Es schien, als habe Sedrael hier einen emotionalen Menschen vor sich, in dem sich schon seit langer Zeit Gefühle angestaut hatten, die sich ihre Bahn zu brechen versuchten, aber mühsam zurückgehalten wurden, um nicht vollständig die Kontrolle über den eigenen Körper und Geist zu verlieren. Der Mann trauerte, innerlich wie äußerlich, eine zweifelnde, instabile Persönlichkeit, welche zu viel in zu wenig Zeit erlebt hatte. Galgenhumor. Sedrael betrachtete sein falsches Lachen regungslos. Der zynische Humor rang ihren Mundwinkeln nicht einmal ein Zucken ab, es war eine wenig amüsante Äußerung, die seinen viel zu grausamen Zustand nur noch weiter untermauerte, als dass die Sephi es amüsant gefunden hätte. Sie ließ ihn zunächst reden, ausreden. Er tat das, was sie ihm geraten hatte und im Aussprechen erfolgte immer auch eine Analyse der eigenen Situation, die ihm von Wort zu Wort klarer ins Gesicht geschrieben stand. Irgendwann senkte der Mann seinen Blick Richtung Boden und Sedrael ließ die Stille einen Augenblick auf die beiden wirken.
„Es ist nur natürlich, in Leidenszeiten mit seinem Los zu hadern“, begann sie nach einer Weile nachdenklich. „Und es ist immer schwierig, in diesen noch so etwas wie Sinn zu erkennen, ganz gleich, ob wir sie selbst verursachten, sie miterlebten oder nur von ihnen hörten.“
Sie gab damit weit mehr über sich selbst preis, als der alte Mensch vor ihr wohl je ahnen würde. Firrerre hatte sie auch zweifeln lassen, letztlich tat es das immer noch und brannte in ihrem Herzen weiterhin als stechender Schmerz, wenn sie nur daran dachte. Ja, es war schwer. Sehr schwer. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es überhaupt zu ertragen wäre, wenn man nicht wusste, nicht jede Sekunde fühlen und spüren konnte, dass da wirklich noch etwas Größeres in dieser Galaxis war, das alles trug, das alles schuf und alles entfernte, eingedenk des Plans, den niemand kannte oder je kennen würde. Aber die Formung der Galaxis war da, beständig, wenn auch langsam. Es war nicht erklärbar, jedenfalls nicht wirklich. Einem Tauben Musik zu erklären war leichter. Man musste es fühlen, sich hingeben, um es als ebenso real wie alles andere ansehen zu können.
„Und doch. Alles hat einen Sinn. Wir sind nur nicht immer in der Lage, ihn auch direkt oder überhaupt Zeit unseres Lebens zu erkennen. Und selbst wenn wir ihn finden, mag er uns nicht immer zusagen. Leben und Sinn bedeuten nicht automatisch auch Zufriedenheit und Glück.“
War das eine befriedigende Antwort? Natürlich nicht. Und doch war es so. Die Macht war eben, was sie war, und tat, was sie tat. Aus welchen Motivationen heraus auch immer. Niemand würde es je vollständig erfahren können, sondern allenfalls einen kurzen Blick in den Spalt einer geöffneten Türe werfen, um den kleinen Ausschnitt aus dem großen Ganzen betrachten zu können. Für einen Nichtsensitiven mochte das alles schwer begreiflich und allzu phrasenhaft klingen, daher entschied sich Sedrael nach einem Moment, es nicht bei dieser knappen, vielleicht zu knappen Erläuterung ihrer Ansicht zu belassen.
„Jedes Unglück, das uns widerfährt, prägt uns in vielerlei Weise. Bewusst wie unbewusst. Und jede solcher Prägungen veranlasst uns, in der Zukunft in irgendeiner Form anders zu reagieren als zuvor. Schmerz und Leid ist stets ein Katalysator der Veränderung, im Großen und im Kleinen. Irgendwann sind all diese einzelnen Prägungen reif und läuten eine neue Epoche im Geschichtsbuch ein. So zieht das Althergebrachte an uns vorüber, fähig, von uns entweder betrauert oder verachtet zu werden, doch unwiederbringlich vorbei, um Raum für das Neue zu schaffen.“
Schamlos hob sie ihre linke Hand an und klopfte mit ihrer Handfläche einmal tätschelnd gegen eine seiner, die auf dem Tisch platziert lag, um den Blick auf sich zu richten. Nur einen kurzen Moment lang, gerade so, dass sie sich seiner Aufmerksamkeit sicher war.
„Suchen Sie also nicht den Sinn für die Vergangenheit, denn selbst wenn Sie ihn finden, wird er das Geschehene nicht mehr rückgängig machen können. Suchen Sie vielmehr den für die Zukunft, den, der noch zu formen und zu gestalten ist. Und vielleicht finden Sie dann auch wieder das, was Sie verloren glauben.“
Sedrel erhob sich von ihrem Stuhl, legte beide Handflächen einen Moment lang auf der Lehne ab.
„Jeder kann so viel mehr sein als er heute vielleicht denkt“, schloss sie schließlich und ließ ihm einen Moment des Nachdenkens. So allgemein ihre Wortwahl als solche war, so implizit war die Interpretation, dass das nicht nur, sondern vor allem auch für die Person Tiberius Vaash galt. Sie, die Zweifelnden, die Verlorenen waren der Schlüssel dazu, dies alles wieder in eine gesunde Balance richten zu können. Der Zweifel musste nur reifen, sich verbreiten, umso klarer wurden allen Gefangenen dieses Systems dessen Dornen, die sich immer tiefer in das eigene Fleisch fraßen und sich blutdürstig an den Wunden labten. Aus Zweifel erwuchs der Widerstand, der die Dornen wenn auch schmerzhaft packte und endlich abstreifte, mit Hilfe anderer sich befreite und die Tortur nach dem Nachlassen der schmerzenden Rettung sodann hinter sich wissen konnte. Erst dann war es endgültig vorüber. Doch Tiberius Vaash und andere klammerten sich noch immer an die Dornen, hofften, dass ihre enger werdende Schlinge mit genug Täuschung endlich nachließ – etwas, das nie geschehen würde, ganz gleich was sie auch taten, um der Dornenranke zu gefallen. Denn sie nährte sich, gleichermaßen an Gegner wie Unterstützer, an Freund wie Feind. Es war ihr einerlei, solange niemand ernsthaft ihren Griff störte.
Mit ein paar Schritten stand Sedrael wieder an der Ausgabe. Der R5-Droide rollte inzwischen hinter einer Öffnung der großen Theke hervor, sah mechanisch aus einem roten Bullauge auf die seltsame Szenerie und kam vor den Scherben der Tasse schließlich ein Mal piepend zum Stillstand. Die verlassene Jedi sah zu dem Geschöpf hinunter, wie dieses seine feinen Utensilien einsetzte, um alle Scherben binnen Sekunden einzusammeln und schließlich mit einem fast lautlosen Vac-Sauger die Kaf-Pfütze entfernte. Das war das, worauf alle hinauslaufen sollten. Drohnen, Roboter. Es war die Vision, die Reah Nigidus ihr vor kurzem gezeigt hatte, die Zukunft, vor der sich die Inquisitorin gefürchtet hatte. Und es war das, was dieses System vorantrieb und manche mitmachten, und erst jetzt realisierten, wie selbstzerstörerisch das alles irgendwann wurde. Es war kein Zustand, der dauerhaft halten konnte, die Gleichförmigkeit war viel zu widernatürlich, zu erzwungen. Der Droide rollte davon, zurück hinter die Theke und schaltete sich wieder ab. Zweck erfüllt.
Ihr seid anders. Anders? Als wer? Jeder andere? Das mochte sicherlich so sein, genauso wie es auf jedes andere Individuum zutraf. Sie empfand das aus ihrer Warte heraus gar nicht als Drohung oder als besondere Wahrnehmung seinerseits. Geschweige denn als etwas Schlimmes. Sie schenkte sich ein neues Wasser ein, nachdem sie vorhin ihr Glas dem alten Menschen überreicht hatte und drehte sich wieder zu ihm um, lehnte sich mit dem Gesäß gegen die freie Theke und schlug die gestiefelten Beine übereinander, so dass ihre rechte Schuhspitze den Boden der Messe berührte.
„Hm… nein“, widersprach sie dann, das Glas in ihrer Linken, während sie für einen kurzen Augenblick freudlos lächelte, und schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin nur… ich. Also nur etwas, das jeder auf seine ganz eigene Art ist. Oder zumindest sein sollte.“
Während ihres letzten Satzes schweifte ihr Blick allmählich ab. Diese uniforme Gleichartigkeit, die sie vor allem in den weißgepanzerten Fratzen gespürt hatte, war entsetzlich gewesen. Fast als wären sie nicht Individuen, sondern alle nur Einzelteile eines großen Kollektivs, in dem jedes Teil möglichst identisch zu sein hatte. Unförmige Teile passten nicht hinein, mussten aussortiert werden. Gefühle und Emotionen wurden aus den Körpern gepresst und mit Ordnung und Linie ersetzt.
„Die Hingabe zu größeren Ideen ist wichtig. Doch niemand sollte je vergessen, wer er ist und woher er kommt. Denn nur dann ist der eigene Blick auf den Sinn ungetrübt und nicht voreingenommen durch äußere Einflüsse. Auch wenn der Krieg es uns allen erschwert.“
Der Krieg war immer noch das, was die Ranke am besten ausstoßen ließ. Und das, was die Gefangenen am meisten zeichnete. Natürlich wusste sie, was er bedeutete. Sie hatte die Verwundeten im Tempel mitbehandeln müssen, für solche schweren Fälle, die nur in den besten Medi-Zentren der Galaxis behadelt werden können. Das, und nur das, war es, was Krieg wirklich bedeutete. An Leib und Seele verstümmelte Gestalten, die meist auch nur ein friedliches, unaufgeregtes Leben für sich gewünscht hatten und Zeit ihres Lebens zerschlagen waren. Und dann war da noch… Ihre Gesichtszüge wurden kantiger, als sie ihre freie Hand um ihren Unterkörper schlang und ein Stück weit zu versteifen schien.
„Ich stamme von Firrerre“, beantwortete sie seine Frage schließlich frostig. „Und dennoch bin ich hier, hier mit Ihnen.“
Das fahle, unterkühlte Gesicht der Sephi senkte sich etwas, während der Blick aus den blauen Augen sich wieder auf den Offizier fixierte, der wie ein Häufchen Elend dort auf dem Stuhl saß. Er war Militär, er hantierte mit Tod, erlebte ihn alltäglich. Tod war sein Geschäft. Doch hatte er je seine Heimat verloren, sie im Flammenmeer brennen sehen? Seine Familie verloren? Seinen Mentor? Seinen Orden, erst ideologisch, dann auch rein faktisch? Im Prinzip alle, die er je gekannt und gemocht hatte? Wahrscheinlich nicht. Ihr Blick bohrte sich in den Bereich hinter seine nässelnden Augen.
„Aber wissen Sie es denn auch, Tiberius? Auf die Art, wie ich es weiß?“
„Es ist nur natürlich, in Leidenszeiten mit seinem Los zu hadern“, begann sie nach einer Weile nachdenklich. „Und es ist immer schwierig, in diesen noch so etwas wie Sinn zu erkennen, ganz gleich, ob wir sie selbst verursachten, sie miterlebten oder nur von ihnen hörten.“
Sie gab damit weit mehr über sich selbst preis, als der alte Mensch vor ihr wohl je ahnen würde. Firrerre hatte sie auch zweifeln lassen, letztlich tat es das immer noch und brannte in ihrem Herzen weiterhin als stechender Schmerz, wenn sie nur daran dachte. Ja, es war schwer. Sehr schwer. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es überhaupt zu ertragen wäre, wenn man nicht wusste, nicht jede Sekunde fühlen und spüren konnte, dass da wirklich noch etwas Größeres in dieser Galaxis war, das alles trug, das alles schuf und alles entfernte, eingedenk des Plans, den niemand kannte oder je kennen würde. Aber die Formung der Galaxis war da, beständig, wenn auch langsam. Es war nicht erklärbar, jedenfalls nicht wirklich. Einem Tauben Musik zu erklären war leichter. Man musste es fühlen, sich hingeben, um es als ebenso real wie alles andere ansehen zu können.
„Und doch. Alles hat einen Sinn. Wir sind nur nicht immer in der Lage, ihn auch direkt oder überhaupt Zeit unseres Lebens zu erkennen. Und selbst wenn wir ihn finden, mag er uns nicht immer zusagen. Leben und Sinn bedeuten nicht automatisch auch Zufriedenheit und Glück.“
War das eine befriedigende Antwort? Natürlich nicht. Und doch war es so. Die Macht war eben, was sie war, und tat, was sie tat. Aus welchen Motivationen heraus auch immer. Niemand würde es je vollständig erfahren können, sondern allenfalls einen kurzen Blick in den Spalt einer geöffneten Türe werfen, um den kleinen Ausschnitt aus dem großen Ganzen betrachten zu können. Für einen Nichtsensitiven mochte das alles schwer begreiflich und allzu phrasenhaft klingen, daher entschied sich Sedrael nach einem Moment, es nicht bei dieser knappen, vielleicht zu knappen Erläuterung ihrer Ansicht zu belassen.
„Jedes Unglück, das uns widerfährt, prägt uns in vielerlei Weise. Bewusst wie unbewusst. Und jede solcher Prägungen veranlasst uns, in der Zukunft in irgendeiner Form anders zu reagieren als zuvor. Schmerz und Leid ist stets ein Katalysator der Veränderung, im Großen und im Kleinen. Irgendwann sind all diese einzelnen Prägungen reif und läuten eine neue Epoche im Geschichtsbuch ein. So zieht das Althergebrachte an uns vorüber, fähig, von uns entweder betrauert oder verachtet zu werden, doch unwiederbringlich vorbei, um Raum für das Neue zu schaffen.“
Schamlos hob sie ihre linke Hand an und klopfte mit ihrer Handfläche einmal tätschelnd gegen eine seiner, die auf dem Tisch platziert lag, um den Blick auf sich zu richten. Nur einen kurzen Moment lang, gerade so, dass sie sich seiner Aufmerksamkeit sicher war.
„Suchen Sie also nicht den Sinn für die Vergangenheit, denn selbst wenn Sie ihn finden, wird er das Geschehene nicht mehr rückgängig machen können. Suchen Sie vielmehr den für die Zukunft, den, der noch zu formen und zu gestalten ist. Und vielleicht finden Sie dann auch wieder das, was Sie verloren glauben.“
Sedrel erhob sich von ihrem Stuhl, legte beide Handflächen einen Moment lang auf der Lehne ab.
„Jeder kann so viel mehr sein als er heute vielleicht denkt“, schloss sie schließlich und ließ ihm einen Moment des Nachdenkens. So allgemein ihre Wortwahl als solche war, so implizit war die Interpretation, dass das nicht nur, sondern vor allem auch für die Person Tiberius Vaash galt. Sie, die Zweifelnden, die Verlorenen waren der Schlüssel dazu, dies alles wieder in eine gesunde Balance richten zu können. Der Zweifel musste nur reifen, sich verbreiten, umso klarer wurden allen Gefangenen dieses Systems dessen Dornen, die sich immer tiefer in das eigene Fleisch fraßen und sich blutdürstig an den Wunden labten. Aus Zweifel erwuchs der Widerstand, der die Dornen wenn auch schmerzhaft packte und endlich abstreifte, mit Hilfe anderer sich befreite und die Tortur nach dem Nachlassen der schmerzenden Rettung sodann hinter sich wissen konnte. Erst dann war es endgültig vorüber. Doch Tiberius Vaash und andere klammerten sich noch immer an die Dornen, hofften, dass ihre enger werdende Schlinge mit genug Täuschung endlich nachließ – etwas, das nie geschehen würde, ganz gleich was sie auch taten, um der Dornenranke zu gefallen. Denn sie nährte sich, gleichermaßen an Gegner wie Unterstützer, an Freund wie Feind. Es war ihr einerlei, solange niemand ernsthaft ihren Griff störte.
Mit ein paar Schritten stand Sedrael wieder an der Ausgabe. Der R5-Droide rollte inzwischen hinter einer Öffnung der großen Theke hervor, sah mechanisch aus einem roten Bullauge auf die seltsame Szenerie und kam vor den Scherben der Tasse schließlich ein Mal piepend zum Stillstand. Die verlassene Jedi sah zu dem Geschöpf hinunter, wie dieses seine feinen Utensilien einsetzte, um alle Scherben binnen Sekunden einzusammeln und schließlich mit einem fast lautlosen Vac-Sauger die Kaf-Pfütze entfernte. Das war das, worauf alle hinauslaufen sollten. Drohnen, Roboter. Es war die Vision, die Reah Nigidus ihr vor kurzem gezeigt hatte, die Zukunft, vor der sich die Inquisitorin gefürchtet hatte. Und es war das, was dieses System vorantrieb und manche mitmachten, und erst jetzt realisierten, wie selbstzerstörerisch das alles irgendwann wurde. Es war kein Zustand, der dauerhaft halten konnte, die Gleichförmigkeit war viel zu widernatürlich, zu erzwungen. Der Droide rollte davon, zurück hinter die Theke und schaltete sich wieder ab. Zweck erfüllt.
Ihr seid anders. Anders? Als wer? Jeder andere? Das mochte sicherlich so sein, genauso wie es auf jedes andere Individuum zutraf. Sie empfand das aus ihrer Warte heraus gar nicht als Drohung oder als besondere Wahrnehmung seinerseits. Geschweige denn als etwas Schlimmes. Sie schenkte sich ein neues Wasser ein, nachdem sie vorhin ihr Glas dem alten Menschen überreicht hatte und drehte sich wieder zu ihm um, lehnte sich mit dem Gesäß gegen die freie Theke und schlug die gestiefelten Beine übereinander, so dass ihre rechte Schuhspitze den Boden der Messe berührte.
„Hm… nein“, widersprach sie dann, das Glas in ihrer Linken, während sie für einen kurzen Augenblick freudlos lächelte, und schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin nur… ich. Also nur etwas, das jeder auf seine ganz eigene Art ist. Oder zumindest sein sollte.“
Während ihres letzten Satzes schweifte ihr Blick allmählich ab. Diese uniforme Gleichartigkeit, die sie vor allem in den weißgepanzerten Fratzen gespürt hatte, war entsetzlich gewesen. Fast als wären sie nicht Individuen, sondern alle nur Einzelteile eines großen Kollektivs, in dem jedes Teil möglichst identisch zu sein hatte. Unförmige Teile passten nicht hinein, mussten aussortiert werden. Gefühle und Emotionen wurden aus den Körpern gepresst und mit Ordnung und Linie ersetzt.
„Die Hingabe zu größeren Ideen ist wichtig. Doch niemand sollte je vergessen, wer er ist und woher er kommt. Denn nur dann ist der eigene Blick auf den Sinn ungetrübt und nicht voreingenommen durch äußere Einflüsse. Auch wenn der Krieg es uns allen erschwert.“
Der Krieg war immer noch das, was die Ranke am besten ausstoßen ließ. Und das, was die Gefangenen am meisten zeichnete. Natürlich wusste sie, was er bedeutete. Sie hatte die Verwundeten im Tempel mitbehandeln müssen, für solche schweren Fälle, die nur in den besten Medi-Zentren der Galaxis behadelt werden können. Das, und nur das, war es, was Krieg wirklich bedeutete. An Leib und Seele verstümmelte Gestalten, die meist auch nur ein friedliches, unaufgeregtes Leben für sich gewünscht hatten und Zeit ihres Lebens zerschlagen waren. Und dann war da noch… Ihre Gesichtszüge wurden kantiger, als sie ihre freie Hand um ihren Unterkörper schlang und ein Stück weit zu versteifen schien.
„Ich stamme von Firrerre“, beantwortete sie seine Frage schließlich frostig. „Und dennoch bin ich hier, hier mit Ihnen.“
Das fahle, unterkühlte Gesicht der Sephi senkte sich etwas, während der Blick aus den blauen Augen sich wieder auf den Offizier fixierte, der wie ein Häufchen Elend dort auf dem Stuhl saß. Er war Militär, er hantierte mit Tod, erlebte ihn alltäglich. Tod war sein Geschäft. Doch hatte er je seine Heimat verloren, sie im Flammenmeer brennen sehen? Seine Familie verloren? Seinen Mentor? Seinen Orden, erst ideologisch, dann auch rein faktisch? Im Prinzip alle, die er je gekannt und gemocht hatte? Wahrscheinlich nicht. Ihr Blick bohrte sich in den Bereich hinter seine nässelnden Augen.
„Aber wissen Sie es denn auch, Tiberius? Auf die Art, wie ich es weiß?“