#5
Narben. Narben waren das einzige, was ihm blieb. Furchen, grausige Verunstaltungen seines Körpers durch die dunkle Seite. Niemand trug so offen sein Schicksal zur Schau, wie Vesperum. Seine Hände zernarbt durch Brandwunden, seine Äderchen schwarz und seine Lippen rissig. Narben, welche sich als Maske der Dunkelheit zeigten. Dies war der wahre Mantel des dunklen Lords. Nicht die schwarze Robe, sondern viel mehr der entstellte Körper, welcher seine Krönung in den abartigen Augen fand. Augen, welche im Herz der Finsternis geschmiedet waren und als Preis jenen verliehen wurden, welche mehr Hass und Zorn durchlebten als jedwede andere Kreatur der Galaxis. Doch Vesperums Augen zeigten nicht nur diese beiden Emotionen, sondern auch eine tiefe Trauer. Trauer schmiedete ihre Muster in sie hinein. Der unholde Geist verlor die starke Stimme, welche sonst ganze Armeen befehligte; ein Reich zusammenhielt. Nur noch ein gehauchtes Wimmern blieb als seine knochige Hand über ihre Haare fuhr. Er wollte seinen Fluch brechen, die Machtwirkung beenden, damit sie erwachte. Doch es geschah nicht. Unfähig war der Dämon, das zu gewinnen, was er wirklich brauchte. Eine Ironie war es, dass er alles erringen konnte, jene Kontrolle besaß aber das verlor, was er eigentlich schützen wollte. Vesperum war ein Opfer seiner eigenen Gier. Seiner falschen Hoffnung geworden. Die dunkle Seite belog ihre Diener immer oder spielte ihre Spielchen auf grausame Art und Weise. Niemand konnte wirklich diesem Schicksal entrinnen, wenn man den Pfad der Dunkelheit ging. Es war ein Weg des Willens und des Verlustes. Am Ende war man immer allein. Es gab dort keine Liebe, keine Zuversicht, sondern nur den eigenen Willen. Ein Wille blank jeder Menschlichkeit. Frei gewaschen von Moral, Anstand oder Wärme. Es blieb der harte Kern eines Überlebens. Eines Überlebens eines pervetierten Restes. Einer Gestalt aus dem schwarzen Marmor der Ewigkeit geschlagen, welche nicht mehr enden konnte, da der Wille selbst totes Fleisch bewegte. Ein Wille, der nicht mehr Seele war, sondern allein Geist. Ein unruhiger Geist, gebunden an die einstige Vision von Leben, die er gehabt hatte. Verlust war immer die Antwort eines Sith auf seine Wünsche. Wo sie Kraft fanden, wo sie siegten, verloren sie immer mehr von dem, was sie einst ausmachte. Jedweder Gedanke richtete sie auf diesen einen Punkt am Horizont des Lebens. Der Punkt Menschlichkeit, welcher nie verloren ging aber immer unerreichbar blieb. Das, was eine Person einst ausgemacht hatte, lag dort. Die gierigen Krallen richteten sich danach aus, verdrängten alles aber konnten nicht zupacken. Ein Sith war verloren. Vorallem für sich selbst.

So auch Vesperum, der seinen Fluch, so sehr er es wollte, nicht beenden konnte. Die Macht selbst strafte ihn. Es war eine göttliche Strafe, die ihn dort traf, wo noch einmal sein schwarzes Herz geschlagen hatte. "Nein," stammelte die wieder gefundene Stimme. Vielleicht war er dafür geboren - oder war es doch seine Entscheidung gewesen? Er konnte nicht mehr klar zwischen seinen Visionen, seinen Entscheidungen und seinem Schmerz trennen. Es vermischte sich zu einem Gefühl, welches durch seine Adern floss, wie Eiswasser. Die dunkle Seite pulsierte auf seiner Haut, während sich Luftströme um ihn herum bewegten. Wütend biss er seine gelblichen Zähne zusammen, bis seine Kiefermuskeln leicht hervortraten. Die Augen verengten sich zu Schlitzen, die nur das leblose Gesicht von Saanza fokussierten. "Ich lag falsch," antwortete er, in der Annahme, dass er sie noch vernehmen konnte. "Ich muss die Galaxis selbst verändern und auch mich. Die dunkle Seite ist noch nicht stark genug und ich bin es noch nicht. Die Zeit für unsere Ewigkeit wird kommen. Es tut mir leid." Der dunkle Lord blickte in den Himmel über Byss, wo sich Wolken zusammenzogen. Es würde bald regnen. Gut so. Die Sünden konnte nicht hinfort gespült werden aber dieses taube Gefühl auf seiner Haut. Diese letzte Entscheidung war falsch gewesen. Vesperum erkannte, dass er etwas ändern musste aber wusste nicht was. "Ich werde dich zurückbringen," mit seinen Armen hob er ihren Körper an, um sie hinein in den Tempel zu tragen. Dort würde er meditieren, einen sicheren Platz für sie finden. Die Macht selbst würde ihm eine Antwort darauf geben, was zutun war oder er würde sie ihr entreißen. Die Jedi hatten ihm Saanza genommen. Das dachte er, auch wenn diese Annahme sicherlich nur bedingt richtig war. Für ihn waren die Jedi-Lügen verantwortlich für ihr Unverständnis. Die dunkle Seite war die Antwort. Die einzige Antwort auf das Leben, welches so leidvoll war. Leid war der Schlüssel zum Sieg. Die Ketten mussten bersten, damit die Macht eine Person befreien konnte. Dabei war Vesperum lange nicht mehr frei gewesen, mitunter in seinen Handlungen aber nicht seine Seele, der kümmerliche Geist, die sie geworden war. Für immer war er gefangen in der Finsternis seiner eigenen Taten. Die Dunkelheit war seine wahre Gefährtin. Nicht mehr Amaranthine oder Saanza. Beide waren verloren, doch die niederträchtige Herrin Finsternis blieb an seiner Seite. Sorzus Syn lachte kaum merklich in der Macht als Darth Vesperum hineinging. Ihr Plan war aufgegangen. Bindungen waren verwerflich aber ein guter Schlüssel, um das wahre Potenzial abzuzrufen. Vesperum würde noch würdig werden, ihren einstigen Plan umzusetzen. Einen Plan der völligen Umgestaltung. Ein Plan der wahren Sith. Und Vesperum war nun Sith, nachdem er alle alten Ketten verloren hatte. Ihm blieb nur seine Rolle als Neu-Vater des Sith Ordens. Die Schritte waren Draußen noch zu vernehmen, weil sie schwer und langsam waren, so dass sie noch lange nachhallten in den langen Korridoren der Tempelanlage. Die angetretenen Soldaten zogen sich geordnet zurück. Ihre Parade war beendet, deutlich schneller als angedacht. Es brauchte keinen Befehl des Imperators. Seine Geste war eindeutig.
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