#3
„Für mich ist es wichtig“, erwiderte Saanza mit tränenschwerer Stimme. Dennoch wich das sanfte Lächeln nicht aus ihrem Gesicht. Wäre ich eher wieder hier gewesen, hätte Lee nicht fortgehen müssen. Dann wäre er jetzt noch am Leben, genau wie die anderen, und im Praxeum wäre nicht solches Leid geschehen. Die Last der Leben, die sie direkt oder indirekt auf sich geladen hatte, lastete schwer auf den Schultern der Jedi. Umso wichtiger war es, aufrecht zu stehen und den Weg weiterzugehen, den man ihr ermöglicht hatte. Ein Weg, an dessen Ende Licht und Frieden liegen würden. Doch im Moment war er in tiefe Schatten gehüllt, die sich bis ins Herz der kleinen Jedi-Enklave zogen. Es war ein Irrglaube, dass sich Saanza mit der Abreise von Thule Anthornys Wirkungskreis entzogen hatte. Er hatte sie entkommen lassen, hatte ihr das Gefährt nach Naboo zur Verfügung gestellt. Der Imperator war es gewesen, der Lee zu diesem Anschlag verleitet hatte. Seine Macht hatte das Praxeum erreicht und es hätte nie so weit kommen dürfen…

„Ich bin auch froh, wieder hier zu sein. Das hier ist mein Zuhause, ihr seid meine Familie. Dennoch… Ich wäre gerne unter besseren Vorzeichen wieder hier gewesen.“ Nun verschwand das Lächeln doch und fast beschämt senkte die Jedi den Kopf. Spiegelte damit Mytrias Gesten, deren Anspannung in der Macht zu hören war wie klirrendes Glas. Die letzten Tage konnten für das blauhäutige Mädchen nicht leicht gewesen sein. Fragte sich nur, wie lange diese Tage schon andauerten. Mit einem meditativen Atemzug ließ Saanza die Gefühle ihres Gegenübers durch sich hindurchfließen und akzeptierte das Klirren ihrer eigenen gesplitterten Seele als Reaktion auf Mytrias Emotionen. Vielleicht war genau diese Gemeinsamkeit der Zugang, den sie zu der Jedi-Anwärterin benötigte.

Sanft und leicht legte Saanza ihre Hände auf Mytrias und lächelte das Mädchen von unten an. Ihr Blick war von Mitgefühl und Bedauern gezeichnet. „Das glaube ich dir. So etwas hätte an diesem Ort nicht geschehen dürfen. Unsere Aufgabe wäre es gewesen, euch davor zu beschützen. Es ist verständlich, dass du Angst hast. Aber dieses Gefühl darf dich nicht beherrschen. Angst ist wie ein Käfig.“ Sie dachte an ihre Zeit auf Byss zurück. An den Schrecken, den die bloßen Lebensumstände in ihr ausgelöst hatten. Lieblos und grausam waren die Zeiten gewesen, bis sie Lucian begegnet war. Seine Gegenwart hatte den Schmerz gelindert und ihr Hoffnung gegeben – um dann in einer anderen Art von Schrecken zu enden. „Er beschützt dich, für eine Weile. Doch dann wird er dein Gefängnis. Und weil du ihn selbst geschaffen hast, lernst du, in ihm zu leben. Aber das ist nicht der richtige Weg.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht für einen Jedi, für niemanden. Leid ruft immer nur noch mehr Leid hervor. Aber sich davon zu lösen, ist nicht einfach. Das weiß ich.“
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