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„Wenn ihr Bericht stimmt, woran ich allerdings - Dank ihres misslungenen Täuschungsmanöver - keinen Zweifel habe, dann besitzt dieser junge Mann ein bedenklichen Meinungsbild. Eines, für welches weder im Militär der Neuen Republik ein Platz ist, noch in der Flotte“, kam es nach einem Moment des Nachdenkens von General Madine. Sicherlich konnte er nicht mit Gewissheit sagen, ob Admiral Ackbar diese Sache ebenso sehen würde, aber im Augenblick jedoch hielt er es für eine realistische Möglichkeit. Niemand wollte Männer in den Reihen haben, auf die man sich nicht verlassen konnte, da sie einen anzweifelten.

Sobald er die leichte Regung in Wedge bemerkte, hob er leicht die Hand als Zeichen, dass er nicht fertig mit Reden war.
„Captain Antilles, sie haben offenbar mit so einem Ausgang gerechnet und versucht diesen zu verhindern, indem sie die Schuld alleine auf sich nehmen. Warum?“
Ja, es interessierte ihn wirklich warum Wedge bereit gewesen war ein Disziplinarverfahren in Kauf zu nehmen, nur um einen jungen Rekruten, welchen er nicht einmal kannte, vor einem Rauswurf zu bewahren.

„Sir, wenn er wegen diesem Vorfall aus dem Dienst entlassen wird, dann wird er den Grund nicht bei sich selbst suchen, sondern für ihn wird feststehen, dass ich dafür verantwortlich bin“, begann Wedge zu schildern welche Gedanken ihm durch den Kopf gegangen waren. „Etwas mit dem ich kein Problem hätte, würde es sich ausschließlich auf mich beziehen. Allerdings befürchte ich, dass sich sein Feindbild von mir auf die Neue Republik ausweiten wird, da er sich von ihr verraten und im Stich gelassen fühlt. Sir, wir haben genug Feinde in der Galaxis. Wir sollten sie nicht in unseren eigenen Reihen schaffen.“
Wedge hatte lange überlegt, ob so eine Reaktion für den jungen Mann realistisch war oder nicht. Ob er wirklich so weit gehen würde in der neuen Republik einen Gegner zu sehen. Er war am Ende nicht in der Lage gewesen eine solche Entwicklung vollständig auszuschließen und solange ein potentielles Risiko bestand, war er bereit gewesen dieses als gegeben zu behandeln.

„Hmmm“, murmelte Madine nachdenklich, während er sich Wedges Worte durch den Kopf gehen ließ. Was er sagte klang nicht abwegig und selbst sollte es nicht so weit kommen, dass der junge Mann die Neue Republik als Feind sah, machte es ihn dennoch deutlich empfänglicher für feindliche Propaganda.
„Nun, ich bezweifle jedoch, dass sich nur mit ernsten Gesprächen etwas an seinem Meinungsbild ändert.“
„Da stimme ich ihnen zu Sir.“
„Und so wie ich sie kenne, haben sie dieses Täuschungsmanöver sicherlich nicht geplant ohne einen Folgeplan im Sinn zu haben“, sprach Madine ruhig und mit einem gewissen Ernst in der Stimme, konnte aber ein kurzes Lächeln nicht ganz verhindern. Man hatte zusammen in der Rebellion gekämpft und so die Eigenarten des Anderen einzuschätzen gelernt.

Auch Wedge konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, auch wenn es ihn ein klein wenig beunruhigte so leicht einzuschätzen zu sein. Sicherlich stand vor ihm jemand mit dem er eine lange Geschichte teilte, aber das tat er mit so manchem Feind auch. Wenn Freunde ihn so gut einschätzen konnten, war dann auch der Feind dazu in der Lage? Eine Frage, die aber zu einem anderen Zeitpunkt ihre Antwort suchen sollte.
„Sie kennen mich zu gut General Madine“, antworte Wedge und nickte leicht mit dem Kopf. „Ich habe mir in der Tat etwas überlegt, allerdings hängt alles von Admiral Ackbars Entscheidung ab.“

„Ich verstehe“, meinte Madine und so wie Wedge nickte auch er leicht mit dem Kopf. „Nun, ich bin nicht Admiral Ackbar und kann daher in dieser Angelegenheit keine Entscheidung treffen, dennoch interessieren mich ihre Überlegungen.“
Ja, er konnte ihm in dieser Angelegenheit kein grünes Licht geben, aber er konnte, sollten sich Wedges Überlegungen in seinen Augen als sinnvoll und umsetzbar herausstellen, gewiss das eine oder andere gute Wort bei Admiral Ackbar einlegen. Ein Problem wie dieses, auf eine Art und Weise zu lösen welche am wenigsten Unruhe mit sich brachte, würde gewiss auf Ackbars Einverständnis stoßen.

„Der junge Mann erzählte, dass er und seine Freunde an Leistungen gemessen werden, welche meine Piloten und ich irgendwann einmal erbracht haben. Leistungen, die in seinen Augen nie stattgefunden haben und somit eine unfaire Bemessung vollzogen wird“, begann Wedge mit ruhiger Stimme an zu erklären und warf dem leitenden Vollzugsbeamten einen entschuldigenden Blick zu. Gewiss hatte er nicht damit gerechnet, dass aus seinem Büro auf einmal ein Planungszimmer werden könnte.
„Auch wenn Naboo ein schöner Planet ist und gewiss einiges zu bieten hat, so gehöre ich einfach in ein Cockpit. Ich habe erfahren, dass die Akademie erst kürzlich neue Simulatoren erhalten hat und was liegt da näher, als dem jungen Mann die Möglichkeit eines direkten Leistungsvergleich zu bieten?“
„Ich bezweifle, dass er dir freundlicher gesonnen sein wird, nachdem du ihn in einem direkten Vergleich eiskalt abserviert hast“, warf Cara ein und sah Wedge mit hochgezogenen Augenbrauen an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein.
Wedge lachte leise und auch ein wenig amüsiert auf.
„Ich habe nicht vor ihn eiskalt abzuservieren“, entgegnete Wedge und richtete seinen Blick auf Cara. „Ich werde einfach nur ein bisschen besser sein als er. Gerade gut genug um ihn bei seinem Ehrgeiz zu packen, aber nicht so gut um ihn zu blamieren. Noch verfügt er über Rückhalt bei seinen Freunden, wie wir beide erlebt haben, aber wenn dieser Rückhalt schwindet und er in einem direkten Vergleich mit Fakten konfrontiert wird, dann könnte das einen entscheidenden Einfluss auf seine Meinung haben.“
Sicherlich hatte Wedge keinerlei Sicherheit, dass dieses Vorhaben Früchte tragen würde. Er wusste nicht wie der junge Mann und seine Kameraden auf sein Auftauchen oder sein Angebot reagieren würden, aber er wollte es zumindest versuchen. Es kam ihm einfach nicht richtig vor einen jungen Mann aus dem Dienst zu entlassen, nur weil er vermutlich ein Mensch war, der nur das glaubte was er sah. Er wollte nicht mehr und nicht weniger, als dem jungen Mann eine Chance bieten.

„Überzeugung durch Demonstration“, murmelte General Madine, während er sich die Sache durch den Kopf gehen ließ. Er hatte keinerlei Informationen über den jungen Mann, aber über diese verfügte Admiral Ackbar mit Sicherheit. Er würde gewiss einschätzen können ob Wedges Vorhaben erfolgsversprechend war oder nicht, aber rein objektiv betrachtet war dieses Vorhaben keine schlechte Idee. Man konnte Rekruten etwas sagen und es ihnen so lange einbläuen bis sie es glaubten und keinerlei Zweifel mehr daran hatten, weil sie es immer und immer wieder gehört hatten oder aber man bewies es ihnen. Nicht jeder Rekrut war gleich und wo der eine alles glaubte, stellte ein anderer alles in Frage.

„So, ich glaube wir haben das Büro hier schon lang genug in Beschlag genommen und Admiral Ackbar wartet mit Sicherheit schon auf meinen Bericht. Sie erhalten die Erlaubnis weg zu treten“, kam es von General Madine, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg machte das Büro zu verlassen, an der Türe jedoch noch einmal stehen blieb. „Gunnery Sergeant Dune, um Nullvierhundert kommt ein Kommando aus den Lianormsümpfen von einer Übungsmission zurück. Sie werden sich um die Inventur und Instandhaltung der zurückgebrachten Ausrüstung kümmern.“
„Verstanden Sir“, antwortete Cara und drehte die Augen nach oben, was sie auch nur tun konnte, da sie ihm den Rücken zuwandte. Aber die Vorstellung sich um total verdreckter Ausrüstung zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie wieder tiptop in Ordnung kam, sorgte nicht gerade für Begeisterung. Andererseits jedoch war sie froh so glimpflich aus der ganzen Angelegenheit herausgekommen zu sein.
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RE: Theed | Büro Militärgefängnis - von Wedge Antilles - 08.04.2023, 23:55