#37
Es war schwer. Schwer einfach zu entsagen von jenen Heimsuchungen, und Albträumen. Eriadu war hier, überall, in ihm. Man verließ die Welt nicht mehr, nahm immer ein Stück von ihr mit sich. Tiberius Vaash war immer noch dort. Die Atmung drückte. Der alte Mann suchte die Hand seiner Liebe, die er weit zurückgelassen hatte, wenn auch nur in Gedanken. Wie Blätter eines Herbstbaumes fielen die Wünsche ab, in jedem Atemzug. Still entwich die Hoffnung je Eriadu zu entkommen. "Geschichten enden," entfloch seiner Stimme finster. Knochig war seine Sprache. "... auch für uns?" Diese Frage blieb, wie Eriadu. Der Alte blickte aus traurigen Augen hinaus. Tränen wollten nicht fließen. "Maledice," sagte der Admiral mit festem Blick in ihren Augen. "Wir alle treffen Entscheidungen, die uns entfernen. Entfernen von allem, was uns einst glücklich machte. Warum tun wir dies?" Ein Bild seiner Frau. Ein Bild von Carida. Die Träume wuchsen, sichtbar für die Jedi in der Macht. Doch dann fielen sie wieder ab. "Wir fallen alle," kommentierte der Militär nüchtern, fast trostlos. "Es gibt mitunter keinen Sinn in meinem Leid. Es gibt keinen Sinn in allem. Doch tun wir derartiges." Ein böses, kurz gedrücktes Lachen bildete sich heraus. Vaash war fertig mit der Sache. Fertig mit den Hoffnungen seiner Ehre. Der alte Mann wollte mehr, doch war dort nicht mehr. Die ISB-Agentin wollte es nicht verstehen. War es klug, es einer Agentin zu berichten? Sicherlich nicht. Doch ihm war es egal. Sollte man ihn doch verhaften, hängen und seinen Namen vernichten. Alles vernichten, was von ihm blieb. Endlichkeit war eine Erlösung für diese kriechenden Träume. Krieg war immer mit Preisen verbunden. Es kostete hier zu sein. Es kostete am Leben zu sein. "Vielleicht verletzen wir uns einfach mit jedem Atemzug unserer Existenz." Offen dachte der Alte nach, seinen Blick herab sinkend auf diese Tasse, die zerbrochen war. Zerbrochen, wie seine Ehre. Tiberius Vaash saß. Dieser Stuhl war Halt in einer unruhigen Zeit. Kurze Pause von Standhaftigkeit und Eifer. Ihre Berührung war Nähe gewesen, kurze Wärme, welche einen Hauch Heilung versprach. Ein Versprechen, welches so seltsam fremd war, dass der Alte es nicht glauben konnte. Gab es noch Heilung für diese Galaxis?

Die Augen wagten es nicht, die seltsame Figur von Agentin anzublicken. Der Stolz stand dem Mut im Wege. Dem Mut, Nähe zu suchen. Nähe in einem Imperium, welches trennte. Es trennte zwischen Arm und Reich. Funktion und Nicht-Funktion. Militär und Zivil. Es war so einfach sowie schwer. Sprechen sollte er? Sprechen! Ja, doch konnte er es nicht. Eriadu wog schwer mit seiner Gravitation. Seelische Wunden rissen trübe Schlieren in die Macht. Leid wuchs; zu Gunsten jener dunklen Mächte, welche den schwarzen Thron bestiegen hatten. Der ISB interessierte sich selten für seelisches Befinden, solange der Dienst und die Moral standen. Standhaftigkeit war der Faktor, nicht Seele. Etwas stimmte nicht. Nicht in diesem Moment, sondern an ihr. Der Alte bemerkte ehrliches Interesse an ihm, welches nicht normal war. Nicht normal in diesem Staate. Vaash suchte sich selbst. Er suchte einen Sinn für diese Situation. Wie lange war er fern seiner Heimat? Wie lange fern von einem Gefühl zuhause zu sein? Diese traurige Erkenntnis war die Essenz dieser beiden Fragen. Eriadu war seine neue Heimat. Nicht das reale Eriadu, sondern diese eine Schlacht, welche niemals enden konnte. Die Schreie, der Tod folgten ihm als Militär. "Ihr seid anders," offenbarte der Admiral seine Gedanken. Tiberius war sich klar, dass mit dieser Person vor ihm etwas nicht stimmte. Etwas, was gut war. Etwas was gut war, konnte hier nicht sein. Nicht hier auf diesem Schiff, neben ihm. Der Alte war von einer scheinenden Wärme umwogen, welche er noch nie gekannt hatte. Der Augenblick erhob sich vom Boden, suchte den ihren. Regeln brachen ein, vor sich selbst. Die Uniform trat zurück, hinter eine Hoffnung auf Erlösung. Eine Wahrheit, welche nicht bestimmbar war. "Wissen SIE was Krieg wirklich ist?" Er beugte sich vor, wobei seine Gelenke knackten, mühsam in der Bewegung. Ernst waren seine Augen, wobei zwei Tränen aus ihnen fielen, um am Boden zu zerschellen, wie einst die Veneratio auf Eriadu. Er wusste es. Der Alte wusste es und fürchtete ihn. Der Krieg war Furcht vor einem neuen Tag. Vor einem Ende fern aller Hoffnung. Der Krieg war hier, mit ihm; in dieser Uniform.

Dann sackte er zurück in den Stuhl, ließ die Arme auf die Lehnen fallen. Er hing in diesem Sitzobjekt, wie eine Leiche, von Trauer zerfressen, verlassen von seinem Mut. Müdigkeit ummantelte ihn sanft. Jeder sah es, dass dieser Mann aufgebraucht war. Aufgebraucht von allen Tagen, ausgesaugt von der Verantwortung und leer von Blut. Liebe war ihm fern, doch nicht verloren. Er lebte noch, das Herz schlug gegen den Verfall an, mit aller Kraft eines Kriegers. Die Atmung flachte ab.
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