Kälte verseuchte den Raum, Eiseskälte, deren kristallines Zentrum um den Hohn und Spott der Frau errichtet wurde, welche keifte, knurrte wie ein bissiger Köter, dem es nicht gefiel, wenn ein Familienmitglied mit einem Fremden sprach. Eine harte Antwort, nicht nur dem Mann gegenüber, sondern auch ihr selbst. Nun hatte die Inquisitorin bereits gezeigt, dass sie eine brutale Ader besaß, die mächtig zu brodeln vermochte, doch wie die Frau den Offizier vorführte, war in der Tat eine neue Art von psychologischem Terror, von Sadismus, den sie so bislang noch nicht offenbart hatte. Das war eine relevante Erkenntnis, für Sedrael wohl weitaus relevanter als das, was die Frau dabei als historisches Faktum aufzeigte, dafür hatte die Sephi schlichtweg zu wenig konkrete Kenntnisse über den neuen Imperator, wohingegen ihr Reah weit vertrauter erschien. Oder vielleicht auch erschienen war. Sedrael sah dem alten Menschen hinterher, der von dem jungen Offizier nach draußen begleitet wurde. Aber das hiesige Unwetter drohte nicht geringer zu werden, im Gegenteil überzog der eisige Hauch den Boden, brannte sich in die Poren wie Feuer. Der Mann hatte die Hexe herausgefordert, ihr die Stirn geboten. Ein Normalsterblicher. Würde sie es akzeptieren? Fraglich. Die Hexe ließ sich von der Emotion tragen, verkannte dabei, dass sie das strafte, was sie ursprünglich erhoffte. Verkannte, dass die beiden Menschen hier trotz ihrer Differenzen weitaus mehr Verbündete denn Feinde waren. Der Offizier war angewidert von seiner Entscheidung, angewidert von dem, was er offenbar geworden war und eben gerade nicht die hirnlose Maschine, die Reah der Sephi als die Furcht vor der Zukunft in der Zelle aufgezeigt hatte. Doch Reahs Abscheu vor seiner Tat vernebelte ihren Blick. Persönlicher Stolz und Kränkung waren mächtige Gefühle, insbesondere wenn man Methoden der Stärke besaß, den anderen dafür bluten zu lassen, wenn man es wollte. Wenn Sedrael sich von Reahs abscheulicher Tat so treiben lassen würde wie die Hexe selbst, bliebe nichts von ihrem Arrangement übrig.
„Das ist Euer Problem, Reah“, sagte Sedrael halblaut, vermutlich so, dass es nur noch in diesem Raum, nicht aber im Korridor zu hören war. „Wo Ihr momentan ein Wrack seht, sehe ich Stärke in der Zukunft. Wo Ihr jetzige Feinde erblickt, erblicke ich künftige Verbündete.“
Eine Ironie. Die Hexe schien sich mit willentlichen Lakaien zu umgeben, mit duckmäuserischen Untergebenen und den Drohnen, die ihr so zuwider waren, gleichzeitig verachtete sie den alten Mann aber offenbar weitaus mehr, obwohl er ihrem geäußerten Ziel näher war als jeder andere, den Sedrael bisher hier auf dem Schiff getroffen hatte. Nun, er mochte etwas getan haben, wofür die Hexe ihn verabscheute. Wie es schien, hatte er einen entscheidenden Anteil darin besessen, eine Kreatur hervorzuholen, die sich nun als Blutsauger am Tod der Galaxis nährte und nun über jede Kontrolle erhaben war. Das war offenbar so und ohne Zweifel hatte er die Galaxis beschädigt, ihrer Heilung geschadet. Eine schlechte Wahl getroffen, wenn man es so wollte. Und dies schienen alle Beteiligten nun auch tatsächlich so zu verstehen, ihm mit eingeschlossen. Schlechte Entscheidungen traf jeder. Auch Reah hatte dies getan. Tiberius Vaash reute die seine. Etwas, das er Reah – soweit ersichtlich – voraushatte. Personen waren nicht nur das, was sie getan hatten, sondern auch das, wie sie dazu standen. Wandel begann im Denken, erst dem Denken folgten Taten. Der Mann trug den Zweifel an der Konformität bereits in sich, auch wenn er sich erst noch entwickeln musste.
Sedrael machte keinerlei Anstalten, dem Mann hinterherstürmen zu wollen, sondern blieb einfach nur mit gesenktem Kopf stehen. Natürlich spürte sie, dass die Frau den massiven Drang besaß, den Admiral für seine Reaktion zu geißeln und ihm aufzuzeigen, dass er zu weit gegangen war. Das mochte er sein. So wie sie eben auch. Darum begann die Sephi kurz zu seufzen, wirkte beinahe erschöpft in diesem Augenblick von jenem Konflikt, der künstlich heraufbeschworen worden war und am Ende doch nur wieder ablenkte, selbst wenn er eine lehrreiche Studie über den Charakter der Frau sein mochte.
„Verachtet Ihr jeden anderen, werdet Ihr nur sehr bald sehr einsam sterben“, fuhr sie schließlich noch etwas leiser fort und verschränkte die Arme locker vor der Brust, entließ die Frau in die unausweichliche Wahl, nun also hier bei ihr zu bleiben oder sie zurückzulassen, somit dem Zorn der Hexe nachzugeben und die so einfache Rache zu nehmen. Eine Frage der Prioritätensetzung, die ebenfalls mehr über den Stellenwert der beiden in Erfahrung bringen würde. Hier war der Weg der Emotion der vermeintlich schwierigere, die Inquisitorin würde dem Mann, den sie nicht ausstehen konnte, folgen, ihn zurechtweisen und maßregeln müssen. Der einfachere Weg war der, einfach hier zu bleiben, mit einer Person, die sie in irgendeiner Form jedenfalls schätzte und sich freiwillig mit ihr umgab und den Mann dafür ziehen zu lassen. Wie stark also mochte der Zwang der Emotion sein, des Bedürfnisses, dem Trieb nachzugeben und irrational zu handeln? Zu stark vielleicht, ihn zu kontrollieren und zu zähmen, auch wenn es vielleicht das war, was Sedrael sich von der Frau erhoffte. Nur einmal den Zorn verrauchen lassen, nur einmal zeigen, dass sie nicht bloß Sklavin dieser Aura war, die sie umgab. Dieses eine Zeichen, das nur einmal kurz auf Firrerre aufgeblinkt war, in diesem einen Moment, der für beide auf verstörende Weise offenbar viel geändert hatte. Aber das Laster eines ganzen Lebens war auch nicht binnen Wochen leicht zu besiegen, schon gar nicht wenn man längere Zeit getrennt gewesen war. Doch möglicherweise begann irgendwann in Zukunft auch die Zeit, dass die Frau realisierte, dass nicht Tiberius Vaash, nicht das Schiff, nicht die Inquisition und auch nicht die kurzfristige Welle mächtiger Emotionen die Konstante hier war, sondern eine junge Sephi, die noch immer trotz aller Widrigkeiten an ihrer Seite geblieben war.
„Das ist Euer Problem, Reah“, sagte Sedrael halblaut, vermutlich so, dass es nur noch in diesem Raum, nicht aber im Korridor zu hören war. „Wo Ihr momentan ein Wrack seht, sehe ich Stärke in der Zukunft. Wo Ihr jetzige Feinde erblickt, erblicke ich künftige Verbündete.“
Eine Ironie. Die Hexe schien sich mit willentlichen Lakaien zu umgeben, mit duckmäuserischen Untergebenen und den Drohnen, die ihr so zuwider waren, gleichzeitig verachtete sie den alten Mann aber offenbar weitaus mehr, obwohl er ihrem geäußerten Ziel näher war als jeder andere, den Sedrael bisher hier auf dem Schiff getroffen hatte. Nun, er mochte etwas getan haben, wofür die Hexe ihn verabscheute. Wie es schien, hatte er einen entscheidenden Anteil darin besessen, eine Kreatur hervorzuholen, die sich nun als Blutsauger am Tod der Galaxis nährte und nun über jede Kontrolle erhaben war. Das war offenbar so und ohne Zweifel hatte er die Galaxis beschädigt, ihrer Heilung geschadet. Eine schlechte Wahl getroffen, wenn man es so wollte. Und dies schienen alle Beteiligten nun auch tatsächlich so zu verstehen, ihm mit eingeschlossen. Schlechte Entscheidungen traf jeder. Auch Reah hatte dies getan. Tiberius Vaash reute die seine. Etwas, das er Reah – soweit ersichtlich – voraushatte. Personen waren nicht nur das, was sie getan hatten, sondern auch das, wie sie dazu standen. Wandel begann im Denken, erst dem Denken folgten Taten. Der Mann trug den Zweifel an der Konformität bereits in sich, auch wenn er sich erst noch entwickeln musste.
Sedrael machte keinerlei Anstalten, dem Mann hinterherstürmen zu wollen, sondern blieb einfach nur mit gesenktem Kopf stehen. Natürlich spürte sie, dass die Frau den massiven Drang besaß, den Admiral für seine Reaktion zu geißeln und ihm aufzuzeigen, dass er zu weit gegangen war. Das mochte er sein. So wie sie eben auch. Darum begann die Sephi kurz zu seufzen, wirkte beinahe erschöpft in diesem Augenblick von jenem Konflikt, der künstlich heraufbeschworen worden war und am Ende doch nur wieder ablenkte, selbst wenn er eine lehrreiche Studie über den Charakter der Frau sein mochte.
„Verachtet Ihr jeden anderen, werdet Ihr nur sehr bald sehr einsam sterben“, fuhr sie schließlich noch etwas leiser fort und verschränkte die Arme locker vor der Brust, entließ die Frau in die unausweichliche Wahl, nun also hier bei ihr zu bleiben oder sie zurückzulassen, somit dem Zorn der Hexe nachzugeben und die so einfache Rache zu nehmen. Eine Frage der Prioritätensetzung, die ebenfalls mehr über den Stellenwert der beiden in Erfahrung bringen würde. Hier war der Weg der Emotion der vermeintlich schwierigere, die Inquisitorin würde dem Mann, den sie nicht ausstehen konnte, folgen, ihn zurechtweisen und maßregeln müssen. Der einfachere Weg war der, einfach hier zu bleiben, mit einer Person, die sie in irgendeiner Form jedenfalls schätzte und sich freiwillig mit ihr umgab und den Mann dafür ziehen zu lassen. Wie stark also mochte der Zwang der Emotion sein, des Bedürfnisses, dem Trieb nachzugeben und irrational zu handeln? Zu stark vielleicht, ihn zu kontrollieren und zu zähmen, auch wenn es vielleicht das war, was Sedrael sich von der Frau erhoffte. Nur einmal den Zorn verrauchen lassen, nur einmal zeigen, dass sie nicht bloß Sklavin dieser Aura war, die sie umgab. Dieses eine Zeichen, das nur einmal kurz auf Firrerre aufgeblinkt war, in diesem einen Moment, der für beide auf verstörende Weise offenbar viel geändert hatte. Aber das Laster eines ganzen Lebens war auch nicht binnen Wochen leicht zu besiegen, schon gar nicht wenn man längere Zeit getrennt gewesen war. Doch möglicherweise begann irgendwann in Zukunft auch die Zeit, dass die Frau realisierte, dass nicht Tiberius Vaash, nicht das Schiff, nicht die Inquisition und auch nicht die kurzfristige Welle mächtiger Emotionen die Konstante hier war, sondern eine junge Sephi, die noch immer trotz aller Widrigkeiten an ihrer Seite geblieben war.