#7
Höhnisch lachte Tyvos auf, „Ihr habt ein gutes Verständnis für das Staatswesen und dennoch versteht ihr nicht, was es bedeutet zu regieren. Nein Cronal, des Rätsels Lösung ist es den Einwohnern klar zu machen, dass sie diese Waffen nur zu fürchten haben, sollten sie sich widersetzen, oder das Gesetz brechen. Die allgegenwärtige Präsenz des Militärs, bewaffneter Soldaten, Großkampfschiffe und Panzer, dies lässt die Bevölkerung in dem Glauben zurück unter einem Generalverdacht zu stehen, dem Verdacht des Verrates, des Ungehorsam. Jederzeit befürchten zu müssen von Sturmsoldaten, oder Euresgleichen in Ketten gelegt zu werden ist kein angenehmer Gedanke, nicht wahr? Wir erzittern unter jedem kritischen Wort, zeichnet dies einen starken Staat aus? Wisst ihr, ein Sprichwort meiner Familie besagt, dass ein Löwe sich nicht um die Meinung von Schafen schert. Wird aus der Meinung jedoch eine Tat, dann müssen Konsequenzen gezogen werden. Es ist ein kleiner, aber ein wichtiger Unterschied.“. Tyvos hatte seine eigene Sicht auf die politische Lage des Reiches. Seinen Erfahrungen als Moff des Azure Sektors nach, reichte es der Bevölkerung zu verdeutlichen, dass es Konsequenzen geben konnte. Doch ihnen die Vollstrecker dieser Konsequenzen vorzuführen, sie stets daran zu erinnern, dass jedes falsche Wort ins Gefängnis führen konnte, das erweckte Widerstand. Das beste Beispiel waren die Corellianer selbst, ein stolzes Volk, welches sich ungern bevormunden ließ. Die Präsenz imperialer Truppen erweckte den Anschein der Unterdrückung, der Übernahme. Wie konnte man sich als Teil von etwas Größerem wie dem Imperium sehen, wenn von vornherein Verrat nicht ausgeschlossen wurde? Die Welten des Reiches sollten sich als Bestandteil dessen sehen, nicht als Besatzungszonen. In etwas mehr als zwei Jahrzehnten jedoch, war es dem Imperium gelungen eben dies zu verhindern. Wie Cronal es bereits treffend bemerkt hatte, das Reich war nicht mehr als eine Ansammlung von Streitkräften, welche unter Druck versuchten dieses sensible Konstrukt zusammen zuhalten. Corellia war als Welt das perfekte Beispiel dieser Situation. Vorangegangene Fehler hatten dazu geführt, dass lediglich eine militärische Intervention eine Abspaltung verhindern konnte, oder besser gesagt verzögern konnte. Innerlich konnte der Verweser nur den Kopf schütteln. Das Imperium hätte die Einigung der Galaxis herbeiführen können, doch die Schwäche dieses Systems, seine Repressalien gegenüber der eigenen Bevölkerung ohne einen wirklich ausreichenden Grund hatten seinen Untergang eingeläutet, einen Untergang den Groß Moff Corno nun zu verhindern suchte. Nichtsdestotrotz war das Imperium noch immer eine Diktatur, doch war dies gleichbedeutend mit Unterdrückung und Diskriminierung? Grundsätzlich war die zentralistische Regierung des Reiches eine Vereinfachung gegenüber der demokratischen Verfassung der Republik. Gesetze und andere Beschlüsse konnten weitaus zeitsparender beschlossen werden und mussten nicht in zähen und undurchsichtigen Sitzungen erstritten werden. Dieser Vorteil wurde leider nicht zum Vorteil genutzt. Auch das Versprechen der Sicherheit gegenüber den Welten des Imperiums, welches Palpatine einst vor dem Senat gegeben hatte, es hatte sich in reine Unterdrückung entwickelt. Einige fanatische Anhänger der imperialen Idee würden die Gedanken des Verwesers als sehr verdächtig beschreiben, doch waren diese letztlich nur eine andere Interpretierung dieses Staates. Er hatte noch einige Zeit in dieser Galaxis um das Imperium zu schützen und sofern er nicht dabei verstarb, würde er eben diese Galaxis nach seinem Willen formen.

Nein, Position war niemals gleichbedeutend mit Macht, in dieser Hinsicht lag der Meister der Schatten richtig. Als Moff des Azure Sektors erstreckte sich die Macht Cornos' weit über die eigentlichen Befugnisse eines Regionalgouverneurs. Dies hatte er seinem politischen Geschick zu verdanken und seinem Wohlstand. Geld, trotz Massenvernichtungswaffen und anderen Möglichkeiten, übte nichts in diesem Universum derartige Macht aus wie Credits. Es waren Credits die die Loyalität eines Menschen entscheiden konnten, es waren Credits die den Verlauf eines Krieges entschieden und es waren die Credits die den Fortbestand eines Staates garantierten. Zu seinem Vorteil besaß Tyvos viel davon, sehr viel. Nicht wenige Gouverneure und Moffs steckten in seiner Tasche, was ihm stets Entscheidungsfreiheit in vielerlei Hinsicht geboten hatte. Position und Macht waren nicht gleichbedeutend, es lag an einem jeden Individuum selbst sich Macht zu sichern, die Position war lediglich der Schmuck dazu. Der Verweser reagierte nicht auf dieses Thema, sollte Cronal seine Meinung beibehalten. Doch was die Bedeutung eines Namens anging, das war die Schwachstelle des Groß Moffs. Was blieb nach seinem Schaffen von ihm? Der Base Delta Zero von Telasea, oder seine Herrschaft über den Azure Sektor würden einst in Vergessenheit geraten, doch der Name Corno würde in Erinnerung bleiben, an diesen Gedanken klammerte Tyvos sich. Die Vorstellung unbedeutend zu sein, keinen Rang und keinen Namen in der Geschichte, oder gar der Gegenwart zu haben, dies wäre für den Anaxsi fataler als der Verlust seines Lebens, denn dieser trat früher, oder später ohnehin ein. „Das Hier wird in späterer Zukunft eine Fußnote sein, es sind Namen die erhalten bleiben. In unzähligen Jahren wird das Imperium wohl nur eine blasse Erinnerung sein, doch die Namen Palpatine und Vesperum, diese werden den zukünftigen Generationen in Erinnerung bleiben.“. Dass Krieg ein Garant für Macht war, ließ den Groß Moff die Lippen zu einer Grimasse verziehen. Krieg war nötig um seine Feinde zu besiegen, doch sollte er beendet werden um einen Normalzustand herbeizuführen. Andauernder Krieg belastete die Staatskasse und damit das Einkommen der Bevölkerung und dieses wiederum war von erheblicher Bedeutung für deren Zufriedenheit. „Krieg kostet Geld, also können wir Krieg mit einer Investition vergleichen. Eine Investition lohnt sich nur, sollte sie Gewinne hervorbringen, andernfalls vermag sie es uns in den Ruin zu treiben. Bedenkt eure Ansicht, Cronal, Krieg, ich betone, ein erfolgreicher Krieg, mag uns kurzfristig Macht verschaffen und unsere Stellung verbessern, doch können wir keinen Sieg erringen sehe ich darin nur vergebene Liebesmüh.“, argumentierte der Verweser des Reiches. Wäre die richtige Nutzung von Waffengewalt die Lösung von Rebellion und Aufstand, wäre die Galaxis ein ein friedlicher Ort. „Der Gedanke, dass wir ihnen eine sichere Zukunft bescheren können, der Gedanke, dass nur wir ihre Sicherheit garantieren können, das ist es, was all diese Welten an der Stange hält, oder halten sollte. Die Bevölkerung muss verstehen, dass das Militär nicht als Unterdrücker dient, sondern als Beschützer.“. Krieg und Frieden, Furcht und Loyalität, all dies waren Themen, welche die beiden Männer wohl noch einige Zeit beschäftigen würden und ein jeder von ihnen war darauf versessen Recht zu behalten, was sich jedoch in einem mehr, oder minder respektvollem Rahmen abspielte. Tyvos musste zugeben, dass die Diskussion mit seinem Gegenüber durchaus interessant und nicht eintönig war, doch trotz ihres Unterhaltungswertes war sie keine Lösung für die akuten Probleme Corellias, welche ihn schlussendlich auf diese Welt geführt hatten. „Wir haben zweifelsohne beide unsere eigenen Vorstellungen über die Zukunft des Reiches, Cronal, ich schlage vor wir führen diese Grundsatzdebatte ein anderes Mal fort. Zunächst lasst uns wieder auf Corellia zurückkommen.“.

Aufmerksam hörte sich der Groß Moff die Ausführungen des Meister Spions an, bis dieser geendet hatte. „Unzureichende Überwachung? Ihre Behörde verfügt über ein gewaltiges Budget, die Geheimdienste können sich mit der Flotte und der Armee messen, was ihre Kosten angeht. Wo wandert dieses Geld hin, wenn nicht in eine adäquate Überwachung der Feinde des Imperiums?“. Tyvos war kein geduldiger Mann, zwar ruhig, aber nicht geduldig. Er erwartete Ergebnisse und er erwartete sie schnell. Die Ausflüchte des Meisterspions interessierten ihn dabei wenig, denn dies war ein weiterer Aspekt des imperialen Apparates, wer nicht funktionierte, wurde ausgetauscht. Auch wenn Vesperum dem Schatten vertrauen mochte, es würde die Zeit kommen in der er wüsste auf welchen Rat er hören sollte. „Ich verwechsele nichts, Cronal, ich weiß nur, dass es Geheimdienste gibt die dafür geschaffen wurden Informationen zu beschaffen, Verräter zu jagen und die Sicherheit des Imperiums auch außerhalb des Schlachtfeldes zu garantieren.“, eine kurze Pause setzte ein, „Bisher ist es diesen Einrichtungen nicht gelungen ihren Aufgaben wirklich erfolgreich nachzukommen.“. Die Feststellung war so treffend wie hart, tatsächlich hatten der IGD und der ISB seit dem Beginn des Galaktischen Bürgerkrieges auf ganzer Linie versagt.
Dass es bereits Stimmen innerhalb der imperialen Streitkräfte gab, die nach einem Friedensvertrag trachteten war ein offenes Geheimnis, doch eine Alternative zum Krieg gab es zurzeit nicht, außer die Neue Republik würde sich ergeben. Zudem konnte man keine altgedienten Offiziere aufgrund leiser Kritik festnehmen, da dies die ohnehin bereits schlechte Moral weiter getrübt hätte. Doch eine Manipulation der Flottenkommunikation war ein Verbrechen und dieses musste geahndet werden. „Noch ist dieser Krieg nicht vorbei, damit werden wir uns abfinden müssen, aber ebenso wenig steht eine Niederlage fest. Was wir brauchen ist ein Sieg, eine Reihe von Siegen. Ich fürchte jedoch, dass sich momentan keiner unserer hochdekorierten Offiziere dazu in der Lage sieht. Dennoch müssen wir dieser Gruppe den Grund nehmen.“. Seine Gedanken wanderten zu den Großadmirälen, von welchen er bekanntermaßen wenig hielt. Während einer Konferenz der Moffs auf Coruscant hatte der Anaxsi einst geäußert, dass Großadmiräle Geld kosteten und keine Leistung brachten. Letztlich hatten mindestens zwei von Ihnen das Imperium verraten und ein weiterer war nicht in der Lage gewesen die Entführung eines Beraters des Imperators zu verhindern. Ein jeder wusste was Palpatine damals mit Teshik getan hatte. Großadmiräle, die Anführer der imperialen Streitkräfte, auch sie verwickelten sich lieber in politische Intrigen um ihre Stellung außerhalb des Militärs aufzubessern.

Staunen bildete sich auf Tyvos' Zügen, hatte er tatsächlich eine empfindliche Stelle in dem schier undurchdringlich wirkenden Panzer Cronals gefunden? Er seufzte und beugte sich zu seinem Gegenüber vor. „Werter Cronal, es gibt keine Ausreden, nur Leistung. Egal wie schwierig es auch ist, wir müssen vollbringen was von uns verlangt wird. So viel erzählt man sich über euch, den Meisterspion, in der Lage einen ganzen Staat zu stürzen, aber ich habe noch nie viel auf Gerede gegeben.“. Das Treffen hatte sich inzwischen zu einem kleinen Machtkampf zwischen beiden Männern entwickelt, in welchem keiner der beiden bereit war einen Schritt zurück zugehen, eine Stichelei jagte die nächste und Behauptungen flogen durch den Raum. „Sofern ihr Erfolg habt, ist es mir gleich wie ihr an diese Informationen gelangt.“.

„Sobald ihr Gornezz verhaftet habt, erwarte ich regelmäßig informiert zu werden, ich will wissen wie er denkt und wer zu seiner Gruppe gehört!“, ordnete der Verweser an und beendete dieses Thema damit. Banden, Kriminelle, Ganoven, wie konnte die Bevölkerung nur einen solchen Abschaum unterstützen? Menschen die ihre eigenen Verbrechen rechtfertigen und verdeckten, indem sie gegen das Imperium kämpfen. „Wir müssen diese Gruppen aus dem Rennen nehmen, sie sehen wie Helden aus, wir wie Narren, so fallen Staaten.“. Zufrieden nickte der Verweser als Cronal seine Anweisungen annahm und bestätigte. Wie viel er auch wissen mochte und wie sehr er seine Unabhängigkeit betonte, letzten Endes war auch er nur ein Diener, wie sehr er es auch drehen und wenden mochte. „Die CorSec hat sich zu fügen, erinnert sie daran, dass es ein Abkommen gab, an welches sie sich nicht gehalten haben. Wir werden die CorSec nicht übernehmen, nur prüfen. Verräter werden sogleich angeklagt, es wird keine Hinrichtungen geben, nur Haftstrafen. Wer kooperiert wird frühzeitig entlassen.“, wieder seufzte der Anaxsi und strich sich mit der Hand über das Gesicht, „Wir können uns zu harsche Maßnahmen nicht leisten, ein Funke und dieses Pulverfass explodiert.“. Damit war zumindest beschlossen wie man versuchen wollte Corellia zu halten und die Ordnung wiederherzustellen, doch Cronal hatte ein weiteres interessantes Thema genannt. Die Eclipse. Der Verweser wusste sporadisch von dem Vorhaben, doch dieses Projekt Zero-X war ihm neu. „Ich nehme an es wird hier auf Corellia produziert?“, Cronal bejahte dies. Dieser Umstand erschwerte die Lage um Einiges. Die Sicherung dieses Bauteiles hatte oberste Priorität, gerade da die Eclipse in den bisherigen Berichten als kriegsentscheidend bezeichnet wurde. Der Groß Moff war sich jedoch nicht sonderlich sicher, ob eine Legion ausreichen würde um Corellia selbst und dieses Projekt zu schützen. „Wo wird diese Komponente hergestellt, Cronal? Ein Regiment der mir unterstellten Schattentruppen Legion wird umgehend dorthin entsandt.“.

Zwei Krisenherde die seine Aufmerksamkeit verlangten, welcher hatte größere Priorität? Die Fertigstellung des mächtigsten Schlachtschiffes aller Zeiten, oder die Sicherung eines aufwieglerischen Planeten? Es waren solche Entscheidungen die die Existenz von Männern wie Tyvos nötig machten, schwierige Entscheidungen. Doch in diesem Fall war sich auch der erfahrene Politiker und Offizier nicht sicher wie er entscheiden sollte. Die nächsten Tage würden entscheiden wie sich die Situation weiterentwickeln würde.
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