#7
Mytria glaubte tatsächlich, dass sie Seltano von dem Umstand abgelenkt hatte, das sie wirklich nicht zugehört hatte. Etwas, was ihr zutiefst peinlich gewesen wäre, wenn es aufgeflogen wäre. Die junge Frau war zufrieden, denn so konnte diese Mission weitergehen. Eine Mission, die ihr selbst inzwischen viel bedeutete, da sie beweisen konnte, dazu zu gehören. Mytria betrachtete Seltano aufmerksam, wollte sich nicht erneut ablenken lassen und versuchte gleichsam ihre rudimentären Fähigkeiten, die sie im Praxeum studiert hatte, zur Anwendung zu bringen. Eine Jedi zeigte Achtsamkeit, versuchte mit Hilfe der Macht, Regungen und Gefühle zu deuten, und den bestmöglichen Weg auszuwählen. Der jungen Jedi Schülerin gelang es nicht, die Gedanken und Eindrücke von Seltano zu deuten. Und doch geschah etwas. Ein Gefühl des Vertrauens beschlich sie, eine ferne Zuversicht machte sich bemerkbar und sie vergaß für einen Moment, weshalb sie wirklich hierher gekommen war. Es schien fast so, als ob Seltano eine eigene Aura umgab. Mytria war erstaunt darüber, dass sie diese Aura, wie einen Schimmer wahrnehmen konnte.

Plötzlich begann vieles auf dieser Welt zu funkeln, zu schimmern und zu erstrahlen. Die Jedi hatte dies noch nie gesehen. Wie Geister zeigten sich Auren, wanderten umher, und vergingen in einem Lichtkegel am Horizont. Mytria lächelte staunend, während sich ihre Augen weiteten, um die Eindrücke zu erfassen. War es Seltano, der dies ausgelöst hatte? Die Anwärterin nahm nicht an, dass es Seltano war, sondern die Macht selbst. Hatte nicht Meister Skywalker darüber berichtet, dass alle Lebewesen strahlend und mit Licht erfüllt waren? Mytria verstand nicht, was sich dort abspielte und warum diese Welt in diesem Schimmer lag, der zwischen einem hellen Blau und einem satten Weiß lag. Die Jedi staunte einfach, ließ den Moment auf sich wirken, während eine blau leuchtende Gestalt aus dem Nichts erschien, auf die beiden zuging und mit einer Bewegung einen Gruß zum Ausdruck brachte.

“Seltano,” sagte Mytria leise, in der Hoffnung, dass dieser den blauen Geist auch sehen konnte. Doch der Geist war nur Mytria erschienen, unsichtbar für andere, wollte er sich nur der Jedi zeigen. Die Schemen wurden immer deutlicher und das Licht gab inzwischen Konturen frei. Es war eine mysteriöse Gestalt in einer Robe, die ihre Kapuze über ihr Haupt gezogen hatte. “Ich sehe etwas!” Mytria streckte ihre Hand nach dem Geist aus, der inzwischen direkt hinter Seltano stand. “Es ist bei dir…,” erklärte sie und trat, wie hypnotisiert, an Seltano vorbei, um dem Geist zu folgen. Dieser bewegte sich fast schwebend über den Boden und verschwand über einem alten Weg, der fort von der Grabungsstelle führte. Mytria rang mit ihrem Verstand, denn diese Erfahrung war nicht weltlich. Urplötzlich, so plötzlich, wie die Erscheinungen und das Schimmern gekommen war, war es auch wieder verschwunden. “Ich glaube nicht, dass wir uns diese Konstruktion anschauen sollten. Noch nicht. Ich fühle, dass wir diesen Pfad gehen sollten,” sagte sie überzeugt davon, dass ihre Wahrnehmung sie nicht getäuscht hatte. Saanza und Meister Luke hatten sie gewarnt, dass sich die Macht einem jedem anders offenbaren würde und meistens unerwartet. Sie deutete in die Richtung des verschwundenen Geistes. “Dorthin,” legte sie fest und das Staunen lag noch immer in ihren Augen.

Auron hob skeptisch eine Augenbraue, nachdem Mytria von der geisterhaften Erscheinung berichtet hatte. Natürlich hatte er sich überrascht umgesehen, versucht, selbst irgendetwas zu erkennen, war aber gescheitert. Der Abenteurer schüttelte ungläubig seinen Kopf. Ihre Art wurde von Sekunde zu Sekunde befremdlicher. Zuerst wirkte sie nur ein wenig verpeilt, was nach einem langen Flug und der Landung auf einer unbekannten Welt schon einmal passieren konnte. Aber das? Waren Jedi in der Lage Geister zu sehen? Seltano kratzte sich am Kopf. „Ich habe... nichts gesehen“, erklärte er mit fragendem Blick und sprach jedes der Worte ganz langsam aus. „Wissen Sie, das wirkt auf mich etwas... Seltsam“, offenbarte er schließlich Teile seiner aktuellen Gefühlslage und blickte nachdenklich in die Richtung, die Mytria als Ziel auserkoren hatte. „Meine Scanner haben dort drüben auch keine Anomalien festgestellt“, fügte er seufzend hinzu und musterte die junge Jedi einen Augenblick lang.

Mytria schüttelte kurz ihr Haupt, um wieder in die reale Welt zurückzufinden. Mit einem Prusten sortierte sie ihre Haare aus dem Gesicht fort. Noch war sie nicht ganz hier, wollte diese Erfahrung wiederholen, denn dieses Licht und dieser merkwürdige Zauber waren etwas völlig Neues für sie. Die Macht zeigte sich ihr erneut; mal wieder völlig unerwartet aber sie zeigte sich ihr. Mytria war dankbar und gleichzeitig neugierig, so dass sie Seltano nicht ganz verstehen wollte. Zwar deutete sie seine Reaktion richtig, dass er skeptisch war aber die Frau wollte es schlicht ignorieren, wie auch sein Kopfschütteln. Die Macht war überaus lebendig an diesem Ort. “Nein!” - rief sie lachend, fast feixend, als sie bereits einen kleinen Sprung auf den verlassenen Pfad machte. “Natürlich haben Sie das nicht,” sagte Mytria und machte eine einladende Geste. “Die Macht wirkt auf viele seltsam, die nicht glauben,” tat sie wissend und blieb dann am Anfang des Weges stehen. “Ich fühle, dass dort etwas ist, was auch für Sie bestimmt ist,” meinte sie. In der Tat ahnte sie, dass beide dort etwas finden würden, was für sie von Bedeutung war. “Vergessen Sie ihre technischen Geräte. Die Macht zeigt sich uns,” forderte sie vehement.

„Die Macht“, wiederholte Auron und atmete tief und ruhig aus. Er hatte im Laufe seines Lebens die ein oder andere Geschichte über sie gelesen. Letztlich war es höchst umstritten, ob sie wirklich existierte. Doch wenn es die Jedi gab – was bis vor etwa einem Jahr noch von vielen Lebewesen abgestritten worden wäre – dann musste es folglich auch die Macht geben. Oder nicht? Legenden über Lichtschwerter und diese seltsame paraphysikalische Kraft gab es jedenfalls zuhauf und somit dürfte zumindest ein Funken Wahrheit hinter all dem stecken. „In Ordnung“, befand der Abenteurer schließlich und begann mehrere Male zu nicken. Es wirkte, als hätte er noch damit zu tun, sich selbst zu überzeugen. „Ich vergesse meine technischen Geräte und lasse Ihnen heute die Wahl der Route“, fügte er an. Auron nahm daraufhin seinen Rucksack, den er vorhin abgelegt hatte zu sich und legte ihn um seine rechte Schulter. „Aber dafür erzählen Sie mir auf den Weg – wohin auch immer wir gehen – etwas über die Macht und die Jedi. Ich will nicht aufdringlich sein, doch der Gedanke daran Geister zu sehen wirkt auf mich ein klein wenig... abwegig.“

Mytria nickte vertrauensvoll. Sie musste tief in sich gehen, um an die Worte der Meister und Ausbilder zu denken, die ihr noch wenigen Monaten erst die Macht erklärt hatten; zumindest den Versuch unternommen hatten. Die junge Anwärterin versuchte die Worte fast eins zu eins wieder zu geben, damit sie nicht erneut einer Peinlichkeit aufsaß. Auch wollte sie gefasst, selbstsicher und wissend wirken. “Die Macht ist ein Energiefeld, was alle Lebewesen erzeugen. Es ist für sich ein Mysterium, welches die Jedi zu verstehen suchen, um allen Lebewesen der Galaxis zu helfen,” fasste sie unbeholfen viele Lehren zusammen und ärgerte sich dann selbst darüber, so dass sie schnell weitere Fragmente anfügte: “Dieses Energiefeld durchdringt und umgibt alles. Es hält die Galaxis zusammen. Manche sagen sogar, dass es das Schicksal der Galaxis lenkt. Wir Jedi glauben, dass das Universum eine Schöpfung der Macht ist und durch bedingtes Entstehen geformt ist. Alles ist, weil jenes ist.” Mytria war ein wenig Stolz auf sich, dass sie wirklich viele Lehrinhalte nicht vergessen hatte. Die Prüfung konnte kommen und die Schülerin des Jedi Weges, war sich recht sicher zu bestehen. Beide traten über den Pfad, welcher zu einem verrotteten Hain mit einer merkwürdigen Steinplatte im Boden führte. Die Steinplatte trug das Symbol des alten Jedi Ordens und schien seit Jahrtausenden hier zu liegen. In alten Schriftzeichen war etwas im Kreis um sie laufend geschrieben. Doch noch waren sie einige Schritte davon entfernt. Mytria ganz aufgeregt über die Jedi zu berichten, redete aufgeschlossen und freudig weiter: “Die Macht ist unser aller Schicksal, wie wir auch das Schicksal der Macht sind. Alles bedingt sich im Universum und jene Kräfte fließen, wie in einem Ozean zusammen, aus abermilliarden Zuflüssen. Jeder Stern, der über uns brennt, brennt nicht nur durch die Macht, sondern dadurch, dass es Leben gibt. Wir Jedi glauben, dass das Licht alles erfüllt und wenn dieses gesehen und erkannt wird, die Galaxis ein Besserer Ort wird.” Zwar hatte sie nicht alles korrekt wiedergegeben aber Mytria konnte wahrlich stolz auf sich sein, denn in diesem Augenblick hatte sie mehr erschlossen als in jeder Meditation bisher. Z17 folgte in einigem Abstand, war aber an seinem motorischen Schrittgeräuschen zu erkennen, die gut hörbar waren.
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Irkalla - von Protokolldroide - 12.01.2020, 02:40
RE: Irkalla - von Auron Seltano - 12.01.2020, 20:30
RE: Irkalla - von Mytria Shanlo - 12.01.2020, 23:20
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RE: Irkalla - von Nashira Kilvaari - 26.10.2020, 01:58
RE: Irkalla - von Nashira Kilvaari - 13.12.2020, 05:51