#7
Auch wenn Cracken ihm und Tycho angeboten hatte sich zu setzen, blieb Wedge stehen. Aber er war nicht nur einfach stehen geblieben, sondern er hatte sogar durchaus ein wenig Haltung angenommen. Es war gar nicht so einfach sich das alles anzuhören und den Impuls etwas zu sagen herunter zu schlucken, aber es war etwas, von dem er wusste, dass er es tun musste. Dass er keine andere Wahl hatte, wenn er nicht wollte, dass alles umsonst war. Also hörte er sich den Anpfiff durch Cracken, auch wenn er durchaus gut gemeint war, äußerlich vollkommen ruhig an. Es machte beinahe den Anschein, als würde alles einfach so an ihm anprallen, aber das tat es nicht. Er hörte aufmerksam zu und ließ sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen.

„Sir, seit ich damals der Rebellion beigetreten bin, war ich ziemlich viel unterwegs und hatte so einiges zu tun“, sprach Wedge mit ruhiger Stimme, den Blick auf Cracken gerichtet. „Das hat sich seit unserem Sieg über Endor nicht geändert. Aber es ist genau das, wofür ich mich gemeldet habe. Ich wusste worauf ich mich einlassen würde.“ Ihm war damals schon klar gewesen, dass es mit einem einzigen großen Sieg über das Imperium nicht getan sein würde. Dass es selbst nach einem entscheidenden Sieg noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern würde, ehe die Galaxis das sein würde, was man sich als Ziel gesetzt hatte und dass noch über Monate hinweg ein Kampf auf den anderen folgen würde. Manch einer hatte sich als Veteran zur Ruhe gesetzt, aber ihm war das in keinster Weise in den Sinn gekommen. Ein Krieg war nicht gleich gewonnen nur weil man einen großen und entscheidenden Sieg nach Hause gebracht hatte. Noch immer gab es da draußen abermillionen Lebensformen, die unter den Resten des Imperiums zu leiden hatten, Unrecht was darauf wartete beendet zu werden oder auch Personen, die für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden mussten. Es gab noch so vieles zu tun und er würde erst in Ruhe schlafen können, wenn die Liste deutlich kürzer geworden war.

„Ich gebe zu, dass ich mit meinem Verdacht über das Ziel hinaus geschossen bin“, sprach Wedge weiter. „Mir ist einfach entgangen, wie aus einem Kommando, mit überschaubaren Personen in relevanten Positionen, eine undurchschaubarer und aufgeblähter Staatsapparat geworden ist. Ich habe es auch zugegeben nicht sonderlich verfolgt, denn wie ich über Bürokratie und Politiker denke – Nun, lassen wir diese Angelegenheit lieber ruhen.“ Wedge fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und überlegte wie er seine nächsten Worte am besten wählte. „Ja, ich habe einen Verdacht auf einer falschen Grundlage geäußert, aber dennoch ändert dies nichts an meiner Meinung, dass meine Staffel das Ziel dieses Set-Ups war. Davon bin ich weiterhin fest überzeugt.“

Wedge verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und straffte seine Schultern. „Ich muss denke ich nicht erwähnen, dass ich kein Bilderbuchpilot bin der brav nach dem Regelbuch spielt, sondern der eher dazu neigt dieses nach eigenem Ermessen zu interpretieren“, sagte Wedge und leichtes Grinsen zuckte an seinen Mundwinkel. „Und ich weiß, dass es so einige Personen in höheren Rängen gibt, die mein Handeln nicht Gut heißen und mich als Gefahr für die militärische Ordnung ansehen. Mir ist bewusst, dass ich nur noch nicht vor einem Kriegsgericht gelandet bin, weil es Personen gibt die meinem Urteil vertrauen. Weil sie wissen, dass ich bisher noch nie zum Nachteil der Rebellion oder Neuen Republik gehandelt habe und sich darauf verlassen, dass es auch weiterhin so ist.“ Selbstverständlich hatte er keinerlei Beweise für die Behauptung die er gerade anstellte, aber für ihn gab es einfach keine andere Lösung als die, die er hier gerade präsentiert hatte. Er war einfach zu oft mit einem blauen Auge davon gekommen, um es noch als Glück bezeichnen zu können.

„Ich bin Commander einer Staffel und meine Aufgabe ist es nicht alleine nur ihnen in einer Schlacht zu sagen was sie tun sollen, sondern meine Aufgabe ist es sie am Leben zu halten. Sie heil wieder nach Hause zu bringen. Eine Aufgabe die mir persönlich besonders wichtig ist“, kam es über Wedges Lippen, dessen Blick sich für einen kurzen Moment trübte, als er sich all der Piloten erinnerte, bei denen es ihm nicht gelungen war. „Aber um dazu in der Lage zu sein muss ich auf meine Intuition hören, mein Bauchgefühl. Jede Schlacht ist anderes und keine von ihnen verläuft wie geplant. Es gibt kein Handbuch das einem sagt wie man eine Schlacht zu führen hat. Das einzige was einem dort draußen zur Verfügung steht ist die eigene Erfahrung und die eigenen Instinkte. Sie sind das einzige auf das man sich verlassen kann und genau das tue ich. Ich habe gelernt auf meinen Bauch zu hören und bisher hat er mich nie im Stich gelassen.“ Im Gegenteil. Er hatte aufgehört zu zählen wie oft ihm sein Bauchgefühl schon das Leben gerettet hatte und nicht nur ihm. Es war ein Gefühl, das er nicht kontrollieren konnte und das er oftmals auch gar nicht nachvollziehen konnte. Er wusste nur, dass es das Beste für alle war, wenn er dem Gefühl folgte und danach handelte, vollkommen gleich wie der Plan gelautet hatte.

„Und mein Instinkt sagt mir einfach, dass wir das Ziel auf Velmor waren“, führte Wedge seine Ausführung fort. „Ich weiß, dass ich viel von ihnen verlange, indem ich von ihnen erwarte, dass sie mir aufgrund meines Gefühls glauben. Ich weiß, dass es schwer ist einer Anschuldigung Glauben zu schenken, wenn ihr jegliche Beweise fehlen. Aber es steht nicht in meiner Macht ihnen Beweise vorlegen zu können. Ich kann ihnen nicht mehr bieten, als meinen Instinkt und meine Erfahrung.“ Wedge atmete tief durch. „Ich weiß was mir droht wenn diese Angelegenheit diese 4 Wände verlässt und dass es dann niemand mehr gibt der schützend seine Hand über mich halten kann“, sprach er dann nach einem Moment der Ruhe weiter. „Aber ich wäre dieses Risiko nicht eingegangen, wenn ich nicht absolut davon überzeugt wäre, dass mein Verdacht den Tatsachen entspricht. Der Informant, Velmor – Es war nichts anderes als eine Falle und sollte nicht mehr dienen, als uns vom Spielfeld zu nehmen.“ Mehr konnte er dazu einfach nicht sagen. Er wüsste nicht einmal, wie er es sonst noch erklären sollte. Er hatte einfach keine Beweise die er auf den Tisch legen konnte und welche die Sache klarer werden ließ. Das einzige was er anbieten konnte war seine Erfahrung und wenn die nicht ausreichte, dann musste er sich damit abfinden.

„Es stimmt, dass mich Lukes Ausscheiden aus der Staffel persönlich getroffen hat“, sprach Wedge nach mehreren Minuten Schweigen weiter. „Kein Commander lässt gerne seinen besten Piloten ziehen und niemand lässt einen Freund einfach so gehen. Aber gerade weil wir Freunde sind habe ich es tun können. Luke hat sich für einen anderen Weg entschieden, aber jeder muss das tun, was er zu tun hat. Es wäre falsch gewesen ihn nicht gehen zu lassen, aber ich werde immer zur Stelle sein um ihm zu helfen, wenn er Hilfe braucht. Ich habe nicht vergessen was er für mich getan hat, was er für die Piloten in der Staffel getan hat. Wir alle haben ihm nicht nur ein Leben zu verdanken.“ Wedge senkte leicht seinen Kopf und Bilder vergangener Tage tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Yavin, Hoth, die Feier auf Endor. Sie hatten so vieles zusammen durchgemacht und er würde jederzeit Luke sein Leben anvertrauen. „Ist es wirklich so verwunderlich, dass ich jemanden in Schutz nehme, der mich bisher nicht ein einziges Mal im Leben enttäuscht hat? Auf den ich mich blind verlassen kann, weil ich genau weiß, dass ihm nichts wichtiger ist, als das Leben Unschuldiger zu schützen? Dass er nichts mehr verfolgt, als eine friedvolle Galaxis? Den man hin und wieder daran erinnern muss, dass er auch mal an sich denken soll und nicht immer an alle anderen? Jemand, der die Werte, die wir damals während der Rebellion verfolgt haben, nicht nur hoch hält, sondern sie vorlebt?“, kam es von Wedge der den Kopf wieder erhoben hatte. „Sie irren sich Sir, wenn sie vermuten, dass ich zwanghaft versuche etwas zu finden, um Luke zu schützen. Dazu ist er selbst in der Lage. Ich hätte nicht anders reagiert, wären sie oder Admiral Ackbar diejenigen gewesen, denen nach allem was sie für die Neue Republik getan haben, ein derartiges Misstrauen entgegen schlägt. Fragen sie sich selbst Sir – Was wäre Vertrauen denn noch wert, wenn ein einziger Vorfall ausreicht, um es schwinden zu lassen? Wo wäre da noch der Sinn Vertrauen aufzubauen? Wenn wir einander nicht mehr vertrauen können ist das alles, aber kein stabiles Fundament auf dem man etwas aufbauen sollte.“ Wedge war niemand der schnell Vertrauen fasste und niemand der leichtfertig Vertrauen verschenkte. Vertrauen war etwas für ihn, dass man sich verdienen musste. Nur weil ihm jemand das Leben rettete, war das noch lange kein Grund für Wedge dieser Person auch zu vertrauen. Aber es gab einige Personen, die sich sein Vertrauen über lange Zeit hinweg verdient hatten und für einen jeden würde er sich ohne zu Zögern ins Kreuzfeuer begeben. Für die er bereit war alles zu opfern. Was für ein Mensch wäre man, wenn man sein Leben für Fremde riskierte, aber nicht für Personen denen man vertraute? Waren es nicht sie, die am Ende des Tages für einen da waren? Die das Licht und das Lachen zurück brachten, wenn die Tage dunkel und das Gemüt schwer wurde? Manch einer würde ihn als Idealist sehen, aber Wedge hatte eben seine ganz eigenen Vorstellungen wie er sein Leben leben wollte.

„Ich vermute zu wissen was sie denken“, meinte Wedge und fokussierte seinen Blick wieder auf General Cracken. „Sie spielen mit dem Gedanken mich in den Urlaub zu schicken nicht wahr?“ Ein müdes Lächeln schlich sich auf Wedges Lippen. Es war nicht so, dass er nicht hin und wieder darüber nachgedacht hätte, wie schön es sein könnte, einfach für ein paar Tage abzuschalten und nicht über den Krieg nachdenken zu müssen. Aber er kannte sich und wusste genau, dass es nicht funktionieren würde. Er würde darüber nachdenken und wohl noch mehr, als er es im aktiven Dienst schon tat. Im Dienst hatte er zumindest den Vorteil der Ablenkung, sofern man eine Schlacht als Ablenkung bezeichnen sollte. Aber sie half ihm seine Gedanken zu kontrollieren, indem er etwas hatte, auf das er sich konzentrieren konnte. Etwas, das ihm bei einem Urlaub nicht zur Verfügung stand.

„Vermuten, dass mein ungezügeltes Wesen oder mein für sie irrationales Handeln eine Folge von Stress sind“, sprach Wedge weiter. „Lassen sie sich von mir versichern, dass sie sich in diesem Punkt irren. Ja, die letzten Wochen und Monate waren hart und ich habe viele Piloten in dieser Zeit verloren. Gute Piloten, die aber noch nicht reif waren für einen Dienst in meiner Staffel. Kein Commander führt gerne Piloten in eine Schlacht, von denen er weiß, dass sie noch nicht soweit sind. Ich bin ihr Commander und ihr Leben ist meine Verantwortung. Es mag Commander geben die das anders sehen, denen das Leben ihrer Piloten nicht viel bedeutet. Die der Ansicht sind, dass es das eigene Versagen der Piloten war, wenn sie es nicht heil zurück schaffen. Aber nicht ich. Wenn sie es nicht zurück schaffen, dann hat nur einer versagt – Ich. Sind sie wirklich der Ansicht, dass ich irgendwo sitzen und entspannen kann, während Piloten meiner Staffel in einer Schlacht ihr Leben lassen?“ Wedge sah General Cracken an und schüttelte langsam den Kopf. Es war ein Ding der Unmöglichkeit. „Mein Platz ist an ihrer Seite, denn nur wenn ich bei ihnen bin, habe ich eine Chance meiner Pflicht ihnen gegenüber nachzukommen. Wenn sie mir diese Chance nehmen, dann…“ Wedge ließ das Ende des Satzes offen, denn alle Anwesenden hier konnten sich auch so denken wie der Satz geendet hätte. Er würde nicht nur verrückt werden, sondern er würde daran zerbrechen und der Tod wäre allemal besser, als mit dem Wissen zu leben nichts dagewesen zu sein, als man ihn gebraucht hatte. So wie Luke, hatte auch er einen Weg beschritten. Einen, auf dem man nicht einfach mal so Halt machen konnte. Man hatte nur die Wahl ihn konsequent zu Ende zu gehen.

„Wenn sie meinem Gefühlszustand wirklich etwas Gutes tun wollen“, sprach Wedge vorsichtig, nicht genau wissend, ob das jetzt wirklich der beste Zeitpunkt war um diese Angelegenheit anzusprechen. Aber das Thema war angeschnitten, also warum nicht den Moment nutzen. Schlimmer konnte dieser Tag so oder so nicht werden. „Dann sorgen sie dafür, dass ich mehr Mitsprachrecht erhalte, was die Zuweisung der Piloten in meine Staffel angeht. Geben sie mir die Möglichkeit sie ordentlich zu trainieren. Überlassen sie mir die endgültige Entscheidung.“ Er wusste am Besten was auf die Piloten in seiner Staffel zukam. Er konnte am besten einschätzen, ob sie geeignet waren oder nicht. Ob eine Staffel erfolgreich war oder nicht, hing nicht alleine davon ab wie gut die einzelnen Piloten waren, sondern wie gut sie als Team funktionierten. Man musste einander kennenlernen, einander vertrauen und das war nichts was man sich in einem Flugsimulator aneignen konnte. Es war nichts, was von einem Tag auf den anderen kam. Es war etwas, das sich mit der Zeit bildete und auch nur, wenn jeder die Stärken und Schwächen der anderen kannte. Man einander ausgleichen konnte. Je stärker die Bindung zwischen den einzelnen Piloten war, desto größer war ihre Überlebenschance.
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RE: Theed | Flottenhauptquartier - Ackbars Büro - von Wedge Antilles - 13.12.2020, 04:51