#10
„Es wird dich überraschen mein Schatz“, entgegnete Gavin und sah Ria unvermindert mit direktem Blick an. „Aber dein Bruder wäre sogar bei dieser Sache einer Meinung mit mir und das nicht nur, weil er mich nicht ausstehen kann und froh wäre, wenn wir Zwei nie mehr etwas miteinander zu tun hätten.“ Rias Bruder hatte es ihm zwar nie direkt gesagt, aber ihm oft genug indirekt zu verstehen gegeben, was er von ihm hielt. Nicht, dass es ihn groß interessieren würde, was Aeryn von ihm dachte. Es war lediglich eine – vielleicht einmal – nützliche Information. „Und Jace und Tasha sind nicht meine Freunde. Sie sind meine Familie ! Und genau deswegen ist es meine Pflicht ihnen die Zeit zu verschaffen, die sie verdammt nochmal verdient haben. Und wenn der Preis meine Zeit ist, dann – Brennende Sterne! Dann ist es eben so.“ Es war sein Leben und nur er alleine hatte darüber zu entscheiden und auch nur er würde darüber entscheiden. Natürlich war ihm klar, dass diese Einstellung nicht bei allen auf große Gegenliebe stieß, aber es war ihm egal. Er wusste, dass Tasha und Jace jederzeit ihr Leben für ihn geben würden und dann war es doch wohl nur fair, wenn er es genau so hielt. Was für ein Freund oder Captain wäre er denn, wenn er seine Crew und Freunde bei dem ersten Anzeichen von Gefahr verriet um seine eigene Haut zu retten? Der in ihnen lediglich ein Mittel zum Zweck sah? Es gab schon genug Captains in den Weiten des Raums, welche in ihrer Crew lediglich entbehrliche Angestellte sahen. Er hatte sich schon vor langer Zeit geschworen, niemals zu so einem Captain zu werden und er hatte nicht vor ausgerechnet jetzt, wo es wirklich passieren konnte, den Schwanz einzuziehen und den Schwur vergessen.

„Verdammt Ria“, fluchte Gavin, der nicht mehr wusste, wie er sie überzeugen konnte, wenigstens dieses Mal auf ihn zu hören. „Es geht hier nicht darum, eine schwierige Zukunft oder eine gefährliche Zukunft zu haben, sondern darum, überhaupt eine zu haben!“ Gavin rollte mit den Augen, ging an Ria vorbei und ließ sich auf den Co-Pilotensitz sinken. Auf diese Weise konnte er zumindest seine Beine ausstrecken, denn auf Dauer war die gebückte Haltung in dem Cockpit einfach zu unbequem. Irgendwann sollte mal jemand die Höhe von derartigen Räumen so berechnen, dass nicht nur Kleinwüchsige aufrecht stehen konnten, sondern auch Männer wie er und auch Wookies. Wenn auch nicht gerade viele Wookies in Cockpits von Frachtern saßen, aber egal. Sie konnten es und somit sollten sie auch berücksichtigt werden.

„In Ordnung“, seufzte Gavin. „Du willst die Geschichte hören, dann sperre mal deine Lauscher auf. Erst sollte ich eine Person von einer imperialen Welt holen, die sich später als Corellia herausstellte. Dann allerdings wurde daraus eine verfluchte Frachtkiste. Eine der Sorte, die die Republik unbedingt haben will und die das Imperium gerne unverzüglich wieder zurück haben will. Sie alle wollen sie – Ich habe sie. Da du ja so ein schlaues Ding bist, kannst du ja mal ausrechnen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist so eine Situation zu überleben." Gavin verschränkte wieder die Arme und bewegte den Sitz langsam ein wenig nach links und dann wieder nach rechts und wieder nach links und wieder nach recht. „Aber das war noch nicht alles. Als nächstes fügst du deiner Berechnung den Umstand hinzu, dass bei der Flucht von Corellia ein von imperialen Sturmtruppen umstellter, wie auch infiltrierter, Fabrikkomplex in die Luft flog. Genauer gesagt eine Lagerhalle mit hochexplosiven Chemikalien“, sprach er weiter und war ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, in einen doch recht markant sarkastischen Tonfall gewechselt. „Dann beachtest du bei deiner Berechnung noch den Fakt, dass Jace und Tasha so einige TIEs vom Himmel geholt haben und dass ich die Blockade durch einen Sternzerstörer durchbrochen habe und dessen Captain, Admiral oder was auch immer, mir wohl seine Degradierung zu verdanken hat, sofern man ihn nicht gleich ganz entsorgt hat.“ Mit zusammengekniffenen Lippen sah er die vor ihm stehende junge Frau an, ehe er sich mit der flachen Hand gegen die eigene Stirn schlug. „Jetzt hätte ich ja beinahe das Wichtigste vergessen“, lachte er trocken auf. „Bei dem Inhalt der Kiste soll es sich um ein Bauteil einer neuen imperialen Superwaffe handeln.“ Er senkte leicht seinen Kopf, ehe er ihn langsam anfing zu schütteln. „Wenn du jetzt auf eine Überlebenswahrscheinlichkeit von über 0 kommst, dann hast du dich entweder verrechnet oder aber bist doch nicht so schlau wie du gedacht hast.“ Ok, das waren jetzt ziemlich harte Worte gewesen, aber offenbar gab es keine andere Möglichkeit um sie dazu zu bewegen, so schnell wie möglich das Weite zu suchen, als die harte und gnadenlose Wahrheit. Aber trotzdem taten ihm diese Worte doch irgendwie leid. Es war nicht fair ihr jetzt einfach so die Fakten an den Kopf zu knallen und ihr dann auch noch aus ihrem Nicht-Wissen einen Strick zu drehen.

„Die Republik weiß, dass ich die Fracht habe und bis das Imperium dahinter kommt wird es auch nicht mehr lange dauern“, kam es dann ruhiger und in einem entschuldigenden Tonfall von ihm. „Sobald sie es wissen dann – Nun du weißt genau mit welchem Abschaum sie ihre Geschäfte machen. Ria, mir wird bald die ganze Galaxis auf den Fersen sein und hinter jedem her sein, der mir auf irgendeine Art und Weise geholfen hat. Ich hab Tasha und Jace schon auf die obersten Plätze der Abschussliste gesetzt … Ich will dich da nicht auch noch stehen haben. Ist das wirklich so schwer zu verstehen, dass ich dich einfach nur schützen will?“ Er hatte schon zwei Personen, die ihm nahe standen, in Lebensgefahr gebracht. Er wollte nicht noch jemand dieser Gefahr aussetzen. Dazu kam, dass er noch keine Idee hatte, wie er Jace und Tasha von dieser Liste wieder herunter bekommen sollte und da konnte er sich einfach nicht auch noch Gedanken um noch jemanden machen.
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