#35
War seine Art nur aufgesetzt? Leto war eine dieser Personen, welche nur schwer zu durchschauen waren. Ihre affektierte Art, ihre scheinbare Lebensfreude, verbarg immer etwas Leidvolles. Wo andere den Weg der Trauer wählten, betrogen solche Personen sich selbst. Leto war ein Betrüger. Nicht unbedingt in Sache seiner Arbeit oder seines Dienstes, sondern gegenüber sich selbst. Ein Kartenspieler war er, welcher die Karten zinkte, welche ihm vom Leben gegeben wurden. Alderaan hatte ihn verändert, erheblich sogar. Leto hatte alles verloren, doch das schlechte Blatt wollte er nicht aufgeben und spielte damit, wenn auch gezinkt. Freja konnte nicht wissen, dass Leto ein solches Schicksal hatte. Viele hatten Schicksale erlebt, welche mitunter für eine tragische Aufführung reichten. Dieser Krieg nahm alles. Die Kinder, die Ehre und teilweise auch die Vernunft. - Und Leto war unverünftig geworden, vielleicht in stiller Todessehnsucht, hatte er dieses Schiff übernommen. Mit ihm auch gefährliche Aufträge, die weitaus riskanter waren als für reguläre Kräfte. Freja Karuna würde sich gut in die Reihe der Gescheiterten, der Glücksritter und Vagabunden einreihen. Auf ihre Art war sie auch gescheitert, verloren und lebte ein Leben, welches besser hätte sein können. Eine Ironie war es, dass gerade diese beiden Figuren die Führungs dieses Schrotthaufens bilden sollten. Irgendeine Person im Kommando hatte einen zynischen Humor bewiesen, als sie den Versetzungsbefehl für Freja gegeben hatte. Niemand wollte gerne unter Leto dienen. Niemand wollte wirklich mit der Liberation fliegen. Doch irgendetwas war Leto wert. Irgendetwas war in seinen Augen, in seiner Aura, welche nur wenige Personen hatte. Han Solo hatte sie, wie auch Luke Skywalker. Eine Art Unantastbarkeit. Eine erstaunliche Zuversicht auf die kommenden Dinge. Natürlich war sie alles unterschiedliche Charaktere aber teilten diesen Gedanken, dass das Glück sie niemals verließ und alles besser werden würde. Irgendwie. So auch Leto Halleck.

"Ich trinke, wenn ich Durst habe," antwortete der ungesegnete Glücksritter und zwinkerte abermals dem schönen Alien zu. Dann zog er seine Jacke zu Recht, wobei das Leder ächzte und man meinen konnte, sie würde gleichen reißen. Was mischte sie sich auch in sein Trinkverhalten ein? Mit ein wenig Dunst im Kopf flog es sich leicht und angenehm. Besonders, wenn man Sternzerstörer im Nacken hatte. Es machte die Sache erheblich einfacher, wenn die Vertrauensschwüre zu sich selbst, leicht gelallt waren. Die sanfte Explosion der Gedanken war für einen Captain eines fliegenden Müllhaufens entscheidend. Man sollte sich ja des wahren Risikos nicht bewusst werden, ansonsten wurde man unruhig, hatte Stress und machte Fehler. Fehler waren mit der Liberation tödlich. Insbesondere in den Missionen, die angedacht waren. Leto war kein Narr aber auch kein Weiser. Er tat, was notwendig war, um mit seinem Leben klar zu kommen. Es war absolut erstaunlich, dass Leto sich kaum für Politik interessierte. Ihn interessierte das politische Schach nicht. Für ihn zählte nur, den Krieg zu beenden. Auch wenn er nicht ungebildet war, so fehlte es ihm an politischer Weitsicht seiner Handlungen. Im Grunde war es ihm auch egal, wenn er eine Raumstation oder Planeten im Chaos zurückließ, solange seine krude Moral erfüllt war. Eine Moral, geprägt von Idealen aus einer vergangenen Zeit, der Republik. Der Krieg musste enden und Alderaan dürfte nie wiederholt werden. Mehr wollte er nicht. Der Rest war Sache der politischen Bonzen und Möchtegern-Helden. Er war kein Held, sondern allein nur Leto. - Mit der hässlichen Lederjacke.

Leto, nachdem die Begrüßung vollzogen war, nahm den Versetzungsschein entgegen, lächelte mit einem weißen Kukident-Lächeln. Es waren teilweise Kunstzähne, da niemand so weiße Zähne besaß. In der Tat hatte Leto durch eine kleinen Unfall seine vorderen Zähne verloren und sie waren durch eine Keramik ersetzt worden. Zum Glück nicht Gold! Ansonten wäre er wirklich Söldner, zumindest von der Erscheinung. "Gut, gut," nickte er ab. "Ich erwarte nichts. Nur, dass sie mit mir fliegen und ihre Arbeit machen." Er zog vielsagend beide Brauen hoch, lachte trocken auf und deutete zur Einstiegsrampe. "Eine Führung?" Den Versetzungsschein verstaute er zerknüllt in seiner Jackentasche, deren Reißverschluss rostig geschlossen wurde.

Während der selben Zeit an einem anderen Ort, unweit des Hangars, schlug sich ein Freisoldat mit republikanischen Militärpolizisten herum. "Trinken SIE ruhig aus," donnerte der Offizier. "Es geht auch nur um die Sicherheit der Republik...", schob er leise nach und rückte dem Söldner dicht auf die Pelle, so dass er den Drink fast mit ihm aus einem Glas trinken konnte. "Wir brauchen erneut ihre Fähigkeiten, nachdem Sie im Fall Cyrodiell so versagt haben," kommentierte der andere zynisch und kam auch näher. Beide standen nun direkt hinter ihm. Ihre Atmung schluck Keltic Gladios in den Nacken. "Sie reden mit uns über ihre neue Aufgabe." Beide nickten gleichzeitig, wie Marionettenköpfe. "Mister Gladios, sie haben das große Glück, von uns für die republikanische Sache rekrutiert zu werden. [i]Ganz freiwillig."[/i] Man legte ihm einen Zettel, der mit einigen Hoheitszeichen der Republik versehen war, vor die Nase auf dem in großen Aurabesh-Buchstaben stand: "Sofortige Rekrutierung."
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