#33
Hatte man jemals genug? Hatte man jemals genug gesehen? Vergiftete Gedanken kreisten durch den alten Schädel. Ein wenig Frieden wünschte er sich, einen Moment fernab des Krieges. In der Tat hatte der Alte genug. Genug von sich, genug von Befehlen und auch genug von diesen Gedanken. Sein Weg führte ihn also in die Messe. Einem Ort, wo noch Leben stattfinden konnte, da dort die Grundbedürfnisse nach Gemeinschaft sowie Nahrungsaufnahme gestillt wurden. Dieser Ort war zutiefst durchzogen von Menschlichkeit, trotz seiner sterilen und mechanischen Erscheinung mitsamt seiner Ausgabe und den polierten Tischen. Hier fanden Soldaten zu sich, redeten teilweise offen und knüpften die sozialen Fäden, die jene Kameradschaft verlangte, die nur im Krieg geschmiedet wurde. Auch wenn der Hauch der Verzweifelung blieb, konnte Vaash an diesem Ort für eine winzige Sekunde Abstand gewinnen, indem er sich einen warmen Kaf' holen würde. Er tat es immer, wenn er vor schwierigen Entscheidungen stand. Es war sein Ritual kurz auszubrechen, in diese normale Handlung, welche nahezu alltäglich war.

Versprechen jenes Alltages war genauso falsch, eine Lüge einer vermeindlichen Zukunft, die ihnen allen nicht mehr zustand. Warum auch? Krieg war die Antwort auf ihr Leben, während die Engel ihrer Hoffnung fallen mussten. Keine wirkliche Reue, nur unsägliche Schande, an der Normalität zu scheitern. Die Träume, die ihnen verträumt wurden, waren Lügen, wie jene Normalität, die sich in dampfenden Kaf wiederspiegelte. Man hätte sich anders entscheiden können. Sie konnten sich immer entscheiden aber entschieden sich immer für Loyalität. Loyalität für gegenüber dieser Ewigkeit eines Soldaten. Der Ewigkeit der vermeindlichen Sache. Die Sache des Staates. Gebrochen war die funkelnden Wünsche, welche einst einhergingen mit Eifer und Hingabe. Hingabe war nur noch Selbstzweck, bloße Erfüllung einer mechanischen Seele. Mechanik, welche vorgab, Mensch zu sein. Vesperum war hier in allen Dingen, mit seiner Verderbnis und seiner grausamen Kälte. Was war der Grund? Sein Bild an der Wand funkelte unnatürlich im sterilen Licht. Auch hier blickte sein totes Gesicht herab auf die Diener seiner gierigen Allmacht. Er hatte die Versprechen gebrochen. Er hatte die Lügen geschaffen, welche immer mehr Märchen wurden. Vaash trat Schritt um Schritt ein, donnernd, fest und zielgerichtet. Fast an der einsamen Figur vorbei, welche verloren schien. Ein Bild zeichnete sich, welches nicht passen mochte. Nichts vermochte hier zu passen. Sie hatte Träume, Verständnis und auch eine natürliche Hilflosigkeit gegenüber dieser Maschinenwelt. Auf die eine Art passten die beiden verlorenen Gestalten. Sie an der Theke, in der Alltäglichkeit gefangen, wie Vaash. "Heute sparsame Kost?" Der Admiral trat neben die Sephi, lächelte fürsorglich und nickte ihr zu. "Schichtwechsel. Es ist selten so leer hier," begann der Alte ein Gespräch, um seiner Alltagssimulation, jener Lüge, gerecht zu werden. Es half. Menschen brauchten das. Mehr als Symbole, war ihnen der Alltag wichtig, der sie von ihrer Sterblichkeit und auch Bedeutungslosigkeit im kosmischen Spiel ablenkte. Ablenkung von Erkenntnis war das Grinsen des Bösen. Unwillkürlich warf er einen Blick auf den personkultige Bild von Vesperum, welches mit einem Banner darüber geziert war, welches die Worte in Aurabesh "In ewiger Treue" trug. Kurz grummelte der alte Mann, wie als ob er ungläubig ein Wunder betrachtet hatte. Hier wohl ein Unheiliges. "Sicherheitsbüro?" Vaash wandte blickte von ihrem Tablett herauf in ihr Gesicht. Ein Alien. Ein Alien beim ISB. Interessant. Der Alte war erstaunt, sogar neugierig, was die Bürokraten erneut umtrieb. Diese Umtriebe waren oft seltsam, manchmal sogar unverständlich. Dazu noch eine Frau. Frauen waren nicht immer die besten Soldaten. Gut, das ISB war auch nicht berühmt für ihren Kampfeseifer, eher für ihre Schnüffelei. Mit dieser schönen Nase konnte sie bestimmt gut schnüffeln. Ein Lächeln bei diesem Gedanken. "Tiberius Vaash," stellte er sich vor und griff sich aus einem großen Korb einen schwarzen Becher, um im Anschluss direkt zur Kaf-Kanne zu gehen, welche unweit auf einem kleinen Rollwagen stand, welche aus Metall gefertigt war. Es war wirklich erschreckend leer. Der Raum war sich selbst überdrüssig und wohl auch seiner selbst müde, so still wirkte er. Die Wunden des Krieges waren in Stille ersichtlich, im Fehlen von Leben. Tränen gab es keine, nur Stille und diese zwei Figuren. Wie würde die kleine Sephi reagieren? Auf ihn? Vaash bewegte sich zwei Schritte von ihr, um die Kanne zu erreichen, um sich die schwarze Brühe einzuschenken. Nachdenklich hob er die Kanne, blickte in den Dampf, welcher sich beim Eingießen erhob. Dampf, flüchtig und doch präsent. Der alte Admiral erinnerte sich. An die Wunden, das Feuer, welches einst war und immer noch brannte. Er legte die Lippen aufeinander, ließ die Stille des Raumes wirken, während er sich wieder zur vermeindlichen ISB-Agentin zurückdrehte, nun mit gefüllter Tasse.
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