#7
In den zögerlichen Worten des Mädchens schwang ein Wiedererkennen mit. Sie wusste vielleicht nicht, wie sie die Dunkle Seite selbst in Worte fassen sollte, doch Mytria hatte sie ohne jeden Zweifel bereits erfahren. Für viele – dies traf im Praxeum vor allem auf die jüngeren Schüler zu – war dieser finstere Aspekt der Macht nicht mehr als ein Schauermärchen. Ein eindeutig böses Monster, vor dem man andere beschützen und dem man sich entgegenstellen musste. Sie Wahrheit war wie immer um so einiges komplizierter, auch wenn Saanza die Methoden der Dunklen Seite niemals gutheißen konnte. Doch nicht jeder, der ihr anheimfiel, war automatisch ein Monster. Nicht jeder. Manche … schon. Die Jedi-Ritterin nickte zu Mytrias Anmerkung, dass die Dunkle Seite wirklich war. Wollte den Gedankenfluss der Schülerin nicht unterbrechen, die nun endlich Worte zu finden schien. Saanza war gut darin, zu reden – aber wenn es nötig war, konnte sie auch zuhören.

Das Eis in Mytrias Herzen brachte sie zum Zittern und schmolz zu Tränen, die nun aus den Augen des Mädchens rannen. Saanza umschloss die kühlen Finger der Schülerin mit ihren eigenen. „Doch, du hast sie. Auch wenn du es vielleicht noch nicht weißt.“ Saanza schloss für einige Momente die Augen und streckte ihre geistigen Fühler aus. Durch die körperliche Berührung fiel es ihr umso leichter, einen Blick auf Mytrias Aura zu werfen, die in der Macht flackerte und sang. „Die Macht ist stark in dir. Darum spürst du auch so deutlich, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten ist.“ Saanza öffnete ihre Augen wieder und sah sich nachdenklich im Raum um. Doch was sie suchte, war unsichtbarer Natur und es war niemand da, um der Jedi ihre unausgesprochene Frage zu beantworten. Sie musste für sich selbst entscheiden, ob ihre folgenden Worte eher nützen oder weiteren Schaden anrichten würden.

„Du glaubst, dass die Dunkelheit dich erdrückt und dass es keinen Ausweg gibt. Dass du die einzige Person bist, die so fühlt und dass niemand dich versteht. Aber das ist nicht wahr.“ Ein trauriges, fast bitteres Lächeln glitt über ihre Züge. „Es gab eine Zeit, in der ich der Dunklen Seite selbst sehr nahe war. Nicht, weil ich es wollte. Aber auch ich habe keinen Ausweg gesehen – bis mich jemand den Jedi-Kodex lehrte. Du hast ihn bestimmt schon einmal gehört, oder?“ Wenn Mytria ihn noch nicht im Gedächtnis behalten hatte, war Saanza mehr als bereit, ihn noch einmal zu rezitieren. „Vielleicht wäre es das Beste, diesen Ort für eine Weile zu verlassen“, setzte die Jedi nach kurzem Zögern fort. „Frische Luft schnappen, wenn du so willst, um einen klaren Kopf zu bekommen.“ Das Praxeum hinter sich zu lassen, in dem so furchtbare Dinge geschehen waren. „Gibt es einen Platz außerhalb des Jedi-Anwesens, an dem du dich gerne aufhältst? Wir könnten auch einfach ein wenig spazieren gehen und sehen, wohin es uns führt.“ Nach ihrer langen Reise hatte Saanza nichts dagegen, sich wieder auf festem Boden die Beine zu vertreten.
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