„Ah, er kommt wie gerufen. Da wir gerade davon sprachen, das ist der Captain“, sagte Beskhar mit einem Lächeln und deutete in Richtung von Trou Muutal. In der Stimme des Sanitäters schwang Stolz mit und es war nicht zu übersehen, dass er dem Mon Calamari großen Respekt entgegenbrachte. Der Klon nahm trotz seiner Übermüdung Haltung an, wenn auch längst nicht so steif, wie man es im Militär erwartet hätte. „Sir“, begrüßte er seinen Vorgesetzten mit einem Nicken. In der Hand des Mon Calamari war ein etwas armselig aussehendes belegtes Brot, doch zumindest konnte man im Gegensatz zum Eintopf noch die Zutaten ausmachen. Bei der Aussage von Muutal begann der Klon fast schon diebisch zu grinsen. „Wissen Sie, Captain? Sie sind jetzt schon der zweite, der mir das sagt. Da muss was dran sein! Ich werde der Sache nachgehen.“ Er würde den Befehl bereitwillig befolgen – allerdings erst später. Seit Tagen hatte er kaum etwas von dem Mon Calamari gesehen oder gehört. Trou Muutal hatte sich regelrecht auf der Brücke verschanzt, also durfte er die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, endlich mehr über den wahren Zustand des Schiffes zu erfahren.
Vorerst wandte sich der Captain aber erst Senzo zu. „Ach was“, winkte Beskhar ab, „das waren doch nicht einmal 72 Stunden.“ Dennoch sah man den Augen des Sanitäters an, dass ihn der Kommentar des Milizionärs besorgt stimmte. Wie viele erinnerten sich noch an seinen Ausfall auf der Krankenstation, als man Rutee von einer Maschine behandeln lassen wollte? Oder ging es Senzo nur darum, dass er wie manch anderer weit über die übliche Schichtlänge hinaus gearbeitet hatte? „Sir, der Mann bräuchte noch eine Unterkunft – es geht ihm langsam zu gut für die Krankenstation.“ Dann schwand der Humor aus der Miene des Klons. „Und wenn ich so direkt fragen darf, wie geht es dem Schiff?“ Zumindest fiel die Descryer noch nicht auseinander. Das musste doch ein gutes Zeichen sein.
Arbeit als solche war stets immer nur so lästig, wie man sie werden ließ und der Umstand etwas tun zu müssen stieß bei den meisten Individuen, so auch bei Zabine, auf immenses Missbehagen. Es gab jedoch Schlupflöcher. Ab und an. Irgendwo im hintersten Winkel dessen, was einmal der Hangar der Lazarettfregatte Descryer war, befanden sich die Arkanierin, ein Ugnaught namens Slith, eine Wagenladung voller Werkzeuge über den Boden verteilt und mehrere Flaschen eines Gebräus, auf dessen Etikett in kaum leserlich gekritzeltem Arabesh nur "Dayne's Best Moonshine" stand - zweifellos eine hiesige Spezialität Selbstgebranntes. Um sich die Arbeit zu versüßen, haben sich die beiden Aliens überlegt, dass es am wenigsten lästig wäre, wenn für jedes Neue Werkzeug das benutzt werden muss, mit jenem Utensil eine weitere Flasche geöffnet und natürlich - getrunken werden muss. Mittlerweile saßen beide nur noch auf einer Kiste und betrachteten, wie eine der Flaschen schier unaufhaltsam durch den Hangar kullerte. "Wer räumt'n des eigentlich auf?", meinte Zabine nach einer Weile tonlos und betrachtete das Schlachtfeld aus Werkzeug und Alkohol vor sich. "Meinste wir könn' sagen, 'das war schon so'? Weil... wär' schon scheiße wenn nich'..." Slith, dem mögliche Konsequenzen in diesem Moment wohl allmählich ebenso bewusst wurden, fing laut und aufgeregt an zu qieken und wild zu gestikulieren. Zabine blickte verdutzt zu dem Schweinezwerg herunter und deutete völlig verdutzt mit einem Finger auf sich. "Na hörma'! Kann schon sein, dass es meine Idee war.. aber.. is' ja nich' so, dassu' dich da jetzt irgendwie geg'n gewehrt hätt'st. Also stecken wir da jetz' gemeinsam drin. Du'n bisschen mehr als ich. Weil'de kürzer bist. Bisschen aber nur." Der Ugnaught stieß ihr mit seinem Ellbogen unsanft in die Rippen und deutete in Richtugn des Ausgangs. "Ey! Autsch! Das war schonma' im Arsch!" Zabine blickte dem kurzen Schweinefinger nach und versuchte sich zu konzentrieren. Sie scheiterte. "Is' schon alles alle? Das'... schlecht. Also... wenn ich jetzt laufen muss, dann...", sie langte mit der Hand herüber und krallte sich die letzte Flasche aus Sliths Händen, die immerhin noch halb voll war, ...nehm' ich die aber mit. Weil Wegproviant is' wichtig!". Beflügelt und beschwipst stieß sich Zabine von ihrer Sitzgelegenheit ab, fiel beinahe nach vorn über, wankte einige Meter und kam dann sicher zum stehen. Nach einer kurzen Orientierungsphase setzte die Arkanierin Kurs auf die Cantina. Oder was davon noch übrig war.
Zaibe torkelte derweil willkürlich durch die Gänge und sah sich trotz (oder gerade wegen) ihres alkoholisierten Zustandes quietschvergnügt in der Schiffsruine um, Mehere Dekcenleuchten baumelten an losen Kabeln herunter und stellenweise arbeiteten tatsächlich Leute. Sogar Menschen. Die Arkanierin griff beherzt nach einer der Leuchten und hatte mehr Glück als Verstand, dass sie den isolierten Teil des Kabels in die Hand schloss. "Abgefahr'n. Angstgriffe!" Der... "Angstgriff" war indes von seiner Fuktion weniger überzeugt und fiel scheppernd zu Boden. "Kark." Sie ging einige Schritte vorwärts und linste durch eine offene Tür, hinter er sich ein Menschlein befand das gerade an... irgendetwas arbeitete, dass sie nicht näher definieren konnte oder wollte. So trat Zabine einige Schritte zurück, gab der kaputten Lampe einen tritt, dass sie durch die Tür schlitterte. Mit ernster Miene zeigte sie nun auf das Utensil am Boden und meinte ebenso trocken: "Ey! Musste' wegräumen. Is' Müll." Der Mensch warf ihr noch einige seiner erlesensten Flüche hinterher,doch die betrunkene Pilotin schlenderte lässig weiter, so weit eben, bis sie, ohne weitere größere Zwischenfälle, den Cantinabereich erreichte. Ihre Hand tatschte unsanft an der Türkonsole herum, bis diese sich irgendwann, wohl mehr aus Resignation als alles andere entschloss, dem Wunsch der Arkanierin zu entspreche und sich öffnete. Frohen Mutes schlenderte Zabine herein, als sie bemerkte, dass nicht etwas Trou Muutal in unmittelbarer Nähe war, sondern Slith doch irgendwie ganz nützlich wäre. Zu zweit konnte man mehr Flaschen tragen als allein. Ein bedauernswerter Umstand, der eine Änderung des Planes vorsah. Sie musste irgendwie improvisieren.
Die besten Pläne kamen zustande wenn man still stand, die Lage begutachtete und einen großen Schluck aus der Flasche nahm. Meistens jedenfalls, denn wenn die Augen dann plötzlich und völlig unerwarteterweise den Vorgesetzten vorfanden, machte es die Dinge immer etwas komplizierter. "Uhm.. also...!", begann Zabine den Einstieg für ihre Rechtfertigung, "Die Lage is' so!", ergänzte sie und begann mit ihrer freien Hand in ihren Hosentaschen herumzuwühlen und fand zu ihrer Beruhigung tatsächlich einen Hydrospanner, den sie nun triumphierend in der Hand hielt. Und fallen ließ. "Der is' kaputt! Siehste Cap! Und ohne so'n richtigen Hydrosp..Dingens, könn' wa' nich' weitermach'n." Was Zabine vielleicht zugute kam war, dass sich auf ihrer Kleidung und ihrem Gesicht tatsächlich einige dunkle Flecken fanden, die vielleicht von Maschinenöl stammten. Was ihr nicht zugute kam war der Umstand, dass sie roch wie eine billige Bar in den unteren Ebenen von Coruscant und ein Gesöff in der Hand hielt, dass wahrscheinlich sogar von dort stammte. Plan B. Sie strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr und, spreizte einen Finger der Hand ab, welche noch immer den Selbstgebrannten umklammerte und deutete anklagend auf die beiden Menschen. "Die mach'n aber grad auch nich' so viel wie'se könnt'n!" Sie verzog etwas angeekelte das Gesicht. "Und der eine sieht beschissener aus als Palpatine. Und das will was heiß'n." Ihr Blick wanderte weiter zu Senzo und wurde äußerst misstrauisch. "Und den kenn' ich nich'mal. Kommt der von... dem Planeten vor dem letzt'n Planeten? Weil.. also... wenn ja.. dann.. was is' wenn das Imperium uns weg'm dem den Arsch weggeballert hat? Oder wenn..." Sie torkelte einen Schritt näher zu Muutal und flüsterte: "...er so'n scheiß Spion is'?"
„Willkommen“, entgegnete der Mon Calamari der Vorstellung des bärtigen Lieutenants knapp, während er mit seinen Flossen das Sandwich in zwei ungleichförmige Hälften riss und die größere davon in seinen übermäßigen Schlund warf, wo es offenbar ohne zu kauen heruntergewürgt wurde. Trou wusste nicht viel von der Alui-Miliz, aber wenn deren Milizen militant dem Imperium gegenüber waren, dann war das wohl gut genug. Platz würde sich für die Entlassenen von der Krankenstation zweifellos finden lassen, so dass der Captain die Anmerkung von Beskhar nur kurz mit einem registrierenden Nicken zur Kenntnis nahm. Da Trou sich für militärische Details nicht besonders interessierte und daher auch gar nicht wusste, was er annähernd Kompetentes hierzu hätte anmerken können, entschied Trou, dass er stattdessen auf einen anderen Gesprächsfaden umschwenkte, den er doch erheblich interessanter fand.
„Was waren Sie denn, bevor Sie zur Miliz sind?“
Er sprach den Senzo-Menschen ohne Nennung des Ranges an, erwiderte auch dessen laxen Salut in keiner Weise. Der eine Mensch hatte einen Salut angedeutet, der andere offenbar fast automatisch Haltung angenommen und nannte ihn immer noch Sir. Dabei trug Trou nichtmal Uniform oder irgendwelche Abzeichen. Menschen waren schon seltsame Wesen. Beide Verhaltensweisen waren zwar nur halbgar (was immerhin ein Anfang zu sein schien) und so war das halbgare Verhalten als solches weniger ein Grund zur Kenntnisnahme als vielmehr der Umstand, dass es überhaupt passierte. Die runden Augen von Trou schienen sich unabhängig voneinander zu bewegen und jeweils einen der beiden zu betrachten.
„Menschen lieben ihre Formalitäten, was?“, gluckste er erheitert, bevor er auch den Rest des Brotes in seinem Mund versenkte. Es schien gerade irgendwie nicht zu überraschen, dass das Imperium so eine Anziehungswirkung auf die menschliche Spezies hatte. Da war alles so schön formal und hierarchisch. Sein verschmitztes Grinsen kehrte kurz in sein Gesicht zurück. Ein Teil von Trou hatte Lust daran, den Para-Militär vor sich ein bisschen damit zu quälen, aber am Ende setzte sich der ermüdete Teil von ihm durch, der eigentlich nur rasch ein Sandwich holen und dann am besten zur Erfrischung ins Aquarium wollte. Daher wandte er seinen Blick zurück auf den Arzt, um dessen Frage nach dem Schiff zu beantworten.
„Schätze, wir haben noch Glück gehabt, was aber nicht viel heißt. Wir hängen momentan ohne Kontakt nach draußen mitten im Nirgendwo und checken gerade, was wir aus den Triebwerken noch rausholen können. Mal sehen, die Technikerteams arbeiten rund um die Uhr. Zumindest haben wir für ein paar Monate Vorräte von der Republik gelagert, das macht mir also erst einmal keine Sorgen. Ich werd Kvilsh später aber noch mit der Rationierung beauftragen, damit die Sachen notfalls auch länger halten. Momentan also kein Grund zur Panik.“
Die Kugelaugen des Mon Calamari wandten sich erneut dem Senzo-Menschen zu, der vermutlich über die Aussage, dass es Panik an Bord eines militärischen Schiffes geben könnte, irritiert sein würde. Bei gedrillten Soldaten, die auf solche oder ähnliche Extremsituationen eingestellt waren und dafür ausgebildet wurden, wäre das wahrscheinlich kein großes Problem. Daher hob Trou erklärend eine Flosse in Richtung des Senzo-Menschen.
„Sehen Sie, wir haben hier alle möglichen Leute und sind ein freies Zivilschiff, das für die Republik fliegt. Bin selbst auch kein Militär. Will auch keiner werden. Beim Ozean, bevor das ein Militärschiff wird, müssen die mich abknallen. Es klappt aber auch alles so ganz gut. Wir haben hier eigentlich eine ziemlich…“
Er stoppte kurz, schnupperte einen Moment lang, als ihm ein beißender Geruch in die Nase strömte. Plötzlich quatschte irgendjemand ihn auch ungefragt von der Seite an, so dass er während seiner Worte kurz dort herüber blickte. Zabine Drayce, eine der Pilotinnen der Jägereskorte, stand auf einmal annähernd bei ihm und lallte irgendeine Erklärung bereits in vorauseilendem Gehorsam in seine Richtung, nachdem ihr bewusst war, in welch blöder Position sie sich gerade befand.
„…verantwortungsbewusste…“, fuhr Trou blinzelnd fort, während die Frau anfing, ziellos in einer Tasche herumzufingern und dabei wohl Glück hatte, diese überhaupt koordiniert treffen zu können.
„… und vernünftige…“
Sie fing dann noch an, irgendetwas von einem Hydrospanner daherzuplaudern und dabei wohl zu übersehen, dass sich in einer Hand eine angetrunkene Pulle befand. Es gab nichts, was man hierzu hätte irgendwie antworten können, daher fuhr Trou einfacher langsam weiter fort.
„… und unkomplizierte Besatzung.“
Trous Kiefer schob sich ein Stück nach vorne und versuchte zu verhindern, dass seine Augen rollten, was ihm auch erstaunlich gut gelang.
„Mhm“, machte der Captain bestätigend und blickte die anderen beiden kurz nacheinander an, als wäre nichts passiert. Anstelle nichts passieren zu lassen und es bei ihrer kruden Räuberpistole einer Geschichte zu belassen, faselte die schwankende Frau allerdings weiter vor sich hin und begann, die beiden Menschen anzupöbeln. Ein unterdrücktes Stöhnen später fasste er sich mit einer Flosse an den Kopf. Dann aber legte er der Pilotin die andere auf die Schulter und schob sie leicht, aber doch beständig von den beiden Menschen fort in Richtung eines nahen, leeren Tisches mit Stuhl – wozu es bei dem Zustand der Frau nicht allzu viel Kraftaufwand benötigte, weil sie vermutlich schon mit einem kleinen Schubser sonst schon das Gleichgewicht verloren hätte. Bevor er die Frau aber in Richtung des Stuhls bugsieren konnte, damit diese keinen Schaden anrichtete und am besten dort einpennte, blieb er aber noch einmal stehen, als er sich wieder an etwas aus den zusammengetragenen Daten erinnerte – nämlich als er für das Ausschicken der Jägereskorte zur Erkundung wissen wollte, welche Piloten dafür gerade überhaupt einsatzbereit waren.
„Augenblick, die ist doch bei euch auf der Krankenstation“, stellte er dann fest und die Augen verengten sich ein Stück weiter. Seine freie Flosse hob die Flasche in der Hand der Frau an und betrachtete das ihm unbekannte Gebräu.
„Schenkt ihr da etwa Zeug aus?“, blinzelte er irritiert. Womöglich war es doch Zeit, die Medi-Station irgendwann einmal aufzusuchen. Bei Kopfverletzungen sollte schließlich immer jemand schauen, ob wirklich alles in Ordnung war, hatte er gehört.
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