#57
Faszination? Der gemeine Pöbel der Galaxis, zu dem sie Agent Traggis zweifelsohne zählte, war in seinem Denken ebenso eingeschränkt wie dumm. Faszination beschrieb den Umstand des Unwissens, des Nicht-Verstehens von Dingen und ebenso verhielt es sich mit dem Lichtschwert in seiner Hand. Er erschien mehr wie ein Kind, dass mit den Bordgeschützen eines Sternenkreuzers herumspielte und die daraus resultierenden Folgen bei weitem unterschätzte. Ein Lichtschwert, selbst einfachere Formen wie die genannten Metall- oder Vibroklingen bezogen ihre Macht nur bedingt von den tatsächlichen Schwertkampffähigkeiten des Anwenders. Vielmehr war es erst die Macht selbst, die diesen Waffen jenen tödlichen Schneid beibrachte, der sie so gefürchtet machte und ebenejene Macht war es, die diese Waffen zu prägen vermochte. Ein geübter Geist vermochte in alten Lichtschwertern ebenso Geschichten zu lesen wie in zahlreichen Holobüchern - jedes hatte seinen eigenen Hintergrund, jedes von ihnen war geformt durch den Träger, der seine Abdrücke, weitaus mehr als bloße Fingerabdrücke darauf hinterließ und dann schließlich war da noch mehr. Die spezielle Zusammensetzung der einzelnen Bauteile ihre Herkunft und ihre Geschichte. Für Traggis war es ein exotisches Schmuckstück, eines, in dem weitaus mehr steckte, das weitaus weniger schön, als vielmehr schrecklich war. Dies war eine Waffe des Krieges, geschaffen aus den Resten zerstörerischer Sith-Droiden, vielleicht sogar einmal selbst Sith, jahrtausendelang vom dunklen Geist Korribans beeinflusst und verdorben. Die Waffe in den Händen des Agenten war nicht etwa nur ein Metallschaft, der einen hochenergetischen Strahl erschaffen konnte, er durch beinahe alle bekannten Materialien schnitt, diese Waffe war zu einem Teil selbst Sith - ein Produkt der dunklen Seite, geformt und gesponnen aus dem Willen des Tals der dunklen Lords. Wenn ein niederer Mensch sich einbildete etwas derartiges besitzen zu wollen, sich anmaßte es beherrschen zu wollen, er wäre ebenso ein Narr der versuchte einen Hssiss zu zähmen. Traggis würde nicht einmal merken, wie das Unsichtbare in seinem neuen Schmuckstück ihn über die Zeit hinweg zerfressen und verderben würde. Mochte der Agent die Macht nicht spüren, so spürte sie doch ihn.

Die ausgemergelte Hexe beobachtete den blinden Tropf, der so verblendet von aller Weltlichkeit nicht wusste was er tat. Er demonstrierte sein vermeintliches Können, wollte sie vielleicht beeindrucken, während ihre Augen den Bewegungen der Klinge folgten. Nicht gut genug. Ganz wie befürchtet. Er war für die einfachen Sphären seines Daseins nicht schlecht, konnte auf dem Gebiet des Schwertkampfes vielleicht sogar mit den Besten mithalten, aber doch so unfähig das volle Potenzial einer Klinge auszuschöpfen, mehr noch verdeutlichte sich, wie wenig er das Konzept hinter der Waffe verstand. Er verließ sich fatalerweise auf seine Körperbeherrschung und obgleich beeindruckend bemerkte die Hexe die kleinen Fehler die sich einschlichen, die Erwartungen, dass die Wucht des Schlages aus dem Gewicht der Klinge kommen müsste, dass bei Lichtschwertern fehlte. Während ein normales Schwert eben nur für jene Zwecke bestimmt war, ihre Kraft aus der physischen Kraft des Anwenders und der schwere der Klinge zog um Feinde zu zerschmettern, gestaltete sich die Waffe der Jedi und Sith weitaus vielseitiger. Der Trick bestand in der Auffassung, das Schwert als Verlängerung des eigenes Körpers zu betrachten, einem Körper, der auf dem Fluss der Macht dahinglitt. Die Klingenführung war eher intuitiver Natur und folgte nicht den gängigen Schrittfolgen des normalen Schwertkampfes - ein geübter Lichtschwertkämpfer wusste wo die Klinge sein musste, er wusste intuitiv wie sein Kampfstil sie zum Ziel führen würde, ohne sich in den Schlagmustern zu limitieren. Ein kritischer Missstand zweifelsohne, den Traggis nie wirklich würde beheben können - unabhängig davon, wie viel Mühe er sich auch geben mochte. Die Hexe schüttelte enttäuscht den Kopf, enttäuscht vom sinnlosen Versuch des blinden Narren etwas zu beherrschen, das er nicht Verstand und sich dabei doch der Tatsache so sicher war, sich so daran klammerte, dass er etwas von Schwertkampf verstand.

Korriban indes schien seine Fühler auszustrecken, wusste wie leicht sich Faszination in Obsession umwandeln ließ, wie einfach ein normaler Mann zu ködern, in den Bannkreis zu locken war, während ihr eigener Fokus sich verlagerte, weg vom Agenten, hin zu jenem unglücklichen Hund, der zu spüren bekam, dass sie keine Klinge brauchte um einen Mann zu töten, dass sie der Verlust ihrer Waffe sie nur minimale Stücke ihrer Gefährlichkeit beraubte. Abgesehen vom einfachen Umstand, dass es bei weitem nicht das einzige Schwert dieser Art an Bord war... wie... ungründlich. Ihr Blick fiel nach unten, dorthin, wo das Blut der Hand tropft, sich in der Lache aus Dreck und Düsternis sammelte, während Traggis sich geistesabwesend nur um sein neues Spielzeug zu kümmern wusste. Roch er ihn nicht, den süßen Lebensnektar, der sich dort verteilte? Und wenn nicht, sang die Klinge nicht fröhlich ihr Lied des Blutes, dass sie so sehr begehrte? Wie tragisch für den Mann, dessen Hand, verkrüppelt von Glassplittern schlaff hing und das Leben herausfließen ließ. Eine Fratze ironischen Mitleids formte sich, sagte stillschweigend, dass diese unangenehme Erfahrung sich hätte vermeiden lassen, wenn man sie nur in Ruhe ließ, nicht in die Ecke drängte, nur um extreme Emotionen zu provozieren. Die sadistische Neugier eines Dummen, musste ein anderer bezahlen.
Erst der verzweifelte Ruf des verwundeten Elends nach seinem Patriarchen holte den Dummkopf zurück aus seiner Trance und ließ ihn die Situation zur Gänze erkennen, ließ ihn wieder kurz in seiner falschen Macht aufblühen und ihn seinen belanglosen Tadel aussprechen. War der Blinde so taub, dass er nicht hören konnte, wie lächerlich es klang? Ein leeres Lied ohne Strophen, getragen von der summenden Melodie des Lichtschwertes, aber hohl in der Wirkung. Toleranz offenbarte die Schwäche, zeigte, dass sie nicht so entbehrlich war, wie Traggis es gern hätte, denn war es nicht ebenjene Rede Palpatines vor dem Senat, an jenem Tag als er sein Imperium formte, dass er sprach, es werde keine Kompromisse geben? Welch tragische Ironie und wie wenig dieser nutzlose Agent doch begriff, wie vergiftet dieses Imperium von falschem Ideal bereits war. Wie wenig Palpatine und wie viel Eigennutz in diesem Kadaver steckten.

Der Schatten atmete aus, ein letztes Mal, drückte die Dunkelheit zurück in die Sphären des Bewusstseins, dort wo sie greifbar war, dort, wo sie sich sammeln und wabern konnte. Ihr Blick erhob sich, vielleicht ein verwundetes Tier, getroffen ja, aber nicht minder gefährlich als vor dem Schuss. Erschöpft, aber nicht lange genug um harmlos zu werden. Wieder blitzten die Augen vom Agent zum Heft der Waffe und wieder zurück zum Agenten. Gefühl kroch in ihre Arme zurück, als von Dunkelheit verseuchtes Blut durch die Venen rann und sie sie vor der Brust verschränkte, nicht mehr wie krankes tollwütiges Wild, sondern weitaus näher an der kühlen und unnahbaren Ausstrahlung, die sie sonst an den Tag legte. "Wie bedauerlich, Agent...", entgegnete die Hexe und setzte eine kurze Pause "...für Sie."
"Vielleicht begreifen Sie diese Waffe nicht so sehr wie Sie es möglicherweise glauben und ich sähe es wirklich ungerne, wenn Ihre Soldaten mich hinrichten müssten, nur weil Sie nicht in der Lage sind mit Ihrem neuen Spielzeug umzugehen.", Reah könnte sich ein kaltes Lächeln, eine Art Vorahnung für Traggis, etwas, dass ihm verriet, dass er sie überrascht hatte, sogar getroffen, aber das es mehr brauchte um sie zu besiegen. "Korriban war einst die Hauptwelt der Sith.", erzählte sie unverblümt weiter und gab nun ihrerseits Traggis keine Option sie zu unterbrechen. "Ein karger Wüstenplanet, Zentrum des Aufstiegs und Untergang unzähliger Reiche - dieses Imperium ist bei weitem nicht das Erste." und Reah verkniff sich darauf hinzuweisen, dass es auch nicht das Letzte sein würde. "Wie dem auch sei, vielleicht kennen Sie den Planeten sogar. Imperator Vesperum hatte ihn kürzlich besucht...", ich Blick fuhr herum und legte sich unheilvoll auf den Agenten, als gäbe es nicht den leisesten Zweifel an ihrer Loyalität oder hehren Absichten "...ich war bei ihm. Ein... aufschlussreicher Besuch - für jene, deren Augen mehr sehen als bloße Weltlichkeit.. Dieses Schwert, Ihre...", Reah gönnte sich ein kurzes kichern "...Trophäe, stammt von dort. Gefertigt aus alten Sith, wenn Sie so wollen. Ein Lichtschwert ist nicht nur eine einfache Waffe, Agent, seine Macht entspringt aus verschiedenen Quellen, nicht nur aus einem Kondensator und einer Emitterlinse. Die Teile dieser Waffe haben Krieg gesehen und überlebt, sie waren Jahrtausendelang in Dunkelheit gefangen, einsam zurückgelassen, allein, nur begleitet vom Flüstern uralter Sith-Lords." Die Hexe gestattete sich eine Pause, als Ankündigung, dass sie ihren Vortrag beenden würde. "Wenn Sie eine Waffe beherrschen wollen, sollten Sie ihr Wesen verstehen. Andernfalls bleibt es ein Stück Metall mit einer Energieklinge und so wie ich Ihre Demonstration gesehen habe... haben Sie noch sehr viel zu lernen, Agent."
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema