#14
"Richtig.", bestätigte der Schatten Sedraels Worte beinahe schnurrend und ruhig, wie ein Rebentiger, wie ein Sturm der willkürlich entschied wann er aufbrauste und wann er das Leben fürsorglich in seinem Zentrum verschloss. Wild und gleichzeitig bedacht. Tosend und doch auch sanft. Die Feigen hätten sich auf und davon gemacht, hätten sich nie ans Herz gefasst, den Mut zusammengerafft um ins Zentrum des Unwetters zu sehen. Für den gemeinen Jedi zählte immer lediglich das was nie das wie doch würde es umgekehrt nicht mehr Sinn ergeben? War das was nicht immer da? Konnte immer genommen werden? Erforderte immer Interaktion? Ein verblendeter Jedi hätte nur den Sturm gesehen und wäre nicht auf die Idee gekommen zu sehen wie er entstand. Jedi begriffen Ursachen nicht, sie verließen sich auf ihren Aktionismus, der sie nur so oft zu Fall gebracht hatte. So viele fielen weil sie nie den Weg kannten, nur das Ziel. Doch war es letztlich nicht von größerer Bedeutung wie Pfade beschritten wurden? Lag darin nicht die Tugend der Jedi, ihre Disziplin? Nie zu wanken, nie abzuweichen, sondern treu dem Licht zu folgen? Doch nie haben sie gewusst wie, weil sie nur das Licht kannten, nicht aber den Pfad, der zu ihm führte. Doch auch der kleine Engel hatte es noch nicht geschafft, nicht gefunden, nein, noch schrammte sie an der Oberfläche, kratzte die dunkle Kruste ab um zu sehen, was darunter lag. Und dennoch war es interessant ihr dabei zuzusehen. Sie war wie ein Kind, das gerade begonnen hatte neu laufen zu lernen, noch stolperte und tappste sie ziellos umher - eine Fremde in einer anderen Welt. Und dennoch gehörte sie her. Der Schatten konnte nicht sagen, dass sie von diesem kleinen Glanzlicht beeinträchtigt wurde, selbst der Fluss der Macht schien ruhig zu werden und sich zu stabilisieren. Kein Fremdkörper, sondern ein Teil der dazugehörte, ein Teil des Ganzen.

Seiten? Starr blickten die Augen hinüber zur Sephi, doch kein Laut verließ den Mund. Nein, es gab keine Seiten. Perspektiven, das waren es. Hell und Dunkel. Zwei Sichtweisen die man aus unzähligen Blickwinkeln betrachten konnte und stets etwas Neues fand. Aber sie waren nicht abgetrennt, nicht in ihrer Natürlichkeit. Die Grenzen entstanden durch hohle Dogmen, die den natürlichen Fluss störten, ein Staudamm der zurückhielt, was nicht zurückgehalten werden durfte. Doch werfen taten die Münze ohnehin nur Narren, Spieler, die ein Spiel spielten, dass sie nicht kannten. Die klügeren Wesen würden eine Münze betrachten, wie einen kostbaren Schatz, von allen Seiten, bis sie auch die letzte Gravur begriffen und nicht etwa als Spielzeug entehren. "Das Herz entscheidet über das Gesehene.", widersprach die Inquisitorin. "Diesen Zufall den Ihr sucht, diese Ausflucht auf eine angebliche Seite ist... nichtexistent." Warnend hob sie eine Hand und ließ einen Finger unheilvoll wie einen giftigen Pfeil nach vorn preschen, bis er das Brustbein der Sephi wie ein Warnschuss traf. "Die meisten Jedi, Sith, dunkle Jedi, selbst die Hexen von Dathomir sind indoktriniert, vergiftet von ihren eigenen Dogmen. Sie würden die Münze so lange werfen bis das zu sehen ist, was das Herz sich wünscht zu sehen." Der physische Rest des Schattens beugte sich vor und erhöhte den Druck des Fingers. "Ein jeder entscheidet selbst, was er bereit ist zu sehen. Die Macht mag mannigfaltig sein, doch kann nicht jene blinden Narren heilen, die nicht geheilt werden wollen."
Die Dunkelheit entspannte sich wieder, die physische Gewalt löste sich und entschwand wieder im schwarzen Dunst, in den der Schatten begierig zurückkroch, als wäre er noch immer zu scheu. Noch immer zu ängstlich sich dem Licht zu lange auszusetzen. "Und wie, meine Liebe, soll ich Euch nun nennen wenn Ihr glaubt keine Jedi zu sein?" Eine weitere kleine Provokation, ganz zaghaft und als solche kaum zu erkennen. Sie unterstellte ihrem kleinen Engel sich aus dem Kollektiv gelöst zu haben, obgleich es sicherlich auch umgekehrt der Fall hätte sein können, ein Umstand, der ihr gänzlich bewusst war. Nur weil das Kollektiv die Mehrzahl stellte, hatte es nicht recht.

Verstehen, ja, der Schatten nickt langsam. Das Verständnis stellte den Anfang da, wer den anderen verstand musste keine Angst mehr voreinander haben, musste Wut und Zorn nicht in Feindseligkeiten entladen sondern war imstande das Mysterium ein Stück weit mehr zu entschlüsseln. Verständnis brachte Akzeptanz und selbst wenn dieses Verständnis einseitig ausfallen sollte, selbst wenn es nur einen von ihnen gelang die alten Marotten zur Gänze abzulegen, so wäre dies allein traurigerweise ein größerer Erfolg als es die Orden der Jedi und Sith in den letzten Jahrtausenden vollbracht hatten "Der Wandel... ja, der Wandel...", die Hexe gluckste verächtlich und senkte das Haupt herab zum Boden. "Wo es hinführt wollt Ihr wissen?" Eine Hand reckte sich empor, wie eine einzelne Speerspitze, die im Sturm noch standhielt - oder gar eine Blume? Langsam wie sich die auseinanderbogen um vielleicht, nur vielleicht eine traumhaft schöne Blüte preiszugeben. Aber hier gab es nur Schrecken. Wandel entstand aus Wahl. Aus Freiheit. Jemand entschied, dass etwas verändert werden musste. Doch was aber, wenn diesem jemand die Wahl plötzlich nicht mehr gefiel? Freiheit barg Risiken. Konsequenzen. Es konnte besser werden - oder schlimmer als je zuvor. Denn nur weil die Dunkelheit wich, vom Nimmersatten Chaos verschlungen wurde, war dies nicht gleichbedeutend mit einer besseren Zeit. Nein, die Hochöfen des Krieges brannten, Durastahl wurde für die Legionen des Todes gegossen. Erst würde Blut fließen, dann konnte der Frieden beginnen. So war es immer und so war es notwendig. Doch in manchem Herzen brachte Wandel Angst, Angst die nun hervorkroch, sich an den Fäden der Macht entlang hangelte, bis sie die Fingerspitzen erreichte und die Grenze des Körpers verließ und sich in einer kahlen Metallwand manifestierte. Ein Abbild von Furcht, eine Illusion, entsandt aus ihrem Herzen, zu zeigen was mit jenen zustieß, die dem Echo der Macht lauschten. Da war die Figur nun an die Wand gebrannt, die sie vor ihrem geistigen Auge so klar sah. Der Mann ganz in schwarz, mit diesem grotesken Helm der wie ein menschlicher Schädel anmutete, mit diesen klobigen Gliedmaßen die jede Eleganz im Keim erstickte, mit diesem blinkenden Computer auf der Brust, der jedem zeigte, dass dies kein lebend Wesen mehr war. Vader. Ihr Kopf hob sich ruckartig und starrte die Sephi gleichsam furchterfüllt und verzweifelt an. "Da seht Ihr wo es hinführt, was aus unsereins wird. Zinnsoldaten! Mit Drähten und Hebeln, statt Herzen und Köpfen!"
Darum schwand die Dunkelheit, weil sie von innen gefressen wurde, von ihrem eigenen Propheten, der sich auf seinem Thron setzte, der alles verkommen ließ und sie nunmehr alle als Sklaven zurückließ. Marionetten an seinen klebrigen Fingern und nicht jedem gelang es die Fesseln zu durchtrennen und sich zu lösen. "Damit Ihr lernt die Dinge zu sehen. Damit Ihr Euch nicht verkriecht. Ihr werdet Euren Teil beitragen, meine Liebe. So, wie es Euch möglich ist." Die Hand schloss sich und sog die albtraumhafte Gestalt in sich ein, ehe ein kurzes Nicken zur Tür deutete. "Wir werden dies andernorts fortsetzen. Der Admiral wird bald eintreffen und ich nehme an Euch würde es gelegen kommen für die Dauer Eures Aufenthaltes ein etwas... angenehmeres Quartier zu beziehen." Die Hand sank gleichsam herab, wie sich der Leib des Schattens erhob und zur Tür Schritt. "Kommt mit."
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