#4
Gavin erhob sich von seinem Platz und zog im Vorbeigehen das Holster vom Tisch und band es sich um die Hüften. Er hoffte zwar, dass er sie nicht brauchen würde, aber auf Nal Hutta sollte man niemals unbewaffnet unterwegs sein. Außer natürlich man fühlte sich in der Opferrolle wohl.
„Was hast du denn jetzt schon wieder vor?“, erklang Jaces Stimme, der die Schritte im Gang gehört hatte.
„Dem Droiden mit den Teilen das Tor aufmachen natürlich“, antwortete Gavin und lehnte sich mit der Schulter gegen eine Strebe der Ausstiegsrampe.
Seufzend schüttelte Jace den Kopf, nachdem er seinen Captain mit wachsamen Blick angesehen hatte. „Halte dich einfach von Ärger fern in Ordnung?“, meinte er und glaubte zu wissen, was Gavin vorhatte.
„Ich? Was kann ich dafür, dass er mir ständig folgt?“
„Du-“, 'weißt genau was ich damit meine', führte Jace den Satz in seinem Kopf zu Ende und beließ es stattdessen nur bei einem. „Machst eh was du willst.“
Müde grinsend tippte sich Gavin mit zwei Fingern als Abschied an die Schläfe und stieg dann die Rampe der Legacy nach unten. Er wusste genau, dass Jace wusste, was er vorhatte und er wusste auch, dass Jace wusste, dass er wusste, dass Jace es wusste. Wenn man so viele Jahre auf engstem Raum zusammen verbrachte, im wahrsten Sinne durch gute und viel mehr durch schlechte Zeiten ging, dann verstand man einander irgendwann einfach. Man brauchte keine Worte mehr, sondern ein einziger Blick reichte um die ganze Gedankenpalette sofort zu wissen. In vielen Fällen war das natürlich absolut von Vorteil, aber es gab auch durchaus Situationen, in denen es eher zum Nachteil war. Hin und wieder gab es eben einfach Dinge, von denen man nicht wollte, dass man sie einem sofort an der Nasenspitze ansah, aber das konnte er sich bei seiner Crew wohl bis in alle Ewigkeit abschminken. Sie würden ihn immer durchschauen.

Er gab den Zugangscode in das Panel neben der Türe ein, welche sich daraufhin mit einem leisen Zischen öffnete und trat in den schmalen Gang, der nach draußen führte. Auch wenn die Landebucht der Legacy am äußeren Rand war, so war hier draußen mehr los, als ihm gerade lieb war. Sein Blick glitt wachsam, aber dennoch absolut zufällig über die an ihm vorbeigehenden Gesichter, doch keiner interessierte sich für ihn oder den Bereich, aus dem er gerade gekommen war. Auch wenn alles bisher unauffällig war, so bedeutete das für ihn nicht, dass er sich in Sicherheit wägen konnte. Auf Nal Hutta trieben sich eben nicht nur Abschaum herum, der von Nichts eine Ahnung hatte oder Anfänger, die aus der Masse herausstachen wie die Neonreklame auf Nar Shaddaa. Auch Koryphäen verschlug es immer mal wieder nach Nal Hutta und denen galt es aus dem Weg zu gehen. Er hatte nämlich nicht vor sich hier ein großes Fadenkreuz auf den Rücken zu malen. Solange die Legacy nicht repariert war saßen sie hier fest und somit waren sie leichte Beute. Er konnte im Moment nur hoffen, dass die Reparaturen abgeschlossen waren, ehe fest stand, dass es sein Frachter gewesen war, der sich durch die imperiale Blockade geschossen hatte.

Die Hände locker über den beiden Blaster baumelnd bewegte sich Gavin am Rande des Geschehens auf die Landebucht zu, aus welcher das letzte Komsignal gekommen war. Er verschwand in dem Gang und warf einen Blick auf die verschlossene Türe. Es war nicht so, dass ihn eine verschlossene Türe aufhalten würde, aber es würde bestimmt auch eine andere Möglichkeit geben. Er war gerade dabei sich das Panel genauer anzuschauen, als ein Quietschen an sein Ohr drang und seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Nicht weit von ihm entfernt erhob sich ein großes Tor, unter welchem ein Lastendroide erschien.
„Volltreffer“, murmelte er und schlüpfte unter dem sich wieder schließenden Tor hindurch. Sein Bauchgefühl hatte ihn nicht getäuscht und vor ihm erhob sich in der Tat Rias Frachter. Er kannte ihren Frachter und er wusste genau, wie er sich ihm nähern musste, um von ihr nicht frühzeitig entdeckt zu werden. Leisen Schrittes schlich er die Rampe nach oben und weiter durch den Frachter in Richtung Cockpit.
„Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet“, sprach er mit ruhiger Stimme und lehnte sich mit der Schulter an die Wand des Durchgangs, wohl wissend, dass er damit den Ausgang versperrte. „Dass du uns hilfst.“ Er hatte sich zugegeben die ganze Zeit gefragt, warum sie zugesagt hatte ihnen zu helfen, aber eine Antwort hatte er bisher noch nicht gefunden.
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