#4
Der dunkle Lord fand sich in diesem Moment wieder. In diesem Atemzug als er das erreichte, was er die letzten Monate ersehnt hatte. Saanza war nahe. In einer Zelle. An einem Ort, den er nie für sie ersehnt hatte. Eine Zelle war das Letzte, was er für sie wollte. Doch sie hatte sich selbst entzogen. Es machte ihn wütend, dass sie ihn mied. Es machte ihn zornig, dass er sich durch sie verloren fühlte. Warum hatte sie ihn zurückgelassen? Ihre Präsenz kam näher mit jedem Schritt. Die Wachen salutierten mit erhobenen Waffen. Er beachtete sie nicht. Es gab nur einen Wert hier. Diese Aura führte ihn nach Hause. Nicht mit seinem Körper, sondern mit seinem Herzen, welches ein letztes Mal in Liebe für etwas schlug. Die Robe war seltsam schwer, als ob sie aus Blei gefertigt war. Der Sith in ihm wollte die Jedi töten, die letzte Hoffnung nehmen, doch der junge Mann von Fondor entschied sich dagegen. Denn sie war alles, was er noch hatte, von dieser weltlichen Galaxis. Es war schwer. Sein Arme wollte sich nicht erheben, um den Schalter an der Tür zu bedienen. Nicht einmal die Macht wollte ihm gestatten, zu ihr zu gelangen. Es versagte sich ihm alles. Er versagte an der Schuld. Nichts konnte die Reue verbergen, die auf seinen Lippen lag, welche sich wieder lebendig färbten. Die Mundwinkel zur Trauer gelegt, suchte er die Muskeln anzustrengen. Seine Finger zitterten in Panik, nicht mehr der zu sein, der er sein musste. Was war er? Der Dämon verlor seine eigene Überzeugung, beginnen zu können. All die Orte, an denen er gewesen war, all die Taten, verbanden sich zu einem Gedanken, dass sie Recht gehabt hatte. Mit der Warnung einst, dass er sich verloren hatte. Der dunkle Schatten atmete schwer, keuchte kräftig aus. Allein, trotz der Wachen, versagte er an einer einfachen Zellentür. Stattdessen griff seine Hand die Kapuze aus schwarzem Stoff, um sie zurückzuwerfen. Es geschah und sein Haupt entblößte sich. Die hervortretenen Äderchen, welche ein okkultes Mosaik auf der Haut formten, zeigten sich insbesondere an den Schläfen. Auch die Augen, welche aus böser Macht vergiftet waren; in ihrem dämonisch-glimmenden Gelb, durchzogen von Schwarz. Beobachter beschrieben sie ungenau als Sith-Augen, dabei waren sie viel weiter zerfallen in der finsteren Macht. Der Lord war kein schöner Anblick, doch seine Lippen fanden Leben wieder; in ihrem ängstlichen Zittern, welches Blut unter die Haut presste. Die Leichenstarre, welche das ewige bösartige Grinsen geprägt hatte, verschwand. Ein Hauch Mensch entstand. Die Augen schlossen sich, während seine Hand den Schalter an der Tür betätigte. Es zischte als sich die schwere Tür zur Seite bewegte. Saanza blickte auf. Die Jedi hatte meditiert. Eindeutig hatte sie auf ihre Weise versucht, den dunklen Einflüssen zu entkommen, die einst Vesperum erschufen. Nein, der unheilige Geist traute sich nicht, die Frau anzublicken. Nein, es war zu schwer. Die Vision war zu klar. Die Vergangenheit auf Fondor. Kinder waren sie. Sie hatten gespielt, gelebt und eine Zeit verbracht, die endlos erschien und doch verloren. Die Bilder zuckten, wie Schmerzen, vorbei. Er musste die Augen öffnen. "Aidan," erhob Saanza fragend die Stimme, während sie sich vorsichtig erhob. Vesperum wollte sprechen, doch die Stimme verweigerte jede Weisung, so dass nur ein gebrochenes Wort hervorkam.

"Ja."

"Es ist lange her." Die Jedi verwischte eine Träne, während sie sich vorsichtig, dann mutig näherte, um den dunklen Lord zu umarmen. Endlich. Aidan wollte sich erwehren, weil die Schuld schwerer wog, doch versagte an ihrer Wärme. Es geschah, dass auch er die Arme ausstreckte, um sie in seine Arme zu schließen. Es gab keinen Kampf, für eine Sekunde sogar keinen Konflikt.

"Es ist lange her."
"Zu lange."


Darth Vesperum wollte diesen Moment schützen, nicht erneut verlieren, so dass er seine finsteren Krallen in die Robe der Jedi grub. Die Jedi erduldete es, auch die Schmerzen, die mit der Nähe zu diesem Monster einhergehen, als die Kälte über ihren Rücken lief. Frost war präsent. Doch die Wahrheit hatte noch keinen Platz. Nicht jetzt. Für einen Moment liebten sie ihre Masken der Vergangenheit. Jede Tat hatte ihren Preis, schlug sich in der ewigen Macht nieder und führte zu unausweichlicher Konsequenz. Der Sith atmete, wobei der faulige Dienst in Saanzas Gesicht schlug. Die Umarmung endete, ruhig, beständig aber sie endete. Es fühlte sich für den Lord, wie ein erneuter Verlust an. Dabei wollte er ihr noch so viel zeigen. All das, was er ihr und Amaranthine gewidmet hatte. Eine neue Zeit, die ganz den Wünschen der Sterblichen folgte. Dabei vergaß er, dass es allein seine Wünsche waren. Alleine seine Gier nach Erlösung, welche nicht mehr gegeben werden konnte. Eine Ironie zeichnete sich ab, dass die helle Jedi, dem finsteren Sith gegenüberstand und ihm nichts entgegenbrachte als eine verzweifelte Hoffnung. Kein Kampf, kein Lichtschwertduell, sondern allein diesen einen Blick von tiefer Freundschaft. Die Stimme aus dem tiefen Macht, welche reines Vertrauen war. Saanza vertraute darauf, dass es etwas Größeres gab als sie selbst. Eine natürliche Harmonie, welche nur zeitweise unterbrochen war. Auch Aidan, jetzt besessen von sich selbst, würde dahin zurückfinden, irgendwann. Ihre Hilfe wäre dabei erforderlich, ihm die Richtung zu zeigen. Sie fühlte es. In all der Dunkelheit war ein kleines Licht, welches den Zorn brechen konnte, wenn es wieder brannte und das Eis zerbrach. Dieses Eis war das Gefängnis hier, nicht mehr nur diese Zelle, in der sie Wochen verbracht hatte. Wochen der Meditation, welche ihr zeigten, dass das Licht lebendig war, niemals verschwand, solange man daran festhielt. Der Jedi-Kodex war ihre Wahrheit, welche so klar vor ihr stand; in Negativabgrenzung durch Vesperums Erscheinung.

"Ich muss dir etwas zeigen," sprach der dunkle Herrscher fast freundlich daher. Ein Ton, der ihm sonst fremd war. Seine Stimme verlor an Tiefe, fand zurück in einen Tonfall, welcher mitunter kindlich war. Ein kurzer Zustand der Rückbesinnung, welcher sich dann doch verlor. Er streckte seine knöchernde, weiße Hand aus. Die Jedi packte diese. Es gab kein zurück. Alles lief zusammen und so schloss sich der Kreis, welcher einst auf Fondor angelegt worden war. Ein Jedi musste sein Schicksal akzeptieren. Damit zu brechen, es zu verhindern, war dunkles Streben. Das Ich musste dem Mitgefühl weichen. Der dunkle Lord verbrachte Saanza durch die Korridore hinaus auf einen Balkon, welcher hoch erhoben über einen großen Platz lag. Imperiale Banner zierten den Platz. In weiter Ferne hörte man Soldaten marschieren, wie ihre Stiefel immer wieder donnerten. Die Jedi schluckte, da das beträchtliche Schweigen ihres einstigen Bruders ihr Sorgen bereitete. Er ließ ihre Hand los und deutete hinab auf den Platz. "Ich habe uns ein Reich erbaut, welches uns der Schlüssel sein wird, für eine Zukunft ohne Leid. Ohne Tod." Seine Augen glühten fast vor Eifer, als er sprach. "Es ist falsch, Aidan. Es war immer falsch gewesen." Die Soldaten formierten sich in schwarzen Rüstungen auf dem Platz, in weiten Reihen. Sie riefen triumphal: "Es lebe Vesperum!" Er lächelte böse. Doch Saanza wollte, konnte nicht und legte vorsichtig ihre Hände auf das Geländer. Die Soldaten erweckten ihr Mitgefühl. Sie gaben ihre Leben, ihm, diesem Monster, welches von Aidan Besitz ergriffen hatte. Es war ihre Betrachtungsweise von Krieg. Krieg war für sie immer ein sinnloses Unterfangen, getragen von Gier, Hass und Unverständnis. "Es ist falsch," wiederholte sie und fasste sich ein Herz, ihn direkt in die Augen zu blicken. Sie packte ihn an den Schultern.

"Du wirst untergehen, wenn du nicht umkehrst. Die Macht wird sich ausgleichen."
"Eine Lüge! Die Jedi belügen dich!"
"Ich fühle es. Ich weiß es."
"Niemals! Ich habe den dunklen Ort gesehen. Ich war dort und dort ist nichts, was uns schaden kann."
"Er ist leer. Kalt."
"Nein, er bietet Raum für ein neues Leben. Unsere Leben werden dort in einem schwarzen Licht erstrahlen."
"Du bist blind."
"Du bist blind! Die Jedi missbrauchen dich! Luke Skywalker ist ein dummer Junge!"
"Er ist weise genug, zu sehen, dass Dunkelheit nicht die Antwort ist."
"Sie ist die Antwort auf Vergänglichkeit. Alles endet und beginnt dort."
"Du belügst dich selbst."


Vesperum stieß sie von sich, wobei sie einen Schritt zurück trat. Er ballte seine linke Faust, so dass die Knochen knackten. Die Jedi war sich sicher, dass er nachdachte. In der Tat geschah dies. Doch sie hatte den Zorn der Trauer in ihm vergessen, welcher die Vernunft überschattete. "Nein," rief er ihr entgegen. "Du verrätst mich? Ich biete dir vorerst eine Galaxis!" Er fühlte sich verletzt. Die alte Angst war wieder da. Die Angst niemals zu genügen. Niemals mehr zu sein. Es war dieses eine Gefühl, welches ihn übermannte, sich zu Zorn steigert und im Hass auf Saanza endete. "Du verstehst nicht!" Der Sith schüttelte heftig mit seinem Kopf, so dass kleinere Wunden an seinen Lippen aufrissen. Blut quoll hervor, zerlief im Mundwinkel zu einem Mal der dunklen Seite am Unterkinn. Blut - war ein Zeichen von Verletzlichkeit und Vesperum war verletzt worden. Nicht durch Waffengewalt, sondern durch Hoffnung. Die Hoffnung einer Jedi, ihn ändern zu können. Es schmerzte. "Siehst du es nicht!" Saanza schloss für eine winzige Sekunde ihre Augen, fand Wärme fernab von hier und riss ihre Augen wieder auf. All die Jedi, eingegangen in der Macht, waren bei ihr. Nicht als Geister, sondern als Urvertrauen in die Macht. Niemals würde das Licht vergehen. Nicht hier, vor ihm und auch nicht in der Galaxis. "Ich sehe dein Leid, Aidan. Doch es gibt eine Wahl. Immer gibt es eine Entscheidung."

Der Sith presste hektisch Luft durch seinen Mund, versuchte seinen Wahnsinn zu zügeln. "Du gehörst mir! Du wirst es sehen!" Die Jedi verneinte mit einer einfachen Kopfbewegung. "Frieden gibt es nicht!" Vesperum schrie sie an, doch die Frau verharrte dort in ihrer ramponierte Robe, welche Brandspuren und Schlachtendreck aufwies. Doch sein Zorn traf sie. Es machte die Aufgabe nicht leichter. Die dunkle Seite schleuderte kleine Staubpartikel vom Boden auf, immer stärker. Schließlich brachen kleinere Steinchen aus dem Boden und flogen hinfort. Die Wut des Sith war unkontrolliert, doch mit aller Kraft seines Willens, verletzte er seine geliebte Schwester nicht. "Du musst es sehen! Es gehört uns... uns..." Die Worte wurden leerer. "Ich bin eine Jedi. Mir gehört nichts. Wir alle sind Teil einer höheren Entität. Ich glaube daran. Du wirst mich nicht ändern. Du hast es damals nicht und wirst es auch jetzt nicht." Sie nickte unterstreichend und kniete sich vor ihn auf den Boden. Sie begann den Jedi-Kodex zu rezitieren, während Vesperum handlungsunfähig vor ihr stand. Die Hände vor sich gestreckt, bereit sie am Hals zu packen. Doch er tat es nicht.

"Es gibt keine Gefühle,
nur Frieden.
Es gibt keine Unwissenheit,
nur Wissen.
Es gibt keine Leidenschaft,
nur Gelassenheit.
Es gibt keinen Tod,
nur die Macht."


Der dunkle Lord wollte handeln, wie er es immer getan hatte. Doch erneut versagte alles, sogar sein Willen. Nur der Hass auf die Jedi blieb, welcher mit der Zeit verblendet war. Nicht durch die Tatsache, dass er Jedi wirklich kannte, sondern allein der Sache geschuldet, dass sie ihm Saanza genommen hatten. Ihm sogar die Galaxis versagten. Verstanden sie nicht, dass sein Weg der richtige war? Alles musste ihm gehören, damit er es verwenden konnte, damit es besser wurde. Die dunkle Seite war klar gewesen. Gierig war er. Böse kochten seinen Augen, während seine Wimpern zitterten. Er verlor sich selbst erneut. Wie einst auf Korriban. Sorzus Syns Geist drängte sich in seinen Schädel, sprach durch die Macht zu ihm, von fernab aus dem Holocron, welches er hier auf Byss lagerte. "Sie hat dich verraten, wie Jedi es immer tun." Die Händen schlossen sich um den Hals der Jedi, bis er sie mit der dunklen Kraft hochriss, um sie vor sich zu halten. "Ich zeige dir meine Welt," kanzelte seine Stimme ab, während sich dunkle Wolken um den Körper der Jedi schlossen. Die große Dunkelheit wirkte ein, verband ihre Seele mit dem Abgrund seiner eigenen Seele. Die Trauer umflutete den Geist, bis Bilder sich formten und ein Gefängnis aus Illusionen erschufen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wurden ein Moment. Eine Ewigkeit gebildet durch den Wahnsinn eines Mannes, welcher alles wollte, um alles zu beenden. Sein pervetiertes Gefühl ließ ihn sogar dabei lächeln. Das Böse siegte über die gute Intention. Der Körper der Jedi sackte, nachdem der Sith losgelassen hatte, zu Boden, wo er bewegungslos lag. Es war ein Zustand zwischen Leben und Tod. Das Machtgefängnis, welches durch Darth Vesperum gesteuert wurde, wie eine Puppenkiste. Er sah es bereits, wie es sich abzeichnete, installiert war. Doch dann, er sank selbst auf die Knie, neben ihr. "Was habe ich getan," stammelte er, als er ihr seine Hand auf den Kopf legte. Der Hass war größer gewesen.
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