#14
Probleme. Immer gab es Probleme. Eine Frage drängte sich unvermeidlich auf. War das Leben selbst ein Problem? Es umgab ihn Tod, Untergang, wenn nicht sogar Pestilenz und der Blick für das Leben war nicht mehr klar. Vesperum musste das Dasein als Problem betrachten, für das er eine Lösung suchte. Vielleicht im Tod der anderen. Vielleicht sogar in seinem eigenen Sturz. Die dunkle Seite war leicht zu erschließen aber wurde mit jedem Tag vielschichtiger, unbegreiflicher im Vergleich zum einstigen Zugang. Hass reichte nicht mehr aus. Wenn das Leben ein Musikstück war, welches auf einem Klavier gespielt wurde, wäre Vesperums Stück ein leiser Klang in Moll, welcher stumpf wiederholend ins Nichts hineinstrahlte. So oft hatte er sich selbst verraten, sich selbst verkauft an Dinge, welche niemals von Bestand waren. Niemals konnte er wirklich erkennen, warum er war. Der Sith sah nur Probleme. Nur Missfallen. Eine Galaxis, die ihm nicht das anbieten konnte, was er am meisten brauchte: Liebe. Mitunter grub er sich sogar jene Liebe ab, die einst seine Mutter für ihn gehabt hatte. Diese gierige Sehnsucht, die dem Weinen eines Kindes nicht unähnlich war, machte selbst seine Musik still. Das Klavier, welches von der widernatürlichen Macht gespielt wurde, vermischte sich mit seinem lautlosen Weinen, zu jener dämonischen Erscheinung, welches jedes Haus, jeden Palast und auch jedes Schiff leer machte. Nicht einmal das schönste Zuhause wäre in seiner Nähe ein Zuhause. Zerbröckelnd, zerstörend war seine Aura, zerschlug eines jeden Hoffnung in eisigem Feuer aus Frost und Eiskristall. Blitzer hatte Recht. Umgehen konnte er mit Problemen. Doch waren seine Lösungen die Wahl einer Moral? Waren seine Entscheidungen getragen von einem Herzen? - Oder war es nur kalter Wille. Ein Wille, welcher würgend, torkelnd alles niederrang, um sich selbst ein Zweck zu sein.

"Ja," hauchte die Stimme aus dem geschundenen Fleisch, welches einem Toten nicht unähnlich war. Weiß, wie Asche, zog sich die Haut über ein Skelett, welches schwer war. Darth Vesperum atmete ein und aus, suchte seine Lungen zu füllen. Es war schwer. Ein Gewicht erdete seine Macht, eine Kette zwang den Dämon in die Weltlichkeit. Welche jenseitige Macht wollte ihn verhindern? Was hielt ihn noch? Der Sith Lord brauchte mehr. Mehr Luft. Durch seine Nase sog er immer mehr Luft ein, bis diese in einem dunklen Seufzen aus seinem Mund stürzte, wie ein unsichtbarer Wasserfall von vernichtender Macht. Keine Sprache, kein Wort wollte sich finden lassen, um dieses Blei auf ihm zu beschreiben. Eine Traurigkeit durchfuhr ihn. Eine Traurigkeit, die aus der Ferne seinen Namen rief. Seinen wahren Namen: Aidan. Vesperum sanierte seinen Verfall. Die Sünde des Hochmuts, der arroganten Selbstgerechtigkeit, war der Anker aus Blei, welcher ihn hinab zog. Je mehr er suchte, desto weniger konnte er finden. Die Tragödie reichte ihm die Fadenhände. Das Stück spielte auf, riss ihn auf seine Bühne. Der schwarze Geist bespielte ein Publikum, welches mit ihm verlor. Einen Spiegel brauchte er, um seine Einsamkeit zu brechen. Die Suche würde nie enden.

Für immer - würde seine ausgestreckte Hand niemals eine andere finden, um sie zu greifen. Der Dämon war allein in seinem Schicksal. Allein - mit seiner Gier. Allein - mit seinem Machthunger. Allein - mit seiner Angst. Allein - mit seinem Verlust. Allein - mit seiner Trauer.

Blitzer konnte nicht sehen, was er wirklich war. Der Imperator war das grausige Menetekel des Okkulten. Die Personifkation einer fremden Macht, welche beherrschen musste aber niemals konnte. Hass, Ursprung und Quelle der dunklen Seite war die Kälte in seinen Adern, die seine Augen veränderte. Gab es noch etwas, was er wert war, dafür zu kämpfen? Vesperum glaubte es. Musste es glauben. Nichts blieb mehr, wenn er jetzt verlor. Nichts würde er haben, wenn er jetzt aufgab.

"Ihr habt mein Vertrauen. Geht und führt aus, was euch geheißen, mein Treuster,"
sagte die monarchische Stimme, ließ seinen Blick nicht von dem Admiral, welcher nun gehen konnte. In der Tat war Blitzer, auch in seinem Wahnsinn, treuer Vasall der Tragödie. Vasall seiner Macht, die oft nur eisiger Albtraum war. Und dabei hatte der Traum erst begonnen. Ohne jede Spur würde er hinabsteigen, in jene Welt, die sich anschickte, Zentrum der Galaxis zu sein. Der Herrscher würde wieder herrschen. Die Beherrschten würden mit dem Blei übergossen, welches er in seiner Kälte schmolz.
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