#5
Mytrias Körperhaltung strafte ihre Worte Lügen. Doch in dem Gesagten schwang eine fast verzweifelte Hoffnung mit, dass Saanza ihr Leid lindern konnte. Ihr einen Weg aufzeigen konnte, damit umzugehen. Es gehörte zu Saanzas Aufgaben als Jedi-Ritterin, andere vor der Dunkelheit zu bewahren. Wenn sie nicht einmal einer Schülerin helfen konnte, wie sollte sie dann…? „Ich kann so nicht weitermachen. Es muss einen anderen Weg geben! Das bin nicht ich, so will ich niemals sein!“, hörte sie ihr jüngeres Ich sagen und verkrampfte bei dem Gedanken an den Mann, der diese Worte gehört und sie danach getröstet hatte. Er hatte Saanza den Jedi-Kodex gelehrt, der sie seitdem immer begleitete. Für einen Außenstehenden waren es vielleicht nicht mehr als leere Worte, doch für einen Jedi hatten sie eine ganz besondere Bedeutung. Die Hüterin der Hellen Seite hatte genug Schatten gesehen, um die Gefahr zu begreifen, die von der Dunklen Seite ausging. Negative Gefühle, persönliches Begehren und Ignoranz waren um vieles gefährlicher, wenn sie von einem Machtbegabten ausgingen. Sie verwandelten den ruhigen Fluss der Macht in einen reißenden Strom und zogen einen immer weiter in die Tiefe. Nur, wer in sich ruhte, konnte dem schwarzen Wasser widerstehen.

„Die Dunkle Seite hat viele Gesichter. Sie zeigt sich in Zorn und Hass, so wie Lee ihn gespürt hat. Aber auch in Angst und Trauer. In unseren schwächsten Momenten flüstert sie uns zu und will uns einen leichten Weg zeigen. Eine Möglichkeit, den Schmerz zu beenden und es denen heimzuzahlen, die ihn verursacht haben. Doch es ist eine Lüge. Wenn der Staub sich lichtet, bist du allein. Und der Schmerz ist noch immer genau so groß wie vorher. Um der Dunkelheit zu widerstehen, musst du einen Anker finden, an dem du dich aufrichten kannst. Aber nicht in anderen.“ Wieder schüttelte die Jedi den Kopf und sah Mytria eindringlich an. „In dir selbst.“ Saanza legte eine Hand auf ihr Herz. Noch immer konnte sie dort einen Schatten spüren. „Deine Freunde und deine Familie können dir Halt bieten. Aber du kannst dich auch mit ihnen zerstreiten, an ihnen zweifeln oder sie verlieren.“ Wie oft war ein Jedi an die Dunkle Seite gefallen, weil sein Vertrauen erschüttert worden war oder er einen geliebten Menschen verloren hatte? Auch Lee hatte dieses Schicksal ereilt. Er und Saanza hatten sich zu eng aneinander gebunden und der Jedi-Ritter hatte den Preis dafür bezahlt. „Darum musst du aus dir selbst Kraft schöpfen. Dann wird die Dunkelheit nie Macht über dich gewinnen.“
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