#8
Je mehr Mytria die Macht kannte, sie verstand sie noch nicht, fürchtete sie jene treibende Macht im Universum. Sie mochte als Gedicht erscheinen, war aber oft dröhnender Gesang, der die Dinge verband. Ein Gesang des Lebens, der nicht für jeden schön klang. "Ich spüre die Macht und das macht mir Angst, Meisterin. Ich spüre, wie ich den Kontakt zu meinen Gedanken verliere; ich verliere das Gespür für meine Seele, obwohl ich auch diese kalte Stärke spüre, die sich meiner Gedanken bemächtigt. Sie fordert ein, nimmt mich in Besitz aber lässt nur diese Angst zu," versuchte sich die sehr junge Frau weiter zu erklären. Mytria wollte sich nicht mehr verstellen. In gewisser Hinsicht war auch sie eine Ausgestoßene, wie einst Saanza. Beide Frauen verband dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Etwas stimmte nicht mehr in dieser Galaxis und ja ihr Gegenüber hatte Recht. "Ja, ich spüre, dass etwas nicht mehr im Gleichgewicht ist aber...," suchte sie Worte und blickte auf ihre Hände herab, die zu ihrem Dank von Saanzas Händen schützend umschlossen worden. Für einen Moment fühlte sich Mytria nicht mehr fortgerissen in einem endlosen Strom. Nicht mehr eingesperrt in diesen Gefühlen, die sie nicht beschreiben konnte. "... aber... aber...," sortierte sie ihre verlorenen Gedanken.

"Was ist, wenn es niemals ein Gleichgewicht gab?" Ein ängstlicher Gedanke, der wie ein Dolch in ihrem Schädel bohrte und endlich auf den Punkt brachte, was sie am meisten fürchtete. Dass es niemals ein Gleichgewicht für sie gab. Niemals wirklich Frieden oder eine Ankunft in einem selbstbestimmten Leben. Mytria war getrieben von dieser schleimigen Furcht, die triefend durch jedes Wort, jeden Atemzug und jeden Hauch fuhr. Nein, sie verstellte sich nicht mehr. Sie ließ sich durchschauen und die Mauern brachen ein, die ohnehin längst brüchig waren. "Der Jedi Kodex ist schwer in den Alltag zu übertragen, Meisterin. Es fällt mir schwer, ihm zu folgen, durchzuführen und mich anleiten zu lassen, weil ich nur diesen Konflikt wahrnehme. Es fühlt sich ungemein schwer an, da die ganze Welt um mich herum in einem frostigen Glanz zu brennen scheint," sagte die Jedi Schülerin sehr leise, so als ob es ihre eigene Schande wäre. Mytria fühlte sich dafür schuldig, dass es nicht gelang und das sie der Macht so ausgeliefert war. Sie wollte endlich Kontrolle zurück, dabei hatte sie niemals Kontrolle in ihrem Leben gehabt. Sie war stets von Außen bestimmt worden, was ihre Werte waren, ihre Standards und auch Ideale, keimten nicht in ihr, sondern außerhalb von ihr in der Gesellschaft oder unter den Außenstehenden. Sie wollte hineinpassen, sich fügen und einfügen in eine Welt, damit sie sich nicht mehr so allein fühlte. Diese dunkle Einsamkeit war der Fluch ihres Lebens und machte sie stets zu einer Verstoßenen. Denn niemals konnte eine Kopie den Wert eines Originals erreichen. Sie hatte nichts, was sie selbst war und war somit immer ausgeliefert.

Mytria ahnte längst, dass sie jene Stärke finden musste und endlich einen Pfad für sich betreten sollte. Doch sie war so furchtbar unsicher, so zweifelnd und vergiftet mit dieser Bürde, mehr sein zu wollen als das hier. Sie musste mehr sein, damit die Leere nicht zu groß wurde. Saanza machte einen fairen Vorschlag. Einen Vorschlag, den Mytria zu gerne aufnahm, um für wenige Stunden diesem Frost zu entkommen, der an diesem Ort zu hausen schien. Dennoch lächelte Mytria nicht. Sie verblieb in diesem stillen Zustand für einen Atemzug, bis sie schließlich antwortete: "Wir können nach Theed. Es gibt dort eine tolle Straße mit Geschäften und schönen Cafes!" Ja, das mochte sie. Weltlichkeit. Bodenständigkeit und vielleicht etwas anderes als den stetigen Ernst der Jedi, der sie noch nicht vollens erreichte.
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