#6
Mytria wollte anderen vergeben. Wirklich echte Vergebung zeigen, doch fiel es der jungen Frau sehr schwer, da viele Kränkungen sehr tief in ihrer Persönlichkeit verankert waren. Teile ihrer Persönlichkeit waren erst durch diese Prägung entstanden und Vergebung würde sie derartig verändern, dass sie nicht mehr die bekannte Mytria war. Mytria fürchtete sich davor, zu vergeben und zu vergessen. Saanzas Worten konnte sie zwar folgen aber es mangelte der jungen Anwärterin an Verständnis, denn was die Jedi von ihr verlangte, grenzte an Selbstaufgabe. Mytria musste wesentliche Teile ihrer Lebenserfahrungen verarbeiten und den einstigen Peinigern vergeben, um ihren Frieden zu finden. Doch Mytria brauchte keinen Frieden, sondern wollte Erlösung. Sie wollte aktiv etwas erringen, was scheinbar unmöglich war. Niemand wurde erlöst von seinen Erfahrungen, sondern konnte nur Frieden finden. Frieden war etwas, was Mytria nur mühsam verstehen konnte. Die dunkle Seite schien sich ihr leichter zu erschließen, da sie eindringlich ihrer Angst folgte und stets eine einfache Lösung anbot.

"Die dunkle Seite?"- fragte die Jedi Anwärterin vorsichtig, um dieses Monster nicht herbei zu rufen. "Ich habe davon gelesen aber die Beschreibungen gehen immer sehr weit auseinander," versuchte sie sich selbst in die Erklärung einzufinden, die ihre Ausbilderin anbot. "Du beschreibst sie anders als Meister Skywalker. Für euch beide scheint sie aber durchaus real," ordnete Mytria ein und gab sich selbst die Chance, eine Erkenntnis zu entfalten. "Ich spüre diese dunkle Seite sehr deutlich. Sie ist immer da. Hier, gerade, jetzt...," schüttelte sie heftig und erschreckt ihren Kopf. Diese Kälte wuchs, ließ sie zittern und die Augen mitsamt Pupillen in Angst erstarren. Die langen Haare umspielten bei dieser Bewegung ihr Gesicht, fast so als ob sie das Angesicht der erschreckten, gar fürchtenden Mytria verbergen wollten. "In jeder Erinnerung, an diesem Ort....alles ist durch sie durchdrungen. Ich habe Angst, Meisterin," stammelte sie zusammen und zeigte Saanza ihre beiden Handflächen mitsamt den eleganten Fingern, die wütend zitterten und nicht mehr ruhig waren. "Ich weiß nicht, was ich tun kann. Ich spüre diese wachsende Wut und diese Angst. Ich will das nicht mehr... Ich will das nicht mehr...," wurde sie lauter und salzige Tränen fielen bitter über ihre Wangen. "Ich habe diese Stärke nicht. Ich finde sie nicht...," schluchzte sie und ließ die Hände herabsinken, während sie mit Mühe atmen konnte. Ihre Lungen schienen beschlagen mit Blei. Mytria zweifelte an sich selbst. Dies hatte sie stets getan.
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