#18
„Nun, wenn das so ist“, meinte Gavin mit einem verschmitzten Grinsen, nachdem ihm Ria offenbart hatte, dass sie ihn noch immer hassen würde und was er ihr in diesem Moment einfach absolut nicht abnahm. „Dann ist ja alles beim Alten.“ Ob das jetzt gut oder schlecht war, war einmal dahin gestellt, aber zumindest war es beruhigend genug in einer Situation zu sein, mit der man vertraut war. Doch als Ria dann auf einmal überraschend offen in ihren Worten wurde, senkte Gavin betreten den Blick zu Boden. Er war ein Arschloch und ein Idiot und er wusste es. Wusste es sogar sehr genau. Er war nie so wirklich fair ihr gegenüber gewesen, hatte sie auf eine gewisse Art und Weise benutzt und seine persönliche Freiheit über alles andere gestellt. Weder hatte er es verdient, dass sie nun hier war und bereit war ihm zu helfen und am allerwenigsten hatte er sie verdient. Im Laufe der Jahre hatte sich ein verdammt großes Schuldenkonto bei ihm angehäuft und bisher hatte er sich nie groß Gedanken darüber gemacht, wie er es jemals wieder tilgen sollte, denn es hatte nie einen Anlass dafür gegeben. Es hatte immer irgendwie funktioniert, aber nun wurde ihm klar, dass es so eben nicht mehr funktionieren würde. Nicht heute, nicht morgen und schon gar nicht in Zukunft.

„Mir wäre es lieber, du würdest es tun“, murmelte Gavin, dem klar war, dass damit sein Schuldenkonto bei ihr nur noch weiter anwuchs. „Verdient hätte ich es immerhin.“ Normalerweise war er immer derjenige gewesen, der nie einen Gefallen unbezahlt ließ und der immer versucht hatte, eine faire Basis bei allem zu bewahren. Doch bei Ria war das von Anfang an voll in die Hose gegangen. Er wusste selbst nicht einmal mehr warum es so war und wie es überhaupt dazu gekommen war. „Ich habe mich gemeldet gerade weil mir klar geworden ist, dass es nie fair von mir gewesen war immer wortlos zu verschwinden“, entgegnete er und versuchte in dem Raum hin und her zu gehen, was allerdings nur dazu führte, dass er sich den Kopf anschlug und mit einem dumpfen Grunzen wieder stehen blieb. „Wenn ich aber gewusst hätte, dass ich dich damit in die Sache reinziehe, dann – Brennende Sterne! Dann hätte ich darauf verzichtet, weil -“, Gavin brach den Satz ab und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand des Raumes sinken. „Weil ich nicht will, dass dir etwas passiert“, murmelte er dann den Satz zu Ende, den Blick stur auf den Boden gerichtet. „Ich kann mir vieles verzeihen, aber nicht das.“ Oh wie er es doch hasste über sich selbst zu sprechen und ganz besonders, was in ihm vorging. Nicht die Dinge, über die er normalerweise dachte oder wie er sich normalerweise fühlte, sondern eben all die Dinge, von denen er überzeugt war, dass sie niemanden etwas angingen. Nicht darüber zu sprechen hatte ihm immer dabei geholfen eine gewisse Distanz zwischen sich selbst und seiner Person zu wahren. Hatte ihm dabei geholfen gewisse Dinge zu tun, die er ohne diese Distanz nicht hätte tun können. Eine Distanz, die er vermutlich auch die ganze Zeit Ria gegenüber eingehalten hatte. Unbewusst, weil er es anders einfach gar nicht gewohnt gewesen war.

„Das bedeutet dann wohl, dass ich die Gelegenheit, wo du noch mit mir sprichst, ausnutzen sollte, denn ich werde es ihnen zurückgeben“, seufzte Gavin, denn das war die einzige Chance um irgendwie lebend aus der Sache raus zu kommen. „Wenn auch nicht ohne Gegenleistung, aber ich muss es ihnen zurückgeben, wenn ich nicht den Rest meines Lebens auf einem fünftklassigen Asteroiden im Outer Rim verbringen will.“ Die Chance auf ein normales Leben, wenn er dem Imperium nicht gab was es von ihm haben wollte, lag exakt bei 0. Allerdings würde die Chance auf ein normales Leben auch weiterhin bei 0 liegen, wenn er es ihnen einfach so zurückgab. Somit war die einzige Möglichkeit die Chancen zu erhöhen, die Rückgabe zu seinen Bedingungen. „Und auch wenn die Republik mich belogen und über den Tisch gezogen hat, mir diese Suppe überhaupt erst eingebrockt hat, wird sie nicht leer ausgehen“, sprach Gavin weiter und richtete seinen Blick auf Ria. „Das verbietet mir mein Eid in allen Angelegenheiten neutral zu sein.“ Ein Grinsen legte sich auf Gavins Lippen, ehe er die Schultern nach oben zog und wieder sinken ließ. „Und auch meine persönliche Einstellung“, fügte er dann noch hinzu.
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