Schattenmeister erschwerte, seinen Interessen nachzugehen. Er lehnte die Republik nicht ab aber wertschätzte sie auch nicht sonderlich. Dennoch musste er anerkennen, dass die Rebellion eine bessere Scharade gespielt hatte. Ihre Idee war verlockender, gar schöner als die einer radikalen Ordnung. Ja, er hatte Corno gewarnt; ihm erklärt, was wirklich von Bedeutung in diesem galaktischen Theater war. Cronal wunderte sich selbst über seine Gnade mit dem Unwissenden. Scheinbar hatte das Wissen nichts genützt. Wieder zeigte sich, dass nur Cronal wirklich verstand, weil er sich zwar im System bewegte aber weitaus weiter blickte als es ein Moff wagen konnte. Corno brauchte das System, um selbst seine Macht zu erhalten; aber Cronal brauchte das System nicht, da seine Macht woanders lag. Eher wurde der Meister vom System gebraucht, um seine Fäden weit zu ziehen. Nicht nur Schattentruppen waren sein Verdienst, sondern auch ein Spionagenetzwerk, welches so weit reichte, dass selbst Isard insgeheim Neid gegen Cronal richtete. Er war die Nummer Zwei hinter Isard, obwohl er sich selbst bereits woanders sah. Der Geheimdienst war begrenzt, aber selbst wollte keine Grenzen. Die Weisung gegen ihn, die Corno ausgesprochen hatte, war ihm gleichgültig, doch wollte er der falsch diktierten Einladung folgen. Immerhin gefiel ihm das Imperium und der Imperator hatte seine Neugier geweckt. Beide waren sie Machtkundige, auf vielerlei Hinsicht. Der Imperator wuchs in der dunklen Seite zu einer Größe heran, die alles zerreißen konnte und doch trieb den Herrscher ein Gedanke nach Erlösung. Eine Erlösung, die Cronal nicht sah, aber der Ausgang dieser Geschichte war von Reiz. Nicht, weil er wirklich das Endziel teilte, welches der Spion erahnen konnte, sondern weil diese Mächte, mit denen er hantierte, atemberaubend sein konnten. Der dunkle Jedi Cronal hatte einfach eine höllische Freude daran, einem Mann zu folgen, der mehr erreichen konnte als begrenzte Moffs, Offiziere und selbsternannte Kriegsherren. Es war der Anspruch, der Versuch der ewigen Sünde, die den Imperator größer machte als den kümmerlichen Rest dieses sterbenden Imperiums. Auch er war ein Mörder, wie alle sie Mörder waren, doch Vesperum mordete mit Vision, einer echten Idee, die zwar Wahn sein konnte aber was war, wenn der Sith Recht hatte? Cronal glaubte an die dunkle Seite, in Wahrheit hing auch er ihr an und so schadete es nicht, diesem Mann zu folgen, bis er seine Macht gezeigt hatte oder eben auch nicht. Cronal hatte immer einen Fluchtweg, eine Ambition an einem anderen Ort. Wo Isard wohl mit dem Imperium untergehen würde, würde Cronal einfach eine neue Maske tragen. Seinesgleichen fand immer einen Platz.

Die Wunde in seinem Bein war versorgt, fest verbunden mit Bacta, doch der Gang war noch schwer, so dass er sich auf einen Gehstock stützte. Es gefiel ihm, auch diese Rolle zu spielen. Der gebrechliche Cronal, der verletzte Meister der Spione, welcher sich mühsam zum allmächtigen Großmoff schleppte, um seinen Willen zu folgen. Eitelkeit war immer einfach zu bedienen. Wer Macht suchte, wollte Macht ausdrücken können. Cronal wollte diese Rolle, bekam sie geschenkt, und spielte sie mit einer Hingabe, die ungleich der Situation war. Nicht alles war in dieser Sache nach Plan verlaufen. Der Plan war etwas zerbrochen aber hatte neue Möglichkeiten aufgezeigt. Cronal war kein Mann, der fest an einer Sache hing, sondern passte seine galaktische Strategie stets an. Der Anschlag auf sie beide, eigentlich anders angedacht und er war auch anders informiert worden, schützte ihn nun. Er konnte nicht mehr ins Fadenkreuz geraten, sofern es eine Untersuchung gab. Zumal er die Untersucher kontrollierte. Eine echte Ironie lag darin, dass der Verweser auf Schattentruppen als Garde setzte. Es fiel ihm erneut auf, als er den unterirdischen Korridor betrat, welcher zum verschanzten Amtszimmer des Großmoffs führte. Nein, dieses mal verbarg er sein Schmunzeln nicht, als er die Männer und Frauen sah, die er ausgebildet hatte. Still nickten sie ihm zu, wohlwissend, wer der wahre Herr neben Vesperum war. Sie dienten Corno nur auf Zeit, während die wahren Meister warteten. Schritt um Schritt, Stockstoß um Stockstoß auf den Boden, näherte sich der Schattenmann genügsam. Er hatte es nicht eilig. Alles verlief gut. Der Plan, seine Vorstellung des Imperiums zu retten, erfolgte. Cronal in seinen Gedanken träumte bereits von Chaos, einer großen Bühne voller Heldengesänge und auch Verbrechen; viele Ideen sausten durch seinen verdrehten Schädel, bis man die Tür zum Büro öffnete. Es zischte laut als die Panzertür zur Seite schnellte. Cronal trat auf.

"Verweser," grüßte der Mann mit einer gespielt kränkelnden Verbeugung, die er fixiert auf seinen Stock abstützte. "Die Situation ist doch anders als erwartet," log der Spion, während er nun betulich langsam vor den Schreibtisch trat. "Ich darf mich doch setzen?" Er deutete auf den Stuhl, ließ sich dann nieder und stöhnte, um auf seine Verletzung hinzuweisen. "Bevor wir beginnen, Verweser," erklärte der dunkle Jedi, während er seinen Stock an den Schreibtisch ablehnte, um danach die Arme auf seinem Schoß zu verschränken. Die schwarze Uniform, die er trug, war gewohnt ohne ein Rangabzeichen und Mütze. "Die Republik scheint hinter dem Angriff auf die Tell Werke zu stehen. Nach meinen Informationen befinden sich mehrere Zellen auf Corellia, welche unmittelbar aktiv geworden sind," gab er Informationen preis, die Corno wohl bereits bekannt waren. Es war immer gut, wahre Informationen zurückzuhalten und bekannte zu wiederholen, da man so einfach, die Sachkenntnis seines Gegenübers überprüfen konnte. Nicht immer war es gut, direkt in die schweren Fakten zu fallen, da es das Gegenüber verunsichern konnte und sein Apparat lebte schlicht vom Geheimnis. "Das ISB ist aktiv, verhindert bereits größere Unruhen," folgte dann, während seine Augen ein glasiges Flimmern erhielten, eben durch jenes Deckenlicht, welches grausam hell war. Der fensterlose Raum tat sein Übriges, die Erscheinung von Cronal schemenhaft zu machen. "DIe totale Abriegelung des Orbits halte ich für überzogen, Verweser. Ich erhielt bereits Bitten von verschiedenen Personen, dass dies unlauter ist. Das Imperium ist auf Waffen, die hier gefertigt werden, angewiesen. Auch ist Corellia eine wichtige Handelswelt, die nicht wachsen kann, wenn wir sie abwürgen. Es geht schlicht um Steuern, die uns fehlen, Verweser. Gezielte Kontrollen des Luftraumes und Orbits wären angebrachter," bat der Meisterspion, um Corno zu zeigen, dass er anders agiert hätte. Immerhin brauchte das Imperium wirklich viele Waffen und Güter, die hier produziert wurden. "Wir zeigen uns damit schwach, wenn wir auf einen einfachen Terrorakt derart drastisch reagieren. Ich denke sogar, dass der Propandaschaden weitaus größer ist. Die Rebellion kann nun einfach die gesamte Handelswirtschaft dieser Welt lahmlegen, durch ein paar Bomben." Ja, und genau das sollte sie auch. Cronal hatte Corno geschickt dazu gebracht, dass zu tun, was er von einem harten Machtmenschen, wie Tyvos Corno, erwartete. Es war ihm so möglich, weitere Teile seines Planes umzusetzen, die bereits angelaufen waren. Es war das Spiel, welches den Meister verführt hatte, einfach der Reiz des Möglichen. Ob der Verweser verstehen konnte? Kurz beugte sich der Spion vor, um in die Augen seines Gesprächspartners zu blicken. Er suchte nach Mikroausdrücken, Hinweisen auf die Gefühle des Moffs, um seine weiteren Ausführungen zu planen. Cronal tat nichts unüberlegt, lächelte nicht einmal ohne vorherige Entscheidung.
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