#1

Großer Platz

[Bild: latest?cb=20141103101206]
Offline
Zitieren
 
#2
Trommeln. Immer wieder Trommeln, die mit ihrem dumpfen Klang eine Person ankündigten, welche in wenigen Atemzügen auf den Balkon über dem Platz treten würde. Der Rythmus war mitreißen, stampfend und kriegerisch. Hunderttausende von Soldaten waren angetreten. Darunter viele Flottenoffiziere, die nur auf einen Mann warteten. Ihr Blick war fest auf den Balkon gerichtet, der von riesigen imperialen Bannern eskortiert wurde. Die Banner in stolzer Farbe wehten prächtig im kalten Wind der maschinellen Städte. Der Rythmus vermummte sich und fand Zugang zu den Herzen der Anwesenden. Musik und Herzschlag wurden eins, während diese Zeremonie ihren Höhepunkt fand. Die riesigen Flügeltüren des Balkons öffneten sich und eine Gestalt in schwarzer Robe machte sich in bedächtigen Schritten auf. Schritt um Schritt näherte sie sich dem Rande, blieb vor dem Geländer stehen und breitete ehrfürchtig in weiter Pose seine Arme aus. Die Trommeln stoppten abrupt, gaben der Stille Raum und die Präsenzwirkung dieser imperialen Machtfigur entfaltete. Zwei Ehrengardisten traten, wie rote Geister, hinter den Mann, um ihre wartenden Pflicht genüge zu tun. Darth Vesperum blickte herab, ließ die Stille auch auf sich wirken. Er suchte nach Worten, doch längst gehörten ihm die Herzen der von Jugend an zu diesem Krieg erzogenen Seelen. Aufgereiht vor ihm stand eine gesamte Führungsmannschaft einer Flotte, die er entsenden würde, um diesen Krieg auf die nächste Stufe zu heben. Krieg; ein Wort, welches Vesperum ein böses Lächeln entlockte, welches kaum merklich über seine toten Lippen wanderte. Vesperum war hier und suchte mehr Krieg für diejenigen Opfer, die sich bereitwillig im Rythmus ihrer Herzen zur Schlachtbank führen ließen. Der Imperator gab sich für eine Sekunde dieser genügsamen Arroganz hin, alles beherrschen zu können und genoss den Anblick dieser Truppen, die ihre Augen allein auf ihn richteten. Er war alles und im Zentrum dieser verachteten Ideologie. Mehrere Hunderte Tie-Jäger schwenkten über dem Palast ein und bildeten ein schwarzes Himmelskorsett über dem Horizont, gaben der Allmacht Platz am Himmel und Vesperum ließ seine Augen zum Himmel wandern. Das Imperium lebte im blutigen Hunger. Das Imperium war bereit zu kämpfen. Er war hier und er würde mit seinen Worten jenen Kampf befeuern. Die Pose brach ein und die Arme fielen wieder zur schwarzen Säuloe herab. Der Kopf sank ehrfürchtig, bevor der Imperator die Worte seiner Rede offenbarte, wie ein unheiliges Kapitel eines bösen Buches, welches man vergessen wollte.

"Ihr seid meine Kinder," rief er, durch installierte Audioverstärker bestärkt, in die Menge, der verharrenden Kämpfer. Ihre Uniformen wirkten, wie Leichenmäntel in Schwarz und Grau. "Söhne und Töchter eines wahren Imperiums," hämmerte er seine Worte hinaus und ließ keinen Platz für andere Gedanken. "Ich stehe hier als euer Imperator, Vater einer Nation von gleichen und bestrebten Bürgern, die ein Ziel haben. Unser Ziel ist die Errettung einer Idee, einer Zukunft für uns alle," sagte der Imperator und zeigte mit seiner Linken in einer wischenden Geste in die Menge, wobei seine Handfläche flach blieb. "Ihr alle seid mehr als bereit, standhaft zu sein, für unsere Sache, die gerechte Sache eines Imperiums, welches die Ewigkeit beansprucht," ließ er seinen Arm wieder senken und stützte sich ernstlich auf das Geländer, um seinen Kopf weiter zu strecken. "Die Rebellion möchte uns alles nehmen. Alles nehmen, was wir erreicht haben. Wir haben so vieles erträumt und möglich gemacht. Die Rebellion nennt sich nun Republik, doch der Name verheißt weiterhin Chaos und Schande für jedes Leben in dieser Galaxis. Ihr Friedensterrorismus, ihre Ansicht von falscher Hoffnung vergiftet uns alle mit Schande und zerstört den wahren Frieden von der imperialen Ordnung. Denn Ordnung ist Frieden," schrie er verächtlich hinab, wobei er einige Speicheltropfen regnen ließ. Seine Augen weiteten sich ins wahnhafte und seine klauenhaften Hände gruben sich in das Geländer. "Wir werden die sogenannte Republik ausmerzen, vernichten und nichts übrig lassen, damit unsere Kinder leben können, frei von ihrer Tyrannei," kreischte er boshaft hinaus und seine Worte hallten über den Platz. "Wir werden eine Zukunft haben. Wir werden eine Zukunft erleben, wenn ihr euren Auftrag erfüllt. Mit der Zeit werdet ihr Helden werden. Ihr allesamt, Helden des Imperiums," senkte er wieder seine Stimme, nachdem er Wahn abfiel.

"Tretet vor, Großadmiral Harrsk," rief er und wandte sich um, indem er sich vom Geländer erhob. Blitzer Harrsk trat durch die geöffnete Tür und trat somit auf den Balkon. Er trug die strahlend-weiße Uniform eines Großadmirals mit den breiten Epuletten aus Goldfäden. "Ich gebe diesem tapferen Mann, meinem Großadmiral den Auftrag, diese Perversion an Republik zu bestrafen. Ich gebe ihm den Auftrag, eine Strategie zu verfolgen, die uns alle befreien wird," erklärte der Imperator, während Blitzer Harrsk schwieg und sich in aufrechter Pose wartend verhielt. "Ich stelle euch alle in seine Dienste, damit ihr mit euren Schiffen, uns allen einen glorreichen Sieg schenkt. Eine wirklich blutige Strafe für die Republik," sagte Vesperum mit einem Geifer in seinen Augen, während er seine zernarbte Hand auf die Schulter des Großadmirals legte und diesen dezent vorschob. "Zu euren Schiffen. Die Flotte läuft aus. Zum Sieg," rief Blitzer Harrsk, selbst erfasst von diesem Triumph vor seinen Augen, blaffte die Worte begeistert hinaus. Der Imperator hingegen blickte still hinab, während die Menge in einen spontanen Jubel ausbrach. "Sieg! Sieg! Sieg!" - waren die Rufe der Soldaten, die erfasst waren von jenem gleichen Triumph, welcher ihren Verstand betäubte. Die Trommeln setzten wieder ein und Rythmus gab den Eifer vor. "Imperator Vesperum!" - erweiterten sich die Rufe, die inzwischen in einem sprachlichen Chaos verschwanden, da jeder seinem Eifer persönlich Ausdruck verlieh und jubelte. "Krieg der Rebellion!" Immer mehr Jubel, so dass sogar Schirmmützen in den Himmel flogen. Man war kriegsbereit und aufgeputscht. Noch kannten sie ihr Ziel nicht, doch Blitzer Harrsk hatten einen klaren aber noch geheimen Befehl: Terminus zu vernichten.
Offline
Zitieren
 
#3
Vesperum beobachtete still die tobende Menge, genoss deren Sturm und doch ließ ihn etwas Inne halten. Etwas, ihm Unbekanntes, ließ ihn verweilen, so dass seine Augen leer auf dem Platz lagen, der die tobende Menge trug. Es war merkwürdig, entrückend, und doch befreiend, dass etwas die Zeit zu verlangsamen schien. Die Ebenen überschlugen sich, sein Blick verwirrte und die Bilder wurden unklar, fast verschwommen. Und doch war dort etwas, was er klar sehen konnte. Eine Macht. Ein mächtiges Licht, unbestimmt in der Farbe aber strahlend, lag dort vor ihm, brach ein und zog in weiten Wellen Energie mit sich. Der Sith Lord verlor sich in seinen Gedanken. Er bewunderte diese Energie, dieses Licht und seine Wirkung, losgelöst und gar in astraler Vollkommenheit. Doch im gleichen Gedanken wusste er, dass dieses Licht ihm nicht zugänglich war. Es war hier. Den Grund für die Präsenz konnte er nur erahnen aber niemals wissen. Während sich sein Großadmiral feiern ließ, verstummten für ihn die Stimmen der Massen; gar Ruhe kehrte ein, während sein Verstand ganz auf die Entität fiel, die sich ihm zeigte. War es eine Warnung? Vesperum wollte sie berühren, doch zögerte ängstlich, als das Licht wuchs, immer weiter wuchs und seine Augen blendete. Er musste seine Augen zu schmalen Strichen schließen, um das Angesicht dieser Präsenz zu ertragen. War es ein Zeichen? Der dunkle Lord konnte es nicht verstehen, da dieses Licht ihm nichts Offenbarte, sondern nur versteckte. Es verbarg etwas, was ihm längst entrissen war. Es schien ihm so, als ob dieses Licht ihm anzeigte, dass etwas geschehen würde. Schicksalsmacht war dort vor ihm. Vesperum wurde wütend, gar zornig und sein Gesicht verfinsterte sich. Wie konnte diese Entität es wagen, sich ihm zu widersetzen, der längst unter den Sternen lebte! Doch sie leistete keinen Widerstand. Dieses Licht war ihm nur nicht erschlossen. Saanza hatte früher von einem hellen Licht gesprochen, andere Schriften hatten darüber berichtet aber die Sith hatten es stets als Illusion abgetan, die die wahre Größe der Macht verbarg.

Doch Vesperum sah das Licht klar vor sich. Ein Licht, welches auf seiner Haut brannte und ihm Schmerzen bereitete. Seine Adern kochten, wuchsen in ihrem schwarzen Ton und wollten sich erwehren. Der dunkle Lord wollte diese Macht, die ihn ohne Willen und Wollen bedrohte. Sie war ihm entzogen und dies war ein unhaltbarer Zustand für eine verdorbene Bestie. Der Sith musste seine Augen schließen, darauf hoffen, dass dieses Licht verschwand. Angst erfüllte ihn. Die dunkle Seite stand hinter ihm, gab ihm frostigen Schutz und Stütze. Es war die wohlige Kälte, die sein krankes Herz beruhigte. Es beruhigte ihn, dass das Licht erlosch; immer kleinen wurde und schließlich die Zeit freigab. Die Umgebung gewann an Geräuschen, an jenem Sturm, den er entfesseln wollte. Vesperum atmete erleichtert aus. Er fürchtete dieses Licht, das sich ihm gezeigt hatte. Es war Strafe und wundersame Erscheinung zugleich. Der dunkle Lord suchte nach einer Antwort aber konnte sich keine geben. Es war ein Fluch, so beschloss er. Es musste ein Fluch sein, der mit seinen Taten einherging. Seine finsteren Magien, die er beschworen hatte, um mehr zu sein als dieses sterbliche Gerippe. Alles hatte seinen Preis, da war sich der Lord sicher aber noch war er nicht bereit, diesen Preis zu bezahlen. Zu viel war noch möglich. Zu viel noch nicht getan, so dass dieses Licht ängstliche Heimsuchung für diesen Mann war, der sich anschickte, ein Gott werden zu wollen. Ihm sollte das Schicksal, die Macht selbst, dienen, für alle Zeit, bis er alle vor der Willkür des Lebens bewahren konnte. Darth Vesperum, der mächtige Narr, der verlaufene Suchende und der furchtsam Hoffende, wollte nicht ohne Sinn vergehen. Doch war längst Wahnsinn sein Name; ein wahnsinniger Irrsin war sein Unterfangen, die Sith zum Ursprung zu führen.

Er wandelte auf Pfaden, die längst verboten und verdammt waren. Diese Pfade einst in die Welten geschlagen, von den ersten Verdammten, den Verstoßenen einer alten Zeit, sollten niemals mehr begangen werden und doch riss Vesperum die Pforten weit auf. Er wollte diese Pfade betreten, um sich wenigstens Sinn zu geben. Selbst wann es wahnhafter Sinn war. Erlösung lag in der Handlung, im Moment und in der tatkräftigen Aktion, nicht in stiller Geduld. Die Sith lebten die Tat, vorallem die blutige und sehnsüchtige Handlung. Vesperum lebte die neuen Sith mit seiner Erscheinung, seiner Macht und seinem Verfall. Die alten Träume bebten in seinen Augen, die in ihrem dämonischen Glanz teuflisch funkelten. Er fürchtete etwas. Angst durchzog sich mit Terror und Hass. Dieser Sith war ganz auf jenem Pfade, der die dunkle Seite durchzog und ins Herz der Finsternis führte. Dort, wo er selbst im schwarzen Licht verbrennen würde, selbst gegen jeden Fluch, den er glaubte ertragen zu müssen. Vesperum nickte seinem vertrauten Großadmiral Harrsk zu und entfernte sich mit einer gekrümmten Bewegung durch das hinterliegende Portal. Es war nicht mehr seine Stunde, sondern die seines gierigen Feldherren, der Krieg in weite Teile der Galaxis bringen würde. Der Jubel endete nicht aber er musste für den Imperator enden. Heute verstand Vesperum sich selbst nicht mehr und was sich ihm gezeigt hatte. Unsicherheit ließ ihn in seine Meditationskammer flüchten. Dort würde es Antworten geben oder zumindest Sicherheit, verlogene Sicherheit im ewigen schwarzen Ozean.
Offline
Zitieren