Orbit von Atrisia, Modular-Kreuzer Celsius
Oft wirkten die Dinge surreal, weit weg für jemanden, der nicht direkt am Geschehen beteiligt gewesen war. Es klang wie eine Geschichte, die zwar schon oft erzählt wurde, mit der man selbst aber dennoch nur wenig zu tun hatte. So verhielt es sich für den Großteil des imperialen Militärs mit dem Problem Todesstern und daran würde sich auch künftig nur wenig ändern - sollte sich überhaupt etwas ändern. Die Wirkung, der Schrecken würde sich im Laufe der Zeit verlieren, offizielle Stellen mochten, nachdem das Wirrwarr um den Thron geklärt und eine ordentliche, gemäßigte Regierung installiert wurde, wohl auf jene Art und Weise argumentieren, dass diese Schreckensmaschinen dem kranken Geist eines wahnsinnigen Imperators entsprangen, eines Imperators, der ein ganzes Imperium vergiftet hatte. Und dann traf es vielleicht noch wenige vereinzelte der Führungsschicht und das Problem wäre für beinahe alle erledigt. Doch konnte eine solche Schuld je getilgt werden? War es tatsächlich so leicht? Iphris Haarams Gedanken kreisten etliche Stunden, vielleicht sogar Tage um dieses Problem,seit Firrerre. Es war eine Sache vom Todesstern und seiner Zerstörungskraft zu hören, eine andere war es, selbst Zeuge zu werden wie ein Planet starb. Nein, nicht nur Zeuge. Mitschuldige. Da hatte sie auf der Brücke gestanden und apathisch zugeschaut wie der Planet unter ihr starb und mit ihm alles Leben was sich darauf befand. Nicht nur die kranken Firrerreo, nein, vielleicht wäre das im Angesicht der Seuche sogar noch eine Gnade gewesen. Doch Tiere, Pflanzen, alles. Sie hatten eine Welt zum Sterben zurückgelassen und wer wusste, ob sie sich je davon erholen würde. Und die Schuld blieb haften, wie zäher schwarzer Teer der an ihnen klebte und sie langsam hinabzog in die finstere Grube. Schuld verging nicht. Das Schaudern blieb. Das Zittern blieb. Es war ein Zustand permanenter Angst, Angst vor sich selbst, vor den eigenen Taten und vor dem was noch kommen mochte und doch blieb ihnen nichts anderes als diese Angst zu ertragen.
Die Kuati stand auf der Brücke und vermied dabei den Blick hinüber zu dem großen Sternenzerstörer, um den sie ihre Bahnen zogen, stattdessen versuchte sie sich mit banaleren Gedanken abzulenken, da war diese Sache mit Stratis. Der Mann hatte Glück gehabt, unverhältnismäßig viel Glück, weitaus mehr, als er verdiente und konnte sich nun aus den Klauen dieser Inquisitorin dort drüben befreien. Freiheit im Imperium. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kurzen Lächeln. Ein verrückter Gedanke und zeigte das nicht erst wie kaputt, wie entrückt und widernatürlich die Dinge unter dieser seltsamen Frau wurden? Aber ja, Stratis hatte Glück. Er konnte vor Firrerre davonlaufen wobei sie ohnehin nicht daran glaubte, dass dem Captain große Gewissensbisse plagten. Dazu war er, soweit sie es beurteilen konnte, ein Stück weit zu simpel. Einfach gestrickt, so wie es ein guter Mann im Imperium nun einmal war. Jemand der den Befehl ohne zögern ausführte. Und vielleicht hatte dieser Stratis nun sogar das bessere Leben. Er musste sich nicht mit Schuldgefühlen herumplagen, sich mit ihnen auseinandersetzen, mit sich selbst. Er ging einfach seines Weges, für diesen Menschen würde sich nichts ändern und darauf konnte sie in mancherlei Hinsicht neidisch sein. Aber so ging es ihnen allen, vom verschollenen Neretim bis Donnovan. Jeder hatte seine Methode mit der Last unter diesem Kommando umzugehen ihre eigene bestand darin, es einfach zu ertragen, nach außen so korrekt wie immer zu sein, höflich, adrett, kompetent und sei es nur in der Hoffnung, dass irgendwo jemand bemerkte, dass sie hierfür eine Verschwendung war, dass sie von hier fort konnte, irgendwo dahin, wo die Dinge normaler waren, wo keine Planeten zerstört wurden, vielleicht zurück nach Kuat.
Licht brach sich im Transparistahl, das typische Aufblitzen der Realraumverschiebung eines Schiffes. Nichts großes, wie sie mit einem Blick auf den Sensor bemerkte. Ein kleines Shuttle, vermutlich Stratis' Ablösung, ein Pechvogel, ein Narr, der sich gewiss auf sein zu groß geratenes Kriegsschiff freute und nicht wusste zu welchem Preis es kam. Denn mit Krieg hatte die Vorgehensweise der Inquisitorin nichts zu tun, nicht einmal im Ansatz. Am ehesten war es Terror, selbst, wenn dieses Wort es nur ungenügend beschrieb. Es war seltsam,. verstörend, sie wusste das etwas nicht stimmte, jeder spürte die Unwirklichkeit, die in der Luft lag, als ob die bloße Präsenz die Grenzen zwischen Zeit und Raum ein wenig verschob, subtil, nur so gerade eben um alle wissen zu lassen, dass die Dinge nicht waren wie sie zu sein schienen. Nur so weit, dass sich alles fürchtete hinter den Schleier zu sehen. Doch dieses Gefühl, dieses etwas, dass sie nicht benennen konnte, war über Onderon noch schlimmer gewesen, denn vielleicht ging es gar nicht von Nigidus aus, sondern vom Imperator und diese Frau war nicht mehr als ein Knotenpunkt, ein Pulsar, der sie stetig daran erinnerte, wem sie dienten. Iphris wusste es nicht und sie war klug genug um zu begreifen, dass dies keine Themen waren über die man sich im Imperium unterhielt oder nachforschte. Sie schüttelte den Gedanken ab und richtete ihren Blick wieder auf die Holos vor ihr. Offenbar handelte es sich wirklich um die Ablösung, das Shuttle war direkt zu einer der Andockbuchten unterwegs aber das Protokoll blieb bestehen. Der Modular-Kreuzer senkte parallel zum Sternenzerstörer ab und blockierte wenig elegant, aber praktisch, den direkten Kurs während sich eine Vielzahl kleiner Turbolaserbatterien mit einem kaum wahrnehmbaren Summen auf den unerwarteten Besuch richtete. "Captain, die Fähre möchte Kontakt aufnehmen.", sie nickte dem Kommunikationsoffizier ruhig und entschlossen zu. "Gut, stellen Sie durch." Ihr Blick wechselte ein paar Mal zwischen dem Holokom und einem weiteren Offizier, der die durchgegebene Kennung verifizierte und ihr kurzerhand bestätigte. "Captain Iphris Haraam.", stellte sich die Kuati kurz vor, "Bestätigen Landeerlaubnis, wiederhole: Landefreigabe erteilt. Ihnen wurde Fährenhangar A-38 zugewiesen, Haaram Ende." Mit einem klicken brach die Verbindung ab, ehe sich der Bug des Kreuzers schräg in die Höhe reckte und die Schubdüsen das Schiff aus dem Weg brachten. Nun, wer immer dieser Horington nun auch war, binnen weniger Wochen würde er sich wohl wünschen besser nicht hierher versetzt worden zu sein. Sofern er es nicht schon jetzt bereute.
Orbit von Atrisia, Supersternenzerstörer Abaddon
Ihre Haltung... Stratis war weg. Richtig. Haltung.Ein seltsames Wort, so fragil, klein, wertlos. Weltlich klang es in ihren Ohren. Haltung. Gewiss. Wie der gute Stratis, wie er hier eben stand mit Stolz geschwollener Brust, sich gefreut hat, innerlich jauchzte wie ein zartes Kleinkind. Doch nach außen musste alles straff und stramm sein. Da musste alles sitzen, für jene, die so gerne, so verliebt waren in ihre Formalitäten, dass sie der Haltung Beachtung schenkten. Es sollte nun aber nicht weiter verblüffend sein dieses Wort aus dem Munde der Sephi zu hören, nein es war auch nicht verblüffend, nicht einmal im Ansatz, nicht, wenn sie unterstellte, dass Sedrael, so wenig sie es auch sein mochte oder es sich eingestand, dennoch nach bestimmten Jedi-Mustern agierte. Für einen Jedi war Haltung wichtig, er maß ihr Bedeutung bei, denn er glaubte es würde ihm Würde verleihen, Erhabenheit, etwas, dass ihn über die niederen Wesen stellte. Manche mochten anführen, dass nun eine Reah Nigidus dem wohl kaum unähnlich sein mochte, sich selbst nur zu gerne über das gewöhnliche Volk erhob doch an dieser Wahrheit musste gezweifelt werden. Musste sie zweifeln. Denn verhielt es sich nicht so, dass die Macht ihr mehr zeigte als jenen gewöhnlichen Sterblichen? War es nun nicht so, dass sich ihr mehr Möglichkeiten boten? Ja, das waren Fakten, doch Fakten die nichts mit der Selbstinszenierung eines Jedi zu tun hatten. Fakten, die nicht in die überflüssige Kategorie der Haltung gehörten. Natürlich war der Hexe bewusst, absolut bewusst, dass Sedrael nicht den Körper meinte, nein, auch der Geist konnte halten - vor allen Dingen aushalten, mehr noch als der Körper und dennoch bildete es letztlich eine Einheit. Sie verstand das Begehr dahinter, sie brauchte diese Einordnung, diesen Schubser in eine Richtung, diese Sephi musste dieses Rätsel, dieses atmende Phänomen kategorisieren, einordnen, in eine Ablage stecken um es für später zu bewahren, um nicht zu vergessen sich damit zu befassen. Nicht, dass es aus der Hexe Sicht notwendig war, das sicherlich nicht. Sie würde die Galaxis regelmäßig daran erinnern, dass besser nicht vergessen werden sollte. Mahnmal und Erinnerung - die Galaxis bekam was sie brauchte. Und war dies nun ihre Haltung? Was das der Punkt wo ihr Geist stand? Letztlich würde sie diese Frage bejahen müssen, sah aber gleichzeitig auch keine Worte um es der Sephi zu beschreiben oder gar verständlich zu machen. Sie mochte reifen müssen, weg von hell und dunkel, die nur Ableger einfacher Farben waren.
Hell - Dunkel. Schwarz - Weiß. Kopf - Zahl. Diese Kette spielte sich einige Male durch ihren Kopf, ohne dass sie nennenswerte Besonderheiten oder Vorteile darin erkennen konnte. Selbst für jene, für die es nur die Macht gab, für jene die wussten das alles zusammengehörte, gab es dennoch hell und dunkel. Immer zwei Seiten, mindestens zwei Seiten. Natürlich. Das musste so sein. Was würde aus Haltung werden, wenn die Philosophen bemerkten, dass ihre philosophischen Auslegungen keine Grundlegenden Wahrheiten darstellten? Seiten gab es zur Positionierung, für nichts anderes waren sie da. Zum festhalten mochte man sagen, für jene die noch Arme und Hände hatten oder nur Angst davor sich nicht zu halten und herabzustürzen. Wo auch immer herab hinführte. Das war der interessante Punkt. Denn was war mit diesen unpositionierten dazwischen? Die waren nicht etwa grau, gar nicht erst einfach grau, zumindest würde die Hexe sich nicht so ansehen und auch nicht ansehen wollen. Gewissermaßen war ihnen die Lästigkeit der Haltung bewusst und sie entschieden sich nicht zu halten, sondern zu fallen. Und hierin mochte dann auch jene Antwort liegen, was diese Reah Nigidus denn nun war: Gefallen. "Es gibt keine Haltung. Ich habe keine Haltung.", offenbarte die Hexe beinahe unbekümmert. "Was Ihr seht sind lediglich Möglichkeiten. Wege des wie. Wie sich Dinge erreichen lassen. Lassen sie Rückschlüsse auf meinen Charakter zu? Vielleicht. Lassen sie Rückschlüsse auf meine Position zu, auf meine Haltung? Nein." Reah streckte ihren Arm, einer einladenden Geste gleich nach vorn, ein Zeichen, dass sie sich wieder in Bewegung setzen würden. "Ihr könnt spekulieren. Ihr könnt Euch ein Bild zusammensetzen, wie ihr mich seht. Aber denkt daran, dass ich es nicht bin, sondern nur das, was Euer Herz projiziert. Das ist Eure eigene Wahrheit, Sedrael und sie wird es auch immer bleiben."
Katana. Ja. Sedraels flüstern hallte einige Male durch die Hallen ihres Geistes, stieß hin und her, wie ein wehrloses Echo zwischen den Wänden, bis es wieder verschwand. Doch ein Rätsel? Wohl kaum, es gab nur wenig zu Rätseln, ein Mythos war es, wahr für jene die daran glaubten. Und doch ein interessantes Projekt, diese Dunkle Macht. Sie kannte keine genauen Fakten, nein bedauerlicherweise war sie dafür nicht alt genug, aber sie wusste, sie Begriff um was es sich handelte und noch viel besser, was sich mit dieser dunklen Macht alles bewerkstelligen ließe. Doch was tropfte da wie dicker zuckersüßer Sirup durch die Wogen der Macht? Zweifel? Furcht? Die Eindrücke waren vage, zu vage um hinter die Kulissen zu schauen, den Schleier herunterzureißen, so sie es gewollt hätte und schonen einen Moment später war das zarte band durchtrennt, geschnitten durch ein Holokom, durch eine Frau, einer dieser Captains. "Inquisitorin.", grüßte Haraam kühl. "Captain Horingtons Fähre ist eingetroffen, er wartet in Hangar A-38." Starr lag der Blick auf dem Holo. Horington, richtig, noch ein Plagegeist, noch eine Ablenkung von den wichtigen Dingen, von Dingen die zählten, Dingen, die die Galaxis bewegten. Sie in ihre Bahnen rückte. Dieser Horington war nur ein Rädchen im Schiff, ein Teil, dass die Maschine am Laufen hielt, das Transportmittel. Er war entbehrlich und er brauchte sie nicht. Der Mann war vom Militär, musste wissen was er tat, er benötigte niemanden, der ihm die Hand reichte, der ihm seinen Platz zeigte. "Zur Kenntnis genommen.", lautete ihre knappe Entgegnung, ehe die Verbindung abstarb und sie Sedrael mit eine Handwink den Kurswechsel in den immer gleichen Gängen deutete.
"Sind diese Vorzüge nicht offensichtlich?", konterte die Hexe spitzfindig mit einer Gegenfrage. Kriegsschiffe waren für den Krieg. Hier gab es keine Diskussion, oder gar einen anderen logischen Schluss, auch wenn diese Flotte gleichzeitig andere Vorteile mit sich brachte, als wertvolle Abfallprodukte mochte man sagen. "Doch von ihrem eigentlich Zweck abgesehen sind diese Schiffe ein Argument um wankende Geister zu überzeugen... und noch mehr ein idealer Köder." Ungesehen zog sich ein großes Grinsen über ihre Gesicht, ehe ihre Augen auf die Sephi herabfielen. "Wisst Ihr wie eine gute Piraterie funktioniert?", fragte sie amüsiert, bevor sie vor einem der großen schweren Hangartore Halt machten, die im Begriff waren sich zu öffnen. "Ein Pirat kapert wehrlose Schiffe, er schafft sich damit ein gewisses Startkapital für seine Unternehmung und irgendwann werden diese Schiffe von besseren, wehrhaften Schiffen begleitet - die eigentlich begehrte Beute des Piraten. Letztlich wird er sie in einen Hinterhalt locken und bekommen was er will." Und Katana würde in einer ganz ähnlichen Weise dienen, Kurzsichtige Machthaber, Narren allesamt, würden sich die Finger danach lecken und doch würden sie am Ende nichts bekommen, nein, nur ein stilles anonymes Grab, irgendwo in den Weiten des Raumes. Und doch.. stimmte etwas nicht. Der Blick blieb auf Sedrael liegen. "Ich spüre Euren Konflikt, Sedrael, Eure Sorge." Ihr Blick wandte sich ab, nunmehr geradeaus gerichtet, als sie in den Hangar schritt. "Nur zu. Sprecht Euch aus, darum seid Ihr hier."